Gerade bewirbt die Wirtschaft, Tourismus und Marketing GmbH der Stadt Kleve (WTM) den „Schwantastischen Adventszauber“, ein Stadtfest, das Bürgern und Besuchern zu Beginn der Weihnachtszeit einen verkaufsoffenen Sonntag beschert – und der wiederum soll dazu beitragen, dass Geld in die Kasse des innerstädtischen Handels fließt. Doch diesmal ist alles anders, denn nicht jedes Klever City-Geschäft darf bei dem Event am 1. Dezember mitmachen. Die Inhaber der ausgeschlossenen Geschäfte sind – wenig überraschend – vergrätzt.
In der Mail von WTM an die Händler heißt es: „Von 13 bis 18 Uhr wird ein reges Treiben in der Klever Innenstadt in der Fußgängerzone erwartet. Allen Geschäften im Veranstaltungsbereich Herzogbrücke bis Fischmarkt inkl. Kavarinerstraße und Gasthausstraße ist die Sonntagsöffnung gestattet. Wir freuen uns daher, wenn Sie Kunden in Ihrem Ladenlokal im Zeitraum von 13 bis 18 Uhr willkommen heißen. Für die Geschäfte, die sich außerhalb des o.g. Veranstaltungsbereichs befinden, ist die Öffnung leider nicht zulässig. Dies betrifft dieses Mal leider auch die Hagsche Straße.“
Das heißt: Die Buchhandlung Hintzen darf nicht öffnen, Exclusivmoden Hopmans nicht, und auch nicht Wein Peters, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Besonders kurios ist die Situation für das Optikgeschäft Bremer an der Lohstätte: In der Gasthausstraße dürfen die Geschäfte öffnen, der gleich um die Ecke gelegene Fachhändler aber nicht – weil der Eingang zur Straße Lohstätte liegt.
Wie absurd ist das denn, möchte man meinen. Doch die Lage ist kompliziert, und spiegelt vielleicht sogar ein wenig das Deutschland des Jahres 2024 wider. Der Veranstalter des Stadtfestes, die WTM GmbH, sieht sich in einer unglücklichen Rolle. „Es liegt nicht an uns“, so Kristina Janssen (WTM). „Das Ganze ist eine höchst bürokratische Angelegenheit.“
Die Vorschriften für Stadtfeste sind kompliziert. Es muss eine zusammenhängende Fläche bespielt werden – mit einem Trödelmarkt, einer Autoschau, mit Vereinspräsentationen, Straßenmusikern oder sonstigen Vagabunden, womit auch immer. Dann dürfen die Geschäfte, in denen diese zusätzlichen Attraktionen stattfinden, öffnen. Die Öffnung eines Geschäfts selbst hingegen zählt nicht als Attraktion. Für den „Schwantastischen Adventszauber“ werden die Organisatoren eine Rodelbahn in die Stadt holen, eine Bahn zum Eisstockschießen für Kinder sowie einen Laufsteg in die Gasthausstraße.
Doch WTM hat für den verkaufsoffenen Sonntag nur einen Etat von 15.000 Euro. Das Geld ist schnell verbraucht, weil beispielsweise auch Gema-Gebühren und die Veranstaltungstechnik bezahlt werden müssen. „Deshalb mussten wir das Gebiet beschränken“, so Janssen. Es reiche auch nicht, beispielsweise punktuell einen Künstler in die Hagsche Straße zu setzen – es müsse dann der gesamte Verlauf der Straße bis zum Markt Linde bespielt werden. Dafür reichten die Ressourcen nicht.
Vor einer lückenhaften Ausdehnung des Veranstaltungsgebiets scheuen die Organisatoren zurück, weil die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di das Geschehen sehr genau kontrolliert und in eigenem Ermessen Verstöße anmahnen kann. Für den Fall, dass solche Verstöße festgestellt werden, befürchtet die Klever Marketing-Gesellschaft in Zukunft noch strengere Kontrollen – was die Ausrichtung weiterer Stadtfeste erschweren würde. Janssen hofft allerdings, mit ihrem Team noch kreative Lösungen für die bisher ausgeschlossenen Geschäfte zu finden.
„….weil die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di das Geschehen sehr genau kontrolliert und in eigenem Ermessen Verstöße anmahnen kann.“
Es nimmt immer absurdere Ausmaße an, dieses sich gegenseitig ins Knie schießen.
Das Ganze ist nicht schwantastisch.
Da hätte ich einen langen Freitagabend und Samstag mit verschiedenen Aktionen besser gefunden, für alle Händler.
Wichtiger als einen Teil der Innenstadt zu einem Kinderspielplatz zu machen, wäre es gewesen, die Gemeinschaft der Händler zu gewährleisten. Auch im Hinblick auf künftige gemeinsame Aktionen.
Der WTM kann sich nicht auf bürokratische Regeln zurückziehen (die auch nicht ganz sinnlos sind).
Bei zu wenig Geld für alle, sollte es nie heißen: dann nur ihr. Das weiß doch jedes Kind.
Wieder so ein Beispiel, mit dem deutlich wird, wie die Inszenierung von Vorschriften ins ad absurdum geführt werden. Der Reglementierungs- und Sanktionierungswahn in unserem Land hat inzwischen ein unerträgliches Maß angenommen. Wer lässt sich sowas einfallen und warum? Hat all das noch mit Ordnung und Sicherheit zu tun – diese beschriebenen Reglementierungen, die WTM nun in die Knie zwingt?
Hier wird einmal mehr die kommunale Selbstverwaltung „von außen“ beschnitten. Ein weiterer Schwachpunkt unseres freiheitlichen Systems, auf das wir doch alle so stolz sein sollen.
„Schwantastischer Adventszauber“ … hat da jemand ChatGPT bemüht?
ChatGPT hätte noch alternative Namensvorschläge gehabt:
„Schwanenzauber im Advent“
„Schwanenmagie zur Adventszeit“
„Schwanenfunkeln im Advent“
„Adventlicher Schwanenglanz“
„Schwanenhafter Adventszauber“
„Schwanenträume im Advent“
„Schwanentanz durch die Adventszeit“
„Schwanensee der Adventsmagie“
„Schwanenzauber im Adventslicht“
„Schwanenweiß und Winterzauber“
„Schwanenwinter voller Adventsglanz“
„Schwanengleich durch den Advent“
„Schwanenweiße Winterträume“
„Schwanenglanz und Adventsfreuden“
„Schwanenlicht und Schneeflockenzauber“
„Schwanenflügel durch den Advent“
„Schwanenwinter voller Lichterglanz“
„Schwanentanz im Adventslicht“
„Schwanenträume im Weihnachtsglanz“
„Schwanenfeder und Winterzauber“
„Im sanften Schwanenzauber des Advents“
„Schwanenträume im Adventszauber“
„Adventszeit im Schwanenglanz“
„Schwanenpoesie des Advents“
„Schwanenflug durch den Advent“
„Schwanenweiße Adventsfreude“
„Schwanenzauber und Weihnachtsglanz“
„Adventsschimmer im Schwanenlicht“
„Schwanenhafter Adventszauber“
„Schwanenträume im Winterwunder“
„Schwanengleich im Adventszauber“
„Schwanenstille im Advent“
„Schwanenflair und Wintermärchen“
„Im Schwanenlicht des Advents“
„Schwanenzauber im Adventsgefunkel“
„Schwanenweiße Winterträume“
„Schwanenglanz und Adventsfreuden“
„Schwanenlicht und Schneeflockenzauber“
„Schwanenflügel durch den Advent“
„Schwanenwinter voller Lichterglanz“
„Schwanentanz im Adventslicht“
„Schwanenträume im Weihnachtsglanz“
„Schwanenfeder und Winterzauber“
„Im sanften Schwanenzauber des Advents“
(und das sind längst noch nicht alle)
Die meisten sind natürlich gaga… aber doch sehr kreativ
Liegt es auch an der „Angst vor Kontrollen“, dass Mitarbeitende sich selbst an solchen Tagen kein Bild machen und einer solchen „Veranstaltung“ fern bleiben? Vielleicht sollte es den oder zumindest einigen Mitarbeitenden der WTM GmbH mall nahegelegt werden sich eine solche „Veranstaltung“ selbst anzusehen um sich selbst ein Bild machen zu können.
Warum macht man die zusätzlichen Attraktionen nicht schon den Samstag davor, für alle, als Vorfreude auf Advent?