Anfang der Woche erschien das von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Kleve herausgegebene Magazin CLEVER Business, vom einen oder anderen in der Stadt auch etwas argwöhnisch als „His master’s voice“ tituliert, vielleicht nicht ganz daneben gegriffen angesichts von Seiten mit der Überschrift „Theo Brauer besucht…“ Wie dem auch sei, im Heft findet sich eine Geschichte mit der ganzseitigen Optik eines vielgliedrigen Weichensystems, dazu passend die Überschrift: „Jetzt die Weichen stellen!“ In dem Artikel ging es dann aber überraschenderweise nicht um die ausbaufähige Bahnanbindung, sondern um die nach Ansicht der Wirtschaft unzureichenden Autobahnanschlüsse der Stadt. Aktuell sind es 15 bis 17 Minuten, der Unternehmer von der Stadtmitte aus bis zur A3 oder A57 benötigt — ob das wirklich so gravierend ist, darüber kann man vermutlich lange streiten.
Später im Text wird dann ein fast schon vergessenes Projekt ausgegraben: „Der Ausbau der Querspange hätte sicherlich Priorität, denn diese Verkehrsmaßnahme könnte noch ein ganz anderes Problem lösen, das wie ein Damoklesschwert über Kleve hängt: Was passiert, wenn die zwei Brücken am Klever Ring nicht mehr befahren werden dürfen? (…) Theo Brauer: ,Wenn wir nicht rechtzeitig eine Lösung finden, könnte es ein böses Erwachen geben. Dann geht gar nichts mehr.`
Ein böses Erwachen gab es heute Morgen aber erst einmal für den Bürgermeister selbst — beim Blick in die NRZ. Dort findet sich im Lokalteil eine Überschrift, die sich wie einem Gegendarstellung zum unheilsschwangeren Bericht in Brauers Magazin liest: „CDU: Querspange kein Thema“. Der Autor referiert über eine Sitzung des CDU-Ortsverbandsvorstands Rindern-Keeken-Donsbrüggen, in der Konsens darüber geherrscht habe, das Thema Querspange erst nach der Fertigstellung der Ortsumgehung Kellen wieder auf die Tagesordnung zu setzen — also frühestens 2016! Im Text heißt es: „Erst nach deren Inbetriebnahme, der Stadtverbandsvorsitzende Jörg Cosar, der an der Sitzung teilnahm, sollte überlegt werden, wie man mit den Verkehrsproblemen der Stadt umgeht. (…) In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage diskutiert, ob die Brücke über die Spyckstraße wegen ihres schlechten baulichen Zustands in der Zukunft noch benötigt würde.“
@Rainer:
>Und genau das, ist nicht vorgesehen!
Das ist mir natürlich bekannt. Wär ja auch zu schön, wenn die pseudochristlichen Asphaltfetischisten im Klever Rat- und Kreishaus nur mal einen Moment lang Vernunft annehmen würden. Scheinen aber (diesbezgl.) unbestechlich zu sein….
🙂
@Lohengräm
„Voraussetzung dafür wäre aber der komplette Rückbau der B9 ab Wasserburgallee bis zur Einmündung der Querspange, so dass auch die Parkanlagen dann komplett und strassenfrei wiederhergestellt wären. Die Querspange darf nicht zusätlzich zur B9 kommen, sondern als Ersatz.“
Und genau das, ist nicht vorgesehen! siehe auch: http://www.querspange-nein.de
Im Ãœbrigen glaube (!) ich, dass der Individualverkehr in Zukunft eher an Bedeutung abnimmt.
Nachlassende Kaufkraft und verändertes Status-Denken sprechen u. a. für einen vermehrten Einsatz von ÖPN, Fahrrad, Fahrgemeinschaften o. ä..
Sollte sich das eAuto durchsetzen, reduziert sich auch die Lärmbelastung.
Statisches Denken führt m. E. beim Thema „Verkehr“ in eine Sackgasse.
@rd
Neee, -genau das würde ich nicht sagen.
Wer vor 50 Jahren an die Emmericher Str. gezogen ist, hat bestimmt nicht mit diesem Verkehr gerechnet. (Siehe z.B. ehemals heimat-kleve.de, die Bilder von der Strasse Richtung Emmerich)
Und wiederum für andere nicht so betuchte Leute entsteht ja nun auch der Zwang, in Wohnungen in möglicherweise sehr unattraktiver Lage ziehen zu müssen.
Ich finde nicht, dass die automatisch dazu verdammt sind, den Lärm der bessergestellten SUV-Besitzer ertragen zu müssen.
@Lohengräm Weiß man aber in der Regel, wenn man da wohnt 😉
Da denkt man bestimmt anders drüber wenn man selber an der Gruft oder an der Emmericher Str. wohnt…..
@Lohengräm Zweifelsohne interessante Gedanken. Allerdings wird m. E. in der Diskussion der grundsätzliche Sinn von Straßen immer etwas stiefmütterlich behandelt: Sie sind dazu da, irgendwo hin zu kommen, nicht irgendwo drumherum zu führen.
Als ehemaliger Rinderner und Banhfreund bin ich eigentlich gegen jede Art von weiterer Asphaltierung und Versiegelung der Landschaftsflächen. Besonders die Eichenallee (und die Bahnlinie) habe ich in sehr schöner Erinnerung.
Allerdings ist die Querspange die allereinzigste Strassenplanung, die ich ein bischen nachvollziehen kann, auch wenn sie wieder Raubbau an der Landschaft darstellt.
Aber da die K3 in den achziger Jahren nun mal gebaut wurde, würde die Verlängerung über die Querspange in der Tat einen sinnvollen Abschluss des Klever Rings darstellen und unnötigen Durchgangsverkehr aus Kleve heraushalten.
Voraussetzung dafür wäre aber der komplette Rückbau der B9 ab Wasserburgallee bis zur Einmündung der Querspange, so dass auch die Parkanlagen dann komplett und strassenfrei wiederhergestellt wären. Die Querspange darf nicht zusätlzich zur B9 kommen, sondern als Ersatz.
Rindern stört die Querspange eigentlich nicht, da die Strasse ausserhalb des Dorfes verläuft. Im Gegenteil würde die Querspange zu einer teilweisen Beruhigung der Kekkener Str. führen, da durch die notwendige Einmündung der Keekener Str. in die Querspange auf der Keekender Str. insbesondere am Wohnbereich Havik nicht mehr so gerast werden kann.
Allerdings gibt es auch eine Reihe von Problemen:
1.) Die B9 ist Bundesstrasse, es obliegt also dem Bund, die Strasse im Bereich des Tiergartens zurückzubauen (zu wollen).
2.) Die Querspange kreuzt die Bahnlinie niveaugleich, was eine Reaktivierung der Bahn sicher erschweren würde. Zwar kann der Bund/Land nach wie vor ohne Rücksprache mit der Stadt oder dem kreis Kleve den Eisenbahnverkehr wiederaufnehmen, – (wobei die Stadt Kleve ohne Wenn und aber verpflichtet wäre, eine Schrankenanlage an der Bensdorpstr. auf eigene Kosten (!) aufzustellen, sowie der Draisinenverkehr schadenersatzlos wegfallen würde) – aber politisch dürfte dies sicher schwierig werden gegen die Flughafenbetonköpfe vom Niederrhein.
Die Bahnkreuzung übernimmt momentan die Brücke über die Spyckstr. Inwieweit man die Brücke da einfach abreissen kann, weiss ich nicht. Ich vermute mal, dass sich das Eisenbahnbundesamt wenn überhaupt nur auf einen Vertrag a la Benddorpstr. mit der Stadt einlassen würde, – also Verpflichtung der Stadt Kleve im Falle einer Reaktivierung (die wie gesagt ohne sie beschlossen werden kann) eine Schrankenanlage aufzustellen und den Einbau des fehlenden Gleiskörpers zu bezahlen.
3.) Es ist nur eine Frage der Zeit, dass die Donsbrügger dann irgendwann auch auf eine Umgehung pochen. Und möglicherweise irgendwann auch die Nütternder.
Damit wäre das Thema B9n wieder aktuell. Ob der Bund da aber mitspielt oder ob es eine „K3n“ unter Belassung der B9 geben würde, wäre sehr interessant zu hinterfragen. 🙂
@Eni
Dr. Rasch arbeitet still und effizient. Seine Aufgabe ist es nicht in der Presse zu glänzen.
Er legt wert auf die Selbstständigkeit der Wirtschaftsförderung und ein Stück Distanz zur Verwaltung.
Er geht im Gegensatz zu anderen Führungspersonen der Verwaltung respektvoll mit der Denkpause um. Er stellt sich den Fragen ohne rhetorische Diffamierung.
Zur Volksbank, welche schon vor seinem Antritt entschieden war, sagt er klar, dass er dies nicht für die optimale Lösung hält. Er kann diese Entscheidung aber nicht mehr zurückdrehen.
Im Industriegebiet hat er sich für Anträge von Unternehmen und gegen den Willen des Planungsamtes positioniert. Dabei hat er die Interessen der Unternehmen durchgesetzt.
Er ist weit von der Lakaienrolle eines Neswadba entfernt.
Er wird auch die Schwere des Anwaltsschreiben aus Münster verstehen und im Interesse der Klever Geschäfte eine Empfehlung in Richtung Verwaltung abgeben.
Es ist schon erstaunlich: Von unserem Wirtschaftsförderer Dr. Joachim Rasch hört und sieht man wenig bis fast gar nichts. Er macht wohl seine Geschäfte eher im Verborgenen. Bedauerlich ist es aber zu wahrzunehmen, dass er nicht nur in Sachen Querspange als ungefiltertes Sprachrohr von Bürgermeister Theo Brauer agiert.
Ich glaube, dass sich damals die Klever Politik eine andere Art der Wirtschaftsförderung vorgestellt hat, als sie vor rund acht Jahren die neue Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Kleve mbH mit vielen Geburtswehen aus der Taufe hob. Es sollte eine „selbständige“ und „verwaltungsferne“ professionelle Wirtschaftsförderung werden. Zum heutigen Tag muss man aber eingestehen, dass Selbständigkeit und Verwaltungsferne in der Klever Wirtschaftsförderung anders aussehen. In Kleve ist Wirtschaftsförderung immer noch Chefsache des Bürgermeisters und nicht die Aufgabe des WFG-Geschäftsführers. Theo Brauer will immer noch selbst und alleine glänzen. Schade eigentlich!
Hallo, die disskutanten sollten sich mal über ihre entscheidungskompetenz im klaren sein. Gottseidank hat nicht jeder provinznapoleon uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit