Nun also auch du, Hoffmannallee! Nach den ersten vier Automatenkiosks (Emmericher Str., inkl. Pommesautomat), Herzogstraße, Merowingerstraße und Große Straße (in Planung) hält der Trend, leere Ladenlokale einfach mit Automaten zuzustellen, nun auch an der Hoffmannallee Einzug. Dort darf der Versuch, das – geschätzte – Eiscafé Cortina wiederzubeleben, als gescheitert betrachtet werden. „Späti24“ schreit es knallbunt aus dem Schaufenster, garniert mit Comiczeichnungen von jungen und älteren Konsumenten, die fröhlich neben Verkaufsautomaten stehen.
Es ist also an der Zeit für eine grundsätzliche Betrachtung des Phänomens:
Unter der Knute der Automaten
Der moderne Mensch ist zum Bediener geworden, und es wird wohl seinen Grund haben, dass sich dieses Wort vom Verb „dienen“ ableitet. Untertänig hofft er im Laufe eines normalen Werktages auf Gnadenerweise durch Kaffeevollautomaten, Fahrkartenautomaten, Geldautomaten, Pfandflaschenautomaten, Zigarettenautomaten und, in Kleve relativ neu im Programm, Selbstscannerkassen.
All diese Automaten versprechen uns, dass unser Leben einfacher wird, weil wir die Dinge selbst in die Hand nehmen können. „SB-Service“, so heißt es über den Geldautomaten der Sparkasse, offenbar, um hohntriefend darauf hinzuweisen, dass es eben überhaupt kein Service mehr ist.
Schon der morgendliche Gang zum Kaffeevollautomaten zeigt, wie hohl die Verheißung eines besseren Lebens tatsächlich ist. In der Regel wird dem User erst einmal ein Satz von Befehlen entgegengeschleudert: Kaffeesatzbehälter leeren! Wassertank füllen! Milchdüse reinigen! Und all dies mit der Autorität eines Tyrannen, der sich erst dann rührt, wenn die vollständige Unterwerfung erfolgt ist.
Wann fing das an? Der Autor erinnert sich an einen Familienausflug nach Düsseldorf, in dessen Verlauf der Großvater den quengelnden Dreikäsehoch dadurch milde zu stimmen versuchte, dass er einen Kaugummiautomaten so lange mit Groschen füllte, bis dieser auch das inmitten des Süßkrams gelagerte Miniaturfeuerzeug ausspuckte. Das war der Himmel. Doch wo immer der Himmel lockt, ist auch die Hölle nicht weit: Das Feuerzeug funktionierte nicht. Und nun? Bei wem beschwert man sich? Das Regime des Automaten sieht derlei nicht vor.
Als Grundschüler durfte ich für Rektor Schülting in der Pause den Schulhof verlassen, um für ihn im Zigarettenautomaten an der Antoniterklause eine Schachtel Ernte 23 zu ziehen. Einmal verschluckte der Automat die beiden Zwei-Mark-Stücke, ohne die Zigaretten freizugeben. Ohne die Schachtel zurückzukehren, kam einem schlimmer vor als das Versagen in der Schule – offenbar war die reale Welt zu hart für einen.
Der erste Geldautomat erschien dem Bankkunden noch als Wunderwerk der Technik, doch er beflügelte vor allem die Illusion, unbegrenzte Geldvorräte zur Verfügung zu haben. Für den unangenehmen Abgleich mit der Realität sorgte der nächste Automat – der Kontoauszugsdrucker.
Von Sadisten erdacht wurden alle, wirklich alle Fahrkartenautomaten dieser Welt. Eine verstörende Ansammlung von Tasten, die durch verwirrende Abfragemenüs führen, an deren Ende der Nutzer garantiert eine falsche Tarifzone ausgewählt hat (wenn das Deutschlandticket dazu führen sollte, dass sowohl alle Konstrukteure von Fahrkartenautomaten sowie alle Designer von Tarifzonen ihren Arbeitsplatz verlieren, wäre das eine verdiente Strafe).
Dies alles ist der Hintergrund, vor dem die Einwohner Kleves nun staunend zur Kenntnis nehmen dürfen, dass in der Stadt der Einzelhandel verschwindet und stattdessen Geschäfte eröffnen, deren Verkaufsräume mit Getränke-, Süßigkeiten-, Pommes-, und Kondomautomaten zugestellt sind, mithin also den Kunden für alle Eventualitäten des Lebens vorbereitend.
Den Anfang machte Fabian Albers an der Schulstraße in Kellen, es folgten zwei weitere Läden von ihm an der Herzogstraße und an der Merowingerstraße (letzterer sogar mit einem Boxsack, warum auch immer), und nun eröffnet der umtriebige Ingo Marks mitten in der Stadt ebenfalls ein Geschäft, das ohne Verkaufspersonal auskommt. Und auch die Stadtbücherei hat seit dem Umbau einen Rückgabeautomaten für ausgeliehene Bücher – die Zeiten, als man mit dem Personal über Ausleihfristen verhandeln und gegebenenfalls mit Kuchenspenden neu definieren konnte, gehören damit der Vergangenheit an.
Nun ist der Kunde der Maschine ausgeliefert. Schon in der legendären Krimiserie „Kottan ermittelt“ legten die Autoren mit viel Freude am Detail dar, dass Automaten nicht mit sich spaßen lassen. Jeden Morgen versucht der Kommissar zu Dienstbeginn, aus einem Automaten eine Tasse Kaffee zu ziehen. Niemals bekommt er eine, die Maschine hat immer neue Ideen, das Getränk zu verweigern.
Nicht anders ist das Schicksal des Konsumenten vor dem ganz normalen Pfandautomaten. Aus unerklärlichen Gründen wird immer ein hoher Anteil zerknitterter Plastikflaschen zurückgewiesen, die der Kunde frustriert wieder mit nach Hause nehmen muss.
Hat denn keiner dieser Automaten eine wirkliche Existenzberechtigung? Doch, es gibt eine Ausnahme: Die Milchautomaten an diversen Bauernhöfen dürfen als wirklicher Fortschritt betrachtet werden. Sie liefern Milch, die direkt aus dem Euter stammt und keine Wärmebehandlung über sich ergehen lassen musste.
Ohne einen Automaten wäre der Kunde gezwungen, direkt zur Kuh zu gehen – was mangels Expertise der meisten Milchtrinker keinem Tier zuzumuten wäre. Mit anderen Worten: Der Milchautomat ist vermutlich einer der seltenen Fälle, in denen die Technik einem Geschöpf ein angenehmeres Leben beschert.
Sehr geehrte/r Herr/Frau V.E.
ihr Beitrag klingt recht euphemistisch, voller Zweckoptimismus und es schwingt die Gewissheit mit, dass der Kunde das so wünscht. Des weiteren ist der Text so formuliert, dass man meinen könnte, er sei KI-generiert. Wenn das nicht der Fall sein sollte, wo lernt man, so zu sprechen/formulieren?
Die „Verkaufsbox“ wird sicherlich per Video überwacht, um sie vor Vandalismus oder anderen Schäden zu schützen. Wohin gehen die Videoaufzeichnungen und wer löscht diese? Mensch, für wie einfältig halten sie eigentlich ihre Mitmenschen. Der Laden wird sich nicht halten.
@V.E. Gerade im Winter und wenn man draußen unterwegs ist aber kein Heißgetränk trinken möchte oder grundsätzlich keine stark gekühlten Getränke mag, hat es bei bemannten Kiosken den Charme, dass man fragen kann, ob es das Getränk xy auch ungekühlt gibt. Meistens ist es verfügbar.
Wer rd‘s Artikel kennt, weiß, dass nicht Verbitterung oder gar ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Neuerungen aus diesem Artikel spricht, sondern eine Mischung aus gesunder Skepsis, Humor und einem Hauch von Sarkasmus ?
Wir bedauern sehr das dieser Artikel so verbittert und negativ verfasst wurde, deswegen kurz gefasst auch mal die positiven Seiten eines solchen Kiosk.
Der 24/7-Kiosk Späti24 bietet zahlreiche Vorteile und ist zweifellos zukunftsorientiert. Durch seine rund um die Uhr Verfügbarkeit stellt er eine bequeme Option für Menschen dar, die flexiblere Arbeitszeiten haben oder einfach außerhalb regulärer Geschäftszeiten einkaufen möchten.
Mit einem breiten Sortiment an Produkten, von Snacks über Getränke bis hin zu grundlegenden Alltagsartikeln, erfüllt der Kiosk die Bedürfnisse verschiedenster Kunden. Die Automatisierung und Selbstbedienungsmöglichkeiten ermöglichen einen effizienten Einkaufsprozess, was Zeitersparnis und Bequemlichkeit fördert.
Zusätzlich trägt der 24/7-Kiosk zur Stärkung der lokalen Wirtschaft bei, indem er Geschäftsmöglichkeiten schafft und Arbeitsplätze in der Betreuung und Wartung der Automaten bietet. Die fortschreitende Technologie, die solche Kiosks antreibt, verbessert stetig das Kundenerlebnis durch innovative Zahlungsoptionen und personalisierte Empfehlungen.
In Anbetracht des sich wandelnden Lebensstils und der steigenden Nachfrage nach Flexibilität, ist der 24/7-Kiosk nicht nur eine zeitgemäße Lösung, sondern auch ein Schritt in Richtung einer effizienteren und serviceorientierten Zukunft
@ 10
Mit ihrer Antwort kann ich leider nichts anfangen. Ich möchte doch auf der Sachebene bleiben und noch einmal die Frage stellen:“Welche Meinung hat eigentlich die Klever Wirtschaftsförderung zu diesem Thema? …keine?
„Welche Meinung hat eigentlich die Klever Wirtschaftsförderung zu diesem Thema. „Ey isch ab die pappnasen gekauft“
@
Welche Meinung hat eigentlich die Klever Wirtschaftsförderung zu diesem Thema? …keine?
Diese Frage ist ernst gemeint.
Der nächste Automatenladen ist auf der Großen Straße zu bewundern.
Nun ja, ich weiss nicht so recht – aber war der DüffelStore nicht der erste aller Automaten in Kleve?
Leerstände, Fehlbelegungen bei Wiedereröffnungen von Leerständen, punktuelle Überangebote diverser Branchen und jetzt 24 Std.-Automatenläden. Wie nennt man eigentlich die Vorstufe von Ver(slum)ung? So langsam wirds gruselig.
Interessant! Im Prinzip sehen wir hier eine Fortentwicklung der Prozesse während der industriellen Revolution, in der Arbeitskraft zu teuer wurde und die Entwicklung von Maschinen, angetrieben mit günstiger Energie diese ersetzten.
Heute ist es eine Mischung aus Lohnkosten und insbesondere Mangel an Arbeitskräften sowie neuer Technologie, die diese Entwicklung vorantreiben.
Vor 100 Jahren wurden dem Kunden die Waren aus dem Lager vom Verkaufspersonal an die Theke gebracht. Irgendwann hatte einer die geniale Idee, die Kunden einfach ins Lager zu lassen, dass sie sich dort selbst die Ware holen. Dann kam die Idee hinzu, den ganzen Laden einfach virtuell auf einem Bildschirm abrufbar zu machen und die Ware vor die Tür geliefert wird.
Interessant wird irgendwann noch die Konkurrenz von Automaten und „24h, wir liefern in 5 Minuten“ – Diensten sein. Ich gehe davon aus, dass die Lieferdienste das Rennen gewinnen werden.
Wenn mir das mit diesen Automaten zu bunt wird, dann habe ich diesbezüglich bereits gezeigt, wo deren Zukunft zu finden ist!
Langweilig!
Ich hätte gerne Automaten mit Kaassoufflé, Frikandeln, Bitterballen, usw.
Wann kommt der erste 24/7 Supermarkt nach Kleve ohne Personal ? Jan. 2036 ?