Never change a winning Wahlprogramm, oder: Wieviel Gorißen steckt in Gerwers?

Erstaunliche Parallelen

In zwei Wochen wird der neue Landrat gewählt, weshalb die CDU gestern zu einer Pressekonferenz einlud, in der ihr Kandidat Christoph Gerwers (59, Bürgermeister von Rees) vorstellte, mit welchen Inhalten er die 266.533 wahlberechtigten Bürger des Kreises Kleve für sich einnehmen möchte. Die Journalisten erhielten dazu auch selbstklebende Notizzettel, die der Kreisvorsitzende Dr. Günther Bergmann am liebsten an jeder Kühlschranktür hängen wollte, und darüber hinaus auch einige Handzettel. Eines dieser Blätter hat ein Kapitel, das überschrieben ist: „Christoph Gerwers und die CDU stehen für“, gefolgt von einer Liste mit neun Argumenten für die Partei und ihren Kandidaten.

Diese Liste aber offenbart eine der wichtigsten Tugenden für Menschen, die mit Texten arbeiten müssen. Es gilt die Regel, saubere Verzeichnisse anzulegen mit allem, was man je geschrieben und bearbeitet hat, denn man weiß ja nie, ob man die Inhalte nicht noch einmal in einer anderen Form verwursten kann, insbesondere, wenn sie schon einmal gut angekommen sind. Kein Texter dieser Welt kann jedes Mal das Rad neu erfinden.

Zugleich offenbart diese Liste auch noch eine der wichtigsten Regeln für Journalisten. Sie lautet: Nie, nie, nie etwas wegwerfen. Es kommt der Tag, an dem sich unweigerlich das Gefühl einstellt: Das kenne ich irgendwoher. Und wenn man dann nicht einen – in diesem Fall sogar physisch existierenden Leitz-Aktenordner „kleveblog Dokumente“ hat, ist man verloren. Nun, es gibt diesen Aktenordner aber, und in diesem Fall enthält er einen Flyer der damaligen Landratskandidatin Silke Gorißen mit einem Absatz, der überschrieben ist: „Silke Gorißen und die CDU stehen für“. Es folgen elf Punkte, also zwei mehr als bei Gerwers. Man ahnt, ein Vergleich könnte sich lohnen.

Finde die Unterschiede!

Los geht’s:

Gorißen 1: „eine liebens- und lebenswerte Heimat für Jung und Alt sowie Menschen unterschiedlicher Herkunft“ – fehlt bei Gerwers. Sehr interessant.

Gorißen 2: „einen starken Mittelstand und ein starkes Handwerk in einer top-Wirtschaftsregion“ – wortgleich bei Gerwers, allerdings an erster Stelle.

Gorißen 3: „einen sicheren Kreis Kleve und eine starke und gut vernetzte Kreispolizeibehörde“ – bei Gerwers: „einen sicheren Kreis Kleve mit einer starken Kreispolizeibehörde“

Gorißen 4: „eine noch umweltfreundlicheren und klimaneutralen Kreis Kleve“ – wortgleich bei Gerwers.

Gorißen 5: „eine leistungsfähige Landwirtschaft im Einklang von Ökonomie und Ökologie“ – wortgleich bei Gerwers.

Gorißen 6: „eine moderne und serviceorientierte Kreisverwaltung mit umfangreichen digitalen Angeboten“ – wortgleich bei Gerwers.

Gorißen 7: „eine gute und enge Zusammenarbeit von Kreisen und Kommunen und einen verantwortungsvollen Umgang mit den kommunalen Finanzen“ – bei Gerwers: „eine gute Zusammenarbeit von Kreis und Kommunen und solide kommunale Finanzen“.

Gorißen 8: „eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit flexibleren Betreuungsangeboten“ – wortgleich bei Gerwers.

Gorißen 9: „eine hohe Lebensqualität mit wohnortnaher ärztlicher Versorgung, guten und lebendigen Bildungsangeboten und kultureller Vielfalt“ – wortgleich bei Gerwers.

Gorißen 10: „eine zuverlässige und moderne Verkehrsinfrastruktur“ – wortgleich bei Gerwers.

Gorißen 11: „eine enge originale Zusammenarbeit in einer zentralen Regionen Europas“ – fehlt bei Gerwers.

Als CDU lässt sich an der Stelle natürlich auch argumentieren, dass der Kandidat die eingeschlagenen, erfolgreichen Pfade weiter beschreitet. Und so, wie der ehemalige RP-Redakteur Ludger Distelkamp in der Redaktion stets mantraartig wiederholte: „Der Leser hat kein Archiv“, was für ihn das Argument war, bestimmte Themen wiederholt zu behandeln, darf auch die CDU mit Recht behaupten: „Der Wähler hat kein Archiv.“ kleveblog allerdings schon.

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30 Kommentare

  1. 30

    @29 JUH

    Haben Sie denn noch keine Wahlbenachrichtung benommen?

    Hab extra nochmal auf meine geschaut, Termin ist der 27.11.2022, also jetzt am Sonntag, Stichwahl wäre am 11.12.2022

    Hat sich bei der nrz wohl der Fehlerteufel eingeschlichen.
    Frei nach Lothar Matthäus: 27. September oder 27. November, Hauptsache im Frühling

     
  2. 29

    Wann ist denn nun Landratswahl???

    Es heißt immer 2022 – DAS aber kann doch nicht sein, denn die NRZ schreibt…
    https://www.nrz.de/staedte/kleve-und-umland/kreis-kleve-das-muessen-waehler-fuer-die-landratswahl-wissen-id236975993.html

    Ja, richtig: 27. September!
    Und der Artikel, mit dem Termin 27. September, steht schon 2-3 Tage online; kann somit also nur ernst gemeint sein.
    Da dieser Termin vorbei ist, kann es ja nur der nächste September – dann also 2023 – werden, oder?

     
  3. 28

    Ich finde, ein Kandidat sollte schon Recht deutlich machen, was ihr/ihm am Herzen liegt. So bei Welberts mit seinen 3 Punkten, die er sowohl auf den Wahlplakaten sowie dem Wahlvideo aufgreift. Das ist doch wohl das mindeste…. dass man weiß, Aha, dem Kandidaten ist dies und das sehr wichtig, das möchte ich vorantreiben, ändern oder verbessern! So kann man sich als Wähler bereits mit den „Kernwerten“ auseinander setzen und identifizieren. Die CDU mit ihrer Planlosigkeit erinnert ein wenig an meine Berufsschulzeit. Einfach die Klausuren und Projekte der Vorjahre nehmen, kopieren und hier und da den Stickpunkt anders formulieren, wird schon gut gehen…. Muss das sein? Und, muss man das ernst nehmen?!
    Wer jetzt bei der Landratswahl CDU wählt, der scheint für mich geistig nicht mehr ganz beisammen zu sein – Entschuldigung für diese direkte Aussage! Aber anders weiß ich mich da nicht auszudrücken.

     
  4. 27

    @Gerwers hat doch in der Presse 5 ziemlich konkrete Schwerpunkte genannt. Die waren auch am Ssmstag in einer Anzeige in den Niederrhein Nachrichten. Und die Punkte waren neu und nicht von Gorissen übernommen. Was soll das Ganze also?

     
  5. 25

    @24 Ok, dann hat Gerwers sein Profil vielleicht noch nicht geschärft. Aber das ist etwas Anderes als Sie in Post 22 geschrieben haben.

     
  6. 24

    @23: Ich denke schon, dass das mit dem Kandidaten abgesprochen ist. Aber ich kenne das aus anderen Wahlkampfteams und auch der Zeit zwischen den Wahlen so, dass Menschen ein oder mehrere politische Anliegen haben, die ihnen wichtig sind. Das können auch Themen sein, über die man sich auf dem laufenden hält, sich eine Meinung bildet und sich für konkrete Verbesserungen einsetzt. Und davon sehe ich jetzt auf dem oben dargestellten Material nichts. Selbst die Schlagwörter auf den Plakaten – erfahren, zuverlässig, menschlich – sind sehr abstrakt gehalten. Auch nach zwei Podiumsdiskussionen weiß ich nicht, was Christoph Gerwers im Kreis anpacken möchte. Ich weiß nur, dass er Landrat sein möchte. Und das finde ich schade.

     
  7. 22

    Um nochmal auf den Artikel zu sprechen zu kommen:
    Das muss doch unglaublich frustrierend sein, wenn man – selbst bei der eigenen Wahlkampagne – so wenig gestalten kann. So eine Selbstverleugnung finde ich traurig. Das kann doch nicht gesund sein. Wofür geht man denn dann in die Politik?

     
  8. 19

    @18 Wahlen / 2 „…steht fest, dass die US-Demokraten bei den Zwischenwahlen die Senatswahl gewonnen haben “
    Nichts ist weniger wahr ! Bei 48:48 Stimmen, so wie es jetzt steht, haben die Demokraten nicht wirklich gewonnen !
    Nur dank des Passus, dass bei Stimmengleichheit die Stimme des/der Vicepräsidenten /in den Ausschlag gibt, haben die Republikaner nichts mehr zu melden.

     
  9. 18

    Btw: Seit dieser Nachr steht fest, dass die US-Demokraten bei den Zwischenwahlen die Senatswahl gewonnen haben. Besonders von Trump unterstützte Rechtsaußen-Kandidaten der Republikaner sind durchgefallen.

     
  10. 12

    @10: Das klingt irgendwie nach ziemlich brauner Sauce. Was mir auffällt, ist dass Winkmanns Team nie auftaucht. Es wird ab und zu ohne weitere Informationen erwähnt. […] Bei Welberts, aber auch Gerwers und Klapdor ist klar, wer hinter ihnen steht. Das ist alles bei Winkmann bis auf die paar Menneken der Freien Wähler eine ziemliche Blackbox. Vermutlich würden uns da noch einige Überraschungen erwarten.. Jedenfalls scheint Winkmann sie verbergen zu müssen.

     
  11. 10

    Das ist sicher extrem peinlich für die CDU. Aber es gibt ein viel wichtigeres Thema: Der Kandidat Guido Winkmann wird auf Facebook nachweislich vom Ex-AfD-Mitglied Robert P. Hein aus Issum (heute Ratsmitglied der Freien Wähler) und einem weiteren bekennenden AfD-Anhänger unterstützt. […] Ich habe auf Facebook gesehen, dass in Rheurdt die Großflächen von CDU und SPD (Welberts) von der AfD beschmiert wurden, die unmittelbar daneben stehende von Winkmann nicht. Winkmann hält auf den Plakaten Karten mit den Farben der verschiedenen Parteien in der Hand, darunter auch Gelb und Blau (ansonsten Schwarz=CDU, Grün, Rot/Orange=SPD). Patricia Gerlings-Helmann hat mir auf Facebook erklärt, dass beide Karten blau und gelb für die FDP stehen sollen. Wie glaubwürdig ist diese Erklärung? Zwei Karten für die FDP? Ich frage mich, ob sich die blaue Karte nicht vielmehr an die AfD-Wähler richtet. Ich finde das alles sehr verdächtig. Hinterher will es wieder keiner gewusst haben.

     
  12. 9

    Ok, wenn ich die Punkte lese, denke ich, daß die CDU in zwei Jahren von den Versprechen Silke Gorißen nichts umgesetzt haben. Also keine Entwicklung, sondern nur Stillstand!

    Benno

     
  13. 8

    @4 „… vom Wähler zugesprochene Mandat zu erfüllen.“

    Ich bin auch der Meinung, dass er sein Mandat erfüllen sollte. In Rees!

     
  14. 7

    @Arnulf Ich halte es doch gar nicht für einen Skandal, aber lustig ist’s schon, und dass genau die beiden Punkte fehlen, die grenzüberschreitende Inhalte haben (Internationalität/Zuwanderung bzw. Europa/Euregio) lässt darauf schließen, wo die CDU Ungemach sieht. Ist jetzt aber keine strategische Unterstellung, sondern eine kommunikative.

     
  15. 6

    Dass Punkt 1 und 11 ohne Not fehlen, spricht gegen Gerwers.

    Gerwers scheint – anders als Gorißen – einer von der alten Garde zu sein (damit ist nicht das Lebensalter gemeint).

     
  16. 5

    Ich habe mal die Gemeinde Bedburg-Hau verklagt auf 48,93 Euro. Die Juristen des Kreis Kleve haben daraufhin beim Gericht beantragt, meine Klage abzuweisen mit der Begründung, dass die Gemeinde Bedburg-Hau nicht mehr wisse, was abgerechnet worden wäre und dass höchstens ein geringer Betrag fehlen könne.
    Beim Gerichtstermin haben sie dann die Strategie gewechselt, und die Juristin des Kreises Kleve hat den Sachbearbeiter der Gemeinde Bedburg-Hau angewiesen, vor Gericht die Aussage zu verweigern; denn der wusste sehr genau, was er abgerechnet hatte und dementsprechend wusste er, dass die 48,93 Euro mir gehören.

    Seitdem weiss ich, was ich von der Chefetage des Kreises Kleve halten soll. In der Öffentlichkeit grosse Sprüche klopfen. Aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit sind Schwerbehinderte aus der Landesklinik Bedburg-Hau für die der letzte Abschaum.

    Disclaimer
    Ich wohne in der Klinik des Wahnsinns und der gesicherten Diagnosen. Verklagen zwecklos.

     
  17. 4

    Hoffentlich steht er auch dafür, dass ihm (vielleicht) vom Wähler zugesprochene Mandat zu erfüllen.

     
  18. 3

    Boah, was für ein Skandal. Die CDU hat nach zwei Jahre immer noch die gleichen Ziele. Eine Sternstunde des investigativen Journalismus. Über dem Flyer von Gerwers, den habe ich auch da, steht sogar ausdrücklich „Dafür stehen Christoph Gerwers und die CDU“. Und die Partei ist ja wohk die gleiche, oder?

     
  19. 2

    Tja, das kommt eben dabei rum, wenn man bis kurz vor knapp so von sich selbst überzeugt ist, dass man meint man braucht keine Anstrengungen im Wahlkampf zu leisten.

    Lächerlich ist das und ein weiteres Armutszeugnis dieser Partei!

     
  20. 1

    Konrad Adenauer sagte einmal: was kümmert mich das Geschätz von gestern. Herr Gerwers übernimmt nicht das Geschwätz von Silke Gorissen, sondern die Vorgaben der Partei (CDU) mehr oder weniger wortwörtlich. Ein ziemliches Armutszeugnis.
    Frage: welche Inhalte der 11. Gebote (Vorgaben) wurden bis heute umgesetzt?
    Antworten finde ich keine!
    Es ist halt in der „kleinen Politik“ wie in der „großen Politik“ viel Gerede und wenig Umsetzung. Der Niederrheiner sagt dazu auch gerne: viel blablabla und et kommt nix bei rum.