Museum Kurhaus: Die Keller-Family

Ein Keller, wo früher keiner war

Dieses bereits gestern gezeigte Foto der Baugrube hinter dem Museum Kurhaus schreit nach einer genaueren Beschreibung. Diese wiederum lässt erahnen, wie schnell da etwas aus dem Ruder laufen kann:

Wir sehen links und in der Bildmitte zwei Wände. Sie gehörten zum Altbau des Kurhauses und mussten stehen bleiben, weil sie als Denkmal gelten. Alle anderen Gebäudeteile sind entfernt, sodass eine komplizierte Absicherung aus drei Lagen à drei miteinander verbundenen 300-er Doppel-T-Trägern nötig wurde, damit die Wände nicht einfach umkippen. Unter diese Wände haben die Bauarbeiter nun mit hydraulischer Kraft Presspfahlgründungen gesetzt – meterlange, armdicke Stahlröhren, die mit Beton gefüllt wurden. Erst danach konnte die eigentliche Kellerwand errichtet werden. Um das Wasser aus der Grube zu halten, laufen unablässig die Drainagepumpen – für rund 300 Euro pro Tag!

Ja, am Bau ist immer was los, vor allem, wenn der Bauherr nachträglich einen Keller ins wasserspeiende Erdreich setzen will!

Die Frage aber ist: Warum? Die Antwort lautet: Weil die Keller-Family – bestehend aus Museumsleitung und Stadtspitze - es so haben wollte. Filmfreunde mag die Beharrlichkeit, mit der dieses Vorhaben verfolgt wurde, womöglich an Fitzcarraldo erinnern. In dem Film lässt ein wahnsinniger Opernliebhaber einen Flussdampfer über einen Dschungelberg schleppen.

Ganz am Anfang der Erweiterungsplanungen hieß es noch, in dem zusätzlich geschaffenen Untergeschoss könnten wertvolle Kupferstiche aus der (zugegebenermaßen) eindrucksvollen Sammlung des Museums gezeigt werden. Doch das Kabinett schrumpfte dann erheblich, weil ja auch irgendwo die phantastische Klimaanlage untergebracht werden musste.

Nun wird die Klimaanlage bekanntlich aus Kostengründen doch nicht installiert. Aber der Raum im Keller wird dafür vorgehalten, falls doch noch irgendwann einmal die Mittel für eine Klimaanlage vorhanden sein sollten. Bis dahin handelt es sich vermutlich um Kleves teuersten ungenutzten Raum – vielleicht aber ist es auch ein modernes Kunstobjekt mit dem Titel Leerer Geldspeicher Nr. 8 (Stahlbeton in Erde).

Deine Meinung zählt:

18 Kommentare

  1. 18

    Da stand schon ein passender Leserbrief von Theo Elbers in der RP ich glaube es war am 07.12.2010.

    Zeichen von Unfähigkeit, ein Loch mit dem Anderen zu stopfen.

    Und dann noch Löcher die man eh nicht selbst bezahlt hat.

    Genug Leute zum verstecken suchen und weiter geht es.

     
  2. 17

    @Museumstaucher

    Das erste Fassaden-Mastermind der Stadt ist kein Museum. Er ist uneitel, bescheiden, zurückhaltend, kompetent bis in die Haarspitzen, führungsstark, ein Finanz- und Wirtschaftsgenie par excellance und gilt im weiten Umkreis seinen Kollegen als Vorbild.

    „Politiker sind dann erträglich, wenn sie auf Wahlplakaten abgebildet sind. Sie sagen nichts und mann kann sie ganz leicht zusammenrollen.“
    loriot

     
  3. 16

    Werte Kleinstadtblogger- denkt doch endlich mal über den Kellerrand hinaus, haltet inne, es weihnachtet !

    Diese alten Wände haben wir Bürger nicht allein im Regen stehen lassen. Wir stützen , wir umbauen, wir entfeuchten sie. Doch geht es um die Fassade? Um Kosten? Nein.

    Die weisen politischen Entscheider erschaffen eine Botschaft, aber alle Materialisten wollen Sie wieder nicht sehen:

    Alternde Politiker sind wie Museen:
    Nicht auf die Fassade kommt es an,
    sondern auf die Schätze im Innern.

     
  4. 15

    @obi: Auch wenn ich eigentlich kein großer Freund der Liberalen bin, aber das muss man ihnen zu Gute halten: Sie haben vor dem Begin der Maßnahme auf die Unsinnigkeit hingewiesen. Und das gilt sowohl für das Museum als auch für die Unterstadt.

     
  5. 14

    @Meier mit E

    Inkompetent, Arrogant, Cholerisch

    und leider nicht haftbar zu machen weil der Rat (insbs. die Opposition, von der CDU ist es nichts anderes zu erwarten) seine Funktion nicht mehr wahr nimmt. Je tiefer man reinschaut umso schrecklicher wird es.

     
  6. 13

    @rd
    Ach so.
    Ich bin davon ausgegangen, dass es sich nur um die Verbrauchskosten (also Strom) handelt, da nur ein Preis pro Tag angegeben war.
    Einrichtung/Rückbau, Genehmigungen usw. kann man ja schlecht jetzt schon auf Tage umlegen, da die Gesamttzeit der Absenkung noch garnicht bekannt ist. Daher dürfte das nicht in den 300€ enthalten sein.
    Also fehlt in meiner Berechnung noch das Vorhalten der Anlage (Pumpen und Leitungen), dass dürfte im Vergleich zur Einrichtung/Rückbau und Verbrauchskosten aber eher vernachlässigbar sein.

     
  7. 10

    @Brinkhoff

    Wenn ich das schreiben würde, was ich über die Stadtspitze inzwischen denke, müsste Herr Daute den Kommentar sperren.

    Ansomsten vereeise ich auf Messerjockes und Calvinius Kommentar.

     
  8. 8

    Wenn die alte Heilquelle des ehem. Bad Cleve beim Rumbohren angekratzt wurde, dann steht der Finanzierung von Keller, Klimaanlage usw. doch nichts mehr im Wege.

    Dat jute Tröpfken in Flaschen abfüllen und verkaufen – mit dem Erlös dann den Bau finanzieren.
    Ich seh’s schon vor meinen Augen: Klever Wasser direkt aus Jüppkens ehemaligem Atelier – Sammler werden sich um die Flaschen reißen…

     
  9. 7

    @ewige blumenkraft So, wie ich das verstanden habe, geht es hier nicht nur um die Stromkosten. Beim Taxifahrer zahlt man ja auch nicht nur das Benzin.

     
  10. 6

    Und was ist mit der Knabentoilette an der Lutherschule ?

    7. Flügelstürmer // Dez 7, 2010 at 09:57

    Zitat: „Die Urinale hängen allerdings für die sechs bis zehnjährigen Jungs etwas hoch. Zielpinkeln ist angesagt. Oder sich hinten anstellen und warten.”

    Dieser Zustand wird nun bald beendet. Es werden Pinkelpodeste installiert. Zum Totlachen diese ganze Geschichte. Schilda lässt grüßen!

    3. vater // Dez 7, 2010 at 20:03

    Mein Sohn hat mir heute erzählt, dass er nun an die Urinale „rankommt”, wenn er sich auf die „Zehenspitzen” stellt. Hat sich da jemand bei der Anfertigung der Pinkelpodeste vermessen?
    Jedenfalls scheinen die Podeste wohl geliefert worden sein.
    Prima

    Wenn ich das lese, finde ich das MEGA-PEINLICH für die Stadt Kleve, deren Planern, deren ausführenden Ämtern, den Stadtrat, dem Bürgermeister, ja selbst gegenüber ansonsten spendabelen Banken, Firmen und Bürgern!!!!!!!
    Das sind ja Zustände, wie in einem tiefsten Entwickelungslandes Asiens, Afrikas, Osteuropas und Süd- oder Mittelamerikas. Schafft es die Stadt Kleve, dass jetzt auch das „zivilisierte Westeuropa besonders Deutschland” sich zu solch einem entwickelt? Evolution, Zivilisation und Fortschritt rückwärtz?

    Aufruf:

    Vereehrte Verantwortliche,

    solch eine Toilette kann innerhalb von 4 Wochen saniert werden. Wenn Sie längere Zeit dafür brauchen, stellen Sie sich selbst ein Armuts- und Unfähigkeitszeugnis aus!
    Handeln Sie sofort!

    Mit Pis… a -grüßen

    Clavinius

    PS. Ich weis, dass dieser Block auch von Ihnen gelesen wird.

     
  11. 4

    300 €/d
    hoch geschätzt 0,20€/kWh
    =>1500 kWh/d

    Bedarf pro Pumpe:
    hoch geschätzt 2,0 kWh/h
    => 48 kWh/d*Pumpe

    => 1500kWh / 48 kWh/d = 32 Pumpen !

    Sollte ich falsch gerechnet haben, bitte korrigiert mich!
    Wenn nicht: geht mal eben jemand gucken, ob der Prinz-Moritz-Kanal noch Wasser führt?

     
  12. 3

    Was in aller Welt ist denn an diesen Wänden ein Denkmal und daher schützenswert? Die sieht doch kein Mensch. Warum nicht einfach abreisen. Deutschland ist noch nicht arm genug, dass wir uns so etwas leisten können. Dafür bekommen aber Grundschüler Toilettencontainer.

     
  13. 2

    Irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem man Deine fantastischen Artikel nicht mehr kommentieren kann, weil sich das Dilemma immer und immer wiederholt und man einfach müde wird.

    Das ist auch eine geschickte Taktik. Wir bauen so viel -jetzt auch unterirdischen- Mist, bis er zur Normalität wird.