Diesen Braten hat niemand gerochen: Metzger Johannes Terhoeven schließt sein Geschäft an der Marktstraße 2 zum Jahresende.
Für viele Klever war Terhoeven nicht nur ein Metzger, sondern der Metzger schlechthin. Der Mann für den Sonntagsbraten, der Mann für die Rouladen, der Mann für die Martinsgans. Seit 1911 ist das Geschäft in Familienhand, Johannes Terhoeven führt es nach seinem Großvater Johann und seinem Vater Karl in dritter Generation.
Nach Kriegsende gab es in Kleve noch exakt 52 Metzger mit einem eigenen Laden. Fleisch gab es frisch an jeder Straßenecke. Dann kamen die Supermärkte, und sie bissen die kleinen Betriebe nach und nach weg. In Kleve verschwanden zuletzt die Metzgereien Kox, Schroer, Roelofs und Hofladen Slütter. Dass allerdings Terhoeven aufhört – das kommt überraschend. Ab 2025 wird es dann in Kleve nur noch einen Metzger geben: Quartier mit dem Stammhaus an der Hoffmannallee und einer Filiale in der Großen Straße, geführt von Lothar und Daniel Quartier.
Terhoeven ist 62 Jahre alt und hatte eigentlich anderes geplant. Doch Sohn Luca kann aus gesundheitlichen Gründen den Betrieb nicht übernehmen – und es ist in diesen Zeiten praktisch unmöglich, noch Nachwuchs für den Beruf des Fleischers zu gewinnen. Immer mehr Arbeit verteilte sich bei Terhoeven auf immer weniger Schultern. Dass seine Entscheidung die vielen treuen Kunden seines Geschäfts schwer trifft, ist Terhoeven bewusst. „Doch ich wollte aufhören, solange ich noch selbst die Entscheidung fällen kann“, sagt der Unternehmer.
Der Fleischerei in der Stadtmitte ist es gelungen, den Charme vergangener Tage erfolgreich mit in die Neuzeit zu nehmen. Das fängt bei den schwarz-weißen Bodenfliesen an und endet beim Anblick der prächtigen Bratenstücke in den Aluschalen. Die Kunden bestellen Aufschnitt genau in der Menge, die sie benötigen („drei Scheiben Kochschinken, bitte“). Wer Fleisch mag, wird in dem Geschäft definitiv in eine Versuchung geführt, der kaum zu widerstehen ist. Johannes Terhoeven selbst ist im auch Verkauf tätig, ebenso seine Frau Elisabeth.
Ganz zur Ruhe setzen möchte sich Terhoeven nicht. „Ich stehe immer unter Dampf, ich muss immer etwas tun“, sagt er. Deshalb wird er die mittlerweile drei Imbisse (bei Brüggemeier, am EOC und in der Galeria) beibehalten. Die werden den Fleischermeister halbtags beschäftigen – doch die zweite Hälfte des Tages möchte sich Terhoeven neuen Projekten widmen.
Terhoeven – die Historie
Metzgermeister Johann Terhoeven übernahm am 27. Januar 1911 die Fleischerei von Conrad Leibold auf der Marktstraße 2. „Es soll das Streben des Nachfolgers sein, das seit 80 Jahren bestehende renomierte Geschäft in dem gleichen soliden bewährten Stil weiter zu betreiben, in dem es von dem bisherigen Inhaber geführt wurde“, veröffentlichen die „Erben Conrad Leibold“ eine Anzeige zur Betriebsübernahme.
Der Firmengründer hatte das Fleischerhandwerk bei Carl Rademacher an der Hagschen Straße (heute Hintzen) erlernt. Hier verliebte er sich auch in seine spätere Ehefrau Maria. 1944 wurde die Fleischerei durch Bombenangriffe zerstört. Maria Terhoeven kam ums Leben. Bis 1953 wurde im Hause Marktstraße 6 notdürftig weiterverkauft.
1949 kehrte Sohn Karl aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Schon ein Jahr später legte er seine Meisterprüfung in Düsseldorf ab und führte das Geschäft mit seiner Schwester Maria nach dem Tod des Firmengründers 1954 weiter. Im gleichem Jahr konnte auch das neu erbaute Geschäft auf der Marktstraße 2 eröffnet werden. 1959 heiratete Karl Terhoeven seine Frau Gertrud, die sich selbstverständlich auch um das Geschäft kümmerte.
1985 übernahm der heutige Inhaber Johannes Terhoeven mit seiner Ehefrau Elisabeth die Fleischerei von seinen Eltern. Der gelernte Fleischer absolvierte seine Lehre in Xanten, anschließend führten ihn seine Gesellenjahre ins Münsterland, wo er auch andere Spezialitäten kennenlernte. 1983 legte er seine Meisterprüfung vor der Handwerkskammer in Frankfurt ab.
Im Bericht in der RP heißt es heute aber auch „Metzgerei-Monopol“, macht aus Vater und Sohn Quartier „Brüder“ und letzte Mohikaner …
Der Verlust eines selbstgeführten alteingesessenen Ladens ist immer schmerzhaft – das Thema hat wir ja schon häufig hier.
Aber die Firma Slütter gibt es ja auch weiterhin – sowohl am Stammsitz in Bocholt als auch Donnerstags auf dem Riswicker Bauernmarkt.
Des Weiteren gibt es auch Convinience-Produkte in Bio-Qualität, das Eine schließt das Andere nicht aus.
Zusätzlich gibt es noch hochwertige Lieferanten für Fleisch – über Verpackungsbfall und Liefern kann man diskutieren.
Jedenfalls ist der Wegfall von Terhoeven kein Grund jetzt minderwertiges Fleisch zu kaufen. Vielleicht mal eher weniger und es muß nicht in fußläufiger Reichweite sein.
Also kein Monopol;-)
Bleibt noch zu bemerken, dass die Fa. Quartier jetzt ein Monopol inne hat, wenn man mal von den Fleisch Theken in den vielen Supermärkten und Discountern absicht.
Ich z.B. plädiere ,statt Fleisch aus dem 3D Drucker ( Redefine Meat ) 😳 für den Verzehr von Insekten, z.B. den gelben Mehlwurm +Heuschrecken ☝🏽 auch Protein Quellen, Vitamin B .. geröstet + gerne süß / sauer mit 🤏🏽 Sambal_Oelek …Mahlzeit . 👍🏽 😁
Ich zählte bis dato nicht zu den Kunden der Metzgerei Terhoeven. Dies nicht, weil es irgendeine Kritik gibt an dessen Angebot o.a. Nein, im Gegenteil: Dazu kann ich mangels Erfahrung gar keine Meinung haben. Und dennoch finde ich es grundsätzlich (immer) schade, wenn alteingesessene Unternehmen schließlich ihr Geschäft aufgeben müssen, weil entweder die Unternehmensnachfolge fehlt oder andere Gründe ursächlich sind.
Ich selbst bevorzuge Fleischwaren des Kollegen Quartier, dies ist auch ein wenig die Nähe seines Ladengeschäft zu meinem Zuhause geschuldet – Nahversorgung eben. Ja, und die Qualität und die Preise entsprechen dort auch meinem bzw unserem Anspruch. Und so werde ich heute in unserer Küche stehen und ein ganz bürgerliches Essen zaubert, nämlich Rinderrouladen mit Rotkohl und mmmmmhhhh. Das Fleisch, das ich plattieren, schließlich anbraten und im Backofen braten werde, wurde von einem schmackhaft aussehenden massiven Stück Fleisch aus der Oberschale beim Metzger frisch tranchiert.
In diesem Sinne Euch allen einen schönen Sonntag und guten Appetit…
Es ist schade das wieder ein Traditionsunternehmen schließt-aber mit Blick auf die Imbisse ist Terhoeven ja nicht ganz weg.Hier ist auch ein Bedarf bezüglich Qualität und Geschmack der langsam in Kleve verloren geht-es wird gemogelt mit Convenienceprodukten.Hier vermisse ich die alten Imbissbetriebe der 90er wie Römereck, Unger,Kox usw.
Das ist sehr schade für uns Kunden.
Einfach den Artikel zu Ende lesen, das hilft 😉
Dann wird ja wohl auch der Imbiß am EOC nicht weiter geführt ?
Wie heisst es doch so schön: „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“:)
Für mich persönlich, nicht wichtig. 🙂
Ein Schritt weiter in Richtung Laborfleisch!
Bin froh, dass ich Schinken-Arnzt wohl nicht überleben werde. 😉