Leben im (Mais-)Labyrinth

So weit das Auge reicht: Mais

(Aktualisiert und mit korrigierter, erweiterter Rechnung) Für Eltern am Niederrhein ist das „Irrland“ in Twisteden eine feste Adresse, ein mittlerweile 30 Hektar großer Freizeitpark, dessen Keimzelle ein in einem Maisfeld angelegtes Labyrinth war, in dem die süßen Kleinen planvoll die Orientierung verlieren konnten. Mittlerweile scheint es allerdings so, als ob die Idee des Bauernehepaares Johannes und Josefine Winkels-Tebartz-van Elst den ganzen Kreis Kleve befallen hat. Wo die Radfahrer früher in der Niederung die Weitsicht schätzen lernten und sich von Kirchturm zu Kirchturm weiterhangeln konnten, blicken sie nun allerorten gegen grüne Wände – und das noch, bis die Ernte endlich beginnt und das Blickfeld sich wieder weitet. Der ganze Kreis Kleve – ein Maisterwerk.

Auch hinter der Linkskurve: Mais

Leben im (Mais-) Labyrinth – das aber könnte vielleicht auch das Motto unserer Tage sein, wo doch in einigen Teilen der Gesellschaft der Kompass für das Normale abhanden gekommen zu sein scheint. Womöglich sind wir sogar alle nur irrende Gestalten, und die links und rechts des Weges sprießenden Halme, die bis zu einer Höhe von 3 Metern in den Himmel schießen, sind die Menetekel all jener Dinge, die uns tatsächlich die Sicht auf das Wesentliche versperren.

Selbst die Lokalzeitung dringt nur bis an den Rand des Dschungels vor

Gefühlt nimmt der Maisanbau von Jahr zu Jahr zu, die Fakten allerdings sprechen laut Landwirtschaftskammer des Kreises Kleve eine andere Sprache. Demnach verharrt der Anteil der Ackerfläche, der für den Maisanbau genutzt wird, bei rund 30 %. Die Zahlen des Statistischen Landesamtes für das Jahr 2020 weisen für das vergangene Jahr im Kreis Kleve rund 51.298 Hektar Ackerland aus, von denen 18.017 Hektar für den Anbau von Silomais genutzt werden. Das entspricht einer Quote von rund 35 %.

Rechts ab in die grüne Hölle

(Die Rechnung hier wurde korrigiert.) Geerntet werden im Kreis Kleve pro Jahr rund 190000 Tonnen Mais (einen Durchschnittsertrag von 10500 kg je Hektar gerechnet). Interessant ist die wirtschaftliche Bedeutung des Maisanbaus für den Kreis Kleve, die sich daraus errechnen lässt. Einige Rechenschritte, die Abzüge für Besatz und für den Unterschied zwischen unterschiedlichen Trocknungsgraden beinhalten, führen bei einem aktuellen Preis von 215 €/t zu einem Gesamterlös von rund 35 Millionen Euro. Das ist ein Ertrag von knapp 2000 Euro pro Hektar, dem Anbaukosten von rund 1000 Euro pro Hektar gegenüberstehen.

Auf jeden Fall hat der Maisanbau das, wofür die Landwirtschaft nach landläufiger Meinung steht, nämlich den Anbau von „Getreide zur Körnergewinnung“, wie es bei den Statistikern heißt, schon hinter sich gelassen: 14.029 Hektar werden genutzt, um darauf Weizen und andere Getreidesorten anzubauen. Kartoffeln werden auf 10.631 Hektar Ackerfläche angepflanzt.

Die Halme zum Himmel

In den menschlichen Nahrungskreislauf gelangt der Mais nur auf indirektem Wege. Die Sorten, die im Kreis Kleve angebaut werden, dienen fast ausschließlich der Fütterung der Rinder, die zur Milch- oder Fleischproduktion gehalten werden. Dabei sind die Verhältnisse am Niederrhein aber auch nur ein Spiegel der Welt: Bei der Weltgetreideernte nimmt Mais mit über 1,1 Mrd. Tonnen (2017) vor Weizen und Reis den ersten Platz ein. Über 60 % davon werden zu Maissilage verarbeitet und an Nutztiere verfüttert.

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7 Kommentare

  1. 7

    Der römisch-katholische Bischof und habilitierter Pastoraltheologe und Professor Franz-Peter Tebartz-van Elst
    gibt dann den Erschreck-Geist im Maisfeld, wie einst in Limburg…?

     
  2. 6

    @5 Regional-Ochse „Teller vor Tank“
    Klar, der Ochse frisst`s selbst, wenn es eklig sauer müffelt 🙂 aber dass der vom Teller frisst ist mir neu.
    Wo es mr drum geht, ist Fossil durch Nachwachsend ersetzen, und wer sein Auto nur zum Kirchgang, zur Arbeit und um Einkaufen hat, den stört die geringere Reichweite keineswegs.
    Und was der kalorische Unterwert von E85 , sprich der Mehrverbrauch betrifft, schwört mir deine französische Kumpeline Charlene, oder heisst sie Charoline, sind das gerade einmal 30% ggü Benzin.
    Dafür aber keine Stickoxide NOX und nichts, pures Wasser und CO2, was vorher beim Wachstum gebunden wurde, also total kein Fusstritt, oder was sich da abdrückt und der Umbau ist riesig günstig, https://fuelflexeurope.com/kit-flex-fuel-e85-peugeot-1007-1.4-16v-sporty-berline-3-portes-boite-manuelle-5-rapports-6-cv-fiscaux-annee-2005/ ,
    Und wieso Du nun den Vergleich Ethanol mit Diesel ins Feld führst, Otto Normalverbraucher fährt längst wieder OTTO, der kann nämlich nicht heimlich Dieselrückvergütung einheimsen, ausserdem ist der Ethanolmotor ein stinknormaler Benziner, der nur eine Zusatzelektronik hat.

     
  3. 5

    @3 (Jean Buchstabensalat)
    Mmuuuh, Jean B., Sie dürfen aber bei Ihrem Umbau-Ansinnen nicht arglistig verschweigen, dass grundsätzlich Teller vor Tank gehen sollte und dass die Reichweite Ihres Ethanol-Gefährts um ca. 40% abnimmt, wenn Sie bei Ihrer Umrüstung nicht auch den Tank erheblich vergrößern, mmuuuh der Heizwert von Ethanol (und Methanol) ist viel geringer als der von Diesel! Mmuuuh, besser wäre vermmuuuhtlich ohnehin Autorecycling und dann Fahrradherstellung aus Autorecyclingmaterial statt Autoumbau, mmuuuh neue Wertschöpfungsideen braucht das Land!

     
  4. 4

    @Stier Stimmt, da habe ich eine erforderliche Multiplikation über den Tisch fallen lassen. Wird gleich korrigiert.

     
  5. 3

    @rd “ Ãœber 60 % davon werden zu Maissilage verarbeitet und an Nutztiere verfüttert.“
    Das bedeutet aber auch, dass fast 40% einfach in der Biogasanlage letztendlich verbrannt werden.
    Da sollte man sich aber ordentlich schämen, Das zu Ethanol zu verären und als Fahrzeugkraftstoff zu vergären ist da aber erheblich sinnvoller.
    Das macht man in Brasilien, aber z.B. auch unsere Nachbarn in Frankreich. Umrüstung geeigneter PKW kostet einmalig max. € 500 und ab dann kann man auf jedem beliebigen Gemisch Ethanol/Benzin, bis hin zu reinem Ethanol fahren, wobei der Ethanol zu CO2 und Wasser verbrannt wird.
    Spezielle Autos sind dazu auch nicht erforderlich, ich weiss, dass z.B. fer Peugeot 206 mit 75 PS sich gut dazu umrüsten lässt.

     
  6. 2

    Mmuuuh, rd, damit ich meinen großen Hunger meist gut gestillt bekomme, muss auf den niederrheinischen Maisfeldern viel mehr wachsen als Sie hier öffentlich vermmuuuhten, mmuuuhFull(Feedstock)House: Der Hektarertrag von Körnermais, der am Niederrhein eher nebenbei auf vermmuuuhtlich nur auf recht kleinen Flächen angebaut wird, liegt bei ca. 10 Tonnen pro Hektar, mmuuuh also 100 Doppelzentner statt 100 Kilogramm. Und so, wie der Silomais dieses Jahr mit dem regelmäßigen Regen wachsen konnte, werden auf den guten Maisfeld-Standorten sicher mehr als 50 t Pflanzenmasse pro Hektar draufstehen, mmuuuh Gesetz der zunehmenden Vermaisung für große Futter- und Biomasseerträge. Wird vermmuuuhtlich dringend Zeit, dass am Elsenpaß mal wieder ein Tag der offenen Niederrheinstier-Stalltür stattfindet und Sie dort zur Weiterbildung vorbeischauen, mmuuuh Kleveblog-Qualitätsssicherung durch Intensiv-Schulung!

     
  7. 1

    Mein Top Tip für die 🟢 Die vom Mais befreiten Kolben wurden, u.a. auf dem Balkan, mangels WC Papier benutzt 👍🏽Der sträfliche Umgang mit Energie + Wasser zur Produktion der kultivierter Anuspflege würde sich hier weitgehend erledigen + ein rustikales Naturerlebnis wäre dabei inbegriffen.☝🏽 Etwas Ãœbung ist schon erforderlich.😁