Es tut mit leid, aber dieser Artikel muss mit einem floskelhaften Einstieg beginnen, denn motorisierte Besucher der Klever Innenstadt staunten gestern nicht schlecht, als sie zur Kenntnis nehmen mussten, dass sowohl der Parkplatz vor der Stadthalle wie auch der dahinter komplett gesperrt waren. Das sorgte bei einigen Geschäftsleuten für Verdruss (es gibt noch immer den Reflex: Parkplätze weg, Kunden weg), zumal der Grund für die Sperrung auch noch eine Jubiläumsfeier der Industrie- und Handelskammer war, einer Organisation, von der man ja gemeinhin annimmt, dass sie ihren Mitglieder nicht in den Rücken fallen sollte.
Aber darum geht es hier nur am Rande. Vielmehr zeigte die Veranstaltung, dass die seit Jahren geplante, vor 2022 begonnen und immer noch nicht komplett fertiggestellte Umgestaltung des Umfeldes der Stadthalle das Potenzial hat, ein Besuchermagnet für die Stadt zu werden (einen kleinen Haken hat die Sache allerdings, dazu später mehr). Jedenfalls konnte der vagabundierende Passant problemlos evaluieren, dass sich vor dem neugestalteten Eingangsbereich der Stadthalle eine ansprechende Außengastronomie aufbauen lässt, die in einem zukünftigen Stadium von einer naturnahen Flora am Ufer des Spoykanals gesäumt werden würde – und bei dem Areal handelt es sich um eines der Geländestücke, die für die Landesgartenschau 2029 eine zentrale Rolle spielen.
Verantwortlich für die Bewirtung der Gäste war die Clivia-Gruppe, in deren Händen die Gastronomie der Stadthalle seit Anfang des Jahres liegt. Deren Chef Christian Nitsch sagt, dass das Event sozusagen der Testlauf für weitere Ereignisse dieser Art sein sollte. Nitsch: „Wir wollen die Ressource nutzen, damit in Kleve Konferenzen mit einem besonderen Charme und gleichzeitig einer besonderen Größenordnung möglich werden.“ Diese Entwicklungschance habe schon bei den Bewerbungsgesprächen um den Auftrag eine wichtige Rolle gespielt. „Konferenzen und Tagungen im größeren Stil bedeuten auch eine größere Nachfrage bei der Klever Gastronomie, den Beherbergungsbetrieben und in der Klever Innenstadt – und die hat’s besonders nötig“, so Nitsch.
Allerdings sollte die Stadt sich noch genau überlegen, was sie mit der Fläche des Parkplatzes dahinter macht. Wenn die Besucher der Außenterrasse auf geparkte Autos blicken, stellt sich schnell der Eindruck ein, den Besucher des Cafés von Heicks bei Netto an der Wiesenstraße haben: Wenn sie aus dem Fenster blicken, können sie Kunden des Discounter beim Beladen ihrer Autos zuschauen. Das kann abwechslungsreich sein, ist aber auf Dauer doch eher langweilig.
Der etwas größere Haken aber ist der Zustand der Stadthalle selbst. Das Gebäude war im vergangenen Jahr mehrere Wochen geschlossen, weil es (abgesehen vom neuen Foyer) im Inneren recht marode ist – und zwar so marode, dass die Schwanenfunker sogar befürchten, ausgerechnet in ihrem Jubiläumsjahr 2025 dort gar keine Sitzungen abhalten zu können. Das steht zwar noch nicht fest, lässt aber Rückschlüsse auf den Zustand des Gebäudes zu. (Aber vielleicht ist dieses Manko ja auch schon passend bis zur Landesgartenschau in vier Jahren behoben.)
@3 die Stadthalle muss doch schon seit den 90ern Saniert werden?
Jeder Techniker den ich da getroffen habe hat über die PA, die Lichtanlage, die Akustik usw. geschimpft. Das da überhaupt Veranstaltungen funktionieren dürfe wohl eher Glück und Können und der Techniker sein.
Die marode Stadthalle wäre ja wirklich die Krönung! Ich hatte schon mehrfach angemerkt, dass ich die „Reihenfolge der Abarbeitung der Probleme“ in Kleve als fragwürdig einstufe. Wenn jetzt die Außenanlagen in mehreren Bauabschnitten ( zuerst die Seite beim Weinhaus, dann mehrfach die Wasserstraße und der Vorplatz, die Wc-Anlage…) fertiggestellt wurden und werden, danach aber erst auffällt, dass die Stadthalle komplett saniert werden muss, fehlen mir wiedermal die Worte.
Das Dolle war auch, Freitagmittag um 15:30 war alles genauso wieder verschwunden. Es ist vermutlich dem geschuldet, das die Feiernden dort ja auch noch einen Freitag mit Arbeit vor sich hatten. Donnerstag ging’s von ~18°° bis um spätestens 23°°. Da wurde richtig großer Aufwand betrieben. Und die Band war richtig gut.
Wenn man sich die total verkorkste Verkehrssituation in Kleve anschaut (seit vielen Jahren fragt sich der Klever ja schon zu Recht, ob und wenn ja was die Verkehrsverantwortlichen hier gelernt haben mögen), dazu eine nicht gerade rosige Parkplatzsituation sowie die vielen künstlichen Staus, dann fragt man sich, wie lange auswärtige Besucher überhaupt noch kommen werden und die Innenstadt am Leben halten. Dass ein Herr Nisch logischerweise auf seinen eigenen Vorteil schaut ist zwar nachvollziehbar, aber als Politiker, der an das Wohl der Einwohner denken sollte, m.E. nicht korrekt.