Im Internet weit verbreitet ist die Kategorie „Unnützes Wissen“, und dazu kann ich hier auch einen kleinen Beitrag leisten, nachdem Eckard Erdmann von der Buchhandlung Hintzen mich in der vergangenen Woche angerufen hatte, um mir einen antiquarischen Beifang anzudienen.
Es handelte sich um eine Vielzahl von Vereinschroniken hiesiger Sportvereine, als diese noch ihre Jubiläen feierten und es zum guten Ton gehörte, zum entsprechenden Anlass eine gedruckte Festschrift herauszubringen, die das segens- und erfolgreiche Wirken der Sportler ins rechte Licht rückte, üblicherweise eingangs versehen mit einschläfernden Grußworten von Landrat und Bürgermeister.
Mir fielen also vermutlich aus einem Nachlass stammende Hefte in die Hände, die teilweise ein halbes Jahrhundert alt waren und beispielsweise die Geschichte des VfB 03 Kleve oder die des SC 1863 Kleve erzählten. In der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des Sportclubs („Sportclub Hondertfiffäntwentig Joar“) finden sich zwei Reportagen von Rolf Langenhuisen, eine zum Zustandekommen und eine vom Verlauf des Jahrhundertspiels gegen den FC Barcelona, die man bedenkenlos in ein Lehrbuch für Journalismus aufnehmen könnte, ganz einfach weil sie so perfekt lebendig geschrieben sind. Verantwortet hat das 1988 erschienene Heft übrigens Uwe Dönisch-Seidel.
25 Jahre zuvor, zum 100-jährigen Bestehen des Vereins, verantwortete ein mir nicht bekannter Ulrich Fries die Festschrift, in der sich nach sechs Gruß- und Geleitworten der Gesamtvorstand des Vereins vorstellte. Und diese Liste, die niemand irgendwo mehr je wird gebrauchen können, sei hier wiedergegeben:
Ehrenvorsitzender: Heinrich Mohn
Erster Vorsitzender: Jakob Kohl
Zweiter Vorsitzender: Otto Ricken
Vereinsgeschäftsführer: Harry Kohl
Fußball Geschäftsführer: Franz Mohn
Erster Kassierer: Theo Siebers (der spätere Vorsitzende, Anm. d. Verf.)
Jugendobmann: Roland Peters
Fußballobmann: Werner Görtz
Zweiter Kassierer: Willi Kasten
Beisitzer: Fritz Ständer, Eugen Remy
Pressewart: Ulrich Fries
Beisitzer im Fußballausschuss: Johann Hendricks, Erich Storm, Franz Storm
Jugendausschuss-Geschäftsführer: Heinz Huismann
Jugendausschuss-Trainer: Fritz Claaßen
Jugendausschuss-Beisitzer: Johann van Lier
Schülerausschuss-Obmann: Jakob Kersjes
Schülerausschuss-Geschäftsführer: Helmut Toonen
Schülerausschuss-Trainer: Heinz Koch, Hermann Jansen
Schülerausschuss-Beisitzer: Peter Hanssen, Alfred Hommels
Ältestenrat: Johann Hendricks (Vorsitzender), Jakob Kohl, Wilhelm van de Loo, Karl Strähnz, Karl Vogel (Beisitzer)
Und als Bonusmaterial hier noch ein Bild der A-Jugend aus dem Jahre 1925 (Torhüter waren schon immer etwas schräge Vögel):
Das 88 Seiten starke Heft besteht natürlich zur Hälfte aus Anzeigen – auch die eine Fundgrube für anekdotische Erinnerungen. Unter anderem dabei:
Kreissparkasse Kleve („Aus unserem Aufgabengebiet: […] Objektive und diskrete Beratung in allen sonstigen Geld- und Vermögensfragen“)
Stadtwerke Kleve („Das Zeitalter der Gasheizung hat schon begonnen“)
RWE-Beratungsstelle („… mit Strom heute morgen immer modern“)
Hettlage („Das Haus, das jeden anzieht […] wo Geschmack und modischer Chic tonangebend sind“)
Hopmans („Tooor!!! Sogleich schwenkt er voll Übermut den neu gekauften Sonntagshut. Er weiß, der Hut kann das vertragen und voller Stolz hört man ihn sagen: Ja, der Hut ist von Hopmans!“
Zur Einstimmung auf die Jubiläumsfeier am 4. August 1963 im Kolpinghaus spielten Irmgard Gieseler, Wilfried Lüdeking und Günther Hardenberg das Menuetto-Allegretto aus dem Divertimento es-dur von Wolfgang Amadeus Mozart, K.V. 563.
@Ralf
Sorry, mein Fehler. Ich dachte , die A-Jugend wäre auch aus 1963.
Einen großen Dank an die Buchhandlung Hintzen. Immer einen Besuch wert. Auch ein echter „Klever Schatz“.
Auf jeden Fall waren es damals keine laufenden Litfaßsäulen und deswegen war der sportliche aspekt ein anderer.
@SpoyBoy 1925 waren sie 17 oder 18 Jahre alt, das heißt, sie sind jetzt 113 oder 114.
@4
Die Jungs der A-Jugend könnten noch unter uns sein.
Stimmt da was nicht, der 2. in der ersten Reihe von links, ist das der Franz-Josef Strauss? 😉
@SpoyBoy Wenn man 59 Jahre draufrechnet, würde ich sagen, ist die Wahrscheinlichkeit gering. Möchte aber niemanden für tot erklären.
Lebt denn von denen noch jemand?
Fehler im Original. Ich finde, das kann man vom SC 63 auch nicht verlangen.
Achtung! Besserwisseralarm!
es-dur? Es müsste Es-Dur heißen. falsch abgeschrieben oder Fehler im Original?