Fragen und Antworten zum Einsatz des Pleustophytenkreuzers HMS Theo d’Oro

Üppig gedeihende Pleustophyten im Kermisdahl
Üppig gedeihende Pleustophyten im Kermisdahl
Üppig gedeihende Pleustophyten im Kermisdahl
Waterboarding im Sinne der Allgemeinheit: Dreck wird aus dem Wasser des Spoykanals an Bord geholt
Waterboarding im Sinne der Allgemeinheit: Dreck wird aus dem Wasser des Spoykanals an Bord geholt

Vor zwei Monaten ließen die Umweltbetriebe der Stadt Kleve den Pleustophytenkreuzer der T-Klasse HMS Theo d`Oro vom Stapel, ein Doppelrumpfschiff mit einer unzerstörbaren Außenhaut aus eloxiertem, hochangereicherten Aluminium, dessen vier Mann Besatzung seitdem in der zentralen Lebensader der Stadt auf einer „Search-and-schluck”-Mission unterwegs sind. Unerbittlich attackieren sie den hinterlistigen Feind, wabernde Kolonien aus Pleustophyten und Hydrophyten, die bei Spaziergängern schwerste Ästhetiktorsionen hervorrufen. Zum Abschluss der diesjährigen Mission zieht kleveblog gemeinsam mit Jochem Vervoorst, bei den Umweltbetrieben der Stadt Kleve gewissermaßen der Oberbefehlshaber für den heiklen Einsatz, eine Bilanz:

Wie verlief die erste Mission der HMS Theo d`Oro?

„Festzustellen ist, dass sich der Einsatz des Reiningungsboots sehr positiv auf das Reiningsbild des innerstädtischen Gewässerabschnitts ausgewirkt hat. Effektiv und zügig konnten Verunreinigungen und Einträge beseitigt werden.” (Vervoorst)

Wie viele Ausfahrten unternahm die Besatzung, welche Mengen an Feinden wurden annihiliert?

Im Juni gab es vier Einzelfahrten, im August 11, im Spetember 8. Ingesamt also 23. Die Menge der Einsatzstunden in Feindgewässern: 71,5. Dabei wurden im Juli 5 Kubikmeter Schwemmgut neutralisiert, im August, dem mit Abstand erfolgreichsten Jagdmonat, 22,5 Stunden und im September, als die Pleusto- und Hydrophyten schon spürbar demoralisiert waren und ihre Chlorophyllproduktion bereits reduziert hatten, immerhin nochmals beachtliche 15 Kubikmeter. Die Gesamtmenge von 42,5 Kubikmetern Schwemmgut würde ausreichen, das Amtszimmer des Bürgermeisters 17-mal auszufüllen.

Wird die jagdfreie Zeit genutzt, um das Schiff noch besser auf das Aufspüren und Zerstören der feindlichen Lebensformen auszurichten?

Ja. Vervoorst: „In den Wintermonaten wird das Reinigungsboot weiter optimiert. Es wird mit einem automatischen Sammelband ausgestattet werden, was einiges an Handarbeit entbehrlich machen wird. So können die Reinigungsdurchgänge noch effektiver durchgeführt werden.” Weitere Anregungen sind noch in der Planungsphase. Eine ist die Internetanbindung des Bootes, sodass die Reiningspatrouillen direkt in das NATO-Hauptquartier (DEFCON) nach Kalkar übertragen und auch in kleveblog live verfolgt werden können. Denkbar ist auch, dass vollatomatisch Luftunterstützung durch Drohnen angefordert wird. So können besonders grüne Zonen frühzeitig entdeckt und eventuell auch mit Cruise Missiles gewissermaßen vorbehandelt werden (Discover & Destroy-Strategie), bevor dann die Marine den Rest erledigt (Garbage Mission).

Sind die wabernden Hydro- und Pleustophytenmassen eigentlich gefährlich?

Kommt drauf an. In einem streng biologischen Sinne eher nicht. Die Wasserqualität des Kermisdahls ist hervorragend, wofür man übrigens keine teuren Chemiker benötigt, die dann sagen, es ist so und so viel H2O in einem Liter Kermisdahl und ein paar Milligramm von diesem oder jenen unerwünschten Beiprodukt. Es reicht der wache Blick eines Naturkenners: Am Kermisdahl brüten Eisvögel. Die finden sich nur dort, wo die Wasserqualität hervorragend ist. Andererseits beleidigen die wuchernden Pflanzen das Auge des Heimatfreundes und können langfristig sicher Depressionen auslösen. Deren Behandlung ist teurer als die Einsatzfahrten der HMS Theo d`Oro, also entsteht unterm Strich ein volkswirtschaftlicher Nutzen in Höhe von 37,50 Euro (wenn die Depressionen nach Kassentarifen behandelt und abgerechnet werden).

Ist die Schließung der Schleuse schuld an dem explosionsartigen Wachstum der Wasserpflanzen?

Nein. Soviel Wasser hat die Schleuse auch zu Betriebszeiten nicht bewegt. Auch die Theorie, dass Fische nun nicht mehr zu ihren Laichgründen gelangen können (und somit nicht mehr genug Pflanzen wegfuttern) ist biologisch nicht haltbar. Schon zuvor hatte die Schleuse höchst unregelmäßige Öffnungszeiten. Es sind aber keine Fischschwärme beobachtet worden, die vor den Schleusentoren auf eine Öffnungs gewartet haben.

Muss man sonst noch etwas wissen?

Nein.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Alles

Deine Meinung zählt:

4 Kommentare

  1. 4

    Es gibt ne viel einfachere Lösung:
    Man stelle die Schleusentore offen. Dann läuft von selbst das Wasser aus dem Kanal.
    Bleibt nur noch ein kleines Rinnsal übrig und entsteht mehr überbaubare Fläche.

    Alternativ spreche man mit Spezialisten für Oberflächen- und Grundwasserüberdüngung und ergreife die notwendigen Maßnahmen in Richtung der Gülle- und Düngemittel ausbringenden Landwirtschaft.
    Dann erledigt sich das Problem ebenfalls von selbst. Dauert wohl einige Zeit.
    Man muss aber willens sein dies zu tun.
    Ich vermisse einen Satz der Verwaltungsvertreter zu diesem Thema.

    Wie man hört, hat aus gleichem Grund auch die Trinkwasserqualität in Kleve stark nachgelassen (Aussage eines Arztes gegenüber meinem Vater).
    Vielleicht traut sich jemand aus der Ecke mal diesen Ressourcenmissbrauch anzugehen.

    Wir können natürlich in den nächsten Jahren auch eine ganz Flotte Theo d’Oros zu Wasser lassen und diese als Exportschlager vermarkten.
    Alternativ zur Draisinenfahrt kann Kleve eine Hydro- und Pleustophytenjagd anbieten.
    Die erlegten Hydro- und Pleustophyten dürfen die Jäger dann mit nach Hause nehmen.

    So bleibt das Büro des Bürgermeisters sauberer 😉

     
  2. 3

    Das Ãœbel bei den „Wurzeln“ packen! Wenn, dann bitte vor allem zuerst ein bedingungsloser Einsatz gegen Salpetersäureester.

     
  3. 2

    Hallo, ich persönlich glaube nicht das Neobioten also Neozoen oder Neophyten mit derlei Stümperei beizukommen ist. Man sollte sie einfach zulassen. Ist doch kein Drama, die wandern halt

     
  4. 1

    Jetzt ist es raus. Die Bürger der Stadt Kleve gestehen dem Bürgermeister ein Büro zu, in dass gerade mal ein kleiner Schreibtisch und ein Stuhl passt. Nur 1 bis 2 m² (je nach Deckenhöhe) hat man himself zugestanden. Kein Wunder, dass er sich mit Grausen abwendet und den Platz für seine Nachfolgerin räumt.