Der-KLEVER-Autorin Helga Diekhöfer hat einige Worte gefunden für das, was uns bewegt, wenn wir aus dem Fenster schauen. Danke an die Autorin, bittesehr, lieber Leser!
Wie iset draußen? Uselig.
Uselig ist kein Wort, uselig ist ein Zustand, der die Wetterlage, das Körpergefühl und gleichzeitig die Gemütslage der Niederrheiner beschreibt, die nun schon seit neun Monaten – also eine ganze Schwangerschaft lang – darauf warten, dass das uselige Wetter abzieht.

Man könnte es so auf den Punkt bringen: Der Himmel ist bleiern, die Luft ist feucht, die Jacke klamm. Man fröstelt, geht ständig auf lehmigem Boden oder durch feuchtes Gras. Die Ledersohlen werden feucht, mit Schal ist es zu warm, ohne zu kalt, mit Schirm ist es übertrieben, ohne Kopfbedeckung ungemütlich, am besten, man stellt den Kragen hoch. Automatisch zieht man dabei auch die Schultern hoch, die Stirn legt sich in Falten, der Blick wird eng. Die Frisur fällt entweder zusammen oder das Haar kräuselt sich auf.
Der Hund stinkt…
Es macht keinen Spaß zu lüften, es macht keinen Spaß, sich in einem Strassencafé aufzuhalten. Bei Hochzeiten zieht die Feuchtigkeit durch die Ritzen des Festzeltes, die Wäsche kann nicht auf die Leine, die Blumen lassen trunken ihre Köpfe hängen und der Hund stinkt. Alles ist klamm. Die Handtücher trocknen nicht, auf den Parkbänken muss man wischen, bevor man sich hinsetzt, die Pappschälchen für die Currywurst sind biegsamer als sonst.
Wer jetzt Geburtstag hat, der macht sich Gedanken, in welchen Keller oder welche Garage er seine Gäste stecken soll. Der Grill braucht einen trockenen Unterstand und statt an Lichterketten zu denken, taucht vor dem geistigen Augen bereits die Weihnachtsbeleuchtung auf. Der Qualm vom Grill zieht nicht ab, sondern bildet feuchte Schwaden, die es sich in der Kleidung bequem machen.
Outdoor-Aktivitäten sind am sichersten im Neopren-Anzug, nur die Haut liebt das Feuchte. Sie sieht rosig aus, wenn man von draußen nach drinnen kommt. Autowaschanlagen haben Flaute: zu viele Naturduschen vermiesen ihnen das Geschäft.
Aber es gibt auch Gewinner in dieser unseligen Zeit: Die Produzenten von Scheibenwischanlagen müssten ihren Absatz locker gesteigert haben und auch Inhaber von Sonnenstudios, sofern es sie noch gibt. Auch Cashmere-Pullis müssten ganzjährig gehen, Schuhe mit Gummisohle, gelbe Servietten mit lächelnden Smilies zur Stimmungsaufhellung und – Duftkerzen.
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PS. Heute (Freitag, 12. Juli) ab 19 Uhr Feuerwehrbiwak in Rindern. Temperaturen um die 14 Grad, aber es soll immerhin trocken bleiben (und es wird ein Fallschirm aufgespannt).

Hat mich geradezu ins Herz ins Herz getroffen, der „Useligkommentar“! Als Bäckerstochter in den
Sechziger Jahren in Kleve aufgewachsen, kann ich mit dem Wort „uselig“ wirklich eine Menge anfangen! Ich habe u.a. oft vor dem Schulbesuch den Klever Bürgern die Brötchentüten vor die
Haustür gestellt! Morgens um 6 Uhr raus, in Wintermonaten mit dem Fahrrad, in die noch stockdunkle Welt! Jeder Klever weiß, dass es dort ortsgebunden „rauf und runter“ geht!
Waldstraße rauf, Gruft runter! Brötchen zum Bresserberg, ein Graus!
„Uselig“ ist ja nicht nur eine Wetterlage, sondern ein niederrheinischer Gemütszustand!
Inzwischen lebe ich in Köln, da würde das Wort uselig, wahrscheinlich in uselisch umgedeutet!
Danke Helga Diekhöfer, Ihr Beitrag hat mir sehr gut gefallen!
Nach 5 zu heißen & trocknen Sommern kann der Natur eigentlich nichts besseres passieren.
Es waren die letzten 9 Monate vielerorts die niederschlagsreichsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Abgesehen von den Ereignissen Anfang Juni im Süden Deutschlands auch ohne nennenswerte Extreme.
Dafür sollten wir alle dankbar für sein !
Natürlich ist dieser Sommer nicht so wie man ihn sich vorstellt, aber gönnen wir der Natur doch einfach die Erholung und widmen uns wichtigeren Problemen von denen das Land / Gesellschaft wahrlich mehr als genug hat .
Es gibt nur einen wirklich erfolgreichen Weg, zurück zum Wetter von früher.
E Autos sofort verbieten, sofortige Rücknahme von Co2 Abgabe, Windräder verbieten………, dann wird’s auch mal wieder Sommer.
In einigen Jahren werden wir das wechselhafte Sommerwetter wieder herbeisehnen…
„Sommer, komm‘ raus; wir warten auf dich; Der Regen, bringt uns kein Segen; wir werden weiter hoffen; sonst trinken wir unseren Kaffee, weiterhin im Wohnzimmer, in Pantoffeln; 🙂
☝🏼 „Süße Ruh‘ , süßer Taumel im Gras.“ 🙄 😂 ( A.v.D-H.)
Danke für diesen aufheiternden Text an meinem Geburtstag!