Der vor sechs Jahren geplante „Mehrgenerationenplatz“ wurde nun ein Jahr nach seiner Fertigstellung offiziell eröffnet

Sieht fast aus wie ein abstraktes Gemäle von Kandinsky: Mehrgenerationenplatz aus der Drohnenperspektive

Politik, das wusste schon Max Weber, ist das langsame Bohren dicker Bretter, und dies ist ziemlich das Gegenteil von dem, was sich der Wähler wünscht, nämlich schnelle, klare Lösungen, die sofort umgesetzt werden können, und in denen sich erstaunlich oft Wörter wie „wegsperren“ oder „Abschieben“ finden lassen.

Verschiedene Generationen friedlich beim Spiel vereint

Insofern ist die am Donnerstag erfolgte offizielle Eröffnung des Mehrgenerationenplatzes an der Rahmstraße ein Lehrstück darüber, wie Politik schon im kleinen Zeit ohne Ende zu verschlingen vermag, und es ging doch eigentlich nur um die Neugestaltung einer Asphaltfläche, die älteren Klevern, als sie noch Skateboard fahren konnten, als „Skaterplatz“ bekannt war. Schon Skaterplatz war natürlich ein Euphemismus, man hatte einfach auf einer Asphaltfläche eine Rampe aufgestellt, die aber ihren Zweck erfüllte.

Ball sauber unterschnitten: Kämmerer Klaus Keysers überzeugte mit einer defensiven Spielweise (Fotos: Stadt Kleve)

Doch auch Skater werden älter und womöglich der mit ihrem Hobby verbundenen Assoziation ewiger Jugend überdrüssig. Sie wenden sich anderen Betätigungen zu, vielleicht fangen sie an, Tischtennis zu spielen oder gar Schach, oder sie setzen sich auf Bänke und schauen den jungen Menschen zu, wie diese sich anmutig bewegen, und vielleicht fassen sie dann den Plan, selbst auch wieder etwas zu tun für ihren Körper, andererseits möchte man sich wiederum nicht mehr mit den Adonissen in den Fitnessstudios messen müssen, und insofern ist die Ablösung der Asphaltfläche durch einen Spielplatz für die Boomer die perfekte Lösung für diese Fläche, und ich, der ich in der Nähe wohne, habe in den vergangenen Monaten auch schon vielfach erlebt, dass sich allerlei Menschen auf dem Gelände tummeln.

Aber sie finden dort ja auch alles, was ihr älter gewordenes Herz begehrt – vom Schachbrett über Tischtennisplatte und Fitnessgeräten (mit ordnungsgemäßen Abstand zur benachbarten Buchenhecke) bis hin zu verschiedensten Sitzgelegenheiten, insbesondere den nach Süden ausgerichteten Relax-Sitzbänken mit Blick auf das Panorama unserer schönen kleinen Stadt. Zur Öffnung sagte  Bürgermeister Wolfgang Gebing: „Durch den neuen Mehrgenerationenplatz Backermatt ist Kleve um einen attraktiven Freizeitplatz reicher geworden. Er ist ein wichtiger Baustein im städtischen Gesamtkonzept für Freizeit und Erholung und ich finde, das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Der Platz heute hat mit dem Erscheinungsbild vor fünf Jahren gar nichts mehr zu tun. Hier kann sich nun wirklich ein Treffpunkt für Groß und Klein – einfach Menschen jeden Alters und egal aus welcher Region dieser Welt sie kommen – entwickeln.“

Aber auch, was die politischen Ambitionen in eigener Sache angeht, war die Planung des Platzes ein lehrreiches Unterfangen. Sie begann 2017 mit einer Bürgerbeteiligung, und als Anwohner hatte ich die verwegene Idee, mir dort einen Basketballkorb vor die Haustür stellen zu lassen. Das allerdings war in den vorgefertigten Planungen, mit denen die Bürgerbeteiligung eröffnet wurde, nicht vorgesehen.

Ich hatte den Idealismus, dass die Planung insofern noch angepasst werden könnte, dies jedoch war aus der Sicht der Verantwortlichen ein Akt der Insubordination, und als ich den nunmehr bereits in Ruhestand befindlichen damaligen Technischen Beigeordneten Jürgen Rauer danach fragte, was denn nun auch aus meiner Idee geworden sei, verwies er auf den nahegelegenen Spielplatz (Ernst-Goldschmidt-Straße), wo Platz dafür sei – der berühmte Verweis in eine vage Zukunft des Möglichen.

Natürlich geschah diesbezüglich überhaupt nichts, aber wie das Schicksal es offenbar vorgesehen hatte, kam stattdessen der Kreis Kleve auf die Idee, am Berufskolleg am Weißen Tor ein Freiluftsportfeld zu errichten, welches gleich sechs Basketballkörbe bereithält und somit meine kühnsten Erwartungen übertroffen hat. Zudem ist auch an der Gesamtschule am Forstgarten dass im Zuge des Neubaus verschwundene Feld an anderer Stelle neu errichtet worden – auch dies eine Maßnahme, die meine kühnsten Erwartungen übertroffen hat. Nicht immer bekommt man also genau das, was man sich erträumt hat, und manchmal ist das, was kommt, dann noch viel besser.

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Spielplatzjanein ja*neinnein
Sportplatzneinjaja**ja**** nein
Mehrgenerationenplatzneinjaja***janein
Friedhofneinneinneinneinja
Übersicht: Welcher Platz ist für welche Lebensphase bei durchschnittlicher Lebenserwartung geeignet? (*Elternphase, **Altherren-/Zuschauerphase, ***Zeit des Übergangs, ****Experte am Spielfeldrand)

Deine Meinung zählt:

10 Kommentare

  1. 10

    Dieser Platz ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Heute war er auch bei schönem Herbstwetter, von Menschen aller Altersklassen, gut besucht.
    Man kann auch etwas in der frischen Luft trainieren oder einfach nur sitzen und lesen. Sehr schön!

    Öfter konnte man schon hören oder lesen:
    „Bewegungsmangel ist die Epidemie des 21. Jahrhunderts.“
    „Bewegung ist die Medizin des 21. Jahrhunderts.“

    Für mich steht fest, dass ich diesen Platz, für Bewegungszwecke, sehr oft besuchen werde ……….

     
  2. 9

    Ich hätte es gut gefunden, wenn man das Geld in das Sozialkaufhaus Palette gesteckt und dieses am Leben erhalten hätte. Das war tatsächlich ein “ Mehrgenerationentreffpunkt“ und zwar für Leute, die es nötig hatten/hätten. Ist aber vermutlich nicht werbewirksam genug.

     
  3. 8

    Im Übrigen habe ich beim SV Rindern mit 8 in der E-Jugend angefangen.

    (Als ich kam wurden wir Meister.)

    ?

     
  4. 7

    Es sieht echt nett aus, nur befürchte ich bei unserer „kaputten Gesellschaft“, dass dieser schöne Platz demnächst von „irgendwelchen Randgruppen“ zweckentfremdet und seinen eigentlichen Nutzen/Vorhaben einbüßen wird. Den Machern ein Lob – es ist schön, mal etwas neues zu sehen. Ich wünsche mir mehrere solcher Plätze, gerade auch für Jugendliche mit Basketball, Tischtennis und vielleicht Skaterrampen, da muss viel mehr getan werden.

     
  5. 5

    Ich bin noch nicht über die erstaunliche Mixtur im ersten Satz von rd’s Beitrag hinweggekommen.

    Max Weber wusste also, wie Politik funktioniert? Er war sicher ein verdienstvoller Wissenschaftler, aber er hat nie politische Verantwortung getragen, auch wenn er an den Beratungen zum Versailler Friedensvertrag beteiligt war (den er im Nachhinein ablehnte). Den ersten Weltkrieg soll Weber gutgeheißen haben.

    Auch ansonsten werfen zwei Weber-Biografien Fragen auf: https://www.deutschlandfunk.de/schwerpunktthema-max-weber-charismatisch-exzessiv-und-100.html

    Eigentlich zeigt der erste Satz das ganze Problem der Ampel bzw. vieler.Ampel-Politiker: die Auffassung, der moralisch unterbelichtete Wähler habe keine Ahnung, wie Politik läuft und will Unangemessenes. Das Ganze oberflächlich intellektuell unterfüttert. Tiefer bohren darf man da nicht.

     
  6. 3

    By the way ! Die mit allem *Holland Drogen Dreck versorgten ( US. DEA * Narco Staat ,wie Sinaloa MEX. ) ? + internationalen Alkoholiker auf der schönen Klever Drogen Piste sollten auch endlich mal einen eigenen Spielplatz bekommen. ?

     
  7. 2

    Also ich spiele auf dem Sportplatz auch mit 51 noch Altherren-Freizeitfussball.

    Das Buschlabyrinth ist cool… sehe da jetzt schon die ersten Penner liegen und im Geäst liegen Spritzen und es stinkt nach Urin….

     
  8. 1

    Mmuuuh, kein Wort über das Labyrinth am südlichen Ende des Mehrgenerationenplatzes? Aus der Vogelperspektive besehen beschleicht mich die Vermmuuuhtung, dass so mancher auf die Idee kommen könnte, dort in mitten des Sichtschutzes durch die Hecken seine Notdurft zu verrichten, mmuuuh sprichwörtliche Erleichterung.