Corona, Krieg und Karneval

Geht das zusammen?

(Wird gegebenenfalls aktualisiert) Wer bis gestern nicht gerade 24/7 CNN verfolgte, war bis gestern eigentlich noch in der Stimmung, heute irgendwie Karneval zu feiern, selbst wenn die organisierten Veranstaltungen längst abgesagt waren und es in erster Linie auf fröhliche Geselligkeit in irgendwelchen Gaststätten hinauslaufen sollte. Seit wenigen Stunden jedoch herrscht am Ostrand Europas Krieg, Russland hat die Ukraine nach einer frei erfundenen Rechtfertigung angegriffen, Bomben, Raketen und Granaten schlagen ein.

Und nun?

In Köln am Alter Markt feierten die Menschen ab 11:11 Uhr, und von der Bühne aus rief Jungfrau Gerdemie (Björn Braun) den fröhlichen Narren zu: „Wir schunkeln nicht an den Sorgen der Menschen vorbei. Aber wir lassen uns auch nicht die Grenzen des Frohsinns von Menschen bestimmen, die Freiheit und Frieden mit Füßen treten.“

Grenzen des Frohsinns

Für die Feier draußen galt die 2G-plus-Regelung, wer in Kneipen feiern möchte, muss zusätzlich noch ein aktuelles negatives Testergebnis vorweisen. Diese Regelung, sozusagen 2G-plus-plus, gilt in Kleve nur am Samstag von 9-18 Uhr in den Gaststätten, sie ist also für die Menschen, die sich den Frohsinn nicht vermiesen lassen wollen und abends von Kneipe zu Kneipe ziehen, nicht relevant. In den Gaststätten gilt 2G-plus. Geboosterte Personen (oder mit ihnen Gleichgestellte) müssen jedoch keinen tagesaktuellen Test vorweisen.

Die Teststationen in Kleve wittern unterdes das Geschäft ihres Lebens, von den Zentren werden auf den sozialen Netzwerken überall besondere Öffnungszeiten während der Karnevalstage verkündet. Bekanntlich erhalten die Betreiber der Teststationen derzeit 3,50 Euro Sachvergütung sowie weitere acht Euro für die Durchführung eines jeden Tests, also insgesamt 11,50 Euro.

Bei Puppa Schmitz („Tanzpalast Bresserberg“, Königsallee) findet heute ab 18 Uhr ein Möhneball statt (Eintritt: zehn Euro), Samstag ab 19:30 Uhr eine Ü 30-Karnevalsparty und Rosenmontag eine „Karnevalstreiben“ genannte Party, die schon ab 15 Uhr beginnt und mit günstigem Fassbier (0,2 l für einen Euro) lockt. Für alle Veranstaltungen gilt 2G-plus-plus, also auch Geboosterte benötigen einen negativen Test. Der logistisch clevere Schachzug: Das Testzentrum befindet sich direkt vor der Gaststätte in einem Partyzelt.

Auch die anderen Gaststätten – in der Innenstadt die üblichen verdächtigen Kneipen, z. B. Zum Kronprinzen, Früh, Zentrale – haben heute geöffnet und laden zu Karnevalsfeiern ein.

Als Abschluss hier passt natürlich noch die Corona-Lage vom Tage: Es gibt im Kreisgebiet 623 neue Fälle (seit gestern), insgesamt also mittlerweile 42.035. Im Krankenhaus befinden sich 59 Menschen, 288 sind an den Folgen einer Corona-Erkrankung gestorben. Die 7-Tage-Inzidenz beträgt 875 (seit fünf Tagen unter 1000).

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Ein Kommentar

  1. 1

    Ist nicht direkt zum Thema aber die Fotos sind sehr gelungen. Nicht dass sie besonders schön wären, aber die Symbolik ist einerseits subtil und andererseits so deutlich und augenfällig wie es nur geht.