Die Superlative und Rückgriffe auf die glorreichen bis sagenhaften Momente in der Geschichte Kleves nahmen kein Ende, als die Festredner auf der Brüstung im Innenhof der Schwanenburg auf das wahrhaft historische Ereignis zu sprechen kamen, sogar Caesar wurde bemüht, als Rainer Hoymann, der Vorsitzende des Klevischen Vereins, eine Inschrift im Schwanenturm zitierte. Es sei ein „besonderer Moment“, so Hoymann. Für Till Neschen, als Niederlassungsleiter Duisburg des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW gewissermaßen Eigentümer der Schwanenburg, war am Donnerstagmittag sogar das Ende der Geschichte erreicht: „Jetzt ist endlich alles gut! Ein Stück klevischer Geschichte kommt zurück.“

Dieses Stück klevischer Geschichte ist der Schwanenturm, das sich 54 Meter in den niederrheinischen Himmel reckende Wahrzeichen der Stadt, mehrfach zerstört, zuletzt im Zweiten Weltkrieg, als ein britischer Halifax-Bomber in den Turm krachte, mehrfach wieder aufgebaut, zuletzt in den Jahren 1948 bis 1957, angetrieben vom Rechtsanwalt Dr. Peter Will, dem Leiter der Turmbauhütte. „Wo ein Will ist, ist auch ein Weg“, hieß es damals, wenn Schwierigkeiten überwunden werden mussten.

Eine neue Herausforderung kam auf den Turm und den Klevischen Verein, dessen Mitglieder dafür sorgten, dass das Wahrzeichen besichtigt werden konnte, am 26. Mai 2021 zu. Damals stellte ein Gutachter des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW fest, dass der Turm den aktuellen Brandschutzanforderungen nicht mehr genügt. Als Konsequenz daraus musste der Besucherbetrieb sofort eingestellt werden. Tausende Menschen stießen in den folgenden Jahren beim Besuch der Schwanenburg auf die verschlossene Eingangstür. Normalerweise besuchten rund 13.000 Menschen pro Jahr das Wahrzeichen.
Der Versuch, den Zugang wieder herzustellen, entpuppte sich als bürokratische Hydra. Man schlug einen Kopf ab, es wuchsen neun neue. Rainer Hoymann hat die Dokumente gezählt, die hin und her gereicht wurden, um den Turm wieder zu öffnen. Es waren 1322 Dateien. Die Textmenge entsprach einem Drittel der Bibel.

Am Donnerstagmittag, als im Innenhof Sekt und Häppchen gereicht wurden, war das bürokratischen Monstrum allerdings zur Strecke gebracht. Hoymann lobte alle an der Revision beteiligten Personen, allen voran den Landtagsabgeordneten Dr. Günter Bergmann, aber auch den Bürgermeister Wolfgang Gebing, Förderer wie beispielsweise die Sparkasse Rhein-Maas und am Ende auch die Mitarbeiter des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW. „Nun“, so Hoymann, „möchten wir die Flächen im Schwanenturm nutzen, um die Geschichte der Stadt Kleve zu erzählen.“

Was aber wurde getan, damit der Turm wieder bestiegen werden kann? Neschen benutzte das schöne Wort der „Brandschutzertüchtigung“. Darunter kann im wesentlichen verstanden werden, dass es nun einen zweiten Rettungsweg gibt, dass in jeder Etage ein Feuerlöscher steht, und das alles, was brennen kann, aus dem Turm geräumt wurde. Entsprechend kahl präsentieren sich die Räume zur Zeit, nur die nicht brennbaren Steine der geologischen Sammlung werden noch in acht Vitrinen auf zwei Etagen präsentiert, ebenso der versteinerte Mammutschädel, der vor einigen Jahrzehnten in Rees gefunden wurde.

Doch wer den Turm besteigt, ist weniger am Wand behangen interessiert und mehr an der Perspektive, die sich ihm oder ihr aus dem obersten Geschoss präsentiert. Und da zeigte sich das Bauwerk gestern gleich von der feinsten Seite – wer ganz oben war, konnte den Blick nach Westen schweifen lassen, über den Heideberg bis nach Nimwegen, nach Norden, Richtung Hochschule und Rheinbrücke, nach Süden, zur Oberstadt und bis nach Goch, oder eben nach Osten, auf die weiten Flächen, die dem Landwirt Christian Schulte Spechtel gehören, und die aller Wahrscheinlichkeit nach nicht für die Landesgartenschau 2029 genutzt werden können. Umso wichtiger, was Bürgermeister Wolfgang Gebing am Ende seiner Ansprache sagte: „Die Schwanenburg wird sicherlich auch im Mittelpunkt der Landesgartenschau 2029 stehen.“

Hier für weitere Informationen zu den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen die Presseinformation des Klevischen Vereins im Wortlaut:
Nach fast vierjähriger Schließung ist es soweit: Der Schwanenturm, stolzes Wahrzeichen der Stadt Kleve und Herzstück der historischen Schwanenburg, wird ab dem 5. April 2025 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Ein wichtiger Meilenstein, der durch intensive Zusammenarbeit und Investitionen in die Sicherheit des Gebäudes erreicht wurde. Im Juni 2021 musste das beliebte Ausflugsziel seine Pforten für Besucher schließen. Grund waren nicht mehr zeitgemäße Brandschutzvorkehrungen, die bei einer Prüfung durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW)
festgestellt wurden. Die Schließung des Turms, der neben dem geologischen Museum und fünf Aussichtsplattformen auch Teile des Land- und Amtsgerichts Kleve beherbergt, bedeutete einen spürbaren Verlust für die Stadt und ihre zahlreichen Gäste. In den vergangenen Jahren haben der BLB NRW, das Landgericht Kleve und der Klevische Verein für Kultur und Geschichte / Freunde der Schwanenburg e.V. Hand in Hand gearbeitet, um Lösungen zu finden. Nach umfangreichen Planungen und Sanierungsmaßnahmen im Bereich Brandschutz und Sicherheitstechnik erfüllt der Schwanenturm nun wieder alle notwendigen Anforderungen für einen sicheren Besucherverkehr. Die erfolgreiche Sanierung ermöglicht es, dass Bürgerinnen und Bürger sowie Touristen ab April 2025 wieder die Stufen des historischen Turms erklimmen, das geologische Museum besuchen und den einzigartigen Panoramablick über das Kleverland genießen können. Der Turm wird allerdings nicht mehr täglich geöffnet sein, sondern samstags,
sonntags und an den Feiertagen zwischen Karfreitag und 1. November jeweils von 11 bis 17 Uhr. „Ich freue mich, dass wir den Schwanenturm als für Stadt und Region identitätsstiftenden Ort wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen können und die Heimat des Klevischen Vereins erhalten konnten“, sagt BLB NRW-Geschäftsführer Dirk Behle. Die wichtigste Maßnahme zur brandschutztechnischen Ertüchtigung war der Einbau einer Fluchttreppe als weiterer Rettungsweg. Zusätzlich hat der BLB NRW verschiedene Arbeiten durchgeführt, die ohne größere bauliche Eingriffe die Energieeffizienz des
Schwanenturms verbessern. „Dadurch haben wir zugleich die Betriebskosten für den Klevischen Verein gesenkt“, erläutert Till Neschen, Leiter der zuständigen BLB NRW-Niederlassung Duisburg. Die Wiedereröffnung des Schwanenturms ist nicht nur die Rückkehr eines beliebten Ausflugsziels, sondern auch die Sicherung eines bedeutenden Teils der Klever Identität
und Geschichte für zukünftige Generationen, die ohne das ehrenamtliche Engagement des Vereins nicht denkbar wäre. Darüber hinaus hat auch der Klevische Verein hohe Investitionen in die Sicherheitstechnik und Renovierung getätigt.
Über den Schwanenturm:
Der Schwanenturm ist Teil der Schwanenburg und gilt als das Wahrzeichen der Stadt Kleve. Er beherbergt ein geologisches Museum und bietet auf seinen fünf Turmetagen einen weiten Blick über die Region. Vor seiner Schließung zog er jährlich tausende Besucher an. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 3,50 Euro, Kinder und Studenten zahlen 1 Euro, für Familien und Gruppen ab 5 Personen gibt es Ermäßigungen.
Genau, auch wenn ich bei den Steinmännchen lachen musste, aber klar, warum nicht, alles Natur.
Man sollte es einfach Naturgartenschau nennen… dann noch geführte Radwanderungen in die Düffelt und über den Kartenspielerweg… das wäre auch ein Argument gegen Windkraftanlagen dort.
Überhaupt sind die schönsten Ecken nicht immer gleich offensichtlich. Ich habe mehrere Lieblingsplätze, die ich hier nicht nennen würde. Ein paar davon in der Kranenburger Ecke, wo ich aufgewachsen bin.
Ich verstehe eh nicht wieso man nicht den Schwerpunkt der LAGA auf den Bereich Tiergarten, Tierpark, Museum Kurhaus Kleve mit Teilen der Endmoräne (Kupferner Knopf und evtl die Steinmänchen )sowie die Felder bis in Richtung Eichenallee bzw Gesamtschule ( als Schau-Flächen) gelegt hat.
Außenstellen könnten ja trotzdem Kermisdahlufer und z.B. Haus Riswick sein..
Das gäbe ne gute Basis und Platz zur Gestaltung ohne das Rad neu erfinden zu müssen.
Raum + gähnende Leere 🙄, nicht nur, in der Immobilie ☝🏽 sondern auch in den 💀💀 der aktuellen Deutschen Politik + Gesellschaft. 🤫 Das ist für mich „Demokratische Kunst “ 🏆😂 Schon mal davon gehört ihr Top Klever Kunstsachverständigen ? ? 😎… 🍻…🥳
@5 Interessante Perspektive.
Man könnte dazu noch einen Fotowettbewerb ausschreiben: Finde die schönsten Gärten in und um Kleve.
Die Besucher so beschäftigen, dass sie die nicht vorhandene LAGA gar nicht bemerken…
@4
Man kann das Wort Landesgartenschau auch so verstehen dass man schauen muss wo sich die entsprechenden Gärten, Gartenanlagen in & um Kleve befinden.
So zu sagen LAGA Go
@1: Nicht nur die Schwanenburg- auch alle weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt sind wohl nicht vorzeigbar und spielen im Konzept der laga keine Rolle. Nicht einmal die historischen Gartenanlagen – immerhin europäisches gartenbaudenkmal- schafft es in den Auslobungstext dieser Gärtchen Schau.
Und wie der Flickenteppich der Ausstellungsflächen zu einem Gartenschauevent werden soll, bleibt weiterhin ein großes Geheimnis. Wahrscheinlich bietet der Clever Schwimmverein demnächst entsprechende Kurse an, um das Flächenhopping zu erledigen.
Ach nee, es soll ja neue Brücken geben. Dies hat der BM nicht am 1. sondern am 2. April verkündiget. Und Karneval ist auch schon lange vorbei.
Immerhin hat der Rat nach Vorschlag der SPD-Fraktion entschieden, bei der Neugestaltung der Innenstadt den Dr. Peter-Will-Platz mit einzubeziehen. „Wo ein Will ist, ist auch ein Weg.“
Sorry für das Abweichen vom Thema. Ich finde es schön, dass der Schwanenturm wieder für Besucher geöffnet ist.
Cool, da kann man auf die Spyckbrücke gucken.
🙂
Die Schwanenburg spielt in den Planungen zur Landesgartenschau weder dauerhaft noch temporär eine Rolle. – Das hat sich nur noch nicht bis zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Landesgartenschau GmbH – Bürgermeister Gebing – herumgesprochen.
„Die Schwanenburg wird sicherlich auch im Mittelpunkt der Landesgartenschau 2029 stehen.“
Ja, wenigstens die ist wohl sicher… 😉