»Legt Fünfmarkstücke auf meine Augen«

Zu früh, um Hartgeld draufzutun
Zu früh, um Hartgeld draufzutun

425 Jahre Schenkenschanz, wieso denkt man da eigentlich unwillkürlich an einen Schützenumzug? Vermutlich gab’s den auch zum Jubiläum der Insel, doch darüber hinaus lockte das Eiland vor wenigen Wochen bereits mit einer bemerkenswerten Kunstaktion, und gestern Abend hatte ich nun das Glück, einen weiterem - übrigens vom Kleve Marketing organisierten – Festakt beiwohnen zu dürfen, was in diesem Fall bedeutete, dass eingangs des Festbereichs zwar die obligatorischen Biermarken (à 0,70 €) zu kaufen waren, ein paar Meter weiter für drei von ihnen eine Bockwurst mit Brötchen serviert wurde – spätestens dann aber die Bahnen des Gewöhnlichen so gründlich verlassen wurde, dass selbst der Hinweis, dass während eines Auftritts Lieder von Brecht/Weil, Gloria Gaynor und Hildegard Knef gespielt wurden, nur unzureichend auszudrücken vermag, wie schräg, schrill, versaut und umwerfend komisch der Abend mit Sven Ratzke im Festzelt war.

Der Mann, 34 Jahre alt, stammt aus Kranenburg, hat das deutsch-niederländische Grenzgängertum zu seinem Lebensthema gemacht, lebte vor fünf Jahren noch am Existenzminimum und kam nun von Auftritten in New York und Nimwegen nach Schenkenschanz hereingeschneit. Die Texte zwischen den Liedern zeigten, dass er auch in Kleve noch im Stoff steht – er lobte, dass das Burg-Theater wiederaufgebaut wurde (neben dem Hotel Cleve), er freute sich, dass der Wellnessbereich im Hotel Cleve (wo er wohl untergekommen war), bereits um 19 Uhr geschlossen habe (»schlecht für Künstler, aber wir wollen ja alle Energie sparen«), er sezierte das Wesen der Rheinische Post als Lokalzeitung, und er befand, dass der Leiter des XOX-Theater, Wolfgang Paterok, der Marcel Reich-Ranicki Kleves sei.

Das mit der Überschrift sagte er auch irgendwann, als er sein Begräbnis imaginierte, glaube ich. (Die Brötchen waren aber von Heicks, nicht von Derks!) Ein gelungener Abend. *****-Wertung.

Genug geredet:

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5 Kommentare

  1. 5

    gut das ich nicht dagewesen bin…!
    Anstatt Wacken Open Air…sollte man Schanz Air veranstalten mit ein paar gepflegten Rockern anstatt Schmuse Pop auf der Schanz…

     
  2. 4

    blitzen sollte man verbieten – ist bei den meisten Kameras gar nicht mehr notwendig

     
  3. 1

    Gut investierte 15€, ein rundum gelungener Abend. Die beiden auf der Bühne hatten das Publikum voll im Griff. Schön war auch, dass dort nur die Dame von der RP 😉 und ein Mann aus Luzern Fotos machten.