Zweite Frauenfußball-Bundesliga in Kleve: VfR Warbeyen peilt Aufstieg an und startet Kampagne

Einen Aufstieg planen

Von den bisherigen 15 Saisonspielen haben die Fußballfrauen des VfR Warbeyen 14 gewonnen, eines davon 6:0, eines 8:0, eines gar 10:0. Sie stehen unangefochten an der Tabellenspitze der Regionalliga West, der dritthöchsten Liga, sie haben zehn Punkte Vorsprung bei noch ausstehenden elf Saisonspielen, der nächste Verfolger Fortuna Köln wurde bereits zweimal besiegt. Es sieht also danach aus, als ob das Team aus dem Dorf am Rhein Meister wird, aber wird aus dem Meister auch ein Aufsteiger werden?

Die Spielerinnen würden sich das wünschen, allein schon, um endlich einmal wieder „richtige Gegner“ zu haben, wie es Abwehrspielerin Mareiken Kroon, die bereits seit sechs Jahren in Warbeyen spielt, formuliert. Auch der Verein würde es sich wünschen, um die beharrliche Aufbauarbeit, die dort vor vielen Jahren begann, zu krönen. Und für Kleve wäre es ein historischer Erfolg, die Stadt in der zweithöchsten deutschen Liga repräsentiert zu wissen. Doch die Mission zweite Bundesliga stellt den Club, der in den Nachkriegstagen 1945 als Verein für Rasenspiele Schwarz-Weiß gegründet wurde, vor gewaltige Herausforderungen.

„Wir müssen die Klever mitnehmen“, sagt Martin Walz, der sportliche Leiter des Vereins. „Das kann ein kleiner Dorfverein nicht alleine schaffen.“ Marketing-Beauftragte Christin Becker wünscht sich: „Wir müssen ein Feuer entfachen, denn das ist eine Riesenchance.“ Am Mittwoch stellten die Verantwortlichen des Vereins im Rahmen eines Pressegesprächs vor, wie sie das Vorhaben realisieren möchten, einen kleinen Provinzverein, der bisher nur Amateursport betrieben hat, in die Sphären der [zumindest: Semi-] Professionalität zu überführen.

Die Zeit dafür drängt. Auch wenn der sportliche Erfolg noch nicht sicher ist (der letzte Spieltag findet am 18. Mai statt), muss doch schon bis zum 17. März die Lizenz beantragt werden. Die aber, das hat der Vorstand des Vereins beschlossen, soll nur beantragt werden, wenn das finanzielle Konzept dahinter steht.

Und das hat es in sich, denn die Kosten für den Spielbetrieb werden rapide steigen. Der DFB verlangt einen professionellen Trainer, eine professionell betriebene Geschäftsstelle, er fordert ein Stadion mit Tribüne, und die im Falle eines Aufstiegs erforderlichen Reisen zu Vereinen in ganz Deutschland, gegebenenfalls mit Übernachtungen, sind auch nicht mehr mit Vereinsbeiträgen zu stemmen.

Insgesamt, so rechnen die Verantwortlichen des VfR, schlägt eine Saison in der zweiten Frauen Fußball-Bundesliga mit 375.000 Euro zu Buche. Größte Einnahmequelle ist der DFB selbst, der dem Klub für die Fernsehrechte (alle Spiele werden auf Magenta-Sport übertragen) 100.000 Euro überweisen würde. Es gibt weitere Einnahmequellen, doch selbst wenn die Stadt gemäß ihrer eigenen Sportförderrichtlinien die Reisekosten bezuschusst (rund 20.000 Euro stehen im Raum) bleibt noch eine Deckungslücke von etwa 125.000-145.000 Euro.

Diese Lücke soll nun in einer Hauruck-Aktion geschlossen werden. Gesucht werden strategische Partner (erste Gespräche wurden geführt), Sponsoren (zum Beispiel für Trikots oder Bandenwerbung), Privatpersonen, die einfach nur als Fördermitglied des Vereins die Sache finanziell unterstützen – und schließlich im Grunde jeder Klever, der mit dazu beitragen will „das Feuer zu entfachen“. Dazu hat der Verein die Crowdfunding-Kampagne „Bundesliga in Kleve – Gemeinsam mit euch!“ gestartet, deren ehrgeiziges Ziel es ist, bis zum 31. März 60.000 Euro einzusammeln. Einen Tag nach dem Start waren es bereits 1020 Euro.

Bei dem Pressegespräch waren auch Bürgermeister Wolfgang Gebing und die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen anwesend. Sie bekundeten grundsätzlich die Bereitschaft, das Abenteuer zweite Liga zu unterstützen. Der sportliche Erfolg, so Bürgermeister Wolfgang Gebing, sei „eine tolle Sache“. Die Stadt Kleve sei dabei, das, was von ihr verlangt werde, zu realisieren. In der Eroglu-Arena sollen die Frauen des VfR Warbeyen und die Männer des 1. FC Kleve abwechselnd ihre Heimspiele austragen.

Die Geschichte des Frauen Fußball beim VfR Warbeyen begann vor mehr als 20 Jahren, wie Klaus Bartsch, der damals die Abteilung mit aufbaute, berichtete. Und schon damals hätten die Mädchen von der „Bundesliga“ als Ziel gesprochen. Nun sei man unmittelbar vor der Realisierung dieses Traums. Bartsch: „Wenn wir es in diesem Jahr nicht schaffen, wäre dies der KO-Schlag für den leistungsorientierten Frauenfußball in Kleve. 20 Jahre Aufbauarbeit würden zunichte gemacht.“

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8 Kommentare

  1. 8

    „einen kleinen Provinzverein, der bisher nur Amateursport betrieben hat“…….naja, die Verantwortlichen wollen doch wohl nicht erklären, dass die Frauen dort in der Regionalliga spielen, weil es in Warbeyen so schön ist……

     
  2. 7

    Auch wenn der FRAUENfussball vorwiegend von Männern organisiert wird, sollte Mann (Stefan Schuster) doch der Damenmanschaft Warbeyens „gute Gegnerinnen“ wünschen!

     
  3. 5

    Das Feuer entfachen….

    Hauptsache es werden keine Steuermittel eingesetzt, für größenwahnsinnige Ideen einiger weniger Personen.

    Es ist und bleibt halt ein Nischen-Sport (kein NITSCHenSport).

     
  4. 4

    @1 SV Rindern weiß ich nicht, aber DJK Kleve hatte eine erfolgreiche Damenmannschaft, die damals noch Verbandsliga gespielt hat.

    Ich würde mich für Kleve, den VfR und die Mädels freuen.

    @3 zur Fördermitgliedschaft gibt es Infos unter http://www.vfr-warbeyen.de/foerdermitgliedschaft. Oder einfach bei der Geschäftsstelle melden. Kontakte stehen auch auf der Homepage.

     
  5. 3

    Das Pokalspiel vor der eigenen Haustür im August hat Lust auf mehr gemacht. Gerade als Frauenfußballfan hätte ich Warbeyen gerne ein paar Runden weiter gehen die Bundesligisten spielen sehen.

    Der Aufstieg wäre eine klasse Sache! Ich sollte mich wohl über eine Fördermitgliedschaft informieren 🙂

     
  6. 2

    Würde mich sehr freuen für die Mädels.
    Aber dann soll die Stadt Kleve auch bitte endlich den Tribünen Rohbau fertigstellen und ordentliche Rahmenbedingungen schaffen
    Das Feuer muss eben auch auf organisatorischer Ebene entfacht werden

     
  7. 1

    Nicht schlecht! Wünsche ganz viel Erfolg !

    Oft vergessen wird, dass das Frauenfussballteam des SV Rindern vor mehr als 35 Jahren auch schon mal so weit vorne war. Zumindest Landesliga glaube ich.

    Heute hat der SV Rindern nicht mal mehr eine Frauen- oder Mädchen’mann’schaft… alles weg 🙁

    (Oder liege ich da falsch?)