Sie hat’s schon wieder getan: Königin Silvia besuchte LVR-Klinik in Bedburg-Hau – diesmal mit ihrem Mann

Ihre Majestät die Königin (Foto: Linda Broström/The Royal Court of Sweden)

Auf den Spuren ihrer eigenen Geschichte: Ende Juli besuchte Königin Silvia von Schweden gemeinsam mit ihrem Mann, König Carl Gustaf, die LVR-Klinik in Bedburg-Hau. Für die 80 Jahre alte Königin war es der zweite Besuch in der psychiatrischen Klinik, ihr Mann war zum ersten Mal da. Im Januar war sie erstmals überraschend in der Landesklinik eingetroffen und hatte sich über die Einrichtung informiert.

Überraschender Besuch zu Beginn des Jahres: Königin Silvia von Schweden mit Klinikvorstand Volker Horn. Schon damals galt das besondere Interesse der Monarchin der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. (Foto: LVR-Klinik/LinkedIn)

Da es sich um einen Privatbesuch handelte, kann zum Programm, das das Königspaar in der Klinik absolvierte, nicht viel gesagt werden. Sicher ist aber, dass der Ort für Silvia eine besondere persönliche Bedeutung hat. Sie verbrachte zehn Jahre ihres Lebens – vom vierten bis zum 14. Lebensjahr in der brasilianischen Metropole Sao Paulo. Geboren ist Silvia in Heidelberg. Vor der Verschiffung nach Südamerika soll sie in der „Heil- und Pflegeanstalt Bedburg-Hau“, wie die Klinik damals damals noch hieß, untergekommen sein. Das Krankenhaus war von Kriegsende bis etwa 1948 in großen Teilen ein Flüchtlingslager. Insgesamt kamen rund 26.800 evakuierte Deutsche nach Bedburg-Hau. Welche Umstände 1947 genau Silvia, die damals noch Sommerlath hieß, an den Niederrhein führten, ließ sich nicht ermitteln. (Etwas ist nun doch bekannt, siehe Kommentar von Chewgum.)

Familie Sommerlath, links Silvia (Foto: The Bernadotte Library’s image archive)

Silvia wurde 1943 Uhr als Tochter von Walter Sommerlath und seiner aus Brasilien stammenden Frau Alice Soares de Toledo geboren. Die Familie lebte in Heidelberg und wanderte dann nach São Paulo aus, wo ihr Vater ein Tochterunternehmen des schwedischen Stahlherstellers Uddeholm leitete. 1957 kehrte die Familie nach Düsseldorf zurück, wo der Vater ebenfalls für den Konzern tätig war. 1963 machte Silvia Sommerlath ihren Abschluss an der Luisen-Schule in Düsseldorf und lernte Übersetzerin. Bei den Olympischen Spielen in München 1972 lernte sie ihren späteren Mann Carl Gustaf kennen. Sie war dort Ausbilderin der während der Spiele eingesetzten Hostessen.

Nach Bedburg-Hau reiste die Königin übrigens mit dem Auto an. Carl Gustaf fuhr in einem leuchtend blauen BMW M8 Competition Coupé vor – dem Vernehmen nach liebt es der 78 Jahre alte Monarch, über deutsche Autobahnen zu brausen. Der royale Bolide hat 625 PS, beschleunigt von 0 auf 100 km/h in 3,2 Sekunden und wird bei einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h abgeregelt.

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5 Kommentare

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    König Carl Gustav fuhr nicht in einem Volvo, sondern in einem leuchtend blauen BMW M8 Competition Coupe vor.

     
  2. 1

    Zumindest etwas habe ich zur Situation der Familie Sommerlath gefunden, die im Jahr 1947 ins Flüchtlingslager Bedburg-Hau kam (wie viele andere Binnenflüchtlinge nach Ende des Zweiten Weltkriegs) – laut einer unten angegebenen Quelle:

    „Brasilien war sogar das einzige südamerikanische Land, das beschloss, Truppen nach Europa
    zu senden. Man organisierte ein besonderes Expeditionskorps, die „Forca Expedicionária
    Brasileira“, unter General Mascarenhas de Moraes. Der Verband, der eine Infanteriedivision
    mit zirka 25 000 Mann umfasste, wurde mit amerikanischer Ausrüstung versehen und im Juli
    1944 in Neapel an Land gesetzt. Zusammen mit den übrigen alliierten Verbänden kämpfte
    man sich während der massiven Kämpfe im Herbst 1944 und Anfang 1945 durch Italien nach
    Norden. Die größten Siege gewannen die brasilianischen Truppen, als man bei Fovorno und
    Monte Cassino im April 1945 zwei reduzierte deutsche und eine italienische Division zur
    Kapitulation zwang. Die Lage war also so, dass Alice Sommerlath und ihre brasilianische Staatsbürger in einem Feindesland waren, das sich zudem im offenen Krieg mit Deutschland befand. Überdies nahm Alice Sommerlaths Bruder Arthur Floriano de Toledo in der Funktion eines höheren Offiziers
    und Militärarztes in den brasilianischen Streitkräften an den Gefechten in Italien teil.
    Kurz nach Kriegsende begann für Walther Sommerlath klar zu werden, dass er auf dieselbe
    Art wie in seiner Jugend keine Zukunft in Deutschland hatte, wo es ihm an Vermögen fehlte.
    1946 reiften die Gedanken, dass die Familie versuchen sollte, nach Brasilien zurückzukehren,
    und das war wenig überraschend.
    Er hatte selbst lange Zeit dort gelebt, seine Frau und zwei
    der Kinder waren dort geboren, und jetzt, nachdem Deutschland den Krieg verloren hatte, war
    die brasilianische Staatsbürgerschaft der Ehefrau ein großer Aktivposten und schlicht eine
    Voraussetzung dafür, dass eine Auswanderung nach Brasilien erfolgreich sein würde.
    1947 befand sich die Familie in einem Sammellager in Bedburg-Hau in der britischen
    Besatzungszone. In einem Versuch, die brasilianische Botschaft in Berlin zu erreichen,
    schlugen sich der älteste Sohn Ralf, 17 Jahre alt, zusammen mit zwei Kameraden durch die
    russische Zone.
    Sie konnten mitteilen, dass es eine große Gruppe von Personen mit starker
    Verbindung nach Brasilien gab, und das führte dazu, dass der brasilianische Staat einen
    Transport organisierte. Walther Sommerlath hatte selbst vielfach Kontakt zum englischen
    Kommandanten und telegrafische Kontakte zur brasilianischen Militärkommission, und es
    gelang ihm schließlich, eine Ausreisegenehmigung aus Deutschland und eine
    Einreisegenehmigung nach Brasilien zu bekommen. Einer der Brüder Alice Sommerlaths,
    der Rechtsanwalt Carlos Eduardo de Toledo, bearbeitete seinerseits die brasilianischen
    Behörden. So, wie Wechsler es acht Jahre zuvor getan hatte, sollte jetzt die Familie Sommerlath nach
    Hamburg reisen, um an Bord eines brasilianischen Schiffs zu gehen und nach Brasilien zu
    emigrieren. Eine spätere Arbeit berichtet von Flüchtlingstransporten dieser Art und davon,
    wie der Marsch mit Gepäck, Kinderwagen und Kindern vom Bahnhof in Hamburg zu einem
    Lager ging, in dem 1600 Ausländer aller Nationalitäten versammelt waren. Am Sonntag, dem
    2. Februar 1947, lief das brasilianische Schiff Santarém aus, ein Kohlendampfer, der für
    Truppentransporte gebaut worden war und jetzt zur Repatriierung von Flüchtlingen verwendet
    wurde. Die Familie war in den überfüllten Räumen auf Veranlassung der Verwandtschaft mit
    einer Fahrkarte erster Klasse ausgestattet worden. Das Schiff lief mit Hilfe eines Eisbrechers
    bei 28 Grad minus in Hamburg, um nach einer 28-tägigen Reise bei 40 Grad plus in Rio
    de Janeiro am 1.3 1947, einzulaufen. In São Paulo arbeitete Walther Sommerlath in der Zeit von 1949 bis 1957 für die schwedische Stahlindustrie Uddeholm. Die Familie kehrte 1957 nach Deutschland zurück, wo er zehn Jahre lang Direktor des Betriebs von Uddeholm in Düsseldorf war.“

    Quelle: https://gpdhome.typepad.com/files/eineuntersuchungk%C3%B6niginsilvia-2.pdf (dort mit „Sommerlath“ suchen)

    Einer anderen Quelle ist zu entnehmen, dass der 17-jährige Ralf Sommerlath und die beiden Freunde, die 1947 versuchten, zur brasilianischen Botschaft nach Berlin zu kommen, beim Durchqueren der russischen Zone entdeckt, gefangen genommen und einer Scheinhinrichtung unterzogen wurden. Schließlich konnten sie aber eine Namensliste übergeben, woraufhin die brasilianische Regierung das Schiff „Santarem“ schickte. Als die Familie Sommerlath dann die Genehmigung der Briten bekam, reiste sie aus.
    Quelle: https://historiska-personer.nu/min-s/p838a5d7c.html