Der prototypische Gang eines Erwachsenenlebens kennt drei Phasen – eine in den jüngeren Jahren, in denen die Person sich etwas aufbaut, gefolgt von einer in den mittleren Jahren, wenn gerungen wird (mit Ehepartnern, Arbeitgebern, Nachbarn) und schließlich eine, in denen der Niedergang des eigenen Körpers nach Möglichkeit mit fachlicher Hilfe aufgehalten wird. In der ersten Phase braucht man Geld, in der zweiten einen guten Anwalt, in der dritten einen fachkundigen Mediziner.
Der Zufall oder das Schicksal haben nun dazu geführt, dass eine repräsentative Immobilie eingangs der Stadt nun analog zum Gang eines Menschenlebens diese Nutzungsphasen durchlaufen wird: Ursprünglich war an der Nassauerallee 57 die Landeszentralbank beheimatet, die über viele Jahre die Banken im Umland mit Geld versorgte. Als diese Nutzung nicht mehr erforderlich war, erwarb der Anwalt Jan Theo Baumann die Immobilie und bot von dort aus seine Dienste an. Doch der Jurist ist mit seinem Team mittlerweile an die Tiergartenstraße verzogen. Was blieb, ist ein Leerstand.
Doch nun zeugt ein Schild der Reppco-Architekten am Eingang, dass sich wieder etwas tut – und die dritte Phase der Nutzung beginnt. Nach Informationen von kleveblog wird die ehemalige Bankimmobilie zu einem Ärztehaus umgebaut. Hinter dem Projekt soll der Hautarzt Dr. Constantin Radu stecken, der dann von der Tiergartenstraße in die Oberstadt umziehen würde. Wann das sein wird, kann noch nicht gesagt werden, der Arzt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Tatsache aber ist, dass die Immobilie Platz für mehr als einen Arzt bietet – und strategisch auch recht günstig nahe des Klever Krankenhauses gelegen ist. Möglicherweise ziehen ja auch andere Kollegen aus dem in die Jahre gekommenen Ärztehaus neben der Esso-Tankstelle in die Immobilie an der Nassauerallee ein.
Als das Gebäude vor sieben Jahren zum Verkauf stand, berichtete kleveblog so:
Die Wände sind so massiv, dass ein durchschnittlich begabter Panzerknacker sieben Jahre bräuchte, um bis zum Tresorraum vorzudringen: Das Gebäude der ehemaligen Zweigstelle der Landeszentralbank an der Nassauerallee wurde im besten Kanzleramtsstil (Bonn) für die Ewigkeit gebaut, eine moderne Trutzburg des Geldes, als selbiges noch in Gold aufgewogen wurde und nicht zu einer flüchtigen elektromagnetischen Schwingung degenerierte. Doch schon lange sind die Herren des Geldes dort nicht mehr zu Hause, das Bargeld wird in großen Container-Lkws aus Düsseldorf nach Kleve gebracht. Die Container sind neutral beschriftet, so können potenzielle Räuber nicht wissen, ob nun Altglas oder Bargeld drin ist.

Für das Gebäude, in dem die Bankiers residierten, bedeutete dies einen langjährigen Leerstand, der erst endete, als eine zweite solide Kraft unseres Gemeinwesens die festigende Wirkung, die von dem Gemäuer ausgeht, für sich entdeckte: das Rechtswesen! Anwalt Jan Baumann zog mit seiner Kanzlei in die Immobilie. Doch auch diese Nutzung scheint nun zu Ende zu gehen: Ein großes Plakat der Klever Remax-Makler vor dem Haus kündet davon, dass das Bankgebäude erneut zum Verkauf steht. Remax-Chef Thomas Dammers persönlich kümmert sich um das Objekt. Wer 898.000 Euro übrig hat, kann zuschlagen, es ist reichlich Platz vorhanden (16 Zimmer). Außerdem wirbt der Makler damit, dass – wie nebenan auf der Bellevue – die Häuser nun doch etwas größer sein dürfen als früher, sodass dem (von der Straße aus eingeschossigen) Komplex noch ein zusätzliches Obergeschoss verpasst werden kann.
Was aber macht Anwalt Baumann? Er hat sich vor einiger Zeit schon mit dem Senior Hans-Günther Schloesser zusammengetan und in Kleve als weiteren Standort dessen Kanzlei an der Tiergartenstraße für sich entdeckt. In Kranenburg hat er zudem die Villa Mentrop gekauft, die nun ebenfalls als Kanzlei genutzt werden soll. Das Domizil in Kranenburg ist aus strategischen Gründen von Vorteil – es geht um die Nähe zur niederländischen Kundschaft. Bis Mitte des Jahres, so die grobe Planung, soll der Umzug erfolgt sein.

Bei den Zahnärzten scheint es ja noch zu funktionieren. Ich mußte letztens 240 Euro bezahlen für ca. 20 Minuten. 110 Euro Eigenanteil, 130 Euro Krankenkasse. Macht 720 Euro Stundenlohn. Davon kann man die Praxis unterhalten, und zusätzlich noch Gewinne erwirtschaften.
Das geplante Primärarztsystem könnte das Heizungsgesetz der neuen Koalition werden… wenn allgemein durchgesickert ist, was es für die einzelnen Patienten bedeutet.
Die Hausarztpraxis könnte man laut aktuellem Plan noch wählen, aber nicht mehr den Facharzt…
Das ist aus meiner Sicht schlimmer als das Heizungsgesetz, weil damit die freie Arztwahl für gesetzlich Versicherte eingeschränkt ist (wenn sie nicht Selbstzahler werden wollen).
Wohl jede/r von uns hat schon mal mit einem Arzt zu tun gehabt, bei dem/der man nicht nochmal einen Termin vereinbaren würde. In Sachen Dermatologie kenne ich z. B. jemanden, der nicht an mir rumschnippeln dürfte. Was, wenn der Hausarzt sagt, gehen Sie dahin und nicht zu Radu?
Nun soll laut schwarz-roter Koalition der Hausarzt das Sagen haben (außer bei Frauenärzten, Augenärzten und Zahnärzten). Vielleicht richtet er sich nach dem mitgeteilten Wunsch, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht kennt er jemanden, der noch nicht genügend ausgelastet ist, womöglich aus Gründen…
Es ist No Go, das nicht mehr selber in der Hand zu haben. Denn für eine Behandlung braucht man Vertrauen.
Und dann kann der Hausarzt auch noch sagen: Sie brauchen nicht zu einem Facharzt. Das kann richtig sein – oder auch nicht. Kann ein Hausarzt, in der Regel ein Allgemeinmediziner, alles richtig einschätzen?
Es wäre ja noch akzeptabel, dass man (wieder) beim Hausarzt eine Überweisung holen muss, aber sonst ist gar nichts akzeptabel.
Man kann nur hoffen, dass Patientenschützer und auch die Fachärzte sich dagegen aussprechen, vielleicht lässt sich noch das Schlimmste abwenden.
Das Ende vom Lied könnte nämlich sonst sein, dass die Leute warten, bis die Hausarztpraxis geschlossen ist und dann noch häufiger in der Ambulanz eines Krankenhauses vorstellig werden.
Es ist ja richtig, dass wir Kosten sparen müssen, aber nicht so.
@3
Ich beobachte schon seit einiger Zeit mit einem gewissen Amusement, wie sie versuchen, sich in diesem Blog die Heiße-Lufthoheit zu erkämpfen. Offen gestanden verstehe ich auch hier nicht, wie Sie den argumentativen Bogen vom vorteilhaften MVZ, über die neue Gesundheitsministerin bis hin zum Ukrainekrieg und Rheinmetall gespannt kriegen. Hier werfen Sie aber einiges durcheinander und danach in einen Topf.
Wer ist bitte „Wir“, die Fortschritte erzielen wollen?
Wer ist bitte „Wir“, die eine neue Vertrauenskultur etablieren wollen?
Und last, but not least, glauben Sie wirklich, dass die bundesdeutsch Ärzteschaft mit Ihnen im gedanklichen Austausch dafür sorgen möchte, dass sich alles zum Guten wenden möge?
Dann fangen Sie schon mal damit an, unser Gesundheitssystem gut aufzustellen.
… Punkt!
Hausärzte /innen ,für mich der Adel ihrer Zunft, die voll Erfahrung ,breitem Fachwissen und Humanität oft Jahrzehnte quasi zur Familie gehörten werden die nächsten Generationen so nicht mehr erleben. Die landen auf den Scheiterhaufen einer unfähigen Politik die der *Freiberuflichkeit grundsätzlich misstraut ( *SOZI ÜBLICH ) Sie würgen die großartige Berufung mit irren Auflagen die hier den Rahmen sprengen und in der Quintessenz dem Hilfe suchendem Menschen schaden. 😠Meine Meinung als 🤏🏼 interessierter Laie + Patient. 🤔
Bei sorgfältiger Planung kann ein MVZ durchaus Vorteile haben gegenüber anderen Rechtsformen der ambulanten Versorgung. Das ändert aber nichts daran, dass Bürokratie und Intrasparenz die grössten Baustellen im deutschen Gesundheitswesen sind.
Die neue Gesundheitsministerin übt sich denn derzeit auch in inhaltslosen Sprechblasen. Ein Indiz dafür, dass die verbliebenen Reste des deutschen Gesundheitswesen demnächst an Rheinmetall und die Ukraine verramscht werden.
“ Wir brauchen die Anstrengungen aller, um Fortschritte zu erzielen. “
“ Wir werden eine neue Vertrauenskultur etablieren. “
“ Ich werde zusammen mit den Ärzten, die sich tagtäglich um die Patienten kümmern, im Austausch bleiben.“
“ Zusammen wollen und müssen wir dafür sorgen, dass unser Gesundheitssystem gut aufgestellt ist.“
Momentan ist das noch eine Gemeinschaftspraxis. Das geplante neue Ärztehaus kann aber auch ein Medizinisches Versorgungszentrum werden. Das wird aber alles nichts ändern an der schlechten ambulanten Versorgung, denn die Rahmenbedingungen legt unsere Regierung fest.
Schöner Einstieg.
Allerdings können sich die Lebensthemen der zweiten Phasen (ausgenommen Arbeitgeber) zusammen mit dem Thema der dritten Phase zu etwas zusammen brauen, das wirklich nicht lustig ist. Und da ist noch nicht mal der Klimawandel mit drin.
Hautarzt Dr. Radu arbeitet ja schon mit seinem Kollegen Dr. Morar zusammen in der Praxis an der Tiergartenstraße. Vorstellbar sind auch mehr Hautärzte und -ärztinnen, der Bedarf ist wohl da.