Moyländer Weihnachtsgeschichte

Eine sehr lesenswerte Geschichte über das neue Museum Schloss Moyland liefert heute Andreas Rossmann in der FAZ. Hier der Link: Neustart für Beuys. Der Schluss der Geschichte: »Ende gut, alles gut? Gerade nicht: Das Museum hat Jahre verloren, in denen es sich nicht entwickeln konnte. Fragwürdig und anfällig, wie die Stiftungskonstruktion bleibt, muss es nun auch darum gehen, den Neuanfang kulturpolitisch zu stützen.« Dazu wird auch im kommenden Jahr wieder einiges zu schreiben sein, darauf dürfte Verlass sein…

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31 Kommentare

  1. 31

    @Hadlacka

    … und wie sähe das „ganz dicke Problem“ aus?

    Es schadet nicht, wenn das Museum Kurhaus ein wenig aufgemischt wird. Guido de Werd, Dr. Mönig und das Museumsteam habe eine hervorragende Arbeit geleistet. Die Anerkennung in Form des Titels Museum des Jahres 2004 zeugt davon.

    Wenn nun jemand eine neue und lebende Komponente hinzufügt, könnte das erfrischend und verjüngend wirken und den eingeschlagenen Weg sinnvoll ergänzen. Ich freue mich darauf, wenn es zukünftig mehr Diskussionen um im Museum gezeigte Kunst als um ins Museum geflossene Euros gibt.

     
  2. 30

    Der nächste Beuys-Erklär-Bär ist im Anflug!

    http://www.rp-online.de/niederrhein-nord/kleve/nachrichten/die-klever-idylle-aufmischen-1.2657093

    Zitat: „In Kleve ist Joseph Beuys das Pfund, mit dem man wuchern kann und muss“ , sagt Kunde. Das bedeute nicht, dass man sich dabei ausschließlich auf Kunst von Beuys konzentriere. Beuys sei der Künstler gewesen, der gesellschaftlich eingriff, der etwas verändern wollte. Ein Künstler, der von der gesellschaftlichen Komponente von Kunst gesprochen habe, danach handelte und auch politisch geworden sei.

    „Es geht darum, diesem Geist, der alles aufgebrochen hat, nachzuspüren. Dieser Geist muss ins Haus. Ich denke an Künstler, die von diesem Impuls belebt werden“, sagt er. Frauen und Männer, die mit ihren Werken auf aktuelles Geschehen eingehen, die auch mit Film und Video arbeiten. An Künstler, die vielleicht sogar die Klever Idylle aufmischen oder beunruhigen – ganz im Sinne von Beuys eben.

    Wenn der das tatsächlich durchzieht, dann haben wir demnächst ein ganz dickes Problem mit dem Kurhaus.

     
  3. 28

    so bleibt Eva immer im Gespräch – Beuys verleit Flügel,
    warum hat Jupp das alles so vangrintet?

     
  4. 26

    es gilt wie überall eine guten Kompromiss zu finden.

    Kulturförderung ist sicher keine Geldvernichtung. Allerdings muss auch hier wie auch überall Maß gehalten werden. Die Vorstellungen darüber gehen allerdings augenscheinlich weit auseinander. Ich gehe jedenfalls lieber ins Museum als ins Hallenbad. Ich komme aber nicht auf den Gedanken Investitionen in ein Hallenbad als Geldverschwendung zu bezeichnen.

    @ Bernd Derksen: Danke für den Link.

    Wenn man dort (fast) nur auf das Zugpferd Beuys setzt und bis auf eine Handvoll Künstler mit großen Namen alles ins Depot verbannt und beim Wechselausstellungsprogramm ebenfalls bislang nicht großartig punkten kann …

    … woran kann es denn nur liegen, wenn die Zuschauer trotz Neupräsentation ausbleiben???

    Großes Schulterzucken in Moyland

    Bislang hat man hinsichtlich der Neupräsentation die Bedürfnislage der Feuilletonisten befriedigt und dafür die viel gescholtene aber auch viel gelobte Moyländer, in jedem Fall aber einmalige Hängung verlassen. Das neue Konzept scheint hinsichtlich der Besucherzahlen zu scheitern.

    In den Anfangsjahren, als die Energien noch in gute Ausstellungen statt in internen und externen Streitereien und Politscharmützeln investiert wurden, waren die Besucherzahlen trotz fader Feuilletonkritiken über Moylands Dauerausstellung übrigens gut.

    Ich muss mich übrigens korrigieren. Die Totenmasken waren hauptsächlich aus dem Schiller Nationalmuseum in Marbach.

     
  5. 25

    Gleiches, Ähnliches, was „Der Laie“ anspricht, ist doch beim Museum Kurhaus bzw. Beuys-Atelier zu beobachten. Klotzen und Geld verkleckern bis zum Ende – und kein Geld für’n Hallenbad…
    Nichts gegen Kunst – aber es muss doch irgendwie im Rahmen bleiben!

     
  6. 24

    Ãœbersetzt in die freie Marktwirtschaft heißt das wohl
    “ Ich stelle etwas her, doch keiner will es haben, also hat gefälligst der Staat mir meine Ware abzukaufen, damit es mir gut geht“

    http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-kleve-und-der-region/wo-bleiben-die-besucher-id6201142.html

    Mir sträuben sich die Nackenhaare,wenn auf der einen Seite
    Steuern und Gebühren erhöht werden, weil in den öffentlichen Haushalten überall Geld fehlt und auf der anderen Seite krampfhaft versucht wird, den Mythos Deutschland das Land der Dichter und Denker aufrecht zu erhalten.

    Im selben Atemzug wird der Rückgang des technischen Fortschrittes in Deutschland beklagt, weil sich immer weniger Studenten für naturwissenschaftliche Studiengänge einschreiben lassen, aber bei der derzeitigen Förderung brotloser Kunst, auch kein Wunder.

     
  7. 23

    @Zeitzeuge

    Ein aktueller NRZ-Artikel:
    http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-kleve-und-der-region/wo-bleiben-die-besucher-id6201142.html

    > Der vielgescholtene Stiftungsvertrag hat aber auch seine guten Seiten, denn er verhindert effektiv, dass die Politik zum Beispiel die Zeichnungen nach Düsseldorf holt. Solche Bestrebungen gab es nämlich durchaus. >

    Ja, und es dürfte sie weiterhin geben. (Vermutlich gab’s auch Klever Gedankenspiele …)

    > Ob es übrigens jemals zum Frieden mit Eva Beuys kommen kann wage ich zu bezweifeln. >

    Ja, vermute ich auch. Es sei denn, man richtet einen netten Dauerauftrag ein … 😉 (Aber mir fehlt der ernsthafte Einblick, so nur mein Eindruck von außen.)

     
  8. 22

    @ Bend Derksen:

    Im Bewusstsein, dass solche Gedankenspiele bei den gegenwärtig getroffenen Weichenstellungen/der gegenwärtigen Hängung reine Luftnummern sind, möchte die Frage nach den möglichen Perspektiven Moylands trotzdem zumindest in Ansätzen aufgreifen, auch wenn vieles zugegebenermaßen noch nicht zu Ende gedacht ist:

    Im Wesentlichen sollte man die Art der Präsentation in Form der Petersburger/Moyländer Hängung beibehalten (wenngleich man an einzelnen Stellen schon etwas ausgedünnen könnte).

    Immer wieder aber sollten unbedingt auch Wände komplett abgehängt und mit Arbeiten anderer Künstler aus dem Depot neu gehängt werden. So könnte Moyland dynamisiert werden. In Moyland ist jede Wand eines Künstlers oder einer Künstlerin schon immer wie eine Einzelausstellung dieses Künstlers gewesen. Das gibt es sonst so nirgendwo! So könnte man noch mehr an der Qualität und Vielfalt der Sammlung teilhaben. Das war ursprünglich übrigens so auch von Hans van der Grinten vorgesehen, scheiterte aber letztlich an der nicht mehr vorhandenen Kraft.

    Beim Wechselausstellungsprogramm könnte ebenfalls einiges passieren, ohne das dies gleich zu höheren Kosten führt müsste. Zum einen bedarf es heutzutage wohl auch Ausstellung mit Arbeiten bekannter und zugkräftigen Künstlerinnen und Künstler. Sowas ist leider sehr, sehr teuer. Moyland hat aber unter anderem mit seinem gewaltigen Beuysblock ein großes Pfund mit dem man anderen Museen auch was im Austausch wuchern kann, um Arbeiten für solche Ausstellungen leihen zu können. Es gilt heute zutage synergien druch Zusammenarbeit mit weiteren großen Museen zu nutzen.

    Zum anderen muss ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellungstätigkeit im Wesentlichen aus der Sammlung selbst bestritten werden. Da gibt es noch unglaublich viel zu entdecken (wie es z.B. in der Ausstellung der englischen Malerradierer oder mit der phänomenalen Totenmaskenausstellung auch schon bewiesen wurde). Neben großen Ausstellungen sollte es auch immer wieder kleinere Kabinettausstellungen zu bestimmten Themen oder Aspekten der Kunst aus dem Fundus der Sammlung geben.

    Auch Ausstellungen zur Schlosshistorie, den Gärten oder der Rolle des Niederrheins in der bildenden Kunst und noch viele mehr sind denkbar. Es gäbe tausende Möglichkeiten. Im Bereich der Publikationen ließe sich übrigens einiges einsparen beziehungsweise ein oder zwei Nummern kleiner realisieren. Viele von den publizierten Katalogen stapel(te)n sich palettenweise in Moyland.

    Das Infomationsbedürfnis könnte man durch ein Informationssystem z.B. in Form von Touchscreenmonitoren, auf denen Informationen hinterlegt sind oder mittels qr-codes und entsprechenden Lesegeräten, befriedigen. Damit wäre z.B. das Thema „Braunkreuz“ schnell auffindbar ohne gleich überdimensionierte Erklärbärtexte an die Wand zu kleben und damit von der Kunst abzulenken oder in die Präsentation einzugreifen.

    Der Direktorenposten war durch die Irrungen und Wirrungen in Moyland für kompetente Kräfte verbrannt und leider nicht mehr sonderlich attraktiv. Hinzukam, dass durch die Einflussnahme, der untereinander zerstrittenen Stifterfamilie van der Grinten vieles unnötig erschwert wurde. Der vielgescholtene Stiftunggsvertrag hat aber auch seine guten Seiten, denn er verhindert effektiv, dass die Politik zum Beispiel die Zeichnungen nach Düsseldorf holt. Solche Bestrebungen gab es nämlich durchaus.

    Ob es übrigens jemals zum Frieden mit Eva Beuys kommen kann wage ich zu bezweifeln. Beuys hat vermutlich sowas wohl geahnt, denn er wusste genau, warum er seine Arbeiten in die Obhut von Hans und Franz-Josef und nicht in die Hände seine Frau gab.

    @ Dickschädel:

    Das war manchen viel zu viel (Kunst auf engem Raum). Vielen aber auch nicht.

    Genauso wie es Raum geben muss für wunderbar sparsame, fast meditative Museum (z.B. die sehr empfehlenswerte Museumsinsel Hombroich) braucht es auch ein Museum wie Moyland, zu dem man immer wieder kommen kann und jedes Mal neues und spannendes findet. Allerdings verlangt es vom Betrachter die Fähigkeit zu fokussieren. Von der Idee, dieses Museum in einem mal erfassen zu können, sollte man sich möglichst frühzeitig verabschieden und stattdessen oft hingehen und neues entdecken.

    Manchmal ist mehr eben auch mehr (verlangt aber auch mehr vom Betrachter).

    Ãœbrigens wird auf Hombroich fast völlig auf „Kunst erklären“ verzichtet, Schildchen sucht man da größtenteils vergebens. Irgendwann hat man das gefressen und lässt die Kunst einfach nur auf sich wirken.

     
  9. 21

    mir war das alles ein bischen zuviel und von Kunst hab ich keine Ahnung –
    http://www.bilderhoster.net/img.php?id=a1cgzf2r.jpg
    so wie das dort auf dem Bild ist siehts aus wie Erbseneintopf und ich finde weniger ist mehr.

    Kunst ist für mich das, wenn ich auch nach Jahren die Bilder im Kopf habe.
    z.B. Museum Kurhaus
    http://www.bilderhoster.net/img.php?id=fgaanr6y.jpg

    mal gut das Beuys kein Digital-Fotograf geworden ist.
    was ich hier in den Häusern vermisse ist Zeitgeschichte von Fotografen aus Afrika, Südamerika; soziale Probleme, Fotos und Bilder aus der DDR, Bilder aus dem Irak, Iran,
    und nicht immer die grauen Farbflächen der Anstreicher im Kurhaus Kleve
    warum nicht mal ne Ausstellung über
    http://www.unicef.de/aktionen/foto-des-jahres-2010/1-preis/
    aber zum Glück haben die ja einen Kräutergarten

     
  10. 20

    @all »Leute, die wissen, warum eine Kunst gut ist, wissen gar nichts, die sollen Führungen machen.« (T. Kapielski)

     
  11. 19

    Arrrogant ist es allenfalls, wenn der Besucher ein Museum erwartet, das seine Bedürfnisse nach „jetzt erkläre mir mal , was das alles soll“ unmittelbar befriedigt oder wenn der Kurator behauptet, so hat das der Künstler gemeint. Das ist NICHT Aufgabe von Museen auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag.

    Das wäre ein wenig so so, als würde man im Radio zu jedem Musikstück eine ellenlange Erläuterung in die Sendung einbauen. Richtiger wäre es die Präsentation so zu belassen, aber auf Wunsch Zusatzinformationen leicht zugänglich zu machen.

    Es jedem frei sich über Braunkreuz zu informieren, wenn es denn interessiert. GUt ist es, wenn das Museum dazu Hilfen anbietet, sie aber nicht aufdrängt oder gar zum bestimmenden Element der Präsentation macht.

     
  12. 16

    @Zeitzeuge

    Zunächst danke für das ernsthafte Eingehen auf meine Sicht. Ich kann gut mit anderen Perspektiven leben.

    Ja, die „Autonomie“ der Kunst ist grundlegend.
    Es geht in in öffentlich finanzierten Museen aber immer auch um angemessene „Kompromisse“.

    Haben Sie persönlich mal ein Gespräch mit der Verantwortlichen für die Neugestaltung geführt?

    > Was die Aufarbeitung der historischen Bezüge angeht ist dafür nun mehr Raum. Das kann man begrüßen. Gleichwohl ist das Museum in erster Linie ein modernes Kunstmuseum und das sollte es bleiben. >

    Ich begrüße das stärkere Darstellen der Schlossgeschichte uneingeschränkt. Und ich fände es sehr bedauerlich, das Gelände einzig als „modernes Kunstmuseum“ wahrzunehmen. Auch als jemand, der wohl nie ein großer Fan „moderner Kunst“ werden dürfte. 😉
    (Aber die unterschiedlichen Perspektiven von „Kunst-Freunden“ und Fürsprechern auch weiterer Nutzungen wird immer bleiben… )

    Für mich ist gerade das Gebäude und das Gelände ein gewisses „Alleinstellungsmerkmal“ des Kunstmuseums.
    _____________

    Wie konkret hätten Sie sich die Weiterführung als Sammlermuseum vorgestellt?

    Die Sammler stehen als Museumsleiter nicht mehr zur Verfügung. Ein Museum, das sich zu sehr dem Bewahren des Vermächtnisses der Sammler widmet, lässt Nachfolgern keine Spielräume. Es hat sicherlich im Laufe der letzten Jahre etliche mögliche Kandidaten abgeschreckt, wie gering die Handlungsmöglichkeiten gehalten wurden.

    Die Konstruktion des Stiftungsvertrags scheint mir langfristig nicht wirklich sinnvoll. (Dafür scheint mir auch zu sprechen, dass man es weiterhin mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wagen wird, diesen öffentlich einsehbar zu machen.)

    Sicherlich würde das Land derartiges heute nie mehr so abschließen. Damals wurde es u.a. vom „Schuldbewusstsein“ bzw. der „historischen Verantwortung“ des damaligen Ministerpräsidenten, der zuvor als zuständiger Wissenschaftsminister Beuys mal rausgeworfen hatte, geleitet.

    Ich vermute sowohl im Falle Beuys Estate wie bei den Nachfahren von Rudolf u. Franz-J. v.d.Gr. die primäre Motivation für die regelmäßigen öffentlichen Angriffe im Bereich des Finanziellen. (Was man natürlich entschieden zurückweisen würde … 😉 Es geht ja nur um die Ideale der Kunst… )

     
  13. 15

    @ Zeitzeuge

    „Was die Aufarbeitung der historischen Bezüge angeht ist dafür nun mehr Raum. Das kann man begrüßen. Gleichwohl ist das Museum in erster Linie ein modernes Kunstmuseum und das sollte es bleiben.“

    Was aber m. E. gerade viele Niederrheiner (Klever und Umgebung) davon abhält, dass Museum zu besuchen oder aber wiederzukommen.

    „Trotzdem sehe ich aber ein, dass es ein gewisses Informationsbedürfnis von Teilen der Besucherschaft gibt. Das sollte man auch nicht ignorieren. Allerdings finde ich es höchst problematisch, wenn man die Präsentationsform diesem Bedürfnis unterordnet.“

    Es ist eben eine Frage, wie man das Ganze aufzieht. „Braunkreuz auf Papier“ ist jedenfalls für die meisten Besucher absolut nichtssagend. Da ist weniger sogar mehr, mal abgesehen von der elitären Arroganz, die dem „einfachen“ Besucher entgegengebracht bzw. von diesem empfunden wird.

     
  14. 14

    @Meiner Einer

    Ich kann ebenfalls von ähnlichen Reaktionen der Besucher berichten. Das Sinken der Besucherzahlen führe ich jedenfalls nicht auf die Hängung zurück. Moyland habe ich sicher weit mehr als 50 mal besucht und ebenfalls jedes Mal Neues entdeckt. In welchem Museum kann man das schon nach so häufigen Besuchen.

    DIe Erklärung von Kunst ist ein Dilemma. Man kann zwar Informationen anbieten. Erklären kann man Kunst nicht wirklich. Man kann vielleicht Teilaspekte ausleuchten, aber Kunst bleibt ihrem Wesen nach nicht erklärbar.

    Moyland hat in seiner alten Hängung bewusst auf diese ErklärungsVERSUCHE verzichtet und stattdessen darum geworben, sich auf die gezeigten Arbeiten einzulassen, so wie wie es auch ganz selbstverständlich machen, wenn wir uns Musik anhören. Da fragt ja auch kaum einer nach einer Erklärung des Werks durch den Komponisten oder durch den Radiosender. Diese Form der Annäherung an Kunst ermöglicht vieles, was sonst verborgen bleibt. Man kann zum Beispiel ergründen, warum man sich an bestimmten Werken reibt und andere sofort ins Herz schliesst. Dabei lernt man viel über Kunst und über sich und die eigene Wahrnehmung.

    Trotzdem sehe ich aber ein, dass es ein gewisses Informationsbedürfnis von Teilen der Besucherschaft gibt. Das sollte man auch nicht ignorieren. Allerdings finde ich es höchst problematisch, wenn man die Präsentationsform diesem Bedürfnis unterordnet. Es gäbe gäbe durchaus Möglichkeiten diesem Bedürfnis intelligent nachzukommen ohne diese besondere und einmalige Form der Präsentation zu ändern.

    In der jetzigen Form der Hängung sind rein zahlenmäßig 90% der vorher gezeigten Arbeiten ins Depot verschwunden und damit wahrnehmen, wirken lassen, aktiven vergleichen und selbstständigem einordnen entzogen. Die postulierte Abwendung vom Sammlermuseum halte ich für einen fatalen Fehler. Leider ist durch die genannten Querelen ein gewisser Handlungsdruck entstanden, der dafür sorgte, das ein wahrnehmbarer Schnitt gemacht werden sollte.

    Was die Aufarbeitung der historischen Bezüge angeht ist dafür nun mehr Raum. Das kann man begrüßen. Gleichwohl ist das Museum in erster Linie ein modernes Kunstmuseum und das sollte es bleiben.

     
  15. 13

    @Zeitzeuge

    Ich habe während einige Jahre lang im Museum Schloss Moyland im Bereich der Besucherbetreuung / Aufsicht gejobbt.

    Ich habe die „Petersburger Hängung“ eigentlich immer als erfrischend anders betrachtet. Selbst nach Jahren konnte man beim Durchschreiten der Räume, insbesondere der Flure (Grüne Galerie), immer wieder „neue“ Bilder sehen, die vorher vielleicht gar nicht aufgefallen, oder aber anders in Erscheinung getreten sind. Schade, dass dieses Konzept aufgegeben wurde. Zumal, wie Sie bereits schreiben, diese Art der Präsentation dem Museum zu einer Art Alleinstellungsmerkmal verholfen hat.

    In dieser Zeit bin ich mit vielen Besuchern in Kontakt bzw. ins Gespräch gekommen. Viele Besucher haben beispielsweise Beuys nicht verstanden und das Museum entsprechend frustriert verlassen. Hier war die Museumsleitung gefragt. Erklärungen wie „Braunkreuz auf Papier“ sind eben nicht ausreichend für den normalen Bürger. Es zeugte von Arroganz, dass hier Verbesserungsvorschläge seitends der Besucher oder des Personals immer wieder besite gewischt worden sind.

    Viele Besucher, insbesondere die mit einem lokalen Bezug zu Moyland, haben die historische Aufbereitung des Schlosses vermisst. Aussen im neugotischen Stil, findet sich innen der Charme einer modernen Zahnarztpraxis wieder (wenn man ganz leise ist, kann man sogar den Bohrer surren hören 🙂 ).

    Ich bin seit der Wiedereröffnung leider noch nicht dazugekommen, mir die neue Ausstellung anzuschauen, werde dies aber sicherlich in den nächsten Wochen noch erledigen.

    Ich bin aber jetzt schon davon überzeugt, dass die Besucherzahlen sich nicht mehr an die Zahlen der Anfangsjahre annähern werden. Dafür hat das Museum durch die z.B. überflüssigen Possenspiele bei den Museumsdirektoren oder die leidlichen Diskussionen der Sammlerfamilie mit den anderen Stiftungsmitgliedern und der Beuyswitwe einfach zuviel Kredit verspielt.

    Schade eigentlich, denn Moyland ist, ob mit oder ohne „Petersburger Hängung“ schon ein sehenswertes Kleinod am Niederrhein.

     
  16. 12

    @ Bernd Derksen:

    Das sind ernst zu nehmende Argumente.

    Eine kluge Gesellschaft ist aber gut beraten mit Kulturgütern sorgsam umzugehen und sie nicht auf dem Bedürfnisaltar der Besucher zu opfern (moderne didaktische Präsentation). Auch ein Mitspracherecht des Finanziers ist zumindest gefährlich.

    Ich will erläutern, was ich damit meine:

    Moyland hatte ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Museumslandschaft, die sich nicht nur durch das Eigentum am weltweit größten Block an Beuyszeichnungen manifestiert (das ist ja auch jetzt noch so) sondern vor allem auch dadurch, dass es sich als Sammlermuseum mit einer Präsentationsform zeigte, die es so fast nirgendwo gibt. Ich will nicht verhehlen, dass dies manche überfordert und erschreckt, viele aber auch begeistert hat. Frau van der Grinten und Herr Runge haben imho durchaus recht mit ihren Einwänden. Und vermutlich hätte Beuys bei der jetzigen Form der Präsentation wirklich nicht mitgespielt.

    Hätten Künstler und Kuratoren immer nur das gemacht, was das Museumsfeuilletonisten beklatschen, wären viele Kunstwerke (ua. auch das Beuys’sche Werk) und bedeutende Ausstellungen so nie möglich gewesen. Der Wert wurde oft erst sehr viel später von den Kritikern erkannt. Natürlich ist Kunst in gewisser Weise auch „elitär“. Ich würde es lieber als „autonom“ bezeichnen. Das ist ihr eigen und das ist gut so. Trotzdem ist sie wertvoll für das Gemeinwesen.

    Die ursprüngliche Hängung machte Auseinandersetzung mit Kunst möglich, die in anderen Museen so nie zu entdecken gewesen wären. Hans van der Grinten wollte nicht, dass die zur Eröffnung gezeigte Hängung für alle Zeiten unangetatstet bleibt, wohl aber, dass die spezielle Art der Moyländer Hängung bleibt. Diese Hängungsform ist in gewisser Weise radikal und sperrig. Museumsräume mit 4 Arbeiten auf meterweise weißen Wänden haben wir schon zur Genüge.

    Museumspädagogische Ansätze bedienen ein durchaus vorhandenes Bedürfnis von manchen/vielen Besuchern, aber man könnte intelligentere Formen des Umgangs mit diesem Bedürfnis finden, als ihm die Form der Präsentation völlig unterzuordnen. Dies kann man beispielsweise in auch themenzentrierten wechselnden Ausstellungenkonzepten bewerkstelligen.

    Das Zeigen auf Besucherzahlen führt letztlich zu massenkompatiblen Ausstellungen und massenkompatiblen Präsentationen von massenkompatiblen Künstlern. Das ist teilweise auch Aufgabe von Museen aber eben nicht nur und man sollte Museen nicht vornehmlich unter Effizienskriterien betrachten. Das funktioniert bei Kultur einfach nicht und führt zur geistigen Verarmung und Mainstream.

     
  17. 11

    @ Der Laie

    Es geht hier um viel mehr als zu viel oder zu wenig Bilder.

    Man kann natürlich immer über Sinn und Höhe von Kulturausgaben diskutieren. Ich verstehe, wenn sich Leute darüber ärgern, weil sie beispielsweise schlechte Schulbedingungen für den Nachwuchs finden und dann lokale Politkern auf irgendwelchen Empfängen im Museum sehen.

    Trotzdem muss sich eine Gesellschaft Kultur (in einem gewissen Maße) leisten, denn sie ist identitätsstiftend. Deutschland wird nicht zuletzt als ein Land von Dichtern und Denkern bezeichnet. Kultur und Wissenschaft sind zwar auf den ersten Blick weniger greifbar als beispielsweise ein fehlender Kindergartenplatz aber für die Zukunft ebenfalls wichtig. Falls unsere Kultur nur noch aus dem bestände, was massenkompatibel ist, dann wäre sie mittelmäßig und oft auch belanglos.

    Kulturgüter wie Kunstwerke müssen bewahrt und gezeigt werden, auch wenn sie die meisten Bürger wenig berühren. Mit der Stiftung Museum Schloss Moyland hat die Region einen Kulturschatz von internationaler Bedeutung. Und der ist noch von Bedeutung wenn von lokalen politischen „Größen“ keiner mehr spricht.

     
  18. 10

    @ Killerplautze: Auch Pi ist zu nah für eien werthaltige Aussage des Meisterbürgers – eher sollte man doch, in seinem Sinne, von „einer großartigen runden Sache…“ sprechen…

    In der Stadthalle wird ja am 10. Jan. der Woyzeck gegeben, Theo tritt wohl nicht auf. Allerdings auch nicht Kleve-Marketing …Die haben diese Aufführung erst mal vorsichtshalber gar nicht im Veranstaltungskalender und können daher auch nicht sagen, was da der Eintritt kostet – vielleicht 2 Erbsen oder so..?
    Damit könnte man den Kreis kulturtechnisch schliessen: 2 Erbsen auf ’ne Leinwand nageln, illuminieren und den Titel „Bürgermeister Woyzeck“ drunter kritzeln….

     
  19. 9

    Dann hatten Theos bewährte Briefwähler unter Umständen eine zweite SMS versenden müssen ohne zu wissen, dass sie dank der Nichtinformation in einem RP-Artikel soeben um 5 Euro erleichtert wurden.

    „Senden Sie MEISTERBÃœRGER an 3,14159265 und Sie erhalten nicht nur ein Bild mit persönlicher Widmung sondern auch eine DVD mit den besten Reden. Wer bis zum 20.12.2012 eine SMS verschickt, bekommt noch einen Maya-Kalender, eine Heizdecke, einen Gutschein für den Stadtgrill und ein Tete a Tete mit dem Schneppenbaumer Bürgermeister-Erklärer gratis dazu!“

     
  20. 8

    @Zeitzeuge

    Vorweg:
    Ich gehe davon aus, dass Sie weitaus fachkundiger sind als ich. (Was ohnehin nicht schwer ist, da ich ziemlicher Kunstlaie bin. Als Urmoyländer habe ich die Entwicklung aber über Jahrzehnte verfolgt.)

    Ihre Sicht zeigt Parallelen zu den bekannten Positionen mancher van der Grintens sowie Holger Runges (vgl. z.B. http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-kleve-und-der-region/van-der-grinten-kritisiert-moyland-id6170630.html) auf.

    An sich sicher ein nachvollziehbare Sicht. Die Eigenständigkeit des Museumsbesuchers und dessen „Mündigkeit“ ist sicher ein theoretisch gut begründeter Anspruch. Aber diese Sicht berücksichtigt aber Entscheidendes nicht bzw. unzureichend.

    > Die Kunstkritikerwelt klatscht […] Beifall ob der Neupräsention, die wohl den Bedürfnissen der meisten Recipienten entspricht. Klar gegliedert, […] >

    Daher begrüßt auch die weit überwiegende Mehrzahl der „Rezipienten“, die nun mal keine Fachleute sind, die Umgestaltung.

    > Beuys`sches Werk auf einem museumspädagogischen Silbertablett >

    Was ist verwerflich daran, wenn Kunstmuseen, die staatlich finanziert werden, auch „museumspädagogischen“ Ansprüchen gerecht werden wollen? Gerade auch in Zeiten sinkender staatlicher Finanzspielräume darf und muss auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der „Finanziers“ eingegangen werden. Wollen Sie dies bestreiten?

    Dann fände ich es Ausdruck eines elitären Museumsverständnisses, das sich ohne größeren Bezug zur sonstigen Gesellschaft sieht oder dieser überlegen wähnt.

    Abgehen davon: Moyland hat sich nie nur als Beuys-Museum verstanden. Auch deshalb muss nicht generell die Beuys’sche Sicht der Welt und Kunst propagiert werden.

    >Das ist so langweilig, dass es mir körperliches Unbehagen bereitet! >

    > […] Museumsmainstream. Genau das entspricht aber nicht Beuys. Moyland ist seiner Einzigartigeit beraubt. >

    Selbst wenn dies zutrifft:
    Nach meinen Eindrücken hatte das bisherige Museumskonzept keine bzw. kaum eine Zukunft. Was sich auch in ständig sinkenden Besucherzahlen und fehlender regionaler Akzeptanz des Museums ausdrückte. Eine stärkere Orientierung an den realen Besuchern war dringend erforderlich.

    Wenn die mittelfristige Alternative Schließung oder Veränderung gewesen wäre, wie hätten Sie sich entschieden? Hätten Sie als „Beuys-Purist“ 😉 tatsächlich für eine Schließung plädiert?

     
  21. 6

    selbst auf die Gefahr hin, als Kulturbanause zu gelten,
    halte ich eine Diskussion darüber ob zu viel oder zu wenig Bilder an einer Wand aufgehängt wurden, und das mit einem Aufwand von Millionen € in der heutigen Zeit mehr wie unangebracht.

    Da ist es auch nicht von Bedeutung ob vom Land NRW, dem Kreis, der Kommune Bedburg-Hau die Gelder oder ein Teil vom Förderverein zur Verfügung gestellt werden.

    Vielleicht kann ja mal die FDP veröffentlichen welche Summen die Gemeinde jährlich zum Unterhalt des Voltaire Weges und zum Unterhhalt des Museums beiträgt, damit die Bürger die Prioritäten der Kommunalpolitiker richtig einschätzen können.

     
  22. 4

    @Zeitzeuge Kann sein, dass die Leute ein bisschen moylandzoffmüde sind. Das Thema wird hier aber nicht vergessen, zumal ja – wie am Schluss des FAZ-Artikels angedeutet – der famose Stiftungsvertrag wie ein Damoklesschwert über der ganzen Veranstaltung hängt.

     
  23. 3

    @ralf.daute:

    Das Diskussionsbedürfnis scheint bei diesem Thema doch eher gering. Macht aber nix.

    Immerhin konnte ich dem vielfach publizierten Lob für die Neupräsentation etwas entgegen stellen.

     
  24. 1

    Beuys schätzte die Sammlung der Brüder van der Grinten und deren Sicht auf die Kunst so sehr, dass er Zeit seines Lebens ganz bewusst ihnen und nicht etwa Eva Beuys oder gar irgendwelchen Kunsthistorikern den Großteil seiner zeichnerischen Arbeiten anvertraute. Er wollte im Wesentlichen genauso gezeigt und präsentiert werden, wie es vor der „Neupräsentation“ der Fall war. Eingebettet in den Kontext der Sammlung, die die van der Grintens zusammengetragen haben. Er wollte kein Beuysmuseum, wie wie es nun leider haben. Er wollte in genau dem Sammlermuseum hängen, von dem sich das neue Direktorium bewusst abgewendet hat. Es hat sich damit von Beuys abgewendet.

    Die Kunstkritikerwelt klatscht zwar Beifall ob der Neupräsention, die wohl den Bedürfnissen der meisten Recipienten entspricht. Klar gegliedert, von allem Irritierenden befreit, aber gleichzeitig dem Beuys wesentlichen Kontext beraubt. Jetzt sehen wir Beuys’sches Werk auf einem museumspädagogischen Silbertablett, geleckt ausgeleuchtet und so „zeitgemäß“ angerichtet, dass auch der duseligste Kunsthistoriker sein Gehirn nicht über Gebühr benutzen muss, sondern auf seinen eingefahrenen Schienen weiter denken kann.

    Das ist so langweilig, dass es mir körperliches Unbehagen bereitet! Es sorgt für zwar Beifall der allermeisten Kunstkritiker, weil es nun so ist, wie jedes „gute“ moderne Museum: museumspädagogisch wertvoll und vor allem leicht konsumierbar. Museumsmainstream. Genau das entspricht aber nicht Beuys. Moyland ist seiner Einzigartigeit beraubt.

    An der alten Präsentation gab es zur Recht auch einiges zu kritisieren. Insbesondere die konservatorisch nicht hinnehmbare Dauerpräsentation der stets gleichen Zeichnungen unter ungünstigen hohen Lichtmengen. Auch die anausgewählten Stellen wirklich nicht mehr akzeptable Menge der Exponate (insebesondere in den langen Fluren. Am allermeisten aber die statische nur an wenigen Stellen (dazu auch leider auch noch schlecht) veränderte Präsentation, die letztlich eher einem Mausoleum denn an eine lebendiges Museum erinnerte. Hans van der Grinten hatte nicht mehr die Kraft cie erste Hängung zu dynamisieren und zu verändern. Die nachvolgenden Direktoren haben es versäumt oder dort, wo sie es probiert haben, versaut. Es hätte ein durchaus lebendiges Sammlermuseum werden können, dessen Bestände weitaus besser sind, als es die meisten glauben.