Männer vom Bau

Zartes Dekor, echte Kerle
Zartes Dekor, echte Kerle
Wer sich für die Mechanik von Zweischalengreifern oder Strategien zum Verdichten von lehmhaltigem Erdreich interessiert, dem sei zur Zeit ein Besuch im Restaurant Good Friend am Opschlag empfohlen. Man sitzt wie in der VIP-Lounge einer modernen Arena und schaut den Männern vom Bau über die Schulter.

Und was sind das für Männer!

Cool bis in die Haarspitzen. Polier Peters mit seiner selbstgedrehten Fluppe ist sich nicht zu schade, auch mal ein paar Rohrstücke durch die Gegend zu schleppen. Wenn’s zu sehr regnet, stellt er sich im Eingang von Good Friend unter. Aber aus Zucker ist er nicht. Der Baggerführer – ein Gedicht. Sein sorgfältig rasierter Kinnbart verleiht seinem Gesicht die virile Ausdrucksstärke dialogarmer Filme, dazu trägt er wie alle Männer seines Berufsstandes, wenn das rot-schwarz karierte Flanellhemd in der Wäsche ist, ein ausgebleichtes (ausgeblichenes?) Jeanshemd, das mit einem Päckchen Tabak (lass mich raten: Drum?) als trendiges Accessoire in der Brusttasche einen zusätzlichen Akzent der Lebensverachtung setzt. Im Ausschnitt blitzt ein orangefarbenes T-Shirt auf – da ist er, der berühmte Komplementärkontrast, den schon Vincent van Gogh („Caféterasse bei Nacht“) so schätzte. Punktlandung! So und nicht anders müssen Baggerführer aussehen. Äußerst interessant auch unter semiotischen Aspekten die knappen, präzisen Handzeichen, mit denen der anatolische Mann im Erdreich signalisiert, wie die Schaufel zu bewegen ist. Man stelle sich einmal eine Frau dabei vor!

Was will uns dieser Beitrag sagen? Good Friend, neulich in der Rubrik Unterschätzte Orte hier vorgestellt, hat noch geöffnet. Mit asiatischem Langmut erzählt der vietnamesische Chef, dass sein Umsatz um die Hälfte eingedampft ist, seit die Baustelle das Gelände vor seinem Laden in eine Mondlandschaft verwandelt hat. Das bezahlt ihm natürlich keiner. Es wird auch noch ein paar Wochen so weitergehen, und vielleicht sogar noch etwas länger, denn wenn ich die im Spoycenter aushängenden Planungen richtig deute, wird danach nur noch wenig Platz sein für Parkplätze vor der Türe. Naja, und ob der Opschlag sich zu einer Flaniermeile à la Rheinpromenade hochmendeln lässt – Zweifel sind zumindest erlaubt.

Geklinkertes Glück
Geklinkertes Glück

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9 Kommentare

  1. 9

    „Drum“ zu teuer geworden, tippe mal eher auf „Jean Barth“ oder „Schwarzer Krauser“

     
  2. 8

    Hallo, nein, ihr versteht das bild falsch, dieses ungetüme backsteindingens, ist die baulich korrekte umsetzung einer 6prozentigen rampe für uns rollstuhlfahrer. sonst kämen wir ja nirgendwo mehr hin

     
  3. 7

    @Messerjocke

    Meine lieben Kollegen hocken am Laptop oder am Netbook rum. Das fehlt mir gerade noch, dass ich so ein Teil durch die Botanik schleppe.
    Für das bisschen Kleveblog reichts aus. In die Kneipe würde ich so ein Teil ohnehin nicht mitnehmen.

     
  4. 6

    Glaubt mir, das Ding taugt überhaupt nichts. Besser wäre ein HTC gewesen, ist aber zugegeben z.B. für ’ne Anmache an der Theke ungeeignet.

     
  5. 5

    @ralfdaute

    Nein, das mit den Umlauten klappt nicht immer und die Rechtschreibkorrektur ist ein Witz. Die haben wohl dem Duden erst ins Englische, dann ins Chinesische und zurück übersetzt.

     
  6. 3

    Was ich auf dem Bild vermisse sind die normalerweise vier bis fünf, um den „Schüppenden“ anwesenden „Beobachter“.
    Oder welche Firma arbeitet dort?

     
  7. 2

    @kp Nur dass Wallraven zurzeit von der Außenwelt abgeschnitten ist. Die Motorräder werden mit dem Hubschrauber ein- und ausgeflogen, die Belegschaft reist wie auf Bohrinseln ebenfalls per Luftbrücke an. Ãœbrigens: Das „ö“ oder andere Umlaute werden eingeblendet, wenn du länger auf den Buchstaben tippst.

     
  8. 1

    @ralfdaute

    Sollte ich hier jemals wieder wegkommen ist GF das Restaurant meiner Samstagswahl.
    Der Plan hängt übrigens auch bei Walraven im Fenster. Die Showtreppe für Tuschi und Theo ist sehr schoen zu sehen.