Als sie vor dreieinhalb Jahren nach Kleve kam, stand Katrin Jungclaus auch für eine Zeitenwende in der Justiz – in den zwei Jahrhunderten, in denen das Landgericht seinen Sitz in Kleve hatte, war sie die erste Frau, die dieses Amt bekleidete.
In der vergangenen Woche begrüßte Jungclaus die Vertreter der lokalen Medien zur traditionellen vorweihnachtlichen Jahrespressekonferenz, zu der auch Kaffee und Kuchen gereicht werden und zudem ein Fachvortrag über neueste Entwicklungen in der Justiz informiert, diesmal über die Auswirkungen der Legalisierung von Cannabis. Doch die größte Neuigkeit verkündete die Landgerichtspräsidentin in eigener Sache – nämlich, dass dies ihre letzte Pressekonferenz in Kleve sei und sie die Stadt in Richtung Köln verlasse, wo sie die Leitung des dortigen Landgerichts übernimmt.
„Ich habe mich in Kleve immer sehr wohl gefühlt“, so Jungclaus. „Deshalb fällt mir der Abschied auch schwer. Doch nun freue ich mich auf die neue Herausforderung in Köln.“ In ihren Abschiedsworten hob sie die Bedeutung der Presse als Kontrollorgan hervor. Das Landgericht Köln, untergebracht in einem unansehnlichen Hochhaus aus den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, ist eines der größten in Deutschland. Wer Jungclaus‘ Nachfolger oder Nachfolgerin in Kleve wird, steht noch nicht fest.
Für Jungclaus ist der Wechsel privat eine Rückkehr in die Heimat. Schon vor ihrem Wechsel nach Kleve lebte sie mit ihrem Mann in Köln, in Kleve bezog sie eine Zweitwohnung.
In die Amtszeit von Jungclaus fiel die (wegen Corona verschobene) Feier des 200-jährigen Bestehens des Landgerichts.
Dass sie Juristin werden würde, war für Katrin Jungclaus insofern vorgezeichnet, als dass sie aus einer Bielefelder Juristenfamilie stammt. Gleichwohl ging sie nach dem Abitur erst einmal für ein Jahr in die Vereinigten Staaten und arbeitete dort als Au-Pair-Mädchen. „Eine Findungsphase“, sagt sie rückblickend. Dann begann sie ihr Studium in Hamburg (die Stadt reizte sie), und dort kristallisierte sich schnell heraus, dass ihr der Richterberuf lag. „Die Justiz ist ein Pfeiler unseres Staates“, so Jungclaus.
Lange war dieser Pfeiler einer, in dem Männer das Sagen hatten. Das hat sich zum Glück geändert: „Wir sind im Richterbereich fast paritätisch besetzt“, so Jungclaus. Zur Einführung sagte sie: „Dass ich hier nach 201 Jahren die erste Frau an der Spitze bin, freut mich natürlich besonders.“ Wichtig sei dies vor allem, weil man so Vorbild für andere Frauen werde. Frauen in Führungspositionen, das sei eben immer noch nicht selbstverständlich.