Der Klevische Verein für Kultur und Geschichte/Freunde der Schwanenburg hat mehr als tausend Mitglieder, und er ist weit mehr als ein klassischer Heimat- und Verschönerungsverein. Teilhabe an der Entwicklung der Stadt unter Besinnung auf das historische Erbe, das hat sich die von Rainer Hoymann geführte Gemeinschaft auf die Fahnen geschrieben (und geht dabei durchaus erfolgreich zu Werke).
Beispielsweise befasst sich der Verein aktuell mit den Plänen für das Gelände am alten Hallenbad, wo nach der Kulturwelle möglicherweise ein Immobilientsunami droht. Doch so gewichtig die Anliegen des Klevischen Vereins auch sind, in eigener Sache hat er es bisher mit Understatement gehalten – die Vereinsadresse ist das Franz-Matenaar-Archiv an der Emmericher Straße in Kellen, ein eher schmuckloses, ehemaliges Geschäftslokal.
Doch damit ist es ab April vorbei: Der Verein wechselt seinen Sitz, fortan unterhält er seine Geschäftsstelle im Herzen der Stadt – im Obergeschoss des Klever Bahnhofs. „Wir ziehen um“, berichtete Rainer Hoymann am Rande des Antiquarischen Büchermarkts, der am Sonntag im Kolpinghaus stattfand. Der Mietvertrag für die Immobilie in Kellen sei zum 31. März gekündigt. Die Bestände des dort untergebrachten Franz-Matenaar-Archivs werden ebenfalls im Bahnhof untergebracht.
Für Clemens Wilmsen, den Besitzer der Immobilie, ist der Ortswechsel des Klevischen Vereins ein weiterer Erfolg bei der Vermarktung der Immobilie. Bisher haben sich dort in einem Anbau die Bäckerei Derks sowie im Bereich der ehemaligen Bahnhofsgaststätte das NIAG-Kundencenter angesiedelt. Der zentrale Bereich wird derzeit renoviert und ist noch nicht vermietet.
@ 10
Das Bahnthema (jetzt nicht der Klever Bahnhof) – ein Diskussionsfass ohne Boden.
Nur mal als Denkanstoß: 1835 fuhr die erste deutsche Eisenbahn. Bis zum 1. Weltkrieg gab es in Deutschland einen Flickenteppich von unzähligen Länderbahnen (Preußen, Baaden, Bayern usw.) welche alle ihre eigenen Fahrzeuge (Lokomotiven, Wagen) bauen ließen. Die Folge: eine unübersehbare und absolut unwirtschaftliche nicht zusammenpassende Vielfalt an Fahrzeugen. Instandhaltung u. Reparatur endeten im Chaos. Ãœber die chaotische Reiseplanung wegen der Grenzen und unterschiedlicher Tarife können wir heute nur rätselraten.
Im Jahre 1920 wurde die Deutsche Reichsbahn gegründet. Eine der ersten Maßnahmen war ein Programm zur Beschaffung einheitlicher Fahrzeuge, den sog. Einheitslokomotiven. Trotz dem Verwendungszweck (Schnellzug-Güterzug) entsprechender Bauartunterschiede, wurden tausende von Bauteilen (Führerhäuser, Dampfzylinder, Kleinteile etc.) vereinheitlicht. Die Instandhaltung verbilligte sich dadurch enorm. Reparaturen waren flugs erledigt. Ein kluger Gedanke von 1920, nicht wahr?
Nach dem 2. Weltkrieg wurde dieses Prinzip von beiden deutschen Bahnen in der DDR u. BRD wieder aufgegriffen. Die in den 50er/60er Jahren konzipierten Elektrolokomotiven z.B. konnte der Laie nur an der Farbe (blau = Schnellzuglok, grün = Güterzuglok) auseinanderhalten. Sonst sah Alles gleich aus. Man hatte also die absolut vernünftige Denkweise der 1920er Jahre beibehalten.
Ja und dann kam die Wiedervereinigung – wobei der Name Mehdorn ab 1994 mit Privatisierung, Zerstörung der Infrastruktur durch rabiaten Abbau, Verspätung und Verschlimmbesserung so fest verbunden ist, wie das Tempo mit Papiertaschentüchern.
Bahn ist Daseinsvorsorge. Genauso wie Post, allgemeine Infrastruktur, Schulwesen, Gesundheitswesen, Altenpflege etc.. Diese Dinge DARF man nicht privatisieren. Man KANN sie nicht wie ein Unternehmen betreiben.
Es gibt dort KEINE Verbesserung durch Wettbewerb. Die „Verbesserung“ besteht nur darin, dass sich Unternehmer und Manager die Taschen vollstecken nur und ausschliesslich zu Lasten der Bürger. Wir sehen die Folgen doch jeden Tag und überall. Geht doch mal in ein Altenheim oder schaut mal im Krankenhaus aufmerksam dem Treiben zu. Da wundert man sich über Populisten oder Leute, die sich gelbe Westen anziehen?
So jetzt zurück zur Bahn. Mittlerweile erleben wir in vollen Zügen (so sie denn fahren) das Ergebnis der Privatisierung: die Strecken werden ausgeschrieben. Dutzende unterschiedliche Betreiber, mit unterschiedlich bezahltem Personal, unterschiedlichen Tarifen, völlig unterschiedlichen und in Kleinserien beschafften Fahrzeugen bilden in Deutschland einen Flickenteppich von Bahnbetrieben. Die Fahrzeuge werden immer kürzer und leichter (Prinzip: wieviele Fahrgäste passen auf einen Quadratmeter Zug – wenn man die „Fahrgäste“ liegend und gestapelt transportieren dürfte – wetten: die Züge wären noch kürzer und noch leichter). Die Züge sind nicht tauschbar und nicht kuppelbar; das Personal ist nur für eine Strecke und einen Fahrzeugtyp geschult.
ERGEBNIS: WIR FAHREN JETZT BUS, DA DIE BAHN NICHT MEHR FUNKTIONIERT.
Wie war das noch im Jahre 1920? Damals war auch die Politik pro Bahn eingestellt. Man hat in der Folge Meilensteine der Eisenbahntechnik geschaffen. Die Privatisierung hat uns wieder in die Ära der Länderbahnen zurück katapultiert. Die Bahn entwickelt sich zurück. Es ist nicht mehr soo lang bis zum Jahre 2035. Dann schliesst sich nach 200 Jahren der Kreis – wenn das so weitergeht, ist die Bahn bis dahin erledigt.
Gruß Mitleser
@9
Bahnfahren, mmuuuuuh, mit der NWB??? Mmmmuuubbuhh!? Mittlerweile kommt in meinen Alpträumen immer wieder hoch, dass das Kürzel NWB für „Nie Wieder Bahnfahren“ steht, mmuuubuuuh. Und jetzt möchte dieser Verein auch noch die Züge durch Busse ersetzen, mmuuuubuuuh:
https://www.nrz.de/staedte/moers-und-umland/busse-statt-bahnen-nordwestbahn-sucht-wege-aus-der-krise-id216324289.html
Frechheit, mmuuubuuuh. Erschütternd, mmuuubuuuh. Chaos pur, mmuuubuuuh!
Hallo Leute,
irgendwie hat hier jeder wohl die ZWECKbestimmung eines Bahnhofs bzw. dessen Vorplatzes völlig aus den Augen verloren. Ãœbrigens ein deutliches Zeichen, wie sehr Bahn und ÖPNV für viele eine immer geringere Rolle spielen bzw. deren Einrichtungen für viele keinen Sinn mehr ergeben, da man den solchen nicht mehr begreift.
Ein BAHNHOF ist Start- und Zielpunkt einer Reise. Dazu sollte er (bzw. hatte er mal) die folgenden Einrichtungen besitzen: einen Fahrkartenschalter bzw. blendfrei und trocken aufgestellte Automaten, einen geschützten und warmen Warteraum, einen überdachten Bahnsteigbereich um trockenen Fußes in die Züge zu gelangen, saubere Toiletten, eine Gastronomie mit kleinen Speisen u. Kaffee etc. und gerne auch eine Bahnhofsbuchhandlung (die ja auch von Nichtreisenden frequentiert werden kann). Sämtliche Einrichtungen sind stets sauber zu halten und ein bestimmtes unangenehmes Klientel ist schlichtweg fernzuhalten (z.B keine Fahrkarte – bzw. Reiseabsicht – warum dann im Bahnhof aufhalten?)
Der BAHNHOFSVORPLATZ dient dazu den Schienenverkehr und die An- und Abreisemöglichkeiten (Bus, bringen lassen mit PKW, Parkplatz für die PKW der per Bahn Weiterreisenden, Taxi, Radfahrer etc.) so nah, wie möglich zusammenzubringen. Ja, dann stehen dann die Busse VOR dem Bahnhof – wo sollen sie unter der Prämisse denn sonst stehen – am EOC etwa? Ebenso muss der Bahnhof/Bahnsteig möglich bequem mit PKW und Taxi anzufahren sein. Reisende lieben kurze Wege. Wenn ich mir die Planungen so anschaue, ist demnächst Kofferschleppen angesagt (besonders ältere Menschen lieben das). Also wieder mal die für Kleve typische und mit Sicherheit BEWUSSTE Verkehrtplanung.
Zweckmässigkeit ist die oberste Prämisse bei der Verknüpfung von Verkehrssystemen – schön kommt danach und ist in Kleve sowieso ein Fremdwort. Aber halt, der Bahnhof wird ja zur Zweckentfremdung aufgehübscht. Wäre da nicht vor dem Gebäude ein schöner Landschaftspark mit Ruhebänken und beruhigenden Wasserspielen angesagt. Die Reisenden auf der Rückseite des Gebäudes sind doch sch… egal, wird doch eh bald alles stillgelegt und auf der Trasse eine E-Bike Rennbahn zum Weezer Flughafen angelegt – oder?
Gruß Mitleser
Vielleicht meinen die hier den Bahnhof zu Zeiten des Bad Cleve?
Der alte Bahnhofsvorplatz? Da wo noch die Busse davor Parkten? … was war daran schön?
Zu Zeiten des Güterbahnhofs in Kleve, gab es auch noch keine HSRW ……….. 😉
Ich kann mich nicht erinnern, dass der Bahnhofsplatz jemals angenehm war. Nur jetzt hat man mehr „Weitsicht und Durchblick“. Die fehlende Ästhetik ist ein anderes Kapitel.
Man hätte mehr daraus machen können! Aber vielleicht kommt ja noch der „große Augenblick“!?
Gibt es hier tatsächlich Personen, die dem alten Bahnhofsvorplatz nachtrauern? Wenn man Leute sucht, die auch wirklich alles verklären können, nur weil es heute anders aussieht als früher, dann wird man problemlos bei den Kommentaren auf kleveblog fündig.
@3 GH Ganz Ihrer Meinung. Der Bahnhofsvorplatz ist ein Armutszeugnis an Baukultur, seelen- und gesichtslos. Und abends ist es ein unangenehmer Ort geworden.
Erinnerungen…Klever Bahnhof ,mit riesigen alten Bäumen, großem Güter Bahnhof, für die vielen Kinder der Unterstadt die da ihren, nicht ganz ungefährlich phantastischen, Spielplatz hatten und ihre weite Welt da suchten.
Dann alles platt gemacht für eine neue „bessere“ neue Zeit. Wenn ich heute dieses unästhetische Glas/Stahl Objekt sehe das an alten Bahnhof gepappt wurde kommen mir nicht nur die Tränen.
Je mehr (seriöses) Leben am Bahnhof, desto besser
So sieht intelligente und -kluge- Stadtentwicklung aus und die (schlaue) Profilentwicklungsgruppe scheint ihr Leben bei der USK beendet zu haben.
Der Immobilientsunami zeigt sich durch einen Rauhen Wind, der bereits Planungsschnipsel durch den Königsgarten
wehen läßt.