Die schönste Party des Jahres: „NIEMALS aufgeben!!!“

Die unglaubliche Rettung des Gelderner Leiterplattenherstellers Ruwel durch den Investor Bluebay, ausgerechnet also durch eine der Firmen, die zu dem Investmentkonsortium gehörte, die das Unternehmen vorher bis zur Insolvenz hat ausbluten lassen, endet nun - mit einer famosen Feier. Corinna Kuhs von der Rheinischen Post in Geldern berichtet mit dem gebotenen Erstaunen über das Fest, das bezeichnenderweise in der horrorgetränkten Halloweennacht steigt und – ich glaube, an der Stelle darf man’s sagen – zynischerweise als Solidaritätsparty firmiert:

Die Einladung ging nicht nur an Mitarbeiter, die noch bei Ruwel beschäftigt sind und damit einen Grund zum Feiern hätten. Sondern auch an jene, die im Zuge des Insolvenzverfahrens entlassen wurden – und ihre Kündigungsschutzklagen nach Überredungsversuchen seitens des Unternehmens zurückgezogen haben. Diese Menschen haben zwar eine Abfindung erhalten, stehen aber auf der Straße. Und ausgerechnet sie sollen fröhlich feiern. (…) Dem Anlass entsprechend ist die Einladung zur „Solidaritätsparty“ reichlich geschmacklos gestaltet: Ein Comic-Bild eines Storches, dem die Kehle zugeschnürt wird, ist auf das Blatt kopiert. Darüber die Überschrift: „Never ever give up! – NIEMALS aufgeben!!

Für Freunde schönfärberischer Umschreibungen – sicher wird es in hiesigen Unternehmenskreisen in Zukunft noch den einen oder anderen Hasardeur geben, der sich hier gerne bedienen wird – sei die besonders gelungene Formulierung lobend erwähnt, mit denen die nunmehr arbeitslosen Ex-Mitarbeiter zur Party eingeladen werden: Es sind schlicht und einfach die lieben Kollegen „daheim“. Daheim, das ist einfach nur süß.

Deine Meinung zählt:

7 Kommentare

  1. 7

    @klausi:
    Weil die Betroffenen selber klagen müssen – und die meisten sich dazu leider nicht trauen. Sei es durch „Andeutungen“ vom Amt, einschüchternde Gespräche oder umgehende Kürzungsbescheide. Widerspreche nicht dem Landvogt – seine Büttel sind schon unterwegs….Nicht, dass ich das gut heiße, aber die Realitäten muss man schon anerkennen. Und den meisten „Ahnungslosen“ ist das Mittagessen von morgen wichtiger als so etwas wie „Recht und Unrecht“; das wissen natürlich auch die Amtspersonen…

     
  2. 6

    @MeinerEiner

    Tatsächlich gibt es noch Dum… pardon Firmen, die eine Geschäftsbeziehung mit ihm unterhalten. Da kann dann ein Hausbau schon mal etwas länger dauern, weil mittendrin die Hsndwerker alles fallen lassen 🙂

    Guck mal im Königsgarten bei der ehemaligen Planenfabrik.
    Jede Menge ZEN-Momente…..

     
  3. 5

    @ klausi:

    Der Mietspiegel interessiert in diesem Fall nicht. Er ist repräsentativ für eine Gemeinde, Abweichungen nach oben oder unten sind möglich. So funktioniert Marktwirtschaft. Aus meiner täglichen Arbeit kann ich aber berichten, dass immer der untere Wert des Mietspiegels angesetzt wird. Insbesondere bei älteren Wohnungen, die zwischenzeitlich saniert wurden, kommt es zu großen Differenzen, da für H4 und Wohngeldberechnungen nur in absoluten Ausnahmefällen Zuschläge für z. B. ein neues Bad oder energieeinsparende Maßnahmen gewährt werden. Diese Grundlagen berechnet aber nicht die Gemeinde Kranenburg, sondern der Kreis Kleve, hier federführend unser Landrat.

    Wenn eine Wohnung also z. B. nach Bauartgruppe II ( bis Baujahr 1960) bis 55m² zwischen 3,60 und 4,65 je m² kostet (Mietspiegel Emmerich 2009) und dann Zuschläge in Höhe von z.B. 14% (neue Heizungsanlage, Fenster mit Isoglas, neues Bad=> alles seit Erstbezug, kann also schon 20 Jahre alt sein), so dürfte diese Wohnung bis 5,30 Euro je m² kosten. Der Kreis rechnet hier mit 3,60 Euro, so dass bei einer 45m²-Wohnung für einen H4-ler eine Differenz von bis zu 76,50 Euro auftreten kann. Alles legal, gespart auf Kosten der „Armen“. Wobei ich nachwievor finde, dass H4 mehr als ausreichend zu vielen Jobs im Niedriglohnbereich ist. 1,95€ je m² halte ich aber für unglaubwürdig. Den Bescheid und die zugehörige Wohnung will ich sehen.

    Und zu den alten Bekannten: Biste mit deiner GmbH Pleite, machste halt die nächste auf. Stammkapital einzahlen (von dem, was man vorher auf Seite geschafft hat) und weiter geht´s. Schlimm ist dann nur, wenn manche Handwerker so blöde sind und mit der neuen Firma dann wieder Geschäfte machen….

     
  4. 4

    @habedank
    und warum kommt dann niemand auf die Idee das vor dem Sozialgericht mal zu klären. Der Mietspiegel ist doch das beste argument dabei.

     
  5. 3

    @killerplautze: Aus dem Atikel: „…die neue Rubrik für Wohnungen bis 55 Quadratmeter. Beispiele: Kranenburg 4,25 bis 5,45 pro Quadratmeter, …“

    4,25 – 5,45 Euronen je Qm! Die Gemeinde Kranenburg übernimmt aber nur 1,95 Euro je qm bei Hartzlern – den Rest dürfen die Leute aus ihren so üppigen ALG II zahlen. Bei einem Single, 45 qm werden zugestanden, sind das 103 Euro monatlich, die somit vom Geld zum Leben weggehen….

     
  6. 2

    „Mitarbeiter sind wie wertvolle Uhren. Man muß sie schonend behandeln und immer wieder aufziehen. “

    Für Ex-Mitarbeiter gilt leider nur noch Teil 2 dieses Satzes…..