Männliche Mitmenschen, die keinen Bart tragen, sehen sich tagtäglich im Badezimmerspiegel mit dem Dilemma konfrontiert. Eben noch präsentierte sich die Haut im Gesicht so glatt wie die des sprichwörtlichen Kinderpopos, und, je nach hormoneller Ausstattung in unterschiedlicher Ausprägung, wenige Stunden später bedeckt bereits ein zarter Flaum Wangen und Kinnpartie. Schon zum Rasiermesser greifen? Doch noch einen Tag zuwarten? Es sind Entscheidungen wie diese, die das Leben eines erwachsenen Mannes zur Hölle machen.
Dem Klever Tiergarten ist es nun zu verdanken, in eindrucksvoller Weise auf die fatalen Folgen männlichen Phlegmas in diesem Sektor aufmerksam gemacht zu haben. Wir sehen in der Bildmitte den jungenhaften Leiter der Einrichtung, Martin Polotzek, dessen Gesicht sich auf diesem Pressetermin so präsentiert, als sei er geradewegs einem Werbespot der Firma Gillette entsprungen. Und wir sehen rechts, quasi stellvertretend für uns Männer in ihrer Gesamtheit, den Bürgermeister der Stadt Kleve, der an der Schwelle jener Entscheidung zu stehen scheint, die unsereins jeden Morgen zu treffen hat – dranlassen oder abschneiden? Und wir erblicken links, gewissermaßen als neu im Zoo zu besichtigendes Mahnmal gegen die Folgen maskuliner Liederlichkeit, den nordamerikanischen Baumstachler, dessen Körper die stattliche Anzahl von 30.000 Stacheln jeder Form von Annäherung und Zärtlichkeit entgegenreckt.
Nun ja, es gibt seit einigen Jahren die sogenannten Hipster-Bärte, und im Zuge des Top-Gun-Sequels erlebt auch der „Schnurri“ in der Jungmännerpopulation eine erstaunliche Renaissance, und geschlechterübergreifend kursiert im Internet die natürlich durch nichts bewiesene Theorie, dass die Zahl der Haare im Großen und Ganzen konstant bleibt und das Gesprieße in den Männergesichtern halt anderswo fehlt. Das muss hier nicht weiter kommentiert werden, aber dem Klever Tiergarten insgesamt sei gedankt, im Rahmen seiner neu geschaffenen Nordamerika-Anlage darauf aufmerksam gemacht zu haben, dass Barthaare neben durchaus erwünschten Nebeneffekten auch wie Stachel wirken können, die die Mitmenschen auf Abstand halten.
Info Baumstachler
Die Baumstachler oder Neuweltstachelschweine (Erethizontidae) sind eine Familie aus der Ordnung der Nagetiere. Sie ähneln im Körperbau den Stachelschweinen (Hystricidae) der Alten Welt. Zwar gehören beide Gruppen zu den Stachelschweinverwandten (Hystricognatha), dürften jedoch nicht sehr eng miteinander verwandt sein, die Ähnlichkeiten basieren lediglich auf Konvergenz. Baumstachler sind auf dem ganzen amerikanischen Kontinent von Alaska bis ins nördliche Argentinien verbreitet. Es handelt sich um schwerfällige, relativ große Nagetiere, die im Gegensatz zu den Stachelschweinen zu einem gewissen Grad an eine kletternde Lebensweise angepasst sind. Der Schwanz ist bei den Greifstachlern und den Südamerikanischen Baumstachlern lang und stachellos und zum Greifschwanz entwickelt. Das Stachelkleid besteht aus modifizierten kurzen Haaren, die – anders als bei den Stachelschweinen – einzeln in der Hautmuskulatur verankert sind. Die Kopf-Rumpf-Länge dieser Tiere variiert von 30 bis 90 Zentimetern, das Gewicht kann beim Urson (Erethizon dorsatum) bis zu 18 Kilogramm betragen.
Das in Kleve gehaltene Tier der Art heißt Bruce. Für Baumstachler Bruce wurde eigens eine neue Nordamerika-Anlage gebaut, die am Mittwochnachmittag, 14. Juni 2023, offiziell eröffnet wurde. „Es ist ein Jahr voller Highlights für den Tiergarten Kleve“, freut sich Tiergartenleiter Martin Polotzek. „Nachdem wir vor einem Jahr unseren neuen Masterplan vorgestellt haben, können wir nun heute nach Rotem Panda, Zweifarbtamarin und Playmore Fantasy-Abenteuerspielplatz mit der neuen Baumstachler- und Stinktieranlage die vierte Anlageneröffnung in diesem Jahr feiern!“
Das hier ging nicht: https://www.kle-blatt.de/blog/kleve-in-foto-video/aus-dem-privatalbum/baeren-im-klever-tiergarten.html
Denen war bestimmt irgendwann schwindelig.
@4
Stimmt, dass Becken war in den 80ern schon VIEL zu klein und nicht mehr Artgerecht, wenn ich da lese das das bis quasi diesem Jahr weiter benutzt wurde…
Auch Seehunde ( denn die hatten wir im Tiergarten, keine Robben) sind am Niederrhein relativ exotisch, warum also nicht auch für die eine weitere Anfahrt in Kauf nehmen?
Die armen Tiere waren hier absolut nicht artgerecht untergebracht, sollten die hier weiter ihr Dasein fristen weil sie „ Traditionstiere“ sind, übrigens ein eigenartiger Begriff .
Es fehlen aber die Traditionstiere des Klever Tiergartens, wie die Robben. Immer mehr exotische Tiere, da kann ich nach Arnheim, Duisburg, Krefeld etc. fahren. Und diese Tiere kosten richtig Geld und für das Geld hätte man was für „unsere Robben“tun können.
Soso, die neue Baumstachler- und Stinktieranlage.
Leute, könnt ihr euch vorstellen, welche Purzelbäume gerade meine kranke Phantasie schlägt?
Den ersten Pressetermin gab es schon. Auf dem Podium: Kleve’s Erster Baumstachler, der Bürgermeister, und der Zoodirektor.
Zweiter Pressetermin (Datum steht noch nicht fest). Auf dem Podium: Kleve’s Erstes Stinktier, ein bisher noch unbenannter Lokalpolitiker, und der Zoodirektor.
Muhahuahuahuaha
(Verlässt die Bühne unter dem Absingen unzüchtiger Lieder)
Was für ein süßes Tierchen, das da so schüchtern in die Welt blickt. Wahrscheinlich, weil es eigentlich nachtaktiv ist.
Mit zunehmendem Alter finde ich Gefallen an Tierfilmen, bei denen ich früher sonst oft weggezappt oder mit den Augen gerollt habe.
Mittlerweile folge ich Andreas Kieling bei Instagram. Bei Tierdokus begeistert mich zu sehen, welche Arten es so gibt und vor allem, wie unverstellt die Tiere sind. Und manchmal, wie komisch sie aussehen und doch in sich stimmig, selbst die wuchtigen Flusspferde mit ihren Mini-Ohren. Wer hat sich das ausgedacht?
Bald besuche ich mal wieder den Tiergarten.