Verkehr (2): Fiasko am Opschlag

Im unermüdlichen Bestreben, die Klever Unterstadt für den Autoverkehr noch unpassierbarer zu machen als im Oktober 1944, können weitere große Fortschritte gemeldet werden:

Auf fulminanten 72 Druckzeilen versuchte die Rheinische Post am Samstag ihren Lesern zu erklären, was die Stadtverwaltung nun am Opschlag plant – da dürften selbst Navigationssysteme kapitulieren. Schon der erste Satz lässt das Unheil erahnen: „Die Ausfahrt auf der unteren Herzogstraße in die Bahnhofstraße ist aufgrund der zum Teil eingeschränkten Sichtverhältnisse nicht unproblematisch.“ Übersetzung: Wir haben uns da mal was ausgedacht. Später im Text: „Der Opschlag, der durch eine entsprechende Markierung auf eine Einspurigkeit zurückgeführt wird, lässt künftig den Verkehr nur noch in eine Richtung, nämlich von der Herzogstraße bzw. von den Minoritenparkplätzen in Richtung Brücktor zu.“ Übersetzung: Mit reichlich Farbe auf der Fahrbahn sorgen wir dafür, dass die Autofahrerei auf der ursprünglich dreispurigen Straße bald ein Ende hat.“

Besonders freuen dürfte die „Kreisunfallkommission“, die angeblich die ganze Aktion initiiert hat, die folgende Veränderung: „Umgedreht wird auch die Einbahnrichtung in der Bensdorpstraße. Der Verkehr fließt dann in umgekehrter Richtung von der Herzogstraße in Richtung Kreisverkehr.“ Für den ortsunkundigen Benutzer des Kreisverkehrs heißt dies, er findet eine Abbiegemöglichkeit vor, die er nicht nutzen darf. (Vorschlag: Die Sache präventiv gleich an alle Fahrschulen nach Holland durchgeben.) Ebenfalls sehr schön: „Die Stadt Kleve erhofft sich durch die neue Verkehrsabwicklung, die auch nach der städtebaulichen Erneuerung des Opschlags nicht mehr geändert wird, zum einen eine höhere Verkehrssicherheit, aber auch eine Stärkung des Einzelhandels in der unteren Herzogstraße.“ Folgende Hinweise zum Verständnis: Zahl der mir bekannten Unfälle in dem Bereich: null. Eine Steigerung kann nur bedeuten, dass man sogar gesünder aus der Ecke wieder rauskommt. (Wellnesskreuzung? Anknüpfung ans alte Kurbad Cleve??) Zweitens: In allen Teilen der Welt hat es sich als enorm wirtschaftsfördernd erwiesen, große Bereiche einfach von allen Zugangsmöglichkeiten abzuschneiden (z. B. Nordkorea). Aber die Stadtverwaltung „hofft“ ja auch nur, und falls dieses Vorhaben überraschenderweise doch scheitern sollte – geändert wird sowieso nichts mehr.
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