Polly, 2022-2022

Polly

Eigentlich war für Polly der Weg zum Star im Klever Tiergarten vorgezeichnet. Wenn die Seehunde vor Publikum gefüttert werden und für eine Hand voll Fische allerlei Kunststücke vollführen, geht den Besuchern stets das Herz auf. Doch die Hoffnung, dass Polly sich mit ihren Artgenossen für lange Zeit dem Freizeitspaß nachgeht, sollte sich nicht erfüllen: Das am 11. Juli geborene Seehundbaby verstarb gestern Mittag.

Wie Martin Polotzek, der Leiter Tiergartens, gestern mitteilte, entwickelte sich das Jungtier „zunächst prächtig“. Das heißt, die Mutter säugte es, und nach rund sechs Wochen muss es dann mit der Nahrung zurechtkommen, die die Natur so hergibt – also Fische. „Doch der Fisch schmeckte Polly noch nicht so gut“, so Polotzek, der bekanntlich auch Tierarzt ist. Hinter den Kulissen des Seehundebeckens wurde Polly von den Tierpflegerinnen und Tierpflegern der Einrichtung intensiv betreut. Mit viel Geduld versuchten sie, Polly für das Fischfressen zu begeistern. Doch alle Mühe fruchtete nicht, dass junge Tier wurde schwach und schwächer und verstarb am Mittwoch im Alter von nur 72 Tagen. Polotzek: „Ihr heutiger Tod ist für uns alle ein großer Schock.“ Eine pathologische Untersuchung soll Aufschlüsse über die genaue Todesursache geben. Seehunde können normalerweise bis zu 30 Jahre alt werden.

Polly war nach elf Monaten Tragezeit von der Seehündin Elektra zur Welt gebracht worden. Gleich nach der Geburt bekam das Baby schon Schwimmunterricht von der Mutter, und sie kümmerte sich auch sonst intensiv um ihren Nachwuchs: „Elektra ist eine sehr fürsorgliche Mutter und zeigt den anderen Seehunden ganz genau, dass sie nicht zu nah an das Jungtier herankommen dürfen“, so Polotzek. Die Ernährung mit der Muttermilch verlief noch Komplikation los. Seehundmilch besteht zu rund 45 % aus Fett (zum Vergleich: Kuhmilch hat ca. 4 % Fettgehalt), die Tiere nehmen deshalb pro Tag etwa anderthalb Kilo zu.

Das Seehundbecken ist seit vielen Jahren eine der Attraktionen des Klever Tiergartens, allerdings können die Tiere in der Anlage nicht mehr so gehalten werden wie dies zeitgemäßen Vorstellungen von Zootierhaltung entspricht. Deshalb bekommen die Seehunde in absehbarer Zeit an einer neuen Stelle im Tiergarten ein völlig neues Zuhause, wie Polotzek kürzlich erläutert. Die neue Anlage ist Teil des Masterplans, mit der die beliebte Klever Einrichtung, die kürzlich den 100.000. Besucher in diesem Jahr begrüßen konnte, von Grund auf modernisiert werden soll.

Deine Meinung zählt:

2 Kommentare

  1. 2

    Ich halte diese Form der Wildtierhaltung für nicht mehr zeitgemäß. Es mag angehen das Tiere die vom Aussterben bedroht, gezüchtet + zeitweise geschützt in „Gefangenschaft“ leben können.
    Mal gaanz vorsichtig ☝🏽 mit Aussicht auf mediale Prügel 😁, wer solche Tiere in ihrer Welt + in Freiheit erlebt fragt sich ob solche Einrichtungen wirklich der (Tier ) Weisheit letzter Schluss sind.🤔