Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet: So lässt sich die Geschichte des Klever City Netzwerks (KCN) in einem Satz beschreiben. Gestern nun beschlossen 27 Mitglieder der Händlergemeinschaft, den Verein zum Jahresende zu Grabe zu tragen. Die Entscheidung im Kolpinghaus fiel eindeutig aus: Es gab gerade einmal drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen, alle anderen stimmten dafür, das Netzwerk aufzulösen. So war das KCN um 20:47 Uhr nach neun Jahren Geschichte.
Der Beschluss zur Selbstauflösung war der Tagesordnungspunkt 4 der Mitgliederversammlung, der fünfköpfige Vorstand hatte die Mitglieder eingeladen, um genau diesen Schlusspunkt zu setzen. So gesehen: Ziel erreicht. „Vielen Dank für das Vertrauen“, sagte Vorstand Christoph Dammers nach der Abstimmung, und fügte angesichts der merkwürdigen Situation, dass das Wunschziel die Liquidation war, den Nachsatz hinzu: „Oder was soll man sagen?“
„Uns tut es in der Seele weh, dass wir heute hier den Verein beerdigen“, so Dammers weiter. „Aber wir müssen Platz schaffen. Das KCN ist nicht in der Lage das zu schaffen, was die Stadt verdient hätte. Wir hoffen sehr, dass ein gemeinsames Interesse besteht, die Dinge nach vorne zu treiben.“
Als das KCN 2008 aus der Taufe gehoben wurde, hatte das Gründungsteam der Idee noch den ehrgeizigen Titel „Projekt 500“ verpasst – so viele Mitglieder wollte man gewinnen. Am Ende waren es gerade einmal rund hundert, und von denen kam auch nur jeder Vierte zur gestrigen Versammlung. Zuvor war bereits beklagt worden, dass die Arbeit im Grunde in den Händen einer Handvoll Leute liegen bleibt.
In den vergangenen Jahren gab es manche Querelen, vor allem aber ein erstaunliches Desinteresse. Christoph Dammers (Intersport) und Astrid Vogell (Kaufhof) wollten im vergangenen Jahr das Ruder noch einmal herumreißen, mussten aber feststellen, dass es dafür bereits zu spät war. So blieb aus Sicht des Vorstandes als einzig mögliche Konsequenz nur die Selbstauflösung. Dieser Ansicht folgten die Mitglieder gestern Abend bereitwillig.
Liquidator des Vereins wird der Modehändler Jörg Hopmans, das übrig bleibende Vermögen des Vereins wird den Mitgliedern anteilig zurückgezahlt. Die KCN-Einkaufsgutscheine werden noch bis Ende des Jahres verkauft, sie behalten drei Jahre lang ihre Gültigkeit. Dafür gibt es ein eigenes Konto; sollte darauf am Ende des Jahres 2020 noch Geld sein, wird dies zu gleichen Teilen dem Kleber Kindernetzwerk und dem Martinsverein gespendet.
Die letzte Aktion des KCN wird die Organisation des verkaufsoffenen Sonntags am 3. Dezember sein, die Veranstaltung steht unter dem Motto „Warten auf den Nikolaus“. Dazu soll ein „Weihnachtsmarkt der Händler“ entstehen, bei dem die Geschäftsleute vor ihren eigenen Läden eine besondere Aktion präsentieren. Möglicherweise wird es im kommenden Jahr auch wieder einen Weihnachtsmarkt mitten in der Stadt geben – in der Versammlung wurde der Plan angesprochen, dafür den Platz vor dem Rathaus zu nutzen.
Was nach dem KCN kommt, ist noch offen. Verschiedene Modelle sind angesprochen worden, von der Wiederbelebung der einstigen Straßengemeinschaften bis hin zur Neugründung einer Gesellschaft, die rechtlich selbstständig die Interessen der Händler vertritt. Der nächste Schritt ist ein Termin bei der Stadt. Kämmerer Willibrord Haas machte den Geschäftsleuten ein Gesprächsangebot: „Die Stadt ist höchst interessiert daran, dass die Einzelhändler sich – in welcher Form auch immer – zusammenfinden. Wir haben verstanden, dass Ihnen das sehr wichtig ist.“
Offenbar erwartet die Stadt großes Interesse – die Veranstaltung soll in der Stadthalle stattfinden.
Ich gehe davon aus, dass man sich als Einzelhänder doch selbst vermarkten kann, möchte, sollte…..?
Wenn man große Zusammenschlüsse verfasst, bedeutet das aus meiner Sicht, dass man auf Individualität und Kreativität verzichtet………wie gehabt.
Ein „Netzwerk“ bedeutet aus meiner Sicht, dass man verlässliche Kontakte hat, aber doch nicht zwingend unbedingt miteinander arbeiten muss.
Aus Freiwilligkeit entstehen sehr viele gute Ideen und Umsetzungen.
Eine Verwaltung kann eventuell unterstützend sein, aber doch nicht bestimmend.
Das beginnt schon beim unflexiblen „Klever Marktgesetz“……….
@2: Wennn die Stadt diese Konzeptentwicklung übernehmen soll, dann müssten die Geschäftsleute für diese Dienstleistung auch einen Beitrag zahlen. Das Problem ist, dass in Kleve keine offene Diskussion über die Entwicklung einer übergeordneten Plangestaltung gibt. Weder auf Händler- noch auf Verwaltungs- und politischer Ebene. Dazu müsste man sich ja klarmachen, was man denn eigentlich will.
Hätten wir eine tatkräftige Wirtschaftsförderung, könnte diese mit Marketingfachleuten ein Konzept erstellen. Die Geschäftswelt könnte dann über Mitarbeit und evtl. Verwirklichung entscheiden. Es muss doch möglich sein, unsere schöne Stadt und deren Geschäftswelt entsprechend darzustellen. Auch gäbe es wieder Möglichkeiten, die Leerstände mit Leben zu erfüllen. Das Amt Wirtschaftsförderung besteht doch. Aber??????
Hoffentlich kommt nun mehr Individualität und Kreativität in die Stadt!