Eben noch plaudert man munter ein paar Sätze zum abgelaufenen Jahr in die Kamera (für einen Rückblick in der Gala „Made in Kleve“) und redet sich wahrscheinlich mal wieder um Kopf und Kragen, und dann wird einem schmerzlich bewusst, dass dies in autobiographischer Hinsicht ein historischer Augenblick war, der – schwacher Trost – von der Kamera festgehalten wurde: mein letzter Cappuccino im Café Lust.
Da war ich noch guter Dinge, und man beachte, wie geschickt ich die überregionale Tageszeitung mit ins Bild gelotst habe, um überzeugend einen Eindruck von Weltläufigkeit zu erwecken. Jule, die Tochter der Chefin, wiederum befüllte den Unterteller mit drei Cantuccini, was dezent mein maßloses Essverhalten unterstreicht.
Nun aber befällt uns Kaffeehausschwadroneure eine mittelschwere Milchschaummelancholie, die Gewissheiten des Lebens zerbröseln wie ebendiese Cantuccini, wenn sie von mächtigen Molaren zermalmt werden. Zu befürchten ist ein Caffelatteralschaden, der nicht wiedergutzumachen ist. Und was fragt der Klever: „Wo löse ich jetzt meinen Gutschein ein?“
(Hoodie: Bi Hip, Hemd: Olymp/Kaufhof, Brille: Trends & Trade, Zeitung: Bossmanns Genuss Company)
@Ge.Org Ja, aber nicht im Haupthaus.
Brille Trends & Trade? Gibt’s dort nun auch Modeaccessoires? Ich war schon seit Jahren nicht mehr dort.
Die Vergangenheit WIRD ein tiefer Brunnen! Das „Romanische Café “ in Berlin ist leider auch obsolete!
Das Leben ist hart. Immer wieder wird einem etwas weggenommen, das einem bis dahin den Alltag erleichtert hat. Mir hat man letztens einen McDonald`s weggenommen. Nicht, dass ich die Kette so super finde. Gegessen habe ich da nur ab und zu mal einen Cheeseburger. Aber es war eine Filiale in der Nähe meines Büros, der einem zu so gut wie 100 Prozent garantierte, dass man darin auf einen Kaffee mit einem Boulevardblättchen verschwinden konnte, ohne auf Kollegen und Kolleginnen zu treffen. Nach einer längeren Besprechung oft eine Wohltat. Ich brauche so was und nun ist der Laden weg, der Franchise-Nehmer hat`s nicht geschafft, und das an einer recht zentralen Stelle in einer Großstadt. Daran, dass mein Lieblings-Café (woanders) plötzlich verschwinden würde, darf ich allerdings gar nicht denken. Der Laden, der vom Besitzer seit fast vierzig Jahren betrieben wird mit einer Vorliebe für altenglische Lampen und Tische, rettet meiner Meinung nach auf unspektakuläre Weise regelmäßig Leben.