(Aktualisiert, jetzt mit Inzidenz 108.) Der sauber geführte Terminkalender, mit Zeitfenstern für den Friseur, den Haushaltswarenhändler, den Juwelier, dem Wollgeschäft und dem Heimverschönerer – ist das ab Montag, 8. März, unser neues Leben? 20 Minuten hier, eine Viertelstunde da, zwischendurch einen Kaffee to go, und immer wieder mal bei Aldi vorbeischauen, ob gerade Schnelltests erhältlich sind.
Der erste Schritt der Öffnungsperspektive, die die Bundesregierung und die Regierungen der Länder am Mittwoch bis kurz vor Mitternacht für uns entworfen haben, mutet etwas kafkaesk an, insbesondere wenn der Bürger tatsächlich anfangen sollte, die ihm zugeteilten Slots zur Befriedigung seiner Bedürfnisse ordentlich in einen Terminkalender einzutragen.
Buchhandlungen dürfen wieder öffnen, Museen, Tierparks und Fahrschulen, natürlich alles nur mit rigiden Beschränkungen hinsichtlich Kunden- bzw. Besucherzahl und Vorschriften zur Dokumentation. Für die meisten anderen Geschäfte des Einzelhandels ist eine Lösung vorgeschrieben, die bei stark beschränkter Kundenzahl eine feste Terminvergabe vorschreibt. Die meisten Klever Geschäfte bieten einen telefonischen Service an, bei Kotters in der Kavarinerstraße kann man mit dem Handy einen QR-Code scannen und sich selbst irgendwo einbuchen.
Das ganze Procedere geht so vonstatten, wie es die rechte Spalte der „Öffnungsperspektive“ vorsieht, die für einen Inzidenzbereich von 50-100 Fällen je 100.000 Einwohner gelten soll. Noch besser soll es uns gehen, mit noch mehr Freiheiten, wenn die Inzidenz noch weiter sinkt. Die Wahrheit aber ist: Sie geht steil nach oben.
Im Kreis Kleve ist die Zahl der Fälle je 100.000 Einwohner gestern auf einen Wert von rund 90 hochgeschnellt. (Der maßgebliche Wert aus Düsseldorf betrug am Sonntag 91,2, heute stieg er laut RKI sogar auf 108, also schon jenseits des Lockerungsfensters!) Das liegt daran, dass im gesamten Kreisgebiet nicht nur 40-50 Fälle, wie in den vergangenen Tagen, sondern gleich 80 neue Fälle gemeldet wurden. Einen erheblichen Anteil daran hat die Kindertagesstätte St. Barbara in Kranenburg-Nütterden, wo es laut Kreis „mehrere Corona-Indexfälle“ gegeben haben soll.
Auf Klever Straßen hieß es gestern sogar, dass es sich um 20 Fälle in der Einrichtung handelt. Sicher ist, dass die Zahl der aus Kranenburg gemeldeten Fälle in den vergangenen zwei Tagen um zehn gestiegen ist.
Für zusätzliche Verwirrung sorgt die etwas merkwürdige Schnelltest-Strategie, deren Einleitung die Meldung war, dass die Tests ausgerechnet über den Discounter Aldi verkauft werden. Wenn tatsächlich einmal der Tag kommen sollte, an dem ein Testergebnis darüber entscheidet, ob man in eine Gaststätte eingelassen wird, schafft so eine Aktion schon mal ein gewisses Grundmisstrauen in die Zuverlässigkeit der Ergebnisse, zumal nicht einmal klar ist, wer das prüft und kontrolliert.
Das alles aber zeigt: So gerne wir die Normalität wieder begrüßen würden (ziemlich exakt vor einem Jahr begann der Wahnsinn auch hier im Kreisgebiet, der letzte Abend, an dem zum Beispiel Gaststätten geöffnet waren, war der 14. März), so weit sind wir auch noch davon entfernt.
Info Klever Museen:
Nach vier Monaten im Lockdown ist das Museum B.C. Koekkoek-Haus ab Dienstag, dem 9. März, 14 Uhr wieder geöffnet. Nach verpflichtender, vom Museum bestätigter Voranmeldung und Erhalt eines Termines (unter kasse@koekkoek-haus.de oder telefonisch nur während der
Museumsöffnungszeiten 02821/ 76 88 33) steht einem Besuch nichts mehr im Wege! (Bitte FFP2-Maske mitnehmen, die ersten Besucher erhalten ein kleines Präsent, im Erdgeschoss steht auch wieder der Museumsshop und das Antiquariat Zeitzeichen zur Verfügung. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 14-17, Sonntag 11-17 Uhr.)
Museum Kurhaus: Ein Besuch ist nach Anmeldung (auch kurzfristig) per Email oder Telefon möglich: info@museumkurhaus.de, 02821 750 10 oder 02821 750 112. Im Museum Kurhaus Kleve ist das Tragen einer medizinischen Atemschutzmaske verpflichtend, auch müssen die Hände durch Gebrauch des Desinfektionsspender am Eingang desinfiziert werden. In allen Bereichen des Museum Kurhaus Kleve gilt ein Mindestabstand zwischen Personen von mind. 1,5 m.
Info Klever Tierpark
Der Tiergartenbesuch ist ab Montag, 8.3., ausschließlich mit vorheriger Online-Reservierung möglich! Dies gilt auch für Jahreskarten, Gutscheine und Freikarten. Der Eintritt wird dann regulär am Tag des Besuchs an der Kasse bezahlt- Jahreskarten behalten selbstverständlich ihre Gültigkeit. Eine Online-Reservierung ist auch für Kinder jeglichen Alters erforderlich. Für Personen ohne Internetzugang bieten wir die Möglichkeit an, dienstags zwischen 9 und 11 Uhr telefonisch (02821-26785) ein Reservierungsfenster zu buchen. Diese Art der Buchung ist aber ausschließlich Personen ohne Internetzugang vorbehalten!
Hier die aktualisierte kleveblog-Tabelle: Gesamtüberblick Corona Kreis Kleve
Weitere Ergänzung: Das Corona-Info-Board der Stadt Goch führt auf, wie sich die jeweiligen Zuwächse sich auf die 16 Kommunen des Kreises verteilen. Hier der Link: Corona-Info-Board.
In Kalkar (Impfzentrum) muss es laut RP am Samstag recht „schlecht“ abgelaufen sein, als Senioren in der Kälte vor dem Impfzentrum warten mussten. Dieses Gesamtchaos ist bald nicht mehr zu erfassen. Mir raucht der Kopf, wenn ich über Regeln,Pflichten,Aufforderungen und Empfehlungen über Öffnungsschritte, Inzidenzzahlen, Lockerungen und Schließungen bloß anfange nachzudenken. Ich frag mich da gerade, wie ein älterer Mensch Ãœ-70 dieses Desaster noch einordnen soll (Apps,Inzidenzen,PCR Test,Selbsttest usw. etc.). Das Volk ist verunsichert und mittlerweile weiß zumindest in meinem Umfeld kaum noch einer „wie der Hase läuft oder laufen soll“!?
Medial werden wir stündlich neu überschüttet mit Infos, die Stunden später wieder anders sind oder gar nicht mehr von Bedeutung. Ein Wirrwarr an Infos, Emotionen und Realitäten.
Ich hoffe für uns alle, das es irgendwann wieder eine „reale Realität“ gibt! Im Moment leben wir in einer Art „Kosmos der schnellen Vergänglichkeit“…so empfinde ich das zumindest.
Letztens hatte ich meinen Schlafanzug abends an und beim Zähneputzen viel mir erst auf, dass mir die Maske noch unter dem Kinn klebte.
Alles irgendwie immer wieder neu und doch gebaut auf einem alten Grundstück (seit einem Jahr).
Im Jahr 2004 war der Europa-Radschnellweg schon in der Planung ??
@ER, dem kann ich mich anschließen!
Es ist ohnehin eine simple Rechnung, längst haben uns dies erfolgreiche Länder vor gemacht, dass mit umfangreichen Tests die Situation in den Griff zu bekommen wäre.
Meiner Meinung ist hier nun endlich die Stadt Kleve als Schulträger gefragt, sich um Schnelltests für Schüler zu kümmern und nun endlich auch dafür zu sorgen, dass es nicht nur in Weeze, Rees und Issum sondern auch in der Kreisstadt Kleve, wie auch zu Anfang der Pandemie, ein Testzentrum gibt, welches auch am Wochenende und nach Feierabend PCR- und Schnelltests anbietet. In anderen Städten läuft das auch. Und mittlerweile müsste auch der Dümmste verstanden haben, dass wir in unserer Situation des Mangels an Impfdosen nur die Chance mit vielen vielen Tests und erfolgreichen Rückverfolgungen haben, den nächsten Lockdown mit Schulschließungen zu vermeiden. Es gibt Städte, die haben 10.000€ in die Hand genommen um selber ein Gerät für schnelle PCR-Testung anzuschaffen. Und wie läufst bei uns? Hier gibts noch nicht mal eine Teststraße weil es der Kassenärztlichenvereinigung nicht gefällt. Warum eigentlich nicht? Geht es um Pfründe? Wenn die Zahlen weiter so übel steigen und nun zu den vielen Menschen mit Symptomen, die beim Arzt getestet werden, nun noch einige Symptomlose kommen, die ihren Schnelltest abgeklärt haben möchten, werden wir wieder Verhältnisse haben wie im November wo man zum Teil länger als eine Woche auf sein Ergebnis warten musste. Um das zu vermeiden müsste nun endlich die Kapazität für PCR-Tests erweitert werden. Denn sonst werden viele mit positivem Schnelltest diesen nicht per PCR abklären lassen! Ob der Kreis Kleve das auf dem Schirm hat? Oder fühlt man sich nicht zuständig? Ich bin es wirklich leid, dass die Leute in verantwortlichen Positionen anscheinend meinen, die Sache aussitzen zu können und dass sich das Versagen von Bundesregierung über Landesregierung bis hin zu Kreis und Stadt fortsetzt!
Die Inzidenzzahlen als alleiniges Kriterium für Lockerungen heranzuziehen ist höchst fragwürdig. Der Fall der Kita zeigt, dass auftretende Corona- Ereignisse in Einrichtungen die Inzidenzzahlen lokal verzerren. Und bei all den Diskussionen über Lockerungen dar man meiner Meinung nach nicht aus dem Blick verlieren, dass eine Totale Öffnung aller Bereiche weiterhin der Normalzustand ist. Das Vergessen einige selbsternannte Corona-Sherrifs und gewählte Vertreter des Volkes seit ungefähr einem Jahr schon mal gerne.
Mmuuuh, dan wird morgen (also am 08.03.21) vermmuuuhtlich die 7000er Marke geknackt, mmuuuhHöhenangst!