Das Kaufhof-Restaurant – eine sentimentale Reise

Es ist schwer vorstellbar, aber das Kaufhof-Restaurant, heute unter dem eiskalten Namen Dinea firmierend, war für mich mal der Inbegriff der Gastronomie in Kleve. Noch vor Café Mölders an der Stechbahn, das ich erst in den Freistunden ab Jahrgangsstufe 12 entdeckte (und das heute nicht mehr existiert, was wohl aus Gaby geworden ist, sie hat später mal in der Bäckerei Timmermann in der Kavarinerstraße gearbeitet, wahrscheinlich geheiratet und ist jetzt eine glückliche Einfamilienhausmutti in Warbeyen (die Kinder sind bestimmt schon aus dem Haus, so lange ist das her)).

Besonders cool (das Wort ist hier ausnahmsweise mal angebracht) fand ich die weißen, stapelbaren Kaffeetassen, die sich vom heimischen Blümchendesign deutlich absetzen und eine leichte Anmutung von Bauhaus in die Stadt brachten. Den Kaffee trank ich übrigens mit ca. 0,1 Liter Milch und drei bis vier Stücken Zucker (heute würde das als Latte macchiato durchgehen).

Obschon Nichtraucher, gefielen mir auch die schlichten, weißen Aschenbecher. Meiner ersten zweiten Freundin machte ich einen solchen zum Geschenk, nachdem ich ihn zuvor unter Aufbietung meines gesamten Mutvorrats heimlich in den Schulranzen gesteckt hatte. (Ich hatte schon immer einen ausgeprägten Sinn für romantische Geschenke, aber die Baustellenlampe (ebenfalls geklaut) und das Werbeschild des Chinarestaurants, das sich mal im ersten Obergeschoss des Quelle-Buildings befand, kamen gut an. Sie raucht allerdings heute nicht mehr.)

Ich habe – ehrlich gesagt - keinerlei Erinnerung mehr daran, wie der Laden ansonsten ausgesehen hat (vermutlich wie DDR), wohnte später dann – ca. 1985 -als Mitarbeiter der Rheinischen Post einer der zahlreichen Wiedereröffnungen nach Umbau bei (es gab Kartoffeln), tja, und irgendwann dann, während das Kaufhof-Restaurant den stromlinenförmigen Weg aller irdischen Systemgastronomie ging, haben wir uns dann aus den Augen verloren, und in heutigen Tagen, wenn ich auf den Rolltreppen auf dem Weg in die Herrenabteilung das Restaurant passiere, frage ich mich immer, was einen Menschen dazu treibt, ausgerechnet im Kaufhof in Kleve ins Restaurant zu gehen. Was es auch gewesen sein mag, immer weniger Menschen fühlten offenbar diesen Drang, sodass das Restaurant Mitte 2010 für immer schließen wird.

„Wir werden alle Optionen für eine attraktive Weiternutzung der rund 230 Quadratmeter großen Fläche prüfen, denn wir wollen den Kaufhof Kleve als innerstädtischen Einkaufsmagneten kontinuierlich weiter entwickeln, um das Haus so optimal wie möglich für die Kunden aufzustellen“, sagt Steffen Kern, Sprecher des Kaufhofs, und mit diesem Satz ist es ihm zweifelsohne gelungen, wirklich alle wichtigen Wörter aus den Satzbaukasten für stalinistische Unternehmenskommunikation in einem Satz unterzubringen (Optionen, attraktiv, Magnet, kontinuierlich, optimal, Kunde, aufstellen).

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8 Kommentare

  1. 8

    Dieses traurige Schicksal der untergehenden Kaufhausrestaurants trifft viele, auch in anderen Städten. Verwandte wohnen im östlichen Teil unseres Bundeslandes und im dortigen Nobelkaufhaus „Hagemeyer“ wird das Restaurant wohl auch bald tot sein. Vor über 17 Jahren war der Donnerstag Abend reserviert und hies interfamiliär nur „Fresstag bei Hagemeyer“. Es gab für 9,90 DM Abendbuffet ab 18 Uhr, nach dem Motto „all you can eat“. Für damalige Zeiten innovativ und fortschrittlich. Nun ja, es war einmal. Das Buffet gibt´s immer noch, aber die Qualität hat deutlich nachgelassen und der Preis ist mittlerweile auf 13,90 € gestiegen. Da kann man sich wohl vorstellen, das der Laden nicht mehr läuft.

    Also stellt euch auf noch mehr Verkaufsfläche für irgendein Shop-in-Shop-Modell ein oder auf die xte Café-Lounge.

     
  2. 7

    ..ich meinte natürlich zu duzen…

    Wochenlanges Fahrstuhlfahren kann sich auch noch nach Jahren negativ auf das Konzentrationsvermögen auswirken.

     
  3. 6

    Ende der 70er habe ich mal im Kaufhof gejobbt – als Fahrstuhlführer. Allerdings mehr so B-Kategorie weil lediglich für Lasten & Personal zuständig. Wobei die Grenzen da manchmal fließend waren. Kommunikativ auch sehr interessant: Menschen haben auf engem Raum oft ein großes Mitteilungsbedürfnis. Haben die eigentlich heute noch eine eigene Truppe für die Schaufenstergestaltung ? Das waren damals die coolsten: Stellten sich eingefroren in’s Fenster und bewegten sich dann plötzlich – hat wahrscheinlich manchen Infarkt verursacht. Die Frischfisch-Mädels waren mehr so die Paria – dabei waren die ganz nett. Und dann diese Besonderheit in Kaufhäusern sich mit Nachnamen zu siezen: „Herr Janssen, hasse ma epkes Zeit“. Dazu aus dem Lautsprecher kryptische Mitteilungen: „NullDrei bitte die zwölf“ Für die Mitarbeiter gab es zumindest damals eine eigene Kantine – ganz oben: Vielleicht war das die zwölf ?!

     
  4. 5

    Ihr kriegt aber auch alles kaputt! Traditionen wollen gepflegt werden, vergessen? Und später dann in Erinnerungen schwelgen von wegen „legendär“ und so (and more)! So war´s: für 17.90 DM Lp gekauft (seinerzeit in Souterrain rechts neben der Lebensmittelabt.), dann „oben“ für 1,80 DM Kaffee getrunken, Zigarrette (selbstgedrehte,DRUM) dabei geraucht und die OIS-Lyrics studiert (der Russe stand ja angeblich vor der Türe);das war schon ok! Wenn danach hungrig+noch Taschengeld übrig, ab zu Unger („hast du Hunger…“?), wenn dann 20.00 Uhr war+Langeweile (oft in Kleve!), ab zum City 2 (es lief „Paris, Texas“; öde Ry Cooder Mucke+Nasti nicht nackig zu sehen), danach zum Whisky +immer schön an die Kaufhof-Tüte (damals noch gratis mit kleinen grünen kreisförmigen Enblemen) denken, sonst hatteste nix zum auf dem DUAL legen!

     
  5. 4

    Ich glaub, im Klever Kaufhof-Restaurant war ich nie. Hier in Ulm ist das entsprechende Etablissement zwar teuer (finde ich), aber von der Auswahl her ganz gut und für ab und zu Mittagessen qualitativ auch voll in Ordnung. Aber vielleicht ist das nur in den „Galerias“ so.

     
  6. 3

    Es war der einzige Ort in Kleve, an dem ich mich so fühlte wie in der Großstadtmetropole, in der meine Großmutter lebte. (Borussia Mönchengladbach, Anfahrt über Landstraße, da A 57 noch nicht gebaut). Es war der Ort, an dem mein verschwendungssüchtiger Opa (der aus Kellen) mich zum Mittagessen ausführte, obwohl man „doch auch zu Hause essen“ hätte können.

     
  7. 2

    Schade drum.
    Im Restaurant konnte man (bzw. kann man noch) sehr gut und günstig Frühstücken. Außerdem haben mein Vater und meine Mutter sich Anfang der 70er dort kennen gelernt. Ohne besagtes Restaurant gäbe es mich wahrscheinlich gar nicht.

     
  8. 1

    Da werden Erinnerungen wach. Das letzte Mal habe ich dort gegessen, als man in der City noch Autofahren durfte. Oma hat mich eingeladen. War bestimmt ein superplattgeklopftes Schnitzel „Wiener Art“ mit viel zu hellen Pommes und ner Billig-Kola. Ich fand´s trotzdem gut.

    Außerdem gab´s ne Doppelschwingtüre zur Küche mit runden Fenstern.

    Also nochmal schnell hin, bevor´s zu spät ist…