31 sind zu schlagen! Bedburger Minigolfplatz soll wiederbelebt werden

Verwunschener Ort (Foto: Alfred Derks)

Für mich als Schüler war es ein Paradies inmitten des Wahnsinns, was durchaus wörtlich zu verstehen war, denn in den benachbarten Stationen – wir reden von den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts und der damaligen Psychiatrie – konnte es durchaus vorkommen, dass psychisch Kranke ihre Tage schreiend hinter vergitterten Fenstern verbrachten, während freizeitsuchende Menschen in der Minigolfanlage der Landesklinik den Schläger schwangen.

Die Flasche Cola kostete 80 Pfennige, die Runde 50, wobei die Runde nicht ganz wörtlich zu nehmen war, das konnten auch fünf oder zehn werden, das war dem zur Rehabilitierung abgeordneten Psychiatrie-Patienten, der die Anlage betreute, herzlich egal.

Der erfahrene Spieler wusste, welche Schläger gut waren (die mit dem schwarzen Griffen), und er bevorzugte die, deren rückwärtiges Ende leicht über den Stiel hinausragte, sodass man den Ball genau in dessen Verlängerung traf. Natürlich ist es nicht die Kernaufgabe des LVR, Minigolfplätze zu betreiben, aber angesichts der Millionensummen, die ansonsten in alle erdenklichen Richtungen rausgehauen wurden und werden, verwunderte es schon, wie der Verband auch schon zu Zeiten, als die Klinik an der Stelle noch in Betrieb war, die Anlage verrotten ließ.

Umso schöner, dass der Verein Bedburger Begegnungspark, der, wie er selber schreibt, „die Entwicklung des Klinikgeländes unterstützen [möchte], zum Entspannen und Genesen, sowie zum Arbeiten und Wohnen“, sich nun laut einem Facebook-Post darum bemüht, die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen. Hoffentlich sind diese Bemühungen bald vom Erfolg gekrönt!

Ich nehme dann Herausforderungen an. Zu schlagen sind: 31!

Der Überblick:

Nr.BeschreibungSchlägeBemerkung
13 versetzte dreieckige Blöcke21 kaum zu schaffen
22 Wellen2sanft geradeaus schlagen, 1 trotzdem schwierig
3Ums Eck1nicht direkt gegen den Winkel schlagen, sondern knapp davor gegen die Bande
4Rampe1kann aber auch 7 werden
5Drei versetzte Blöcke2Den letzten Block anpeilen, dann über Bande
6Schanze/Netz1Einfach mit Wucht geradeaus
7Looping1Rampe ganz links nutzen
8Tunnel/Loch auf Schräge1Wenn gerade durch, sonst leicht 7
92 versetzte konische Hügel21 ist schwierig
10Serpentine2Nicht ungefährlich, Ball springt oft raus
113 Schanzen1Nicht zu feste, dann springt der Ball am Ende zu weit
12Schräge mit 2 Planken am Loch1Geradeaus im richtigen Tempo direkt rein
13Labyrinth1kann aber auch 7 werden
14Rampe mit Tunnel21 kaum zu schaffen
15Hügel mit Loch in der Mitte1kann aber auch 7 werden
162 Kurven1Easy, kann man fast nichts falsch machen
17Rampe mit Durchlass21 möglich, aber selten
18Zick-Zack2Gleich vorne rechts gegen die Bande spielen, dann stimmt der Winkel
26(wenn alles gut läuft; mein Rekord liegt bei 31)
Hindernis Nr. 13. Der Ball musste in die zweite Öffnung von rechts, man musste also ganz leicht schräg zielen… (Fotos: Alfred Derks)

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6 Kommentare

  1. 6

    Wenn ich mich recht erinnere (meine ich zumindest), hieß der Platzwart damals Paul. Weiße Jacke (Pflegerjacke?) und oftmals so eine karierte schwarz-weiße Hose tragend.
    In der Bude „Häuschen“ stand auch immer ein Radio/Kassettenrekorder, so ein typisches ITT / Schaub Lorenz Teil (Silber/Holzblende mit Löchern).
    Die besagten Schläger ähnlich dem „Pink Floyd The Wall Hammer“ (Tischlerhammer/Dachdecker) waren die besseren, das stimmt.
    Bälle gab es in verschiedenen Farben, die gelben/roten konnte man in der grünen Umgebung besser finden:-)
    Ob das alles noch vorhanden ist? Voll Retro aber „Todschick“.
    Ich würde mich freuen, sollte es gelingen, diesen zu reaktivieren. Das „Ambiente“ von damals durch die umliegenden Stationen, ist aber nicht mehr gegeben.Früher war die Klinik noch mehr Bestandteil des Lebens in der Gemeinde (Gesellschaftshaus-Feste-Karneval-Silvester-Sommerfest-Sozialwerk usw.) heute ist sie eher nicht mehr so sehr integriert-empfinde ich zumindest so.
    Zu meiner Kindheit waren der Gutshof und die Silos noch vorhanden, wo heute das Gemeindezentrum steht. Ebenso wurde das „Riesenfeld“ noch durch Gartengruppen bewirtschaftet.
    Die Bedburger Band spielte auf dem Pavillon an der Festwiese und Familien der Bediensteten waren dort mit Kind und Kegel, zusammen mit den Patienten, von denen man viele über Jahre hinweg kannte bzw. diese einen immer wieder mal irgendwo begegneten, in der Gemeinde oder auf dem Klinikgelände.
    Das Klinikgelände und die Häuser/Stationen, jedes für sich, tragen viel Geschichte in sich, haben ihren eigenen Charme.

    Ich wünsche dem Verein viel Erfolg bei der Umsetzung/Renovierung des Minigolfplatzes.

     
  2. 4

    am 24.10.21 veranstaltet der Förderverein Bedburger-Begegnungspark zwischen 13-16 Uhr ein Herbstfest auf dem Klinikgelände (zur Festwiese 1). Fürs leibliche Wohl soll gesorgt sein, diverse Einrichtungen (ArToll, Museum, MiniArt) sollen zu besichtigen sein. Natürlich kann der Besucher auch eigene Eindrücke des Minigolfplatz bekommen.
    Ich wünsche dem Förderverein viel Erfolg und eine gelungene Veranstaltung mit vielen Besuchern

     
  3. 3

    Eigentlich eine schöne Idee, aber: viele Minigolfanlagen dieser Altersgruppe wurden aus asbesthaltigen Eternitplatten gebaut. Dann dürfen sie noch nicht mal gereinigt werden, schon gar nicht mit Bürste oder Hochdruckreiniger. Das sollte man vorher mal überprüfen lassen, sonst kann es nachher sehr teuer werden, weil das kein Kavaliersdelikt ist. Abgesehen von der eigenen Gefährdung.

     
  4. 2

    Tolle Idee! Wenn die Initiatoren einen Aufruf bei Facebook für eine Crowdfunding-Aktion starten würden, denke ich, dass einige Menschen dies unterstützen. Ich wäre dabei. Hat im letzten Jahr beim (Auto)Kino ja auch funktioniert.

     
  5. 1

    Es ist faszinierend zu sehen, welche Energien Vereine freisetzen, um fast vergessene oder verwahrloste Orte wiederzubeleben. Es gehört eine tüchtige Portion Ehrgeiz, Idealismus und Ausdauer dazu – dies in einer Essenz aus Kreativität und Emphatie.

    Während in Kleve urbane Hochbeete entstehen sollen (eins ist bereit fertig und schon einmal umgezogen), ein SchleusendDenkmal gerettet werden soll, eine neue Schleuse gefördert und der Spoykanal inwertgesetzt, der Schwanenturm mit einer neuen Beleuchtung versehen, Museen geplant ihm., dürfte die Nummer mit dem Golfplatz wohl hinzubekommen sein.

    Ein Dank an dieser Stelle an alle Ehrenamtler!!!