Orden der Transformanten: Graefenthal-Chef beklagt „falschen Eindruck“, kündigt „entlastende Details“ an

Zwischen seinen beiden Anwältinnen Pantea Farahzadi und Inez Weski: der Prophet

Am vergangenen Samstag fühlte sich Camiel Engelen, der „Managing Director“ von Kloster Graefenthal, berufen, der Öffentlichkeit etwas mitzuteilen, da „vieles über uns in der Zeitung stand“, von dem vieles leider nicht richtig dargestellt sei, sodass ein „falscher Eindruck“ entstehe. Er selbst sei Vater von vier Töchtern und würde nie zulassen, dass ihnen etwas Schlimmes geschehe. Die Transformanten seien „strikt gegen Missbrauch oder Sex mit Minderjährigen“. Dies sei auch so in ihrem Leitfaden, genannt „Dictum Dei“, festgelegt.

Camiel Engelen bei einem Fernsehinterview

Nach den Beschuldigungen seien alle Kinder und Jugendliche von Graefenthal medizinisch und psychologisch untersucht worden, und ein niederländisches Gericht habe bestätigt, dass es bei keinem Missbrauch gegeben habe. „So etwas gibt es also nicht auf Graefenthal“, schreibt Engelen.

Dann kommt auf das Urteil gegen den „Propheten“ zu sprechen. Es sei gegen „einen unserer Geistlichen“ ergangen. Das klingt so, als habe es sich bei dem „Propheten“ um eine Figur minderer Bedeutung in der Sekte gehandelt. In Wahrheit war der 59 Jahre alte Mann die zentrale Figur der Glaubensgemeinschaft. Im Urteil sagte das Gericht dazu: „Nach eigenem Verständnis sind Sie kein normaler Mensch. Sie sind ein fleischgewordener Engel. Sie sind derjenige, der es besser weiß als andere Menschen.“

Engelen schreibt, dass Revision eingelegt worden sei, sodass das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Weiter heißt es: „Es kann jedem passieren[,] falsch beschuldigt zu werden.“ Weil das Verfahren noch andauere, könne er die „weiteren entlastenden Details“ noch nicht veröffentlichen.

Der Text, der sich an „Freunde und Interessierte“ richtet und zwölf zustimmende Kommentare erhielt, darf als weitere Vernebelungsaktion gewertet werden.

Nachdem das Landgericht Kleve am 30. Dezember 2021 den 59 Jahre alten Niederländer, der sich selbst als „Prophet“ bezeichnete, wegen vielfachen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt hatte, muss sich die Glaubensgemeinschaft, die seit 2012 im Kloster Graefenthal in Asperden (Goch) ansässig ist, mit dem Umstand beschäftigen, dass in ihrer Mitte ein Verbrechen stattgefunden hat, vor dem viele Mitglieder der Sekte ihre Augen verschlossen haben. So sieht es zumindest das Landgericht Kleve nach einer monatelangen Verhandlung. Der Facebook-Post zeigt, in welche Richtung diese Auseinandersetzung geht: Weiter mauern.

In der Tat hat der verurteilte Niederländer über seine Anwälte Revision einlegen lassen. „Weitere entlastende Details“, die Engelen ankündigt, sind bei diesem Verfahren allerdings nicht zu erwarten, da bei einer Revision keine neue Beweisaufnahme erfolgt. Es geht nur darum, ob sich in dem Urteil Rechtsfehler finden lassen. Zusätzliche Tatsachen werden nicht ins Feld geführt, stattdessen muss nachgewiesen werden, dass das Urteil gegen juristische Spielregeln verstößt.

Interessant ist, dass Engelen allerdings auch das „Dictum Dei“ zur Verteidigung des Propheten ins Feld führt. Mal abgesehen davon, dass die darin aufgeführten Regelungen und Vorschriften natürlich auch nicht deren Einhaltung garantieren, war das Gericht in seinem Urteil auf den darin enthaltenen, nicht öffentlich zugänglichen Text ausführlich eingegangen. Das Werk unterscheidet zwischen dem biologischen und dem seelischen Alter, und es konstatiert, dass nur der Prophet in der Lage sei, dass seelische Alter zu erkennen.

Auch Engelens lapidar klingender Hinweis, dass jeder Opfer einer falschen Anschuldigung werden könne, ist insofern bemerkenswert, als dass die Verteidiger des Propheten im Laufe der siebenmonatigen Verhandlung nichts unversucht gelassen haben, um die Glaubwürdigkeit der Belastungszeugin in Zweifel zu ziehen. Sie drangen damit nicht durch. Das Gericht stützte sich bei seinem Schuldspruch im wesentlichen auf die Aussagen der Frau.

Der Bericht zum Urteil: „Prophet“ muss fünf Jahre in Haft: Schuldspruch wegen vielfachen sexuellen Missbrauchs

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6 Kommentare

  1. 6

    Ich bin spät,aber dennoch habe ich meine Meinung,ich habe die Gemeinschaft seht genau kennengelernt,und kann nur sagen,soviel menschliche Fürsorge und Aufrichtigkeit,habe ich noch nie Erfahren.Ein Verbrechen in dieser Lebensgemeinschaft ,ist mir unvorstellbar.Diese Menschen leben mit Gott,da ist kein Platz für Missbrauch.Und dieser Orden ist keine Sekte,diese Behauptung in den Medien lehne ich strikt ab.

     
  2. 4

    Jeder und jedem Angeklagten steht eine Verteidigung zu. Die Verteidigung ist dazu da im Sinne ihres Mandanten vor Gericht tätig zu werden. Allerdings ist dem ein juristischer Rahmen gesetzt, der so weit bekannt hier auch nicht verletzt worden ist, aber der Anstand ist hier von der Verteidigung malträtiert worden.
    Frauen (Mädchen) sind sehr viel seltener Täterinnen und sehr viel öfter Opfer sexueller Straftaten. Bei Männern (Jungen) ist es umgekehrt. Aus diesem Grund würde ich gerne gerade von den beiden Verteidigerinnen wissen, was sie dazu bewogen hat dieses Mandat anzunehmen und eine über im Sinne der Gerechtigkeit gegenüber dem Angeklagten hinausgehende Kampagne gegen die Zeugin, Geschädigte und Nebenklägerin vor Gericht durchzuführen.

     
  3. 3

    al heel het proces ik vraag mij af, hoe de profeet zich dermate dure wettelijke bijstand als inez wesky kan permitteren.
    Nu lees ik in de nrc https://g.co/kgs/fLZxY5 dit bericht
    https://www.nrc.nl/nieuws/2022/01/13/ridouan-taghi-werkte-vanuit-ebi-aan-drie-ontsnappingsscenarios-a4078852
    over staatsvijand no.1 van nederland https://www.spiegel.de/panorama/justiz/ridouan-taghi-wer-ist-der-mutmassliche-drogenboss-a-62187ff0-94bf-4f48-b0a1-303210ec2f7b en lees tot mijn stomme verbazing dat inez wesky als zijn raadsvrouw fungeert.
    Dan vraag ik me serieus af, wat de reden is, dat zulks top-advocate sich hier in kleef in een zulke rechtszaak als advocaat der vedediging strikken laat.

     
  4. 2

    @ Quellenangaben in diesem langatmigen unsäglichen Elaborat.
    Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, den ganzen Scheiss durchzulesen, und habe mir dann eine Quelle (4) kleveblog durchgesehen. https://www.kleveblog.de/orden-der-transformanten-grosseinsatz-der-polizei-auf-gut-graefenthal-selbsternannter-prophet-festgenommen-verdacht-der-freiheitsberaubung/ Diese wird als „Antrag des Jugendamtes aaO“ (aaO heisst am angergebenen Ort, also KLEblog) angegeben, nur ICH finde dort keinen Verweis auf das Jugendamt.
    Also spare ich mir den Rest und erwarte die Mitteilung, dass Profet […].
    […] immer hinter einem Aktenordner verstecken, und dann bemängeln, dass das Verfahren teilweise zum Schutz minderjähriger Zeugen/Geschädigten unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt wird, zeugt nicht gerade von einer konsquenten Haltung.
    Übrigens, wenn Herr Profet auch nur die Bohne profetische Gaben hat, hätte er doch den Schritt nach Graefenthal nicht gemacht, oder ist es mit der Helderziendheid doch nicht so weit her ?
    Dass Engelen Bitterwinter.org heranzieht ist erstaunlich, eine angeblich chinesische Organisation nahe an den Zeugen Jehovas et al. , CSNUR mit europäischem Sitz in der Vertrauensstrasse 9a(via confienzia) in Turin.

     
  5. 1

    besagter Michael Langhans – seines Zeichens Jurist / Familienrecht – tat sich auch schon bei der Verteidigung der aus den USA stammenden Sekte „Zwölf Stämme“ hervor.
    Den Orden der Transformanten betrachtet er als „so normal wie du und ich“
    seine Einschätzung dazu zeigt er z.B.

    https://familienrecht.activinews.tv/familienpolitik/kinderschutz-oder-genozid-zur-lage-der-religionsfreiheit-in-deutschland-am-beispiel-des-orde-der-tranformanten/