Landgericht feiert heute Jubiläum – das sagt die Chefin

Wahrzeichen im Morgendunst (Foto: Gereon Roemer)

Das Landgericht Kleve feiert heute sein 200-jähriges Bestehen – mit einem Tag der offenen Tür (heute, Freitag, 5. August, 14-17 Uhr). Den Besuchern, die sonst vermutlich eher ehrfurchtsvoll die Schwanenburg betreten, um als Zeuge auszusagen, einem Prozess beizuwohnen oder angeklagt zu werden, werden einige Einblicke hinter die Kulissen des Justizbetriebs geboten, unter anderem mit Führungen zur Geschichte der Schwanenburg und zum Landgericht selbst. Sogar zwei gespielte Prozesse werden den Besuchern geboten, einer zu einer strafrechtlichen Sache, der andere zu einer zivilrechtlichen.

Für die Stadt spielt das Landgericht eine wichtige Rolle, wie die Präsidentin des Landgerichts, Katrin Jungclaus betont: „Die Stadt Kleve als Kreisstadt und Zentrum hat natürlich eine große Bedeutung für die gesamte Region. In diese Stadt gehört das Landgericht als Repräsentant der sogenannten Dritten Gewalt, der Justiz. Dadurch, dass unsere Richterinnen und Richter hier
arbeiten und den Bezirk gut kennen, sind sie in der Lage, die Besonderheiten des Umfelds zu berücksichtigen, das auch durch die Grenznähe geprägt wird.
Die Justiz ist auch eine durchaus wichtige Arbeitgeberin für die Stadt. Gerade im nichtrichterlichen Bereich kommen viele unserer Kolleginnen und Kollegen aus Kleve und dem Umland und finden auf der Burg einen guten und sicheren Arbeitsplatz. Schließlich wurde auf der Schwanenburg schon im Mittelalter Recht gesprochen. Das Landgericht ist stolz darauf, diese Klever Tradition in unserem heutigen Rechtsstaat fortzusetzen.“

Doch wie wurde Kleve überhaupt zum Sitz eines Landgerichts? Heute ist „die Burg“ eine bedeutende Einrichtung für die Rechtsprechung, zuständig für ein 1669 Quadratkilometer großes Gebiet, das den Kreis Kleve und Teile des Kreises Wesel (unter anderem Xanten, Kamp-Lintfort und Moers) umfasst. Doch bevor Kleve Landgericht wurde, war die Stadt sogar kurzzeitig Sitz eines Oberlandesgerichts. Das allerdings verlegten die preußischen Landesherren kurzerhand nach Hamm – die Truhe, mit der alle Dokumente und Wertsachen aus Kleve fortgeschafft wurden, ist heute noch in Hamm zu besichtigen. Was blieb, war das Landgericht – die von den Franzosen im linkrheinischen Gebiet eingeführte Gerichtsorganisation wurde von den Preußen einfach beibehalten, das Landgericht Cleve (damals noch mit C geschrieben) war dem Appellationsgerichtshof in Köln unterstellt. Heute gehört das Landgericht zum Bezirk des Oberlandesgerichts Düsseldorf.

Der Tag der offenen Tür soll dazu beitragen, Barrieren abzubauen. Katrin Jungclaus: „Wir sprechen Recht im Namen des Volkes. Recht und Justiz sind aber häufig komplex und oft nicht ganz einfach zu verstehen. Es ist wichtig, zu zeigen und zu erklären, wie Rechtsprechung funktioniert, und zwar nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch. Wie läuft eine Verhandlung ab und warum eigentlich auf diese Weise? Kann ein Richter immer die Wahrheit herausfinden und wie wird das gemacht? Welche Menschen arbeiten eigentlich im Gericht und was tun sie im Einzelnen? Warum gibt es eine Eingangsschleuse? Ist es für einen Wachtmeister schwierig, mit einem
Häftling zu tun zu haben? Der Tag der offenen Tür ist eine Möglichkeit, zu schauen, zu fragen und miteinander ins Gespräch zu kommen.“

Deshalb: Wer neugierig ist, sollte sich nicht scheuen, heute zur Schwanenburg zu gehen. Man kommt garantiert wieder raus 😉

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2 Kommentare

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    Anlässlich des Jubiläums erscheint das Buch „Zwei Jahrhunderte Landgericht Kleve“. Es ist eine Gemeinschaftsarbeit von Landgericht Kleve und Klevischen Verein. Von neun Autoren sind sechs mit der Justiz verbunden, als – in alphabetischer Reihenfolge – Amtsgerichtsdirektor, Anwältin, Justizamtsrätin, Justizrat, Richter und Vizepräsident. Zusammen mit den Beiträgen der klevischen Historiker ergeben sich lebendige Schlaglichter auf das, was in den vergangenen 200 Jahren in, an und mit der Schwanenburg geschah und auch, was noch geschehen soll.

    Das Buch kann bereits heute im Foyer des Schwanenturms (eine Besichtigung ist noch aus den bekannten Gründen nicht möglich) käuflich erworben werden.