Klever Karneval nach Absage: Prinz Jürgen, der Geduldige?

Freude über eine Tüte voller aufgelesener Süßigkeiten, das lernen Klever Kinder nun schon im zweiten Jahr in Folge nicht kennen
Jürgen Kalkes im KRK-Video: „Aber Jürgen, wo hast du denn dein Kostüm gelassen?“

Am 11. November des vergangenen Jahres veröffentlichte das Klever Rosenmontags-Komitee auf YouTube ein Video, in dem ein enttäuschtes Tanzmariechen am Narrenbrunnen den lediglich mit einem roten Blouson bekleideten designierten Karnevalsprinzen Jürgen Kalkes fragt: „Aber Jürgen, wo hast du denn dein Kostüm gelassen?“

Der so angesprochene Mann antwortet traurigen Blicks: „Leider können wir den Karneval in diesem Jahr nicht so feiern, wie wir es alle gewohnt sind. […] Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Vielleicht können wir im nächsten Jahr am elften Elften unseren gemeinsamen Karneval wieder zusammen feiern.“

Kann in diesem Jahr noch mal ausgestrahlt werden

Das wäre, von heute an gerechnet, in 72 Tagen. Doch sowohl das Tanzmariechen wie auch Jürgen Kalkes werden noch ein weiteres Jahr auf den gewohnten Karneval warten müssen. Mindestens.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Prinz sich einem Beinamen genommen hätte, der in Zusammenhang mit seinem Beruf als Fensterputzer steht, war groß. Jürgen, der Durchblickende, das hätte zum Beispiel gepasst. Wenn er aber irgendwann Ende des kommenden Jahres tatsächlich inthronisiert werden sollte, böte sich an: Jürgen, der Geduldige.

Das neuerliche Klever Karnevals-Beben – Absage des Rosenmontagszuges, der natürlich auch Auswirkungen aufs Festzelt hat, Absage der Prinzen-Session – nahm seinen Lauf am Donnerstagabend der vergangenen Woche, als das Klever Rosenmontags-Komitee auf seiner Website unter der Überschrift „Karnevalisten feiern weiter auf Abstand“ über die Entscheidung informierte.

Der Beschluss sei den Verantwortlichen nicht leicht gefallen, heißt es darin, aber Sicherheit und Gesundheit aller Beteiligten hätten nun einmal Vorrang. Michael Hoenselaar, der Pressesprecher des KRK wird mit dem folgenden Satz zitiert: „Keiner darf aufgrund des Besuches unserer Veranstaltungen erkranken und im schlimmsten Fall daran sterben.“

In der Tat, das wäre Karneval pervers.

Andererseits, anderswo, zum Beispiel in Köln und Düsseldorf, wird derzeit zumindest noch auch der Straßenkarneval geplant. Und der Klever Unternehmer Bernd Zevens, dessen Firma Kle-Event den Festzelt-Karneval organisiert, reihte sich in der Rheinischen Post unter diejenigen ein, die den Zeitpunkt der Absage für verfrüht halten. „Ich finde das unmöglich“, zitiert das Blatt Zevens. „Man hätte doch, wie in anderen Städten auch, Regeln aufstellen können.“ Zudem habe er auf die hohe Impfquote verwiesen, die eine ganz andere Ausgangssituation als im vergangenen Jahr schaffen würde.

Hinter dieser Kritik stecken natürlich auch (berechtigte) merkantile Interessen, doch auch das KRK als Verein muss mit jeder Session eine logistische Mammutleistung bewerkstelligen, die von der Herstellung von Kostümen und Orten bis hin zur Organisation von täglichen Terminen mit bis zu 50 Teilnehmern reichen. Da in Vorleistung treten, um am Ende womöglich alles in die Tonne kloppen zu können, das war den Verantwortlichen viel zu riskant.

Die Entscheidung des KRK-Vorstands sei einmütig gefallen, so Hoenselaar. Am Montagabend hatte sich das Gremium unter Vorsitz von Frank Konen und Volker Veldkamp (Geschäftsführer) in der Gaststätte „Zum Dorfkrug“ in Materborn getroffen, um die aktuelle Situation zu beraten. Zwölf der 13 Mitglieder waren erschienen. Die Stimmung war gedrückt. Die Stadt Kleve war durch Stephan Dercks vertreten, doch der hatte Begleitung durch seinen Chef – auch Bürgermeister Wolfgang Gebing nahm an der Diskussion teil.

Langsam tastete man sich an die Entscheidung heran. Beim Rosenmontagszug hätten nach den derzeit geltenden Bedingungen alle Teilnehmer geimpft oder genesen oder getestet sein müssen – was für die Wagenbesatzungen vielleicht noch durchzuhalten gewesen wäre, doch zu den Teilnehmern zählen auch die Narren am Wegesrand. Wie sollte das zu überprüfen sein?

Nächster Punkt: die zahlreichen Prinzentermine, bei denen das Oberhaupt der Narren mit großem Gefolge in Schulen, Altenheime und Kindergärten einfällt. Wie sollen da die Schutzmaßnahmen durchzuführen sein, selbst wenn auf Bützchen rechts und Bützchen links verzichtet wird? Fazit, so Hoenselaar: „Die Sicherheit der Karnevalisten wäre mit unseren Möglichkeiten nicht zu gewährleisten gewesen.

„Einen Hotspot in Kleve durch Corona bei einer Karnevalsveranstaltung“, so Hoenselaar, „das wäre für uns das Schlimmste gewesen, dass wir uns vorstellen können.“ Er erinnerte daran, dass die Pandemie in Deutschland schließlich auch mit einer Karnevalssitzung ihren Ausgang genommen hatte.

Für den Unmut einiger Karnevalisten äußerte er Verständnis. Jürgen Kalkes allerdings erwies sich in diesem Fall als Jürgen, der Verständnisvolle. Wenn er eine Session als Prinz absolviere, solle dies eine richtige sein und nicht nur eine halbe. Es gibt Stimmen aus dem Umfeld des designierten Prinzen, die sagen, dass er allerdings schon sehr betrübt sei.

Unbenommen von der Absage bleiben die Aktivitäten der Vereine. Prinzipiell ist der Sitzung Karneval erlaubt, allerdings lässt sich da auch das 3G-Reglement deutlich besser überwachen als im Straßenkarneval. Beispielsweise planen die Schwanenfunker zurzeit noch mit drei Sitzungen in der Stadthalle.

Deine Meinung zählt:

9 Kommentare

  1. 9

    Auch wenn es das schwerste ist was es gibt zwei Mal in Folge auf den Karneval wie wir alle ihn kennen und lieben zu verzichten ist es das einzig logische schließlich soll Mann ja auch nicht sagen können Karneval ist Superspreader egal wie schwer es ist ich bin 2023 spätestens aber 2024 werden wir wieder feiern können also nochmal an die Regeln halten und dann feiern wie wir es alle lieben

     
  2. 8

    Das KRK hat weitschauend und richtig entschieden. Die Vielzahl der Auftritte und die damit verbundenen intensiven Kontakte sind so groß, dass die Gesundheit der KRK-Beteiligten nicht sichergestellt werden kann. Die stark nachlassende Impfquote und Impfwirkung lässt mit großer Wahrscheinlichkeit eine neue, vielleicht noch stärkere Infektionswelle im Winter erwarten.

    Es bleibt natürlich jedem Verein überlassen, ob er das Gesundheitsrisiko einer Karnevalsveranstaltung übernehmen möchte. Natürlich sind die Sitzungen und der Rosenmontagsumzug die Höhepunkte des Vereinsleben, aber die Gesundheit jedes Einzelnen geht doch nun mal vor. Vielleicht kann die Session 22/23 wieder (fast) normal stattfinden wenn endlich alle verstanden haben, dass es ohne Impfungen niemals wieder normal wird.

    Ich jedenfalls werde auf jegliche Karnevalsaktivitäten verzichten um mich UND meine Mitmenschen zu schützen, obwohl ich geimpft bin. Ich möchte nämlich nicht nur nicht im Krankenhaus liegen, sondern ich möchte garnicht infiziert werden.

    P.S. Und Gewinnerzielungsabsichten in einem großen Karnevalszelt sollten nun ganz weit hinten anstehen. Das finde ich „unmöglich“!

     
  3. 7

    Karneval = kommt doch ursprünglich aus dem lateinischen „carne vale“, also „Fleisch“ und „lebe wohl“. Lassen wir das erste mal weg und bleiben beim „lebe wohl“ Karneval, das braucht keiner.

     
  4. 6

    Erstmal ist der schnell/selbsttest alles andere als zuverlässig.

    Den PCR Test können die ja schonmal eh selbst bezahlen. Zum Glück. Zweitens ungeimpfte haben ein deutlich höheres Risiko schwer zu erkranken als geimpfte. Daher müssen ungeimpfte zum eigenen Schutz halt draussen bleiben.

    Zumal das Risiko das die rumlaufen und Leute anstecken DEUTLICH höher ist als bei geimpften.,. Freitesten war nur für die Ãœbergangsphase bis sich jeder impfen lassen kann sinnvoll jetzt nicht mehr

    Aber Quarkdenker ausreden halt sich nicht impfen zu lassen, was erwartet man…

     
  5. 5

    @4. kein Querdenker
    Weder Geimpfte und Genesene noch Getestete sind vollkommen sicher. Genauso wie bei Genesenen und Geimpften besteht bei den Getesteten ein Restrisiko. Ein Schnelltest und auch kein PCR-Test liefern 100% wahre Werte. Hat ein Mensch sich unmittelbar oder kurz vor dem Test infiziert, dann kann der Test das noch nicht erfassen, da der Körper nicht schlagartig auf die Infektion reagiert. D.h. ein negativ Getesteter kann auch infiziert sein. Das sicherste wäre 2G und Schnelltest und Einhaltung der Hygieneregeln.

     
  6. 4

    @Husky: Es gibt auch Menschen die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen (können).
    Mir persönlich ist es lieber mit getesteten Menschen zu feiern als mit geimpften die tatsächlich glauben sie wären „saved“, es nicht nötig hätten sich weiterhin zu testen, und fröhlich die Hygieneregeln über Bord schmeißen. Saved ist nämlich gar nichts, die Gefahr sich als Geimpfter anzustecken und wiederum andere anzustecken ist nämlich erfahrungsgemäß weiterhin vorhanden! Wenn Köln und Düsseldorf mit Ihrer 2G Regelung die getesteten und damit nachweislich gesunden Besucher ausschließen möchten sollen sie das machen. Ich bin schon gespannt was die 1-2 Wochen danach so alles rauskommt …

     
  7. 3

    Die Aussage das „andere Städte auch Straßenkarneval“ planen ist auch weit hergegriffen.

    Köln und Düsseldorf machen Sessionskarneval ABER nach 2G Regeln. Da jammern zwar diese Impfverweigernen rechten Quarkdenker rum, aber die will eh keiner dabei haben. Ob ein Karnevalsumzug stattfinden wird ist noch SEHR fraglich, hier kann unmöglich 2G gemacht werden, die Zugangskontrollen wären ein ding der unmöglichkeit, dass wäre ein Superspreaderevent sondersgleichen und das wollen die Karnevalsgesellschaften nicht schon wieder zulassen. Aktuell behält man die situation im Auge und schaut noch. Aber Düsseldorf und Köln sind großstädte die kriegen sicher einfacher einen Umzug kurzfristig gestemmt als ein kleines Kaff wie Kleve.

    Zudem ist die Impfquote nicht hoch wie Zevens behauptet, sondern viel zu niedrig. Die müsste bei 85-90% liegen wenn man alle Regeln fallen lassen will und die jenigen die dann noch nicht geimpft sind obwohl sie können, können dann ja auch bitte die Behandlung selbst zahlen…

    Fakt ist, solange soviele Impfverweigerer rumrennen ist kein Karneval wie früher möglich, bedankt euch bitte bei denen

     
  8. 2

    ☝🏽 Hallo Jürgen ,wenn dir der Auftritt als Klever KP 🤡 ,mittlerweile,auf den …. 🤫 gehen sollte ,empfehle ich dir den Job dem ,karnevalistischen CDU Schmuckstück ARMIN LASCHEK 👏🏽👏🏽, der charakterlich ,karnevalistisch lange durchtrainiert ,👍🏽anzubieten. Ein Mann der selbst unter extremsten Umständen ,Hochwasser, Elend +Tod seinen Rheinischen Humor nicht verliert . Für seine CDU Klever Polit Fans wäre er sicher auch ein passender,angenehmer KARNEVAL PRINZ für Kleve .🤔 🍻

     
  9. 1

    Mmuuuh, so richtig kann das Video aber vermmuuuhtlich dieses Jahr nicht wieder laufen, mmuuuh nix Recycling. Denn dieses Jahr geht die Uhr an der Nordseite des Schwanenburgturms (noch immer) 20 Minuten vor, mmuuuh fehlende Synchronisation. Macht aber nix, denn so kann zunächst auf dem GROSSEN Markt der 11.11. um 11:11 Uhr begrüßt werden und dann das Gleiche 20 Minuten später noch einmal am Narrenbrunnen ablaufen, mmuuuh Hallo Murmeltier. Vermmuuuhtlich wären sogar drei Wiederholungen drin, wenn ein Narr auch noch die beiden übrigen zwei Turmuhren nach Karnevalsbelangen stellen dürfte, mmuuuh Klever Nord-, Süd-, West- und Ostzeit, mmuuuhalaaf.

    Postmmuuuhtum:
    Die Telekom und ihre Wettberber haben inzwischen schon ziemlich fertig mit 3 G, mmuuuh Abschaltung. Dafür ist jetzt mehr und mehr 5 G angesagt: Geimpft, Genesen, Getestet, Gefüttert und Gestriegelt, mmuuuh Corona-Verordnungs-Erweiterung. Vermmuuuhtlich kommt dann bei 6 G noch Glattrasiert und bei 7 G Geleibkost dazu, mmuuuh, halt das komplette Wellness-Programm.