Ein orangefarbener Hubwagen der Straßenmeisterei Moers unter der Brücke an der Spyckstraße mit Arbeitern in der Kanzel, die die Stahlbetonstreben inspizieren – da gehen beim Klever Autofahrer gleich alle Warnblinklichter an! Man ist halt Kummer gewohnt und denkt an die nächste Sanierung, die nächste Sperrung, die nächsten Wochen und Monate in quälend langsamem Baustellenverkehr.
Doch diesmal ist alles anders!
Die fünf Fachkräfte, die sich am Mittwochvormittag mit dem rund fünfzig Jahre alten Bauwerk, welches die Spyckstraße überspannt, beschäftigten, führten die ersten Sondierungen für ein in Nordrhein-Westfalen einmaliges Vorhaben durch. Ausgerechnet das unspektakuläre Teilstück des Klever Rings, eine der typischen Spannbetonbrücken aus jener Zeit, wird zu einem Pilotprojekt. Es könnte dazu beitragen, die Brückeninspektionen in Zukunft effizienter zu gestalten und die Sicherheit der nicht erst seit dem Einsturz von Dresden ins Gerede gekommenen Bauwerke zu erhöhen.
Was aber geschieht unter der Brücke in der Klever Unterstadt?
Die Arbeiter waren am Mittwoch damit beschäftigt, zu erkunden, wo sich am besten Sensoren anbringen lassen. Denn die Brücke soll zukünftig komplett elektronisch überwacht werden. Auf den Rechnern in der Behörde Straßen.NRW wird mithilfe der Sensoren ein digitaler Zwilling der Brücke erstellt, der am Bildschirm in Echtzeit darüber Auskunft gibt, wie es um die Brücke bestellt ist – beispielsweise wie sich hohe Belastungen zu Hauptverkehrszeiten auswirken oder auch die üblichen Temperaturschwankungen im Laufe des Jahres.
Idealerweise erfährt die Behörde so schon lange vor einem Einsturz, dass die Brücke einstürzen könnte. Ein Zugewinn an Sicherheit also. Ganz überflüssig werden die Inspektionen vor Ort allerdings nicht, wie eine Mitarbeiterin mitteilte. Allerdings wird man mithilfe der elektronischen Überwachung sehr viel genauer über den Zustand des Bauwerks Bescheid wissen – auch wenn gerade kein Mitarbeiter in der Kanzel einer Hebebühne unter der Brücke nachschaut.
Im Mai diesen Jahres hat es noch geheißen, Straßen.NRW plane einen Abriss der Brücke. Damals hatte ein Sprecher der NRZ mitgeteilt, dass eine Instandsetzung der Brücke oder eine Verstärkung nicht wirtschaftlich sei. Der Landesbetrieb plane daher einen Ersatzneubau. Die Spyckbrücke wird täglich von 12.000 Fahrzeugen befahren, rund 450 davon sind Lastkraftwagen.
Die Bauarbeiten zu der Brücke begannen im Jahr 1977. Vorher wurden an der Kreuzung Gruftstraße/Tiergartenstraße ein Wohnhaus, die Remise des Anwesens von Dr. Nienhuisen und das Hotel-Restaurant Hof von Holland abgerissen, um Platz für die Verlängerung der Gruftstraße zu schaffen.
@7
–> ‚Das Haus von Dr. Nienhuisen ist mir noch bestens in Erinnerung, ‚
https://img.sparknews.funkemedien.de/212775705/212775705_1512739960_v16_9_1200.jpeg
🙂
@18 Naja, Moment. Die Befliegungen erfolgen immer in einem Turnus. Damit lässt sich die Entstehung neuer Gebäude oder Baugebiete nur grob einordnen. Was ich ganz interessant finde ist die langsame Entwicklung des Industriegebiets Tweestrom. Die Straße wurde anfangs bis zur Einmündung Boschstraße ausgebaut, bis dann der Bauernhof weichen musste und am Spyckschen Baum Schluss war.
@13 Super, jetzt kann ich endlich mal nachsehen wann welches Gebäude in Kleve errichtet wurde.
Wie kamen eigentlich unsere Stadtväter dazu die cirka acht intakten Häuser an der Marktstraße mit Gärten abzureißen um dort den Platz für den Kaufhof zu schaffen?
@13
Danke! 🙂
@ 13:
Super, das klappt nach der Beschreibung wunderbar. Zu Anfang noch alles in s/w….
Danke
Benno
Achso, eine Ergänzung noch: in der Leiste mit den Jahreszahlen gibt es oben rechts das Piktogramm „durchgestrichenes Auge“. Wenn man mit der Maus an der Stelle gedrückt hält, verschwindet das Orthophoto bis man die Maustaste nicht mehr gedrückt hält. Nützlich zur Orientierung, wo man denn da heute so „auskommt“.
oh man, „nachvollziehbar erklärt“ natürlich! 😂
@12 ich habe keinen direkten Link (weil es so gesehen keinen gibt), versuche aber eine Anleitung zu formulieren.
https://www.tim-online.nrw.de/tim-online2/ öffnen
falls es zu einer Fehlermeldung kommt: https://www.bezreg-koeln.nrw.de/geobasis-nrw/tim-online öffnen und etwas herunterscrollen, auf den großen Schriftzug „Tim-online starten“ klicken.
Es öffnet sich eine Übersichtskarte von NRW. Entweder über die Suche oben links oder durch Zoom und Maus in den Bereich Kleve scrollen.
Auf den großen Pfeil unter dem Suchfeld klicken und dann auf das große Plus. Es öffnet sich ein Fenster um Dienste hinzuzuladen. In der Suche „histor….“ eingeben und den Dienst „Historische Digitalte Orthophotos (ab 1951)“ klicken. In dem Beschreibungstext nach ganz unten scrollen und den Haken bei „Historische DOP (nw_hist_dop)“ setzen. Zur Karte hinzufügen.
Es erscheint ein Schieberegler oben mittig im Bild. Diesen auf das entsprechende Jahr der Befliegung schieben/ziehen und kurz warten. Dann erscheint das Orthophoto sichtbar vor der ALKIS-Karte.
Ich hoffe, es nachvollziehbar verstanden zu haben. Sonst gerne Rückfragen stellen!
@9
-> ‚Bei Tim Online gibt es Kleve der 70er von oben zu sehen….. Wirklich interessant wie sich das Stadtbild geändert hat.‘
Wo genau bitte? HAben Sie den Link ?
Bin sehr interessiert.
Meinte natürlich @5
@5 rainer,
Hauptsache man kann mal einen gegen Behörden und Politik raushauen, was soll also das Gestänker per Tastatur, können Sie es den besser als unsere Ingeniere, was stark zu bezweifen wäre.
Sie würden sich wundern wo sie alles in NRW Brücken überfahren die Sie garnicht als solche wahrnehmen und in ihrer Bewegungsfreiheit per PKW ohne Brücken ziehmlich alt aussehen. Da bekommt der Begriff ich trage und Laufe eine ganz neue Bedeutung.
Die meisten heutigen Brücken, die in ihre Jahre gekommen und inzwischen sicherlich auch zum Teil marode sind, sind in den 1950 bis Ende der 1970 entwickelt und gebaut worden. Zu dieser Zeit gab es für die Planer / Entwickler von Brücken keine Möglichkeit die verkehrsbedingte Entwicklung, wie wir diese heutzutage haben, vorauszusehen, berechnende Computermodell von Verkehrsentwiclungen wie heutzutage verfügbar, waren zur damaligen Zeit noch verkehrsplanerisches Wunschdenken. Das zulässige Gesamtgewicht eines LKW das dieser damals auf die Straße brachte, hatte sich seit den 1950, als damalige Datenbasislage, heutzutage nahezu verdoppelt.
Natürlich setzt das wachsende Schwerverkehrsaufkommen in Deutschland den teilweise mehr als 40 Jahre alten Brücken zu. Und wegen der älteren Bestandsnetze sind vor allem die westlichen Flächenbundesländer besonders stark betroffen. Angesichts der hohen Verkehrsbelastungen und der vorhandenen Altersstruktur – ächsen zahlreiche Brücken seit mehr als 40 Jahren unter dem täglich zunehmenden Verkehr und Nordrhein-Westfalen zählt als Transitland zu den Beneluxstaaten zu den am stärksten betroffenen Bundesländern mit dem höchsten Verkehrsaufkommen.
Entsprechend der Tragweise wird bei Brücken unterschieden zwischen Balken-, Rahmen-, Bogen-, Stahlfachwerk-, Schrägseil- und Hängebrücken. Während die letztgenannten überwiegend im Großbrückenbau zur Anwendung kommen, handelt es sich bei den übrigen um Regelbauweisen. Die durchschnittliche Verkehrsstärke auf deutschen Straßen und Autobahnen hat sich in den letzten 50 Jahren fast verfünffacht. Waren es 1960 noch rund 10 000 Kfz/24h, sind es heute im bundesweiten Durchschnitt 48 000 Kfz/24h.
Auch die zulässigen Achslasten und Gesamtgewichte wurden in den letzten Jahrzehnten immer wieder für LKW`s erhöht. In den 1950er-Jahren orientierte sich das zulässige Gesamtgewicht noch am Gesamtgewicht einer 24-t-Dampfwalze, so schwer war kaum ein damaliger LKW und man glaubte Sicherheitsreseren zu haben. Heute darf ein Fahrzeug im kombinierten Verkehr maximal 44 t wiegen und ist somit fast doppelt so schwer wie die damalige Berechnungsgrundlage.
Im Land NRW werden aktuell rund 800 Brücken im Bundesfernstraßennetz (Autobahnen und Bundesstraßen) sukzessive überprüft und die Brücke im Klever Ring über dem Spoykanal ist ja nur „Eine“ davon.
Und was glauben Sie was gerade Menschen wie Sie, dann in Kleve zetern und herummosern, sollte diese nun 50 Jahre alte Brücke über den Spoykanal dann doch irgendwann abgerissen und neugebaut werden müssen und der tägliche Verkehr über den Klever Ring sich dann bis in die Innenstadt zurückstaut und das für die nächsten 2-4 Jahre von der Vollsperrung bis zur Fertigstellung.
An die Brücke erinnere ich mich auch noch so ganz, ganz vage.
Bei Tim Online gibt es Kleve der 70er von oben zu sehen….. Wirklich interessant wie sich das Stadtbild geändert hat.
@7
Einen vergleichbaren Brückenabriss hat es ja im Bereich der Wiesenstrasse bereits gegeben. Es würde also gehen. Allerdings kollidiert das dort auch mit der Bahnlinie, deren Gleise in diesem Bereich nur temporär abgebaut wurden weil DB Netz ein Auge zugedrückt hat. Bahnübergang und Gleise muss die Stadt Kleve im Falle einer Reaktivierung auf eigene Kosten wieder herstellen. Wie sehr sich die autovernarrten Klever dort über Bahnschranken freuen würden ist abzusehen.
Das Haus von Dr. Nienhuisen ist mir noch bestens in Erinnerung, dort wohnte mein Freund Kai mit einem tollen Dachboden und langen tollen Garten mit Obstbäumen, in dem wir immer gespielt und gebaut haben. Sie sind dann um 1975, als das Haus verkauft worden ist, weggezogen und man verlor sich aus den Augen, wohin weiß ich aber nicht mehr.
Naja, bisher überquert die Brücke nach wie vor die (stillgelegte, aber eisenbahnrechtlich vorhandene) Bahnlinie.
Für einen Abriss müsste das Regierungspräsidium Düsseldorf den Gebietsentwicklungsplan entsprechend ändern, wenn ich mich nicht irre. (Damit danach der Flächennutzungsplan angepasst wird)
Das ist aber aufgrund der durchaus nach wie vor vohandenen politischen Initiativen zur Reaktivierung der Bahnlinie nicht anzunehmen.
Die Spyckstrassenbewohner würden sich ohnehin ob der beraubten Ruhe im Falle einer Kreuzung herzlich bedanken.
Warum reißt die nich einfach ab und macht ne Kreuzung draus? Brücken kann NRW eh nich.
Das wäre doch was für Christus-König: Digitales Pilotprojekt !
Vielleicht wird die Kirche so gerettet.
😀
@rd Wie stehts denn um die Piloten und deren Projekte in Laarbruch? Man hört nix mehr.
Werden Verluste produziert und weiterhin vom Kreis aufgefangen?
Vielleicht wäre da die Herausnahme aus dem fliegerliturgischen Gebrauch in 02/25 angesagt?
Es kommt sicherlich noch eine KI zum Einsatz, die die Gesamtlänge der Risse addiert und diese dann mit dem Umfang des Saarlandes vergleicht. Ich wünsche mir, das mehr Geld dafür verwendet wird unsere Brücken zu reparieren und zwar umgehend und weniger Geld dafür, wie man es denn theoretisch in der Zukunft machen könnte. Will sagen: Mehr Einsatz und weniger Planung, Gutachten, Expertisen und Zukunftsmusik.
Da wir ja in Deutschland ja mit Schienenverkehr komplett versagt haben kommen bald gar keine Güter mehr ans Ziel.
Ich kenn noch die Zeiten, da gabs diese Brücke noch gar nicht. Und den Ausdruck digital kannte kaum einer. Pilot schon eher.
🙂
Mmuuuh, da steht sie wieder – so wie es vermmuuuhtlich inzwischen Pflicht ist: Eine schicke, blaue Dixihütte, mmuuuh, hinten links von dem Leichtlastwagen mit dem Kennzeichen WES-SM 82!