Eine durchaus rätselhafte Aufwertung in Türkis

Vier gewinnt

Einer der Klassiker aus den Ränkespielen des Büroalltags geht so: Der Chef will etwas von einem, das man im Grunde für schwachsinnig hält. Allerdings verzichtet man auf eine Diskussion darüber, sondern führt den Auftrag so aus, dass sofort ersichtlich ist, was die ausführende Person von dieser Idee hält und der Chef nicht noch einmal mit einem solchen Anliegen vorstellig wird, sodass man wieder seine geliebte Ruhe hat.

Womit wir bei der Klever Stadthalle angelangt wären, genauer gesagt im Vorfeld des Gebäudes, in Kleve bekannt als Stadthallenparkplatz. Mehr als eine Million Euro an Fördergeldern hat die Stadt Kleve dafür erhalten, das Umfeld der Stadthalle umzugestalten. Einiges ist schon verwirklicht (Neuanlage des Parkplatzes), im nun folgenden dritten Bauabschnitt wird die Straße Bleichen am Ufer des Spoykanals eliminiert und das Areal teils begrünt, teils mit einem kombinierten Rad- und Fußweg versehen. Die Beleuchtung wird insektenfreundlich sein.

Gleichwohl wirkt die Fläche zwischen der westlichen Parkreihe und der Häuserzeile an der Straße Lohstätte auf viele Menschen genauso, wie man sich die Umgestaltung nicht vorgestellt hatte – viel Pflasterstein, wenig grün.

Das ist auch den Klever Stadtverordneten aufgefallen, und so beschloss der Rat der Stadt Kleve im Dezember 2020, auf Antrag der CDU übrigens, die Fläche an der Lohstätte „aufzuwerten“. Der Beschluss fiel einstimmig.

Man mag sich nun in der Verwaltung den Beamten vorstellen, der mit dem Thema „Aufwertung“ beauftragt worden ist. Was heißt das denn? Wie viel Geld habe ich ausgeben? Wieso ich? Die Zeit verstreicht. Das Budget wird geklärt, von der Million sind vielleicht noch 2000 oder 3000 Euro übrig, im Internet wird recherchiert, was dafür gekauft werden kann (Google: Stadtmöblierung Aufwertung günstige Angebote), Kostenvoranschläge werden eingeholt, und am Ende steht eine Kaufentscheidung.

Und, siehe da, knapp eineinhalb Jahre nach der Ratsentscheidung stehen am Rande der Beete vier bianchitürkise Konstrukte, von denen zwei als Beete genutzt werden und die Funktion der anderen beiden, es könnten Kleiderständer sein, nicht sofort ersichtlich ist. Sie stehen da wie bestellt und nicht abgeholt, ein trostloses Ensemble verlorener Seelen, weder ästhetisch noch sonst wie zur restlichen Umgebung passend.

Dies wahrscheinlich jetzt noch die nächsten zehn Jahre, bis die Dinger auseinanderfallen. Aber darum, was an dieser Stelle passend ist und was nicht, ging es vermutlich auch gar nicht. Denn mit den zwei Kästen und zwei Ständern sollte vermutlich nur der Beweis angetreten werden, dass der Rat der Verwaltung besser nicht in die Quere kommt. Und diese Machtprobe, das dürfte feststehen, hat die Verwaltung gewonnen.

Deine Meinung zählt:

33 Kommentare

  1. 33

    @Naseweis, #32:
    Ihr Zitat: „….das Geld bei den städtischen Gebäuden erst einmal in energetische Maßnahmen und z.B. Unabhängigkeit von Gas zu setzen.“

    Antwort der Klever Ratsmehrheit: „NEIN“.

    Auf der Sitzung des Ausschusses für Klima-, Umwelt- und Naturschutz am 9.Juni 2022 wurde ein Antrag diskutiert, die Heiztemperatur in öffentlichen Gebäuden der Stadt um 1°C abzusenken. In der Debatte wurde der Antrag noch ergänzt durch einen Passus „…. sofern keine arbeitsrechtlichen Bestimmungen dem entgegenstehen.“

    Der ergänzte Antrag wurde zur Abstimmung gestellt, und mit der großen Stimmenmehrheit aus AFD, CDU und Grünen(!) ABGELEHNT. Das offizielle Protokoll der Sitzung wird in den nächsten Tagen veröffentlicht.

    Energetische Maßnahmen fordern Sie ein? Hier in Kleve wird keine Politik gemacht, hier werden Fördermittel investiert. Und zwar in türkisfarbene Stadtmöbel.

     
  2. 32

    Vielleicht wäre es ja besser gewesen, das Geld bei den städtischen Gebäuden erst einmal in energetische Maßnahmen und z.B. Unabhängigkeit von Gas zu setzen. Neu, ggf. schön gestalten, das hätte man hinterher auch noch machen können, aber so ist das halt, im Wahlkampf zählen ja auch nur die Fotoshopbilder, also die schöne Fassade – oder was man dafür hält. Ich bin halt so ein Außenseitertyp, der mehr auf die Inhalte/Substanz/Funktionaliät bedacht ist, aber…. Gibt es eigentlich schon städtische/öffentliche Gebäude, die ganz ohne fossilen Kram (von Putin) auskommen? Ich hoffe doch sehr, dass es wenigstens eine Übersicht bei der Stadt gibt wie wo geheizt, belüftet, gekühlt oder be-warmwassert wird. Und gibt es einen Notfallplan, wenn ggf. die Speicher Ende Februar 2023 leer sein werden? – Vielleicht ist ja irgendwo Torf drin, da könnte man mit heizen.

     
  3. 31

    Diese Zustände sind Auswirkungen der Unfähigkeit unserer Politiker! Wen wundert es, das die Wahlbeteiligung so niedrig ist- ich kenne keinen, der es auch nur annähernd verdient hätte, meine Stimme zu bekommen!!

     
  4. 30

    @ 23 Benno :
    Wenn der Rat ab und zu mal bemerkt, daß mal wieder viel zu viel zugepflastert wurde,
    dann liefert regelmäßig Frau Meyer-Wilmes mit ihrer arglosen Anmerkung
    “ Wie kann so was nur sein . . . “
    Herrn Rauer das StichWort für seinen SchenkelKlopfer-Kracher :
    *** “ Weil SIE das SO beschlossen haben ! “ ***
    Der Rat beschließt BeBauungs- und andere Pläne
    ohne sich jemals gründlich ausgemalt zu haben,
    was die bunten Bildchen auf Papier in Beton gegossen real ergeben können.

    Voriges Jahr im Mai stellte die FDP den Antrag,
    mobile FietsStänder anzuschaffen,
    die je nach Bedarf aufgestellt werden können.

    https://ris.kleve.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZQr7_ogwiBKmdA5wukV2DmPLm8Xy7WT2Au4JVMx-lOpv/2021-05-11_Antrag_FDP_Anschaffung_mobiler_Fahrradstaender_fuer_Grossveranstaltungen-_Tage_mit_hoher_Frequenz_der_Innenstadt.pdf

    Im vorigen Oktober beauftragte der Rat die Verwaltung,
    die Angelegenheit zu „prüfen“.
    Was wohl heißen sollte :
    “ Informiert uns über verfügbare Modelle und Preise. “

    https://ris.kleve.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZYH2amDaxxCcsMYAvbWJayj8jXoNdT24a6iXNpsbA_od/Oeffentliche_Niederschrift_Rat_06.10.2021.pdf
    TOP 42

    Was die Verwaltung herausGefunden hat,
    wann sie es einem Ausschuß oder dem Rat vorgestellt hat
    und wann ( ob ) die Verwaltung beauftragt wurde,
    solche Gestelle dann auch zu bestellen,
    kann ich bisher nicht finden.

    Zumindest erinnere ich mich,
    daß die Verwaltung mal vorgeschlagen hat,
    die Teile in jenem „blau“ zu lackieren,
    welches die Stadt aktuell für ihre Corporate Identity verwendet.

    Aus der einstigen MargarineMarke  “ Schwan im BlauBand “
    wurde  “ Schwan im BlauKleid “ .
    sehr treffend :
    Kleve schwant viel blauer Dunst.

     
  5. 29

    Die Kästen sind inzwischen bepflanzt, alle Elemente haben aber inzwischen die üblichen Dreckspritzer. Fahrräder habe ich noch keine in den Ständern gesehen, vielleicht sollte man mal ein Schild dran machen, dass es sich um Fahrradständer handelt. Übrigens ist „vor Kopf“ am Beet eine Bank und sogar direkt daneben ein Mülleimer.

     
  6. 25

    @24. Peter Brückner Ein gut gewählter Ort. Von Kindern mit Familie bis zu hochbetagten Nachbarn flaniert auf dem Campus alles was frische Luft, Sonne und Leben braucht. Die Sportgeräte werden sich bestimmt großer Beliebtheit erfreuen 😺

     
  7. 24

    @16. Messerjocke: Der Stadtrat hat beschlossen, dass Outdoor Sportgeräte am Ufer des Spoykanales im Bereich der Hochschule installiert werden. Offen ist noch der Ausführungstermin.

     
  8. 23

    Ist die documenta nicht in Kassel?

    Was ich mich frage: wie intensiv hat sich der Rat mit dem Bauplan der Umgestaltung der Lohstätte befasst, dass nun bemerkt wird, daß dort zu viel Pflasterfläche ist?

    Benno

     
  9. 22

    —– Fake Ticker ———- Fake Ticker ———- Fake Ticker ———- Fake Ticker —–

    Hier wörtliche Auszüge aus einem Pressegepräch mit mit einem Kenner der internen Vorgänge in der Klever Stadtverwaltung:

    „Die Entscheidung für Möblierung und Farbgebung fiel auf einem internen Meeting der zuständigen Verwaltungsabteilung, nachdem der Bürgermeister in einem Telefonat dem Abteilungsleiter angekündigt hatte, dass dessen Bewerbung für einen demnächst frei werdenden höheren Posten keine Aussicht auf Erfolg habe.“

    „Die Klever Bürger können froh sein, dass nicht alle auf dem Abteilungsmeeting geäußerten Vorschläge realisiert wurden. Zur Diskussion standen ebenfalls:
    – Neue Spielgeräte auf allen städtischen Spielplätzen in türkis.
    – Neuanstrich der nunmehr seit 2 Jahren provisorischen Absperrgitter am Kaskadenfuss.
    – Eine türkisfarbene Wetterfahne auf dem Schwanenburgturm.
    – Die Farbe der Leih-Bakfietsen der Stadtverwaltung wird angepaßt.
    – Neue Farbgebung für das Büro des Abteilungsleiters.“

    „Was beschweren sich die Leute eigentlich? Skandinavisches Design, für die Ewigkeit gebaut.“

    „Zur Zeit wird geprüft, ob noch nicht abgerufene Fördermittel anderer Projekte auf die Maßnahme ‚Farbiges Kleve‘
    umgeschichtet werden können.“

    —– Fake Ticker ———- Fake Ticker ———- Fake Ticker ———- Fake Ticker —–

     
  10. 20

    Gemäß Ihrem nachgeahmten Spruch.

    Ich glaube nicht, dass es etwas mit Joseph Beuys zu tun hat …….. 😉

    Es ist weder eine „Wanne“ noch eine „Fettecke“ ………

    😉

     
  11. 19

    Ist bestimmt nur der Vorstrich … 😉
    Sind die „Ständer“ als Parkhilfe für Lastenräder gedacht?

     
  12. 18

    Schenkt diese türkisfarbenen Fahrradständer und Pflanzkisten dem Hotel Rilano. Die haben gerade ihr Restaurant Vitello gerade auf Seafood-Küche umgestellt. Da passen diese Sachen farblich vielleicht hin. Aber vor der Stadthalle ist das ja grauenhaft.

     
  13. 17

    Zwischen dem Parkplatz und der großen gepflasterten Fläche ist schon ein breites Beet. Wozu dann noch Pflanzenkübel aufstellen? Um die gepflasterte Fläche aufzulockern, hätten nachträglich noch kleinere Beete eingefügt werden können. Das hätte dann auch die versiegelte Fläche etwas reduziert. Die beiden Fahrradständer oder was das sonst sein soll durch richtige Fahrradständer ersetzen. Interessant ist auch, dass keine Bänke aufgestellt wurden. Zu groß ist offensichtlich die Angst Menschen könnten dort statt einigen Minuten einige Stunden dort verweilen.

     
  14. 16

    Ich hätte mir einige Outdoor-Fitnessgeräte gewünscht, wie man sie z.B. früher zur Trimm-Dich-Phase im Reichswald fand. Da gibt’s inzwischen sehr robuste und schöne Geräte im Handel, Schulter- und Rückenstationen, Rudergeräte, Schultertrainer für Rollstuhlfahrer, Bruststationen, usw.

    Früher gab’s zur Trimm-dich-Bewegung im Reichswald wenigstens einige Geräte. Aktuell, mir fällt nichts ein, sind im Raum Kleve gar keine mehr aufzufinden?

    Also das, was hier auf dem Foto zu sehen ist, geht jedenfalls gar nicht! Aber vielleicht ist es erst einmal die Grundierung, die noch trocken muss?

     
  15. 13

    Bei Niederrheinstier wäre die Stadtbegrünung in guten Händen. Zwecks Gestaltung des Minoritenplatzes könnte die Stadt ebenfalls die Dienste des blitzgescheiten Paarhufers in Anspruch nehmen. Vom international bekannten Architekten und Platzgestalter, den Kleve sich wahrscheinlich nicht leisten kann, abgesehen macht dem kein Stadtplaner was vor. Vielleicht würde dann wieder die gute alte Spezies übergreifende Wohnkultur in der Stadt aufleben. Das Heizen kann man sich dann auch sparen.

     
  16. 12

    Naseweis

    Es geht ja gar nicht um Farbe, es geht um die Schludrigkeit der Stadt Kleve ihre Stadt wirklich schöner gestalten zu
    wollen. Ihre Bemerkung „Wir haben Sorgen“ zeigt eine ähnliche Gedankenlosigkeit aus. Man sollte es ihnen nicht
    durchgehen lassen.

    Was zeichnet das Projekt aus:
    – gnadenlose Symmetrie und Ordnung gepaart mit preußischer Akkuratesse
    – Ohnmächtiges Gefühl gegenüber dem vorhandenen Raum
    – Blinder Eifer, kombiniert mit Baumarktarchitektur
    – Raushaumentalität der Finanzen
    – Missachtung der Ästhetik und von Steuergeldern, wie gering sie auch seien

    Wenn es schon bei Kleinigkeiten nicht gelingen will, dann wird man auch im Großen scheitern.

    Dank an RD

     
  17. 11

    Ich dachte immer, dass der „Stadthallenparkplatz“ die Fläche „hinter“ der Stadthalle Richtung Königsgarten sei. Nunja. Was aber die Stadtverordneten angeht: Wenn man tatsächlich nur einen Beschluss gefasst haben sollte, der den nicht-präzisierten Auftrag zur „Aufwertung“ enthält, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass da am Ende ggf. etwas bei herauskommt, dass man so nicht wollte oder gerne anders gehabt hätte. Die Frage ist doch dann: Warum ist das, was man genau wollte, nicht auch genau in einem Beschluss präzise festgelegt worden?
    Ein Schelm, wer da auf die Idee kommt, dass es entweder mangelnde Befassung ist oder die Freude daran hinterher zu nölen und sich zu beschweren, man habe ja was ganz anderes gewollt. – Mal abgesehend davon, dass hier erstmal die Meinung von Herrn Daute klar wurde, vielleicht lieben andere ja Pflastersteine und türkis. Vorher war es außerdem auch nicht hüpscher. Und: Immerhin nicht zerbombt, es gibt so viele Menschen, die Pflanzkübel in jeder Farbe nehmen würden, wenn ihnen nur keine Granaten um die Ohren flögen. Wir haben Sorgen….

     
  18. 10

    Vielleicht sollte man erst einmal abwarten, was weiter geschieht ………. gut Ding braucht Weile 😉

     
  19. 9

    Mmuuuh, ich weiß, wie dieser Platz sehr gut und nachhaltig aufgewertet werden könnte: Einfach die Autos von dort verbannen, mmuuuh, auf Kosten von ein paar Parkgebührenausfällen, die aber vermmuuuhtlich ein paar Straßen weiter erlöst werden können. Und dann schnell eine dicke Rollgrasdecke drüber, mmuuuh die sorgfältige Verklebung an den Stößen und Kanten übernehme ich gerne kostenlos mittels exakt ausgebrachter Fladen. Mmuuuh, effiziente Stadtbegrünung!

     
  20. 8

    Damit die Sache “rund” wird, könnte ein Verschönerungswettbewerb für die Verschönerungsobjekte ausgerufen werden. Bemalen und bepflanzen der Container und Fahrradständer (Rankhilfe)

    @Stadt Wenn Ihr mir das Material stellt, mach ich ne Mischung aus Picasso und Bundesgartenschau daraus. Bisschen Farbe, Pinsel und ein paar Pflanzen und Saatgut ist völlig ausreichend.

     
  21. 6

    Wenn man zu später Stunde aus einer der nahe gelegenen Kneipen kommt und sich gfs. nach diversen Bierchen und Obstlern ein wenig unwohl fühlt, fällt die Erleichterung in diesen Kübel dann nicht mehr so schwer

     
  22. 4

    Oder wollte man Freibadatmosphäre in die City bringen? Ohne Wasser macht das wenig Sinn…

    Kann das Sternbuschbad sie vielleicht gebrauchen?

     
  23. 3

    @ 2 Steez „Würden die bunten Dinger in Schweden, Norwegen…“
    mag ja sein, dass wem Surströmming schmeckt, der auch diese Farbe toll findet.
    Geschmacksache sprach der Affe und biss in die Seife.

     
  24. 2

    Würden die bunten Dinger in Schweden, Norwegen oder Holland stehen, wären die meisten anzunehmend begeistert.

     
  25. 1

    doar kriegt ge doch oogpin van, moar ja, et loat de smaak van de kleefse verwaltung zien.
    bloos nu ook niet wegmaken, anders mut strakskes nog de ganze förderbetrag terug noar den afzender