Aus den Festschriften: 100 Jahre VfL Merkur, Männer in engen Hosen, Frauen mit Teddy

Ganz in Weiß: Turnriege des VfL Merkur Kleve

1995, also vor nunmehr 27 Jahren, feierte der VfL Merkur Kleve sein 100-jähriges Bestehen, und natürlich erschien auch zu diesem Anlass eine üppige Festschrift, in der sich der Verein auf 102 Seitenpräsentiert. Treibende Kraft hinter der Publikation war der Vorsitzende Wilhelm Herter, der dafür Zeitungsartikel und Fotos sammelte, doch: „Leider verstarb er allzu früh.“ Ein Jahr vor dem Jubiläum, sodass ein 24-köpfiges Redaktionsteam, zum dem unter anderem Paul Dirmeier, Joachim Marx, Walter Stellmacher und Mieczyslaw Zalewski gehörten, das Werk vollendeten.

Die Festschrift ist eine launige Reise durch die 15 Abteilungen des Vereins, und deren Gewichtung zeigt, wie viel sich in einem Vierteljahrhundert verändern kann. Doch zunächst haben der Bürgermeister (Karl Thelosen) und der amtierende Vorsitzende (Wolfgang Graß) das Wort, danach werden sämtliche Vorsitzenden und Platzwarte aufgelistet („Heinz Lankers und Frau nach dem 1. Weltkrieg beim Aufbau des Platzes“) und schließlich gibt es eine kleine Geschichte des Vereins. Als erste Abteilung stellt sich die Turnabteilung vor. Zitat: „Das Deutsche Turnfest 1987 in Berlin war ein besonderes Ereignis. […] Als Erinnerung an schöne Stunden wurde ein Turnfesteiche mitgebracht und am Gedenkstein vor unserer Halle gepflanzt.“

Breiten Raum nehmen auch die Leichtathleten ein – beide Abteilungen sind heute eher von untergeordneter Bedeutung. Zitat: „Der heute als Extremsportart geltende Triathlon wurde schon 1950 von drei Merkurläufern erfunden. Alfred Johann, Hans Schneider und Heinz Behet fuhren, mit ein paar ,Bütterkes‘ in der Tasche, mit dem Fahrrad die ca. 55 km nach Repelen, liefen dort 800 m, 1500 m, 3000 m und die 3 x 1000 m Staffel, kamen mit dem Rad zurück und kamen anschließend auf [der] Kellener Kirmes, beim Tanz bis um 4 Uhr morgens, ganz schön ins „Schwimmen“. Berichtet wird auch über das längst verblichene Pfingstsportfest, das bis in die 70er-Jahre jährlich 500 Sportler anlockte.

Volleyball-Damen 88/89
1. Herrenmannschaft Handball, 1980/81

Bei den Ballsportarten dominieren Handball und Volleyball, die heute beide auf kleiner Flamme köcheln, und man hat schon fast vergessen, dass die Herren-Volleyball-Mannschaft des VfL Merkur Kleve es einst bis in die dritthöchste deutsche Spielklasse geschafft hatte. Erst ganz weit hinten kommen Basketball und American Football zu ihrem Recht, die beiden Abteilungen, die eine Generation später den Verein dominieren. Und, apropos Basketball – die Nr. 14 habe ich irgendwo schon mal gesehen:

Immerhin 12 Punkte

Zum Hintergrund: Diese und andere Festschriften zu den Jubiläen von Sportvereinen entstammen dem Nachlass eines Sammlers. Dankenswerterweise fanden sie über Eckard Erdmann (Buchhandlung Hintzen) den Weg zu meinem Schreibtisch, wo sie nun Stück für Stück seziert werden und in diesen Zeiten vielleicht ein wenig willkommene Flucht aus der Tagesaktualität zu bieten vermögen.

Bisherige Beiträge

Aus den Festschriften: 75 Jahre Klever Tennisvereinigung Rot-Weiss 1912 e.V.

Aus den Festschriften: 100 Jahre SV Donsbrüggen (2006)

Gesamtvorstand des SC Kleve im Jahre 1963 (falls es jemanden interessiert)

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4 Kommentare

  1. 3

    Weil es zum Thema Sport/Basketball passt: Ich hatte mal einen Brieffeund aus (damals noch) Ceylon. Ajith war etwas älter als ich (16,) als die Brieffreundschaft anfing. Es gingen dünne blaue Luftpostbriefe hin und her. Dann fragte er mich nach ungefähr eineinhalb Jahren, ob ich ihm Sportschuhe mit Spikes schicken könnte und nannte die Marke adidas. Er könne mir im Gegenzug Batikstoff schicken. Nun war es damals so, dass ich noch zur Schule ging und gute Sportschuhe ihren Preis hatten. Meine Eltern wollten die Schuhe nicht kaufen. Ich hätte das Geld zusammen bringen können, ja, das wäre gegangen. Und meine Mutter konnte gut schneidern. Aber ich bekam Bedenken: was, wenn er mir dann den Batikstoff nicht schicken würde? Ich kam damals nicht auf die Idee zu sagen, dass er mir dann zuerst den Stoff schicken solle. Es wäre mir auch unangenehm gewesen, so offen Misstrauen auszudrücken. Das Gefühl, dass es am Ende eine herbe menschliche Enttäuschung geben könnte, ließ mich die Antwort hinauszögern… es kam dann so, dass ich einfach nicht mehr zurückschrieb.

    Zuerst geriet die ganze Angelegenheit in Vergessenheit, ich hatte mal einen Brieffreund aus Ceylon und dann eben nicht mehr. Ich hatte noch fünf, sechs andere Brieffreundschaften, außerdem war man in jungen Jahren ja ansonsten auch mit zig Sachen beschäftigt.
    Als ich älter wurde, plöppte die Sache mit den Spikes-Schuhen und dem Batikstoff immer mal wieder auf, jedes Mal verbunden mit einem Gefühl von schlechtem Gewissen. Mittlerweile war mir auch bewusst geworden, dass es für jemanden in Ceylon wohl eine große Unterstützung gewesen wäre, wenn jemand aus Deutschland Laufschuhe geschickt hätte… Mein ungutes Gefühl wurde größer.

    Dann kam die Corona-Zeit, in der man plötzlich viel Zeit zum Nachdenken hatte. Als die Spikes-Sportschuhe wieder mal mein Bewusstsein erreichten, ging ich ins Internet und recherchierte. Es war nicht schwierig, Ajith zu finden. Er hatte eine Karriere als Basketballnationalspieler durchlaufen, wurde Nationaltrainer und ist dann Vizepräsident der Basketballvereinigung von (mittlerweile) Sri Lanka geworden. Ich schaute mir Fotos an, las Berichte und war sehr erleichtert, dass er das alles auch ohne die Spikes-Schuhe aus Deutschland geschafft hatte…

    Ich schrieb ihm eine SMS an eine Mobilnummer, die ich im Netz fand… und entschuldigte mich für damals. Er schrieb umgehend zurück, dass er sich freue, von mir zu hören, dass alles ok wäre… Seitdem simsen wir in unregelmäßigen Abständen. Heute morgen schrieb er, dass die Lage in Sri Lanka wegen der Regierungskrise gerade gar nicht gut ist, die Versorgung mit Lebensmitteln und Arzneimitteln eingeschränkt ist, es nicht immer Strom gibt.

    Ich werde jetzt doch noch ein Paket schicken, aber nicht mit Sportschuhen, davon hat er sicher genug. Seine Adresse ist immer noch die von damals.

     
  2. 2

    Gegen den VfL Merkur zu gewinnen, war immer schon ein Meilenstein. Als unsere Volleyball-Mannschaft das Anfang der 1980er Jahre geschafft hat und in derselben Saison aufgestiegen ist, gab’s Sekt unter der Dusche. Beim VfL spielten damals (soweit ich mich erinnere) Susanne Frauenlob, Susanne Verweyen…

     
  3. 1

    Geil. Bei den Turnmännern kein Gramm Fett zuviel, perfekte Figur…und das in dem Alter. Da will ich auch hin.

    🙂