Viel Spaß beim Bodenpersonal (wir zahlen)

Eine Überschrift wie diese aus der heutigen Rheinischen Post (Ausgabe Geldern):

Ein bisschen Spaß muss sein (R. Blanco)

darf getrost als eine Hauer-Hennecke-Geschichte des postindustriellen Zeitalters verstanden werden. Adolf Hennecke hatte am 13. Oktober 1948 im Steinkohlenbergwerk Oelsnitz (Erzgebirge) in einer Schicht 24,4 Kubikmeter Kohle geschlagen und damit seine Plannorm um 387 Prozent übertroffen, ein Meisterstück der DDR-Propaganda. So was gibt es heute nicht mehr (Strukturwandel), und deshalb baut die BRD-Propaganda auf die Werte der Spaßgesellschaft.

Wer aber zahlt die Spaßgesellschaft?

Schön, dass im zugehörigen Artikel der Geschäftsführer der Bodenpersonal-Ausbildungsfirma gaetan data, Helmut Drobusch, zu Wort kommt und freimütig bekennt:

„Insgesamt haben seit damals 235 Männer und Frauen bei uns eine Qualifizierung gemacht. Für alle zahlen die Optionskommunen oder Arbeitsagenturen die Kursgebühren.“

Damit auch dies noch einmal klar aufgeschrieben wird: Der vom Kreis Kleve mit 26,5 Millionen Euro gesponserte Flughafen Weeze ist eine Arbeitsstätte, an der vom Kreis Kleve bezahlte Bodenpersonal-Azubis ihre Ausbildung machen (und dann möglichst schnell wieder aufhören, damit neue Leute ausgebildet werden können (wie sonst sollte gaetan data sein Geld verdienen?)).

Zurück zum Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber, der in meinem Lieblingsinterview ungefragt die Arbeitsplatzkeule geschwungen hatte:

Der Flughafen ist zur Nummer 3 in NRW hinter Düsseldorf und Köln aufgestiegen, er ist die größte private Arbeitsstätte im Kreis Kleve und hat aufgrund seiner Entwicklung in den letzten Monaten bereits wieder mehr als 100 neue Arbeitsplätze geschaffen, insgesamt sind auf dem Gelände des Flughafens mehr als 1200 Jobs entstanden. Diese Entwicklung wollen wir fortsetzen.

Allerdings wird diese Zahl – sei es nun 1000, 1100 oder 1200 – nie unterfüttert. Interessant wäre zum Beispiel die Beantwortung folgender Fragen (die aber wohlweislich nicht erfolgen wird):

  • Wie viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze sind geschaffen worden?
  • Was sind „1200 Jobs“ in Vollzeitstellen?
  • Wie viele dieser Jobs beinhalten eine staatliche Förderung (siehe gaetan data)?
  • Wenn z.B. eine dem Flughafen verbundene Zeitarbeitsfirma 50 Gurkensortierer für Kühne einstellt, zählen die dann auch zum Flughafen?
Veröffentlicht am
Kategorisiert in Alles

Deine Meinung zählt:

10 Kommentare

  1. 9

    Die Crewpassage wurde ja per Kamera überwacht.
    Ein aufmerksamer Mitarbeiter am Bildschirm scheint auch sofort bemerkt zu haben, dass da jemand unbefugt durchlief.
    Diese Person verlor man dann aber zunächst im Getümmel.

    Jetzt aber die zwei Argumente:

    1.: Eine polizeiähnliche Ausbildung.
    Haben wir denn nicht schon genug Hilfssheriffs und Möchtegernsicherheitskräfte?
    Dann doch lieber echte Polizisten (und für diese generell endlich mal eine vernünftige Entlohnung, ein attraktiver Freizeitausgleich o.ä. und gute Ausrüstung) – aber da spart man gerne ein.
    Lieber ein paar Hundertschaften in die Bahnhöfe und Stadien wegen der randalierenden *Fans*.
    Nee, hoheitliche Sicherheitsaufgaben gehören in die Hände von Profis und generell nicht in die Hände von Laientruppen.

    2.: „…da schlüpft schonmal einer durch.“
    Da ist niemand unbemerkt durchgeschlüpft. Nicht auszuschließen ist m.E. nach aber der Umstand, dass ggf. in der Vergangenheit mal jemand durchgeschlüpft sein könnte.
    Offensichtlich war die Crewpassage ja unverschlossen und nicht durch Personal vor Ort überwacht.
    Ich denke mal, man wird an dieser Stelle entsprechend nachbessern.

    Und mal ganz weit entfernt am äußersten Rande:
    Die Passagierkontrollen sind pure Augenwischerei, das ist stupider Aktionismus um den Bürger zu blenden und ihm zu suggerieren, der Staat täte alles in seiner Macht stehende um die Flugreisen in Hinblick auf die latente Terrorgefahr so sicher wie möglich zu gestalten.
    Für den Kontroll- & Ãœberwachungswahn gibt es immer wieder prächtige Begründungen, der internationale Terrorismus ist eine davon.
    Wenn ein böser Mensch wirklich einen verbotenen Gegenstand in ein am Verkehrslandeplatz Laarbruch geparktes Luftfahrzeug befördern möchte, so stehen diesem Menschen unzählige weitere Möglichkeiten zur Verfügung.

     
  2. 8

    @Andreas
    Natürlich ist das ein von mir konstruierter Zusammenhang.
    Aber wenn alle Sicherheitskräfte eine polizeiähnliche Aus-
    bildung hätten,wäre diese auch entsprechend kostenintensiver.
    Da sollte es,für mein Gefühl,eben entsprechende Standards geben
    und dann kämen diese Mitarbeiter ,wahrscheinlich, nicht von Zeitarbeitsfirmen.
    Wir wollen ja für 20,00€ nach Berlin,da schlüpft schonmal einer
    durch.:-)

     
  3. 7

    Lieber HeinzS,
    auch die Bundespolizei beklagt, dass hoheitliche Aufgaben (in diesem Fall die Fluggastkontrolle) in zivile Hände übergeben wird.
    Leider aber hat die Bundespolizei selber weder die finanziellen noch die personellen Möglichkeiten, selber die Vielzahl von Passagieren und Gepäckstücken, Fracht und Gütern zu kontrollieren.
    Ich denke aber auch, dass das „Sicherheitsgewerbe“ in seiner Lohnstruktur jenem der Leiharbeitsfirmen stark ähnelt und somithin kaum Leiharbeitsunternehmen in großem Stil bemühen wird.
    Ein großes ABER möchte ich zu bedenken geben:
    Natürlich ist auch der Lohn für die Arbeit – neben Faktoren wie Betriebsklima oder individueller Mitarbeiterbegleitung – ein nicht unwichtiger Punkt in der Masse der Möglichkeiten zur Mitarbeiterzufriedenheitssteigerung … kurz Motivation.
    Jedoch werde ich persönlich niemals einem Menschen unterstellen, weniger gute Arbeit alleine auf Grund einer nicht angemessenen Bezahlung zu leisten.
    Im von Ihnen per Link zitierten Fall liegt das Verschulden auch nicht bei den Mitarbeitern des Sicherheitsunternehmens!
    Die Dame konnte ungehindert hinein und herausspazieren, weil offensichtlich keine Sicherungsmaßnahmen seitens der Betreiberin gewährleistet wurden.
    Ein Crewzugang wird in aller Regel überwacht – wahrscheinlich in diesem speziellen Fall aber nicht.
    Wenn es keinerlei technische Vorkehrung gibt, welche den Zugang ohne vorherige Kontrolle und danach ggf. zu erfolgender Freigabe durch eine authorisierte Person voraussetzt, was kann dann ein Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma falsch gemacht haben?

     
  4. 5

    @ Killerplautze

    „Man ist ja nicht die Caritas!“

    Diese geflügelten Worte bedürfen dringend einer Neubewertung. Bislang geht die Konnotation ja eher noch Richtung „sozialer Arbeitgeber“…..

    Die Person, die ich kenne müsste dabei würgen… „Geld zur Arbeit mitbringen“ ist dabei noch eine freundlichere Umschreibung ihres Arbeitgebers; der Caritas! O.k. ist häusliche Pflege und sie ist gelernte Krankenschwester. Aber das, was sie dort in der Stunde verdient, hab ich damals als ungelernte Arbeitskraft am Fließband erhalten…

     
  5. 4

    Ok, ok -wir zahlen den ganzen Spaß. Das ist aber wohl besser als bei denen einen Kurs belegen zu dürfen…

    http://forum.flugbegleiter.net/viewtopic.php?f=58&t=8171
    (auf der zweiten Seite wird es lustig…)

    Ist schon witzig, wie Steuergelder umverteilt werden. Und an wen. Es täte mich persönlich nicht wundern, wenn die Firma mit 0190-Faxabrufnummern, in welchen ein Monatsverdienst von 10.000 DM für Heimarbeit (Kugeschreibermontage…) groß geworden wäre.
    Man versteht sich insgesamt prächtig darauf, Jobsuchenden das Geld aus der Tasche zu ziehen:

    http://www.qualifiziertes-arbeitszeugnis.de/preisliste.php

    Mit ein bischen Glück bezahlt diese „Leistungen“ auch in weiter Ferne nicht der Steuerzahler!

    Was der wiederum wohl bezahlt:
    http://www.zusatzjobs-und-bildung.de/index.php?id=35513390fb2f1493830800157a21ec81&zub=true

    Früher hat das der Tankwart seiner Aushilfe noch selbst gesteckt 😉

    Die eigentlichen „Sozialschmarotzer“ befinden sich heutzutage immer noch nicht am Ende der Nahrungskette…
    Wer es versteht, diesen Sozialstaat richtig zu nehmen, für den bietet der eine wahre Fundgrube an Möglichkeiten, sich zu bereichern.
    Aber den Heizkostenzuschuss streichen – ja nee, iss klar!

    Passt aber doch ganz gut in das Umfeld des Flughafens…

    Ob Ihr auch in das Umfeld des Flughafens passt; probiert es doch selbst aus:

    http://www.gaetan.aero/avia-onlinetest.asp#

    Ist schon ein lustiger Test.

    Ãœbrigens: Täglich grüßt das Murmeltier; der RP-Leser, der schon vergessen hatte, welch“ zukunfunftsorientierte Bra(n)chen“ sich am Flughafen tummeln, wurde durch den Artikel vom 16.06.2010 nur noch mal erinnert….welche Jobmaschinen Weeze eigentlich zu bieten hat. Ein Schelm, wer diese `Errinnerung` mit den zeitgleich laufenden „Kontroversen Diskussionen um die Flughafenkredite“ miteinander in Beziehung setzt…

    http://www.gaetan.aero/PDF/RP-9_11_07.pdf

    Auch noch gleiche Autorin.

    Ob Sie für die `Recherche` zu Ihrem Artikel auch gegoogelt hat?

    http://www.erwerbslosenforum.de/nachrichten/10_102008100510_277_1.htm

    Auf der Seite 2 (oben rechts klicken: „Seite 2“ – nicht unten auf „weiter“) wird dann auch die gaetan data erwähnt.

     
  6. 3

    @Ein Beobaschter von Ausserhalb

    Otto werkt? Leih Dir einen Arbeiter (aus PL)! Die hausen in den ehemaligen Unterkünften, welche natürlich gegen klngende Münze vermietet werden.

    Ich mache meine eigene „Erfolgstory“ auf. Ich gründe eine Firma, biete Schulungen an, welche von der Arbeitsagentur/Kommunen aus dem Etat der BA bezahlt werden. Dann vermittele ich sie gegen Provosion an einen Billig-Groundhandler, der, wenn überhaupt, seinen eigenen Tarifvertrag aus Brandenburg oder MeckPomm anwendet. Ãœberstunden, Urlaubs-und Weihnachtsgeld, Schichtzulagen u. a. sind im Gehalt bereits drin. Betriebsräte oder Gewerkschaften sind sowieso Teufelszeug für das freie Billig-Unternehmertum.

    Es werden ihnen Arbeitsplätze an den Billig-Airports dieser Republik angeboten, Kosten für den Umzug oder Wahnungssuche haben sie gefälligst selbst zu tragen, wo kommen wir sonst hin. Man ist ja nicht die Caritas! Die Arbeiter werden mit befristeten Arbeitsverträgen ausgestattet und mittels Einarbeitungszuschüssen (von der BA) 1 bis 2 Jahre beschäftigt, dann lernen sie das Fliegen.

    Hauptsache raus aus der Statistik und den Etat geplündert. Zahlen sollen andere.

     
  7. 2

    Hallo, „Was sind „1200 Jobs” in Vollzeitstellen?“
    Vielleicht rechnen die ja in landwirtschaftlichen Großvieheinheiten:
    Mastschwein = 0,12 GV
    Ferkel = 0,01 GV
    Schaf = 0,1 GV
    100 Hühner = 0,8-1 GV
    320 Legehennen = 1 GV, oder so.
    Wundern würde es mich nicht

     
  8. 1

    Ich weiß, wo die vielen Jobs sind. Wir haben sie am Wochenende auf dem Flughafengelände gesehen. Jeder andere kann sie auch sehen. Man braucht nur die Aufschrift auf den Kleinbussen zu lesen, die dort herum stehen:

    OTTO WERKT