52 Kinder aus Kleve, Kranenburg und Bedburg-Hau werden im Sommer nicht auf die Schule gehen können, die die Eltern für sie wünschen. Das ist knapp jeder zehnte Schüler, eine ganze Menge also. Statt dessen, so die Stadt Kleve in einer Pressemitteilung von vergangener Woche, „haben [die Eltern] die Möglichkeit, ihr Kind bis zum 03.03.2017 an der Gesamtschule in Kleve-Rindern oder der Gesamtschule Oberstadt anzumelden“.
Dieser Hinweis aber löste ein Beben aus – vielleicht am besten zu ersehen an einem offenen Brief, den Eltern versandten und der deshalb hier in voller Länge nachzulesen ist:
Willkommen bei der Schullotterie – Klever Stadtrat spielt das „Spiel des Lebens“ mit 300 Grundschülern!!!
Wer in Kleve schulpflichtige Kinder hat, benötigt schon eine hohe Frusttoleranz und eine große Leidensfähigkeit. Die Schulpolitik in Kleve erscheint doch vielen mehr wie eine Achterbahnfahrt als ein durchdachtes Konzept von schulischen Möglichkeiten. Von hü nach hott, von links nach rechts und dann wieder eine Kehrtwende. Und wir Eltern sollen treu und möglichst still allen Wendungen folgen!
Erst werden gut funktionierende Schulen abgeschafft, dann eine neue Sekundarschule eröffnet und bevor sich diese etablieren kann, wird sie wieder abgeschafft, oder nein, erweitert und umbenannt in Gesamtschule, die aber von Eltern gar nicht gewünscht wurde. Planungssicherheit für die Schülerinnen und Schüler, für Eltern, für Lehrer und Schule: Fehlanzeige! Der Elternwille zählt – nur in Kleve nicht?! Das Affentheater im November in der Diskussion um die Sekundarschule ist uns allen noch sehr präsent.
Der Eindruck eines schlechten Treppenwitzes verstärkt sich jetzt wieder. Da wird der Realschule zugesichert, bei entsprechender Anmeldezahl vierzügig zu laufen, dem Freiherr- vom-Stein-Gymnasium wird es – wie in den letzten Jahren – ebenfalls in Aussicht gestellt und auch  die Gesamtschule in Rindern konnte von einer 6-Zügigkeit ausgehen. So ein entsprechender Ratsbeschluss mit einer beiläufigen Ausstiegsklausel. Und jetzt – die Anmeldezahlen sprechen eine mehr als deutliche Sprache, gelten Zusagen von jetzt auf gleich nicht mehr. – Dass es für etwa 50 Kinder am Ende heißen wird: „Schade, leider verloren, aber auf diese Schule kannst Du jetzt nicht gehen!“
Und dass bis dahin etwa 300 Familien in völliger Unsicherheit darüber gelassen werden, ob ihr Kind nicht eines von 50 ist. Das Losverfahren entscheidet dann, welche Schule es wird? Aber in der Lostrommel befinden sich keine Zettel, sondern junge, „echte“ Menschen, mit deren Biographien bereits jetzt „Das Spiel des Lebens“ gespielt wird: „Gehen Sie nicht über Los, ziehen Sie nicht…“
Monatelang haben sich Kinder, Eltern und Lehrer Gedanken über die richtige Schule gemacht. Grundschullehrer haben die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in Gutachten dokumentiert und in Gesprächen zur richtigen Schulform beraten. Die weiterführenden Schulen haben beim Tag der offenen Tür ihre Profile und Angebote dargelegt. Die Individualität der Schulen hat bei den Eltern und ihren Kindern zu der Entscheidung geführt, sich an „ihrer“ Wunschschule anzumelden.
All das spielt nun keine Rolle mehr. Das Los entscheidet.
Damit nicht genug: Diese Entscheidung wird „Schule machen“, sich etablieren und auch 2018, 2019 und alle folgenden Jahrgänge betreffen. Die Konsequenz daraus: Achtjährige oder neunjährige Schulzeit? – Das Los entscheidet! Ganztag oder Halbtag? – Das Los entscheidet! Geschwisterkinder auf zwei oder mehr Schulen? – Das Los entscheidet! Wir fordern: Kein Lotteriespiel mit unseren Kindern! Machen Sie Ihre Entscheidungen rückgängig!
Für besorgte Eltern: Familie Bleckmann, Chris Feige, Familie Spicker, Familie Lachmann, Familie Lange, Bettina Gerlach, Familie Heyne uvm
Die Demonstration der Eltern soll am Dienstag um 15 Uhr vor dem Interimsrathaus stattfinden.
Hier zur Dokumentation die Pressemitteilung der Stadt Kleve:
Schulentwicklung – Zügigkeiten der weiterführenden Schulen für das Schuljahr 2017/2018
Am 10.02.2017 endete das Anmeldeverfahren der weiterführenden Schulen in Kleve. Nach Auswertung der Zahlen mit den Schulleitungen der weiterführenden Schulen unter dem Vorsitz der Bürgermeisterin Sonja Northing wurden die vom Rat der Stadt Kleve am 09.11.2016 und 28.11.2016 festgelegten Zügigkeiten der weiterführenden Schulen wie beschlossen umgesetzt.
- Die Karl Kisters Realschule wird dreizügig
- Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium bleibt dreizügig
- Das Konrad-Adenauer-Gymnasium bleibt dreizügig
- Die Gesamtschule Rindern wird fünfzügig
- Die Sekundarschule wird zum 01.08.2017 in eine fünfzügige Gesamtschule umgewandelt
565 Schülerinnen und Schüler aus Kleve, Kranenburg und Bedburg Hau sind an den weiterführenden Schulen aufzunehmen. 34 Schülerinnen und Schüler haben sich an Schulen außerhalb von Kleve angemeldet bzw. sind aus Kleve verzogen. 15 Schülerinnen und Schüler sind aus anderen Gemeinden in Kleve angemeldet worden. Somit sind insgesamt 546 Schülerinnen und Schüler zu verteilen.
Für diese zu verteilenden 546 Schülerinnen und Schüler ist eine Klassenfrequenzstärke von 27 zugrunde zu legen und ermöglicht bei einem errechneten Wert von 20,22 die Bildung von lediglich 20 Zügen. Die Aufnahme eines vierten Zuges durch die Karl Kisters Realschule wäre nur bei der erforderlichen Bildung von 21 Zügen möglich gewesen.
Die Anmeldezahlen für das Freiherr-vom-Stein Gymnasium (103), das Konrad-Adenauer-Gymnasium (100) und die Karl Kisters Realschule (110) sind mehr als ausreichend, so dass der Ratsbeschluss vom 09.11.2016 hinsichtlich einer Dreizügigkeit umgesetzt werden kann. Die Schulleitungen werden nun die jeweiligen Anmeldungen sichten und die Zusagen in der kommenden Woche verschicken. Aufgrund der Begrenzung auf die Dreizügigkeit können, obwohl die Schulen bis zur Kapazitätsgrenze in Höhe von 29 Schülerinnen und Schüler je Eingangsklasse aufnehmen werden, nicht alle Anmeldungen (52) eine Zusage erhalten.
Die Eltern, die darüber informiert werden, dass ihr Kind nicht an der gewünschten Schule angenommen werden kann, haben die Möglichkeit, ihr Kind bis zum 03.03.2017 an der Gesamtschule in Kleve-Rindern oder an der Gesamtschule Oberstadt anzumelden.
Die beiden Gesamtschulen können gemäß Ratsbeschluss vom 09.11.2016 jeweils fünf Eingangsklassen bilden. An der Gesamtschule Kleve-Rindern haben sich 114 und an der Gesamtschule Oberstadt 92 Schülerinnen und Schüler angemeldet.
@24. Interna
Ein Blick in die Organisationsstruktur hilft da weiter:
https://www.kleve.de/de/inhalt/organisationsstruktur/
Frau Northing ist die Leiterin von Dezernat I und dazu gehört der Fachbereich 40 Schulen.
Frau Wier ist lediglich Fachbereichsleiterin.
Ich lege nichts auf Northings Schultern ab sondern zeige ihre Verantwortlichkeiten auf.
Es ist Aufgabe der Verwaltung aufgrund der Anmeldungen eine Entscheidung zu treffen.
Das ist der Schuldezernentin offensichtlich nicht zur Zufriedenheit der Eltern und der Schüler gelungen und hat erst einer Sondersitzung auf Antrag der CDU bedurft.
Glückwunsch an den Teil überehrgeiziger Eltern. Sie können ihre Sprösslinge nun an die Wunschschule ihrer Sehnsüchte befördern. In ein, zwei Jahren möglicherweise merken sie aber, dass es der Junge oder das Mädel doch nicht so packt. Nun wird absehbar, dass die Kinder dann mit einem niederschmetternden Zeugnis und einem geringen Selbstwertgefühl doch noch auf der vielgeschmähten Gesamtschule landen. Totz Nachhilfe, trotz Druck, trotz Elternwille. Tolle Zukunftsplanung.
Lieber Klaus,
Leiterin des Dezernats Schule ist seit vielen Jahren und heute immer noch Frau Wier.
Sie leitet seit Jahren ihr Dezernat ähnlich bürgerunfreundlich wie J.Rauer.
Wieso schieben sie dies der Bürgermeisterin in die Schuhe?
Offensichtlich ist dies eine zielgerichtete Schikane.
Es ist Aufgabe der Politik, insbesondere der schwarz-grünen Ratsmehrheit, mit einem vernünftigen Beschluss eine Lösung herbei zu führen.
Dies auf den Schultern der Bürgermeisterin abzulegen ist eine bewusste Ablenkung von den wahren Verantwortlichkeiten.
Fotos werden gerade hochgeladen. Das Ergebnis sei aber schon mal vorab verraten: Das KAG macht eine Eingangsklasse mehr (einstimmiger Beschluss), die Karl Kisters Realschule ebenfalls, und alle Probleme lösen sich in warmes Wohlgefallen auf. Jedes Kind kann auf die Schulform gehen, die die Eltern für richtig erachten.
Berichtet kleveblog hier nochmals zu dem Thema, vielleicht aus der Mehrzweckhalle Materborn?
Jede(r) Betroffene kann am morgigen Donnerstag selber erleben, wie die Schulausschußvorsitzende Fr. Tekath (SPD) die Entscheidung der Verwaltung für die größtmögliche Umverteilung und Nichtbeachtung des Elternwillens begründet/bewertet.
Im Anschluß kann man dann vielleicht noch erleben wie die Schuldezernentin Fr. Northing ihre Rolle rückwärts erklärt und ob es in der Zwischenzeit eine vernünftige Lösung gibt. Oder wird immer noch der Rat als Schuldiger vorgeschoben?
https://rat.kleve.de/ris/ris-2014/tagesordnung-oeffentlich-22.-x.-ratsperiode-sitzung-des-rates-5158796/
Die Verteilung der Plätze an den weiterführenden Schulen in der Stadt Kleve ist nicht abschließend geklärt. Der NRW Lehrerverband erhebt schwere Vorwürfe gegen die Klever Schulpolitik.
Der Protest wurde von der Stadtpolitik und Verwaltung einfach unterschätzt.
Die Probleme sind altbekannt und hausgemacht. So sehen es nicht nur zahlreiche Eltern, sondern auch der Lehrerverband „lehrer nrw“.
Kritisiert wird die Schulpolitik, weil sich diese nicht am Elternwillen orientiere.
Ein Vorwurf des Verbandes an die Stadt Kleve und den Stadtrat lautet: In Kleve hätten Rat und Verwaltung eins zu eins umsetzen wollen, was die rot-grüne Landesregierung seit Jahren propagiere und praktiziere. Schulen des längeren gemeinsamen Lernens würden protegiert und Schulen des gegliederten Systems geschwächt. „Hier sollten die Kinder als Manövriermasse für eine ideologisch motivierte Schulpolitik missbraucht werden“, sagt „lehrer nrw“ in einem Interview auf dem WDR.
Mit Manövriermasse so „lehrer nrw“ sei gemeint, dass die Schulen mit vielen Anmeldungen möglichst wenig aufnehmen dürfen, damit andere Schulen von den hohen Anmeldezahlen dann profitieren.
@18. HJ.M.B 46
Ich stimme Ihnen uneingeschränkt zu, möchte jedoch zu bedenken geben, dass meines Wissens an der Gesamtschule I die Anmeldezahlen kein Problem sind. Lediglich die Gesamtschule II (vormals Sekundarschule) ist von den Eltern nicht angenommen worden. Das liegt meiner Meinung nach aber nicht an einer grundsätzlich negativen Einstellung gegenüber Gesamtschulen oder medialen Angriffe, wie @17. Klafko behauptet, sondern schlichtweg an der Qualität dieser einzelnen Schule.
Und anstatt jetzt auf Basis der Anmeldungen einen Schulfrieden herzustellen, wird gewaltsam von der Schuldezernentin (und der Schulausschuß-Vorsitzenden?) eine Korrektur des Elternwillens durch ein Losverfahren versucht. Und genau diese Maßnahme hat dem Ruf der frisch gekürten Gesamtschule II so massiv geschadet, mal schauen ob sie sich davon noch erholen kann. In 12 Monaten gibt es die nächsten Anmeldungen und die Eltern der 3. Klässler sind hellwach.
Im übrigen bin ich mal gespannt, ob bei weniger als 100 Anmeldungen an der Gesamtschule II diese überhaupt die Zulassung von der Bezirksregierung bekommt. Aber wahrscheinlich werden dann einfach noch ein paar Kinder von der Gesamtschule I auf die II geschoben. Man muss schon festhalten, dass hat die Schuldezernentin Northing famos hinbekommen. Und das allerjämmerlichste ist dann sich hinter dem Rat zu verstecken.
Um im Sprachjargon des H. Klafko zu bleiben – was mir eigentlich zuwider ist- im nächsten Jahr werden die beiden Gesamtschulen mindestens 100 Schüler „abschulen“ oder „aussondern“ Das ist ja das Vokabular der Gesamtschulleiter. Und um bei Klafko zu bleiben: Die Oberstufenschüler der Gesamtschulen werden ihre ehemaligen „outgesourcten“ Mitschüler in den „Bauch rammen“ und als „Versager “ abstempeln. Mir wird übel, wenn ich die Klafko Argumentation und Begriffe übernehme. Solche Vokabeln, wie sie von Gesamtschulideologen ständig benutzt werden, basieren auf menschenverachtenden Gesinnungen. Gottseidank haben das viele, viele Eltern erkannt und der Gesamtschule den Rücken gekehrt.
Bravo, der mediale Angriffsmodus der RP und anderer Medien zeigt Wirkung. Große, arme Kinderäuglein vorm Interimsrathaus, die doch ach so gerne beim Marsch durchs Gymnasium ihre Ellbogen lieber ihren (ehemaligen) Freunden aus der Grundschule in die Seite rammen, als an eine Gesamtschule zu gehen. Bei den Elternprotesten für KKR oder das Stein geht es weniger um Bildung oder Sozialkompetenz, hier herrscht ein gnadenloses Selektionsprinzip zur Optimierung individuellen Gewinnstrebens, nichts weiter. Leider denkt niemand an die Kinder der jetzigen Sekundarschule/Gesamtschule zwei, die durch solcherlei Aufritte und massive Parteinahme als „Versager“ stigmatisiert werden. Das billige Herstellen von Antonymen – gute Schule (KKR/Stein/KAG) – schlechte Schule (Gesamtschule/Sekundarschule) ist ziemlich provinziell, aber so ist’s halt zuweilen am Niederrhein.
@15. wellewahnsinn
„… die Gesamtschule II, die keiner je wollte …“
Wie bitte?
Eine Gesamtschule, die keiner wollte?
Haben Sie die massiven ELTERNproteste im November letzten Jahres vergessen, die zu der (schnellen) Umwandlung der Sekundarschule in eine Gesamtschule geführt haben?
@13 Iwaw und @12 Klaus
Also, Eltern, Lehrer und Schulleiter, bis zur oder bei der Ratssitzung am 2.3.17 weiter Präsenz zeigen und sachliche Argumente gegen die Unvernunft ziehen. Der Klever Bürgermeisterin scheint nicht klar zu sein, dass sie langfristige Entscheidungen mitträgt, für die sie dann auch verantwortlich gemacht wird. Da reicht pseudo-empathisches Auftreten wie gestern vor dem Rathaus leider nicht.
Fast schon lustig, wie die Zahlen und Züge so hingebogen werden, dass auf jeden Fall die Gesamtschule II, die keiner je wollte, ihre Daseinsberechtigung erhält.
Und wie die Verantwortung zwischen Rat und Bürgermeisterin hin- und hergeschoben wird. Kindergarten…ach nee, weiterführende Schule!
@13. Iwaw
Danke für diese Information. Das ist mehr als eindeutig.
Ich habe noch nie zweimal geschrieben, aber nachdem ich heute die Zeitung gelesen habe….
Frau Tekath als Schulausschussvorsitzende lässt verlauten, wer keinen Platz am Gymnasium bekommt, kann ja zu den anderen Schulformen wechseln, Kinder gewöhnen sich schnell daran. Als Frau Tekaths Tochter zur Schule ging, war es nicht zu übersehen, wie das Kind zu Höchstleitungen seitens der Mutter angetrieben wurde.
Ich möchte mir nicht vorstellen, wie Frau Tekath reagiert hätte, wenn der frühere Schulausschussvorsitzende so etwas zu ihr gesagt hätte.
Aber nun gilt ja das Floriansprinzip; meine Kinder sind durch, was interessiert mich der Rest, eine typische Politikerhaltung in der letzten Zeit. Sehr traurig und Sie sollte sich überlegen, ob Sie den richtigen Job hat und macht. Wenn man die Bundes-SPD mit einem Wechsel des Vorsitzenden auf Vordermann bringt, dürfte das für Kleve ja eine leichte Ãœbung sein. Vielleicht erreicht man dann ja dieselben Rekordzuwächse wie Berlin.
@11. wellewahnsinn
….und anstatt jetzt den Frieden mit den neuen Schulformen zu schließen und den Elternwillen umzusetzen, versucht die SPD immer und immer wieder der Realschule und den Gymnasien das Leben möglichst schwer zu machen.
Dabei schreckt sie auch nicht davor zurück die Bürgermeisterin zu instrumentalisieren. Und die ist so dumm und fällt auch noch darauf rein. Ich bin mal sehr gespannt auf die Sonder-Ratssitzung, die von der CDU beantragt wurde, und nicht von der Bürgermeisterin angesetzt wurde, wie sie jetzt versucht es darzustellen. Man kriegt zunehmend den Eindruck, dass Nothing alle drei Monate in einen neuen Misthaufen tritt. Die harte Realität ist halt doch anders als die Versprechungen im Wahlkampf. Bürgermeistersein ist nämlich richtig harte Arbeit und nicht nur Grüßaugust(ine).
@ 9 auditor @ 6 agitator
Hm, das Ärgernis der Klever Schulpolitik ist jahrzehntealt: ein prinzipiell gut funktionierendes dreigliedriges Schulsystem wurde ausgehöhlt, alle gut funktionierenden Hauptschulen wurden abgewickelt, eine der beiden Realschulen und eins der drei Gymnasien geschlossen – laut Elternwillen wurde eine Gesamtschule in Kleve eröffnet. Soweit- so bekannt.
Neu ist, dass Anmeldezahlen derart manipuliert und rumgerechnet werden, bis auch die zweite Gesamtschule, die keiner wollte, voll ist. Rot-grün lässt grüßen. Leistung darf kein Schimpfwort sein. Chancengleichheit gibt es nicht, Chancengerechtigkeit schon. Und was das alles kostet. Ja, unsere Steuergelder. Und wie viele Wählerstimmen das kosten wird…Bin gespannt auf die Erklärungen aus dem Rathaus gleich.
„Weil so schliesst er messerscharf, nicht sein kann was nicht sein darf.“
Morgenstern
Alles was wir in der Politik zur Zeit erleben, scheint schon früher bekannt gewesen zu sein. Im Zweifel werden auch hier Tatsachen in Frage gestellt (Elternwunsch, Eignung, Anmeldezahlen etc.) um die eigene Theorie und die eigene Planwirtschaft wird rauf dem Rücken der Kinder ausgetragen.
Lieber Rat der Stadt Kleve kommt heraus außer eurer Fixiertheit und hört auf eure Bürger die gleich vor eurem Rathaus stehen.
Es geht doch nicht um Kinder die nur Anschluss suchen, sondern es geht um Bildung. Einem hohen Gut….
Wenn die SPD Ratsvorsitzende sagt (heute in der RP), dass Kinder in diesem Alter auch auf anderen Schulformen schnell Anschluss finden, dann wird das wahre Problem leider nicht verstanden.
@ 6 Agitator
Ich stimme Ihnen zu, die erheblich gestiegene Abiturientenquote ist politisch motiviert und lässt kaum auf eine Intelligenzexplosion der jüngeren Generation schließen. Der Wunsch vieler Eltern, vielleicht sogar eine gefühlte Notwendigkeit, den eigenen Kindern den bestmöglichen Schulabschluss mit auf den Weg zu geben, ist allerdings auch absolut verständlich. Welcher Abschluss bietet denn die aussichtsreichsten Perspektiven, wenn nicht das Abitur? Mit jeder minderen Qualifikation wird es schwieriger erfolgreich ins Berufsleben zu starten. Die Zeiten, in denen ein fleißiger Handwerker mit Haupt- oder Realschulabschluss regelmäßig finanziell in der gesicherten Mittelschicht ankommt sind vorbei, hier wird wohl eher bis zur Altersarmut knapp über Mindestlohn gearbeitet. Man kann dies, je nach Sichtweise, als Abstiegsängste der Eltern oder als klare Sicht auf die gesellschaftlichen und sozialen Entwicklungen seit den 90er Jahren und pragmatische Beurteilung der Zukunft bezeichnen.
Die Entscheidung für das Gymnasium und gegen die Gesamtschule ist aber eben genau kein Anzeichen dafür, dass Eltern den Nachwuchs allein mit einem Abitur ausstatten wollen (diese ist am Gymnasium sicherlich nicht einfacher zu erwerben), sondern eine bewusste Entscheidung für ein gänzlich anderes Konzept, welches erwartungsgemäß hierfür geeignete Kinder besser auf den weiteren Lebensweg vorbereitet. Nicht jeder ist überzeugt vom Nutzen des „längeren gemeinsamen Lernens“, insbesondere für leistungsstarke Kinder.
Was sich die Politik in Kleve hier erlaubt ist eine Frechheit. Gut funktionierende Schulen mit ausreichenden Kapazitäten und hoher Akzeptanz werden aus ideologischen Gründen zugunsten von Schulen geschwächt, deren Verantwortliche vielleicht einmal überlegen sollten, wieso so viele Eltern diesen Lehranstalten kein Vertrauen schenken (könnte es z. B. am Konzept liegen oder schon bei der Selbstdarstellung bei Informationsveranstaltungen hapern?). Wieso läuft dieses Thema beispielsweise in der Nachbarkommune Goch, in der es zwei Gymnasien und eine anerkannt erfolgreiche Gesamtschule gibt, so geräuschlos ab?
Ich kann den Protest der Eltern absolut nachvollziehen, schließlich geht es um die Zukunft der Kinder, eine Zwangszuweisung zu einer nicht für geeignet gehaltenen Schule ist nicht akzeptabel!
Für mich überraschend, dass die Vorsitzende des Schulausschusses und Fraktionsvorsitzende der SPD Frau Petra Tekath zu der Vorgehensweise der Schuldezernentin Sonja Northing bisher keine Stellung bezogen hat. War diese Vorgehensweise, insbs. die Festlegung auf 19 Züge, mit der Schulausschuss-Vorsitzenden abgestimmt oder vielleicht sogar von der SPD-Fraktionsvorsitzenden so erzwungen, um die Gesamtschulen in Kleve auf Kosten der etablierten Schulen in Kleve zu stärken?
So richtig das sein mag, was @3 und 4 sagen: Das Grundproblem liegt m.E. darin, dass man sich nicht recht entscheiden kann, was man denn nun will. Wenn es längeres gemeinsames Lernen sein soll, macht es keinen Sinn, immer mehr „Angebote“ für die Schüler und Eltern nebeneinander zu stellen (Sekundarschule, Realschule, Gesamtschule, früher Hauptschule, … was es sonst noch in anderen Städten geben mag). Irgendeines dieser Angebote wird am Ende die „Verliererschule“ sein.
Ich habe meine Schule in einem Schulsystem abgeschlossen, wo es im staatlichen Schulsystem neben dem Gymnasium (das zu Gunsten einer Gesamtschule „für alle“ abzuschaffen nur ein rot-grüner Wunschtraum bleiben wird) lediglich eine Schulform für die Sekundarstufe gab (hieß dort „Mittelschule“). Hat auch funktioniert.
Daneben kann man dann allenfalls noch private Schulformen als Angebot stellen, für die dann eben bezahlt werden muss – etwa für Schüler mittlerer Leistungsfähigkeit, deren Eltern Angst vor der „Einheitsschule“ haben und dafür erheblich Geld auszugeben bereit sind.
Vielleicht sollte man mal erkennen, dass nicht jedes Kind Abitur machen kann. Waren es vor 25-30 jahren noch ca 1/4 der Kinder, sind es heute mehr als die hälfte. Ein Irrglaube wäre, zu denken, dass die Intelligenz der Kinder in den letzten 20 Jahren zugenommen hat. Eher ist es die Qualität der Beschulung die stetig einen abwärtstrend zeigt.
@Andreas Bulkens Der Kommentar enthält viele gute Gedanken. Ein Psychologe hat mir mal erzählt, dass sich in der Sorge um die Schulkarrieren der Kinder vor allem die (sozialen) Abstiegsängste der Eltern spiegeln. Da ist was dran, denn wenn die Eltern mal auf ihre eigene Schullaufbahn blickten, sähen sie, dass die (vermutlich) auch nicht so glatt verlaufen ist, wie man es sich jetzt für das eigene Kind wünscht. Aber dieses (Einstellungs-) Problem zu lösen ist etwas komplexer als jetzt vier Dutzend Schüler so unterzubringen, dass die Eltern nicht auf die Barrikaden gehen.
Elternwille: Nur noch Gymnasien. Das Kind muss um jeden Preis ein Gymnasium besuchen und auf Biegen und Brechen durchs Abitur gegeisselt werden.
Gelegte Realität, schon in den Grundschulen forciert.
Lehrerinnens Lieblingseltern bekommen halt entsprechende Empfehlungen.
Das Gros der Eltern scheint zu denken, dass ihr Kind (ihre Kinder) unbedingt und um jeden Preis auf einem Gymnasium das Abitur machen müssen.
Das die Sekundarschule gescheitert ist, hat in Kleve viele Gründe. Einer mag sein, dass sich kaum Lehrkräfte für die Provinz rekrutieren lassen, ein anderer mag sein, dass Frau Löhrmann ihren vollmundigen Versprechungen bestenfalls im Gründungsjahr nachgekommen ist. Auch haben die Eltern nicht akzeptiert oder verstanden, dass Sekundarschule und Gesamtschule parallel gleiche Inhalte unterrichten. Ãœbel war, dass auch die Gesamtschule (keiner wird es so zugeben) Rosinenpickerei betrieben und nur die besseren Schülerinnen und Schüler aufgenommen hat, der Ãœberhang wurde an die Sekundarschule „verwiesen“.
Auch der Schulstandort der Sekundarschule war nicht wirklich gut … Schimmel, Asbest, verwinkelt und irgendwie mehr Ghetto als Schule.
Den Standort Bedburg-Hau hat man von Anfang an stiefmütterlich behandelt … und der hätte nun wirklich Potential.
Elternwille … naja, der mag ggf. wahrgenommen werden, aber Eltern haben kein echtes Mitspracherecht. Sie können wünschen, empfehlen und dürfen zuarbeiten…aber wer sich das Schulgesetz NRW mal anschaut (es ist kein Brocken), der wird rasch erkennen, dass Eltern bestenfalls eine Nebenrolle als Laiendarsteller einnehmen können.
Den Willen mag es geben, danach richten muss sich aber niemand.
Die Sekundarschule war der Puffer, das Inklusionsalibi, mehr nicht.
Die Eltern sind nicht annähernd so dumm wie geglaubt. Das die umbenannte Sekundarschule jetzt also als Gesamtschule firmiert bedeutet ja weder einen konzeptionellen noch einen personellen Wechsel. Gleicher Laden, anderer Name – so wie bereits beim Ãœbergang von der Haupt- zur Sekundarschule.
Und ganz ehrlich: Es wird sich nichts ändern. Lehrermangel, Unterrichtsausfälle, gezielte Vorbereitung auf die Pisa-Tests und am Ende Kinder, die nicht wirklich was gelernt haben. Durchgewunken um der Quote Willen.
So war das im letzten Jahr der Hauptschule in Bedburg-Hau, so ist das aktuell an der Sekundarschule und so wird es auch an der „neuen“ Gesamtschule fortgeführt werden.
Kinder, Eltern … lästiges Volk … man muss Grundlagen schaffen und beschränkt sich dabei auf die Statistik.
Und NEIN, ich rede und schreibe nicht von Dingen, von welchen ich keine Ahnung habe. Ich war Klassenpflegschafts- und Schulpflegschaftsmitglied im Gründungsjahr der Sekundarschule, habe die scheidende Hauptschule auch live miterlebt.
Eltern haben keine Mittel …
Leider!
Gut gebrüllt!
Besorgte Bürger und besorgte Eltern, das nimmt sich nicht viel. Jahrelang wurden in Kleve durch das Anmeldeverhalten dieser besorgten Herrschaften sozial-emotional schwierige Kinder und andere „Problemschüler“ vornehmlich auf der Sekundarschule abgeladen. Damit hielt man sich den Rücken frei für das ungestörte Lernen der dem klassischen Bildungsziel verpflichteten bürgerlichen Gesellschaftsschichten, die bei Schulexperimenten, die sich das Streben nach Chancengleichheit auf die Fahne geschrieben haben, gerne mal die Nase rümpfen. Und so kam es wie es kommen musste: Die self-fullfilling prophecy nahm unaufhaltsam ihren Lauf. Klar, dass man sein hochbegabtes Kind nur ungern zu einer Schule schickt, die jede Menge Rabauken in ihren Reihen hat. Sie hat auch tolle Kinder in ihren Klassen, aber das zählt bei den „besorgten Eltern“ natürlich nicht. Anstatt den Schulen des längeren gemeinsamen Lernens eine Chance zu geben, wurde von Anfang an der Begriff „Restschule“ in den Mund genommen und dieses Image hat sich verselbstständigt. Als im vergangenen Novermber auch noch die Grünen mit Frau Meyer-Wilmes an der Spitze einen gewaltigen Kübel Dreck ausgekippt hatten, war der Drops gelutscht. Jetzt ist die Karre festgefahren. Versagt hat aber nicht Frau Northing, sondern die Schulpolitik in all den Jahren zuvor, als Theo Brauer sein blütenweißes Lächeln in die Kamera hielt. Wenn ein Gymnasium 2012 geschlossen worden wäre, die Kinder fair verteilt worden wären und die Gymnasien und die hochgelobte Kisters Realschule all die „Schulversager“ nicht bei der Sekundarschule oder Gesamtschule „abgeschult“ hätten, sähe die Sache heute anders aus und viele, die heute das Schreckensbild „Lotterie“ an die Wand malen, würden ihr Kind heute gerne auf eine dieser Schulen schicken. Aber diese Chance gab es nie. Das, liebe Eltern und eure Vorgänger, ist das wirkliche Armutszeugnis.
Schulpolitik in Kleve!
Wiedermal eine Ratsentscheidung die seinesgleichen sucht.
Ich frage mich, wie entstehen solche absurden Entscheidungen. Mangelnder Sachverstand oder Taktik?
Es ist wohl eher beides.
Eines ist sicher, unsere Kinder, unser Nachwuchs wird hier nicht entsprechend berücksichtigt.
Lieber Rat, sie zerstören die Seele vieler Kinder.
Ein Grundschüler z. B. welcher viele Jahre gute bis sehr gute Leistungen gebracht hat mit dem Ziel auf das Gymnasium zu kommen, wird jetzt vom Rat bestraft.
Das ist Betrug an diese Kinder.
Sehr traurig liebe Ratsmitglieder. Vielleicht haben sie ja selber Kinder in solch einer Situation. Aber davon kann man wohl kaum ausgehen.
Sie sollten es sich nicht so leicht machen, es gibt Lösungen das wissen sie. Denken sie um!
Der Aufstand vieler Eltern ist doch nur eine logische Konsequenz.
Liebe Entscheider ich empfehle hier folgenden Artikel. Er könnte helfen!
https://guteschuleblog.wordpress.com/2017/02/19/ideologie-oder-kindeswohl/
Da die CDU für heute eine Erklärung in Sachen Schulpolitik vorbereitet hat, ist der geneigte Leser auf der Suche nach dieser:
Google: CDU + Kleve = http://www.cdu-kleve.de/
„Willkommen auf der Homepage der CDU-Kleve In unserer Heimatstadt bewegt sich viel, ob Hochschule, Schulen, Stadtentwicklung, Infrastruktur oder Kultur.“
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Michael Bay von den Grünen ist das auch nicht viel besser. Er nickt nur noch ab. Vor ein paar Jahren hätte er sich für dieses Thema noch nackt an das Rathaus ketten lassen.
Die Herren wirken alle müde, ob Verwaltung oder Rat. Es wird Zeit für ausgebildeten Nachwuchs, aber den hält man ja knapp.
Fazit zum Schulthema: So etwas hat es in Kleve noch nicht gegeben. Aber leider hörte man diesen Satz in den letzten Jahren schon bei anderen Themen sehr oft.