Kirchenaustritte: So schnell kannst du gar nicht gucken

Verwaister Altar: Die Menschen laufen der Kirche davon

Um 0:00 Uhr am 1. Februar schaltete das Amtsgericht Kleve neue Termine für eine zurzeit sehr begehrte Dienstleistung frei – für die einige Minuten in Anspruch nehmende Prozedur des Kirchenaustritts. Wer am gleichen Tag um 9:00 Uhr einen dieser Termine buchen wollte, dem sprang im zweiten von insgesamt vier Schritten bei der Buchung schon die folgende Mitteilung entgegen: „Leider stehen in den kommenden Wochen für die ausgewählte Dienstleistung keine Termine mehr zur Verfügung. Neue Termine werden ab dem 01.03.2022 zur Verfügung gestellt.“

Selbst diejenigen, die in dem eng bemessenen Zeitfenster zwischen Mitternacht und frühem Vormittag zum Zuge kamen, müssen sich in Geduld üben. Die offizielle Erklärung, der Kirche den Rücken kehren zu wollen, ist frühestens ab April möglich – die Termine werden zwei Monate im Voraus vergeben. Wer also einen der nächsten möglichen Termin (Freischaltung 1. März) buchen möchte, ist frühestens im Mai an der Reihe.

Auf der einen Seite wollen die Gläubigen in Scharen eine Institution verlassen, die von vielen Skandalen erschüttert ist, auf der anderen Seite sorgen die pandemiebedingten Einschränkungen des Besucherverkehrs auf der Schwanenburg für einen Rückstau in nie gekannter Größe. Gegenwärtig werden nur drei Austritte pro Tag bearbeitet. Nimmt man den Andrang auf das Online-Formular zum Maßstab, könnte es offenbar locker die zwanzigfache Menge sein.

Im Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichts Kleve traten im vergangenen Jahr 896 Menschen römisch-katholischen oder evangelischen Glaubens aus der Kirche aus. Im Vergleich zum Vorjahr (605) bedeutete dies schon einen Anstieg um 30 %. Wenn die rigide Terminvergabe beibehalten wird und der Andrang konstant bleibt, erlauben die rund 250 Werktage in diesem Jahr also rechnerisch höchstens 750 Austritte, die über das Amtsgericht abgewickelt werden. Man kann aber auch zu einem Notar gehen, um die Austrittserklärung abzugeben.

Im Kreis Kleve leben rund 180.000 Katholiken (57 Prozent der Gesamtbevölkerung). Angesichts der schon seit Jahren hohen Austrittszahlen sagte Propst Johannes Mecking schon 2020 in einem Gespräch mit der Rheinischen Post: „Die erneut deutlich gestiegenen Austrittszahlen machen deutlich, dass wir viele Menschen ganz offensichtlich nicht mehr erreichen.“

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50 Kommentare

  1. 49

    Mmuuuh, als Fachstier zur Errregung öffentlichen Ärgernis hätte ich da mal ein Frage zu mmuuuhen:
    Bloggen hier auch ein paar Juristen mit, mmuuuh zum Beispiel unter kaschierenden Synonymen. Ja, mmuuuh? Dann könnten diese Under Cover-Juristen hier vermmuuuhtlich mal erklären, warum die evangelische und die katholische Kirche noch immer Jahr für Jahr zusammen EUR 590 Mio an Staatsleistungen gemäß Art. 138 Abs 1 der Weimarer Verfassung (WV) vom 11.08.1919 erhalten, mmuuuh der Art. 138 Abs. 1 WV wurde ja bekanntlich mit Art. 140 ins Grundgesetz (GG) übernommen – siehe hier: https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_140.html
    Und jetzt, mmuuuh? Eine Überführung in Landesgesetze gibt es bis heute nicht, mmuuuh vermmuuuhtlich von kirchennahen Politikern im Streit der 14 Föderalen (16 – Hamburg und Bremen) verpennt. Völlig out ist gar der zweite Satz des Art 138 Abs. WV „Die Grundsätze hierfür stellt das Reich auf.“ Mmuuuh, welches Reich bitte? Mmuuuhschreck, da steckt der Karren vermmuuuhtlich schon wieder so tief im Kirchensumpf, dass selbst der Bauer ihn mit seinem großen neuen Traktor nicht da herausziehen kann, mmuuuh das ist alles viel zu schlüpfrig. Wer, mmuuuh, weiss eine Lösung für dieses Dilemma, mmuuuh sonst kackt der perpetuum mobile Goldesel die vorgenannten Kirchen gar weiter mit Golddukaten zu?

     
  2. 48

    Laut Selbstverständnis der Kirchen sind ihre wesentlichen Aufgaben: Seelsorge, die Vermittlung eines ethischen und moralischen Grundgerüstes, und (materielle?) Hilfe. Habe ich noch was vergessen? Diese Aufzählung von mir enthält jetzt bewusst keine Gewichtung, die Reihenfolge ist unerheblich.

    Zur Seelsorge:
    Das ist mich der falsche Begriff, ich würde ihn lieber ersetzt sehen durch ‚Trost spenden‘. Nach welchen Maßstäben und in welche Richtung soll denn geseelsorgt werden? Nach dem Alten Testament (Auge um Auge, Zahn um Zahn) oder nach dem Neuen Testament (… dann halte auch die andere Wange hin). Mich würden mal die Predigten der deutschen Militärseelsorger für unsere Bundeswehrsoldaten in Mali oder vormals in Afghanistan interessieren. Wenn die niederschriebene christliche Lehre in sich schon derart widersprüchlich ist, dann besteht höchste Gefahr, dass eine Seelsorge zur Propaganda wird, dass nur die jeweils passenden Rosinen rausgepickt werden, dass Wort und Tat weit auseinander laufen.
    @Jim hat hier sehr gute und tiefsinnige Gedanken über Seelsorge und Trost spenden geschrieben. Zuhören ist klar, Hinterbiebene von Katastrophenopfern z.B. brauchen ganz dringend Tröster und Zuhörer. Krankenhausseelsorger sind wichtig, genauso wie telefonische Anlaufstellen für Suizidgefährdete. Aber hat das was mit Rom und Münster zu tun?

    Zur Vermittlung eines ethischen und moralischen Grundgerüstes:
    Die wöchentliche Predigt in der Kirche und der Religionsunterricht in der Schule sind Tradition. Mit welchen Inhalten und Mitteln das heute geschieht, darüber maße ich mir kein Urteil an, dazu bin ich schon zu lange raus. Wenn ich aber sehe, dass in unserer Gesellschaft die Ellenbogenmenschen und die Angstbeisser immer mehr die Oberhand gewinnen, dann reichen die kirchlichen Bemühungen wohl nicht aus. Da müssen wir alle ran, aber dafür brauchen wir nicht den Segen von Rom und Münster.

    Zur Hilfe:
    Wenn jemand keinen Ausweg mehr sieht, ist die Ursache oft simple materielle Not. Helfen die Kirchen hier? Jein. Weiter unten hatte ich ja erwähnt, dass allein der Einsatz des weltlichen Besitzes der christlichen Kirchen ausreichen würde, Armut und Hunger weltweit nachhaltig zu beseitigen. Geschieht etwas? Nur durch hohen Einsatz christlicher ehrenamtlicher Individuen. Ich habe hohen Respekt und große Sympathie für Initiativen wie z.B. der ‚Tafel‘, sowas ist enorm wichtig und wertvoll. Aber wie handeln Rom und Münster? Oje…

     
  3. 45

    @37
    „Burn-out ist in meinem Beruf ein großes Problem““

    Jesus hat sich dafür sogar kreuzigen lassen.

    Jedenfalls blasen uns das diejenigen permanent von der Kanzel um die Ohren, die angeblich Burnout haben.

    Passt irgendwie nicht zusammen. Sorry.

    Aber heute hat ja jeder Burnout.

     
  4. 44

    „Es gibt viele,die sind in der Kirche, aber sie sind ausser der Kirche; und es gibt viele, die sind außer der Kirche, aber sie sind in der Kirche“ (Augustinus)

     
  5. 43

    Bei meinem Kirchenaustritt, vor fast 50 Jahren in Berlin, gab es noch eine ‚offizielle‘ Bedenkzeit: Eine 6-wöchige Wartefrist zwischen Antragstellung und Wirksamkeit des Antrags. Das wurde aber auch so kommunizert, und das fand ich ok. Aber jetzt eine inoffizielle Wartezeit unbekannter Dauer vorzuschalten weil das Personal überlastet sei (Oh Weh und Ach), das ist nicht mehr ok.

    P.S.: Ich war katholisch. Während der 6-wöchigen Bedenkzeit kein Mucks seitens der katholischen Kirche. Nur die Tabor-Gemeinde hat mich überraschend persönlich angeschrieben und mir mehrmals ihr Gemeindeblatt in den Briefkasten gesteckt. Von denen hatte ich vorher noch nie gehört, denn die waren evangelisch.

     
  6. 42

    Jim auch hier kann ich Ihre Argumente gut verstehen. Richtig gut wäre, wenn man bereits in der Schule lernen könnte dass es durchaus professionelle Hilfe gibt, es legitim ist diese anzunehmen. Die Ansätze sind zwar da, doch geht noch deutlich mehr.

    Noch besser wäre, den Kidi´s einen Unterricht bzw. ein Pflichtfach zum positiven Denken / gute Lebensführung anzubieten. Wir hätten weniger Leid und glücklichere Menschen. Nebenbei, das verkneife ich mir hier nicht, gäbe anzunehmend mehr Menschen die weniger Menschen die Kirchensteuer zahlen würden, weil sie ihr Leben allein auf die Reihe bekommen. Letzter Satz schließt Spiritualität natürlich nicht aus.

    Hilf Dir selbst, dann hilft dir Gott (und nicht der Pfarrer…).

     
  7. 41

    Ich finde es schade, das die engagierte Arbeit von so vielen von ein paar Hohlköpfen (viele davon mit hohen Posten) und ein paar (im Verhältnis wenigen) Verbrechern so überschattet und am Ende kaputt gemacht wird. Gute und engagierte Menschen bleiben auch ohne eine Institution (die dafür die Lorbeeren kassiert) gute und engagierte Menschen.

    Es steht jedem einzelnen Menschen frei, ob man da Mitglied sein möchte oder nicht. Es gibt sicher Ausnahmen, die es sich beruflich nicht leisten können, aber im allgemeinen wirkt hier nun ein des freien Marktes. Und bei der (noch) Macht der Kirchen ist es auch ein demokratischer Prozess.

     
  8. 40

    Therapie und Seelsorge ist nicht dasselbe. Aber ich glaube Seelsorge in der Gemeinde kann helfen bei Menschen, die professionelle Unterstützung benötigen, die Hemmschwelle therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen abzubauen. Und kann helfen stabil zu bleiben. Viele Menschen sind zu sehr alleine selbst wenn sie Familie haben

     
  9. 39

    Es ist vielleicht garnicht so schlecht wenn man ein paar Monate warten muss bis zum Austrittstermin beim Amtsgericht. Die Zeit kann genutzt werden, um noch mal intensiver über diesen Schritt nachzudenken. Wie @30. Jim korrekterweise anführt, gibt es gute Gründe diese Gemeinschaft zu unterstützen, Mitglied zu sein und vielleicht sogar aktiv an einer Umgestaltung mitzuwirken. Spontanentschlossene können ja jederzeit zum Notar gehen. Den Termin bekommt man innerhalb von wenigen Tagen.

     
  10. 38

    @Jim, Zitat: „Was also tun, wenn das Leben warum auch immer (Krankheit, Trennung, Tod, wirtschaftliche Not, …) aus dem Ruder läuft? Zum Seelenklempner? „Ich bin doch nicht bekloppt!“ werden nicht wenige denken. Ok, aber was tut ein nicht „bekloppter“ Mensch, wenn das Wasser bis zum Hals steht oder einfach alles zu viel wird? Richtig! Nichts! Denn nur „Verrückte“ begeben sich ambulant oder stationär in Behandlung. Ja, viele Menschen sind viel aufgeschlossener als noch vor 20 Jahren, aber man selbst gehört nicht zu denen, die eine Therapie benötigen, ist doch klar! Also gut, was tut ein Mensch, der ganz „normal“ ist und sich wie ein Geländewagen im unwegsamen Gelände festgefahren hat? Nein, kein Abschleppwagen, der würde auch stecken bleiben, sondern ein Ohr. Ein Ohr d.h. üblicherweise im Doppelpack. Die Ohren können beispielsweise einem Nachbarn, einer Kollegin oder einem Bekannten gehören. Das ergibt sich aber oftmals nicht. Also wer hört zu, spricht zu einem, wer kann Rat geben oder Trost spenden? Früher war das weniger die Frage.“

    Ich weiss was Sie meinen. Insofern Kirche die erste Anlaufstelle zur Weiterleitung an professionelle Kräfte ist, bin ich bei Ihnen. Dennoch geht für Menschen in schwierigen Lebensphasen der Weg an einem ausgebildeten Therapeuten nicht vorbei.

    Mir sind 2 Fällte bekannt, da wurde jemand üner 10 und der andere fast 20 Jahre lang von einem Pfarrer mit Glauben, Gott usw. „therapiert“. Das ist nicht nur daneben gegangen, nach einer richtigen Thearapie (ca. 1 Jahr) wirft die Person dem Pfarrer und der Kirche vor, ihr 20 Jahre ihres Lebens gestohlen zu haben.

    Natürlich sind die Menschen mit psychischen Problemen „verrückt“ (o.k. – will keiner hören). Sie sind nicht mehr in ihrer Mitte, sie fühlen sich nicht mehr wohl, kommen ggf. nicht ehr allein zurecht. Ein guter Therapeut hilft diesen Menschen wieder in die Spur, u.a. Dinge wieder „zurecht zu rücken“, Dinge in ihrem Leben so zu stellen, zu heilen, sie in ihren Gedanken, Emotionen, in ihrem Leben wieder ins Autonome zu begleiten, sie richtig zu „rücken“.

    Dafür ist ein Geistlicher nicht ausgildet, es sei denn er ist anerkannter Therapeut. Das allein der Glaube und Religion bei psychsichen Erkrankungen Berge versetzten kann, das sehen wir an Sekten und anderen Gruppierungen – mit katastrophalen Folgen.

     
  11. 37

    @36 Chewgum „Das stimmt so nicht.“

    Dass beide Kirchen direkt oder über kirchliche Trägerschaften viele soziale Angebote bieten, ist unbestritten. Worauf ich hinaus will, ist die Seelsorge in der Gemeinde. Die gehört nach wie vor zu den Aufgaben von Gemeindepfarrern. Nur wird diese sehr wichtige Aufgabe an den Rand gedrängt. Viel Arbeit mit Verwaltung, Zusammenlegung von Gemeinden, zu viele Gläubige pro Pfarrer und zu wenig Mitarbeiter erschweren die Arbeit von Gemeindepfarrern. Das geht zu Lasten der Seelsorge in den Gemeinden und es geht zu Lasten der Gemeindepfarrer.

    In einem Artikel im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL erzählt ein evangelischer Gemeidepfarrer wie sein Alltag ist.

    Aus dem SPIEGEL-Artikel
    „Alltag eines Dorfpfarrers
    „Burn-out ist in meinem Beruf ein großes Problem““

    https://www.spiegel.de/spiegel/unispiegel/beruf-pfarrer-burn-out-ist-in-meinem-beruf-ein-grosses-problem-a-1254022.html

    „Ich glaube, in der Kirche muss sich einiges verändern, damit sie zukunftsfähig wird. Das bedeutet nicht, dass früher alles schlecht war oder falsch gehandhabt wurde – die Gesellschaft hat sich verändert, und wir müssen uns darauf einstellen.

    Wir sollten zum Beispiel raus aus einer ‚Kirchensprache‘, die keiner mehr versteht. Wer innerlich begeistert ist, muss nicht auf Sprachformeln zurückgreifen, sondern wird lieber nach frischen und lebendigen Worten suchen.

    Kirche sollte zudem eine Gemeinschaft sein, in der sich Menschen mit ihren heutigen Fragen und Problemen ernst genommen fühlen. Nicht weil dadurch mehr Mitglieder gefunden werden könnten. Sondern weil Gott keinen Sinn hat, wenn er nichts mit meinen Fragen, Freuden und Problemen zu tun hat.

    Die Predigt als Kunstwerk

    Natürlich hat der Wandel auch Schattenseiten. Immer wieder treten Menschen aus der Kirche aus. Bei uns wurden deshalb zwei Gemeinden zusammengelegt, für die ich nun gemeinsam zuständig bin.

    Ich trage die Verantwortung für elf Mitarbeiter, dabei habe ich nie BWL studiert. Insgesamt verbringe ich mehr Zeit mit Planung, Verwaltung und Organisation als mit meinen Predigten oder der Seelsorge. Das ist schade, finde ich.

    Gerade mit den stillen Menschen, die nicht von sich aus zu mir kommen, würde ich gern häufiger das Gespräch suchen. Doch dafür fehlt oft die Zeit, und ich bekomme das Gefühl, dass ich meiner Aufgabe nicht gerecht werde.“

     
  12. 36

    @30 Jim Die katholische und die evangelische Kirche haben etwas im „Portfolio“ was sich Seelsorge nennt. Gibt es heute noch z.B. in Krankenhäusern mit einem kirchlichen Träger. War früher in den Gemeinden ein Angebot für alle. In meiner Jugend war die Pastorin oder der Pastor in der Gemeinde neben den Gottesdiensten und allem was sonst alles dazugehört zu einem gut Teil damit beschäftigt sich um oftmals auch ältere Gemeindemitglieder zu kümmern. Besuche, Gespräche, Seelsorge; Ob und in welchem Umfang das heute geleistet wird, weiß ich nicht.
    Die Seelsorge ist gewissermaßen verweltlicht und von der Religion getrennt worden und findet in anderer sozusagen therapeutischer Form statt.

    Das stimmt so nicht.

    Es gibt sehr viele kirchliche Angebote. Die Telefonseelsorge, die an 365 Tagen rund um die Uhr für alle erreichbar ist, wird von der katholischen und evangelischen Kirche angeboten. Seelsorgerische Gemeindearbeit ist Teil der offiziellen Aufgaben von Pfarrern. Und bei Unfällen und Betreuung von Angehörigen sind regelmäßig Polizeipfarrer im Einsatz. Das sind nur ein paar Beispiele. Die Kirchen sind mit vielen Mitarbeiter/innen im Einsatz.

    Die vielfältigen Seelsorgeangebote der katholischen Kirche sind hier einsehbar:
    https://www.katholisch.de/beratung/seelsorge-von-a-z

    Hinzu kommen weitere Beratungs- und Therapieangebote. Dort sind viele kompetente Menschen tätig.

     
  13. 35

    Neben der inzwischen existenziellen Frage wie die Kirchen den sexuellen Missbrauch in ihren Institutionen aufklären und die Opfer entschädigen wird, stellt sich die mindestens ebenso existenzielle Frage was die Kirchen zu tun gedenken um in Zukunft sexuellen Missbrauch zu verhindern. Es führt kein Weg an tiefgreifenden strukturellen Veränderungen vorbei.

     
  14. 34

    @30
    „Ob und in welchem Umfang das heute geleistet wird, weiß ich nicht.“

    Sehr gute Frage!

     
  15. 32

    Jim ! So ein Kommentar + u.ä. machen den KleBlog (für mich ) schlicht ☝? ohne Puderzucker ? WERTVOLL. ?? ?

     
  16. 31

    Meine Eltern berichteten von einer Sonntagsmesse, in der der Priester in seiner Predigt das Gutachten zum Thema gemacht und deutliche Worte gefunden hat. So deutlich, dass die Kirchenbesucher/innen spontan Beifall geklatscht haben.

    Nun muss auch der letzte in der katholischen Kirche verstehen, dass das die einzig noch mögliche Richtung ist.

    Der Priester sagte auch, dass endlich Frauen angemessen beteiligt werden müssen bei allen geistlichen Ämtern.

    Dem ist nichts hinzuzufügen.

     
  17. 30

    Die Gläubigen oder Mitglieder laufen den beiden großen Kirchen weg. Die Kirchen werden nicht mehr gebraucht außer zum Heiraten in weiß und zur Taufe des Kindes? Und zur Beerdigung. Aber auch dafür hat nicht jeder Verwendung oder nicht mehr. Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber auch das religiös-spirituelle ist nicht das, wo der Schuh drückt. Die katholische und die evangelische Kirche haben etwas im „Portfolio“ was sich Seelsorge nennt. Gibt es heute noch z.B. in Krankenhäusern mit einem kirchlichen Träger. War früher in den Gemeinden ein Angebot für alle. In meiner Jugend war die Pastorin oder der Pastor in der Gemeinde neben den Gottesdiensten und allem was sonst alles dazugehört zu einem gut Teil damit beschäftigt sich um oftmals auch ältere Gemeindemitglieder zu kümmern. Besuche, Gespräche, Seelsorge; Ob und in welchem Umfang das heute geleistet wird, weiß ich nicht.
    Die Seelsorge ist gewissermaßen verweltlicht und von der Religion getrennt worden und findet in anderer sozusagen therapeutischer Form statt. Was im Prinzip nicht schlecht ist, wenn man davon absieht, dass es viel zu wenig Psychotherapeuten gibt. Aber wer sich darauf einlässt eine Therapie zu machen, hat erkannt, dass dies notwendig ist. Die Umkehrung, dass jeder zu einer Therapie bereit ist, wenn es nötig ist, ergibt sich leider nicht. Therapie ist irgendwie immer noch nur etwas für Menschen, die mit ihrem Leben nicht klar kommen so zumindest ist die immer noch weit verbreitete Meinung. Was also tun, wenn das Leben warum auch immer (Krankheit, Trennung, Tod, wirtschaftliche Not, …) aus dem Ruder läuft? Zum Seelenklempner? „Ich bin doch nicht bekloppt!“ werden nicht wenige denken. Ok, aber was tut ein nicht „bekloppter“ Mensch, wenn das Wasser bis zum Hals steht oder einfach alles zu viel wird? Richtig! Nichts! Denn nur „Verrückte“ begeben sich ambulant oder stationär in Behandlung. Ja, viele Menschen sind viel aufgeschlossener als noch vor 20 Jahren, aber man selbst gehört nicht zu denen, die eine Therapie benötigen, ist doch klar! Also gut, was tut ein Mensch, der ganz „normal“ ist und sich wie ein Geländewagen im unwegsamen Gelände festgefahren hat? Nein, kein Abschleppwagen, der würde auch stecken bleiben, sondern ein Ohr. Ein Ohr d.h. üblicherweise im Doppelpack. Die Ohren können beispielsweise einem Nachbarn, einer Kollegin oder einem Bekannten gehören. Das ergibt sich aber oftmals nicht. Also wer hört zu, spricht zu einem, wer kann Rat geben oder Trost spenden? Früher war das weniger die Frage.

     
  18. 29

    @ Messerjocke

    Das Schreiben kenne ich auch, habe ich auch bekommen. Scheint der ultimative Textbaustein zu sein.

    Ich habe auch lange mit mir gerungen, aus der Kirche auszutreten. Irgendwann bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass „an Gott glauben“ und solche Dinge wie Nächstenliebe, Hilfe für die schwachen in unserer Gesellschaft usw. von der Kirche zu trennen sind.

    Diese Selbstherrlichkeit und Selbstgerechtigkeit, dieser maximale Reformunwille, dieses Vertuschen von Straftaten, Zurückhalten von Gutachten. Zum Kotzen. Ich habe mich von dieser pädophilen Trachtentruppe losgesagt.

    Wenn es denn entsprechende Reformen und vor allen Dingen eine Aufarbeitung der ganzen Skandale, und damit meine ich nicht diese aktuellen halbherzigen Entschuldigungen, gibt, würde ich sogar wieder eintreten. Aber wie gesagt, dafür müsste viel passieren.

    @Stefan Schuster

    Sie können es glauben oder nicht, aber einen sehr großen Teil unserer eingesparten Kirchensteuer spenden wir tatsächlich. Überwiegend vor Ort, aber immer ohne „Bild mit Schulterklopfen“ im Käseblättchen.

     
  19. 28

    @23
    “ Man braucht dafür keine Tempel und keine Kirche“
    Das seh ich nicht so!

    „, ja nicht einmal unbedingt einen Glauben,“
    Das hingegen würde ich unterschreiben!

    Das ist überspitzt fromuliert der Kern des Problems: Die Mehrheit der Menschen will Heimat, Geborgenheit, Beistand. Vielleicht mögen und schätzen sie dabei auch einige Elemente des Glaubens, aber der ist (insbesondere in seiner theologischen Detaillierung und Doktrinierung) völlig zweitrangig, fast unwichtig.

    Anders ausgedrückt: Das Singen in der Gemeinschaft des Kirchenchors oder der Posaunengruppe oder das vertraute Glockenläuten der Dorfkirche ist viel entscheidender als der fiktive Glauben an die Jungfräulichkeit oder den Kreuzestod. Auch schön, aber nicht entscheidend.

    Wenn die Kirche aber genau die Gebäude der heimatlichen Geborgenheit nicht mehr besetzt oder schliesst oder abreisst und sich stattdessen eine gutbezahlte Männerelite bei der Beschäftigung mit virtuellen Glaubensdogmen einen schleudert, so kann das auf Dauer nicht gutgehen….diesen Schuss hat die Amtskirche immer noch nicht gehört.

     
  20. 27

    @23
    „Ich kenne niemanden der solche Vorgaben oder solch einen Glauben tatsächlich lebt. Vielmehr höre ich nur Lippenbekenntnisse “

    1000% ACK !!

     
  21. 26

    Ich z.B. habe mich schon vor langer Zeit entschlossen auf der „Welbershöhe“ zu bleiben + nicht in den Himmel zu gehen. ??..?

     
  22. 25

    Es ist ein absoluter Skandal, dass die Leute (mangels verfügbaren Terminen) am Kirchenaustritt gehindert werden. Ich frage mich, warum es im Jahr 2022 nicht möglich ist, das Kirchenaustrittsverfahren unkompliziert online anzubieten?

     
  23. 24

    @Messerjocke, Zitat:

    „In jedem Fall ist Ihre Beziehung zur Kirche verletzt, vielleicht sogar zerstört“

    Sie wurden nicht gefragt, v. g. Satz ist eine Unterstellung.

    Zwichen den Zeilen in dem Brief welcher u.a. auch wohlwollende Worte enthält, lese ich:

    Haben Sie ein schlechtes Gewissen!

    Das spiegelt meiner Erfahrung nach das wieder, was vielte Menschen empfinden wenn sie aus der Kirche austreten. Genau so weit ist der eine oder andere bereits manipuliert.

     
  24. 23

    @RD: Es kommt vl. darauf an was man unter „gläubig“ versteht, ich versuche meine Sichtweise mal grob zu umfassen:

    Die Kirche verlangt das uneingeschränkte Bekenntnis zu Jesus, zur Kirche und das Leben danach auszurichten. Eltern versprechen ihr Kind im christlichen Glauben zu erziehen (tun sie das wirklich authentisch?) und in die Gemeinschaft der Glaubenden hineinzuführen.
    Kann sein dass die meisten Kinder in die Kirche geschickt werden– und damit ist der Fall i. d. R. erledigt.
    Ich kenne niemanden der solche Vorgaben oder solch einen Glauben tatsächlich lebt. Vielmehr höre ich nur Lippenbekenntnisse – oder ich habe ich vielleicht die falschen Freunde und Bekannten.

    Kinder: Wer würde eigentlich sein Kind in einem Sportverein anmelden, von dem bekannt ist dass dort pädophile Mitglieder beheimatet sind? Vl. noch unter dem Deckmantel, dass dort auch Gutes geschieht?

    Das was ich erlebe (natürlich alles subjektiv) sind Kinder die bereits in der Schule, gezwungen durch ihren von den Eltern gegebene Konfession, einem Religionsunterricht beizuwohnen zu müssen. Wenn man sich mit dem menschlichen Gehirn beschäftigt, wird dort der kognitive Grundstein für das was wir „Glauben“ und „Gott“ nennen gelegt. Das betrifft leider auch Unterschiede zu anderen ( u. a. richtig/falsch), welche uns bereits mit der Konfession verpasst wurden.

    Das viele Kinder weder Lust auf Religionsunterricht und den Gang zur Kirche / Messe haben, dürfte anhand der Anzahl bzw. nicht teilnehmenden, sagen über 10 jährigen, unstrittig sein. Trotzdem ist es meiner Beobachtung nach so, dass später nicht selten in weiss und in der Kirche geheiratet wird. In der heutigen Zeit ist bei dem Ereignis der Trauung die Symbolik der Farbe weiss vor dem „Herrn“, doch völlig Banane. Banane hin und her, viele glauben es halt muss so sein, damit ein Gott seinen Segen gibt. Von mir aus…

    Bei der Beerdigung eines Menschen werden in der Kirche nicht selten viele Worte eingesetzt, die mit dem Verstorben bzw. seinem Leben und der Beziehung zu Gott und Kirche, rein gar nichts zu tun haben. Die Trauerreden der Geistlichen wirken auf mich fast immer wie eine Theateraufführung.

    Wie auch immer, die menschlichen Widersprüche u. a. auf Grund vorhandener Programmierungen, ließen sich hier endlos fortführen.

    Was mir widerstrebt ist der Gedanke, oder sollen wir sagen das Geschäftsmodel, für einen Gott und seiner angeblichen Verwaltung bezahlen zu müssen.

    Ne´ ich bin kein Pfarrer, doch wer Gott sucht, darf das überall und kostenlos machen – insofern man der Bibel und anderen Werken aus anderen Religionen, oder dem gesunden Menschenverstand Glauben schenken mag.

    Dazu fällt mir ein Zitat des Dalai Lama ein:

    „Für mich stellen Liebe und Mitgefühl eine allgemeine, eine universelle Religion dar. Man braucht dafür keine Tempel und keine Kirche, ja nicht einmal unbedingt einen Glauben, wenn man einfach nur versucht, ein menschliches Wesen zu sein mit einem warmen Herzen und einem Lächeln, das genügt“

    (O.K., da muss ich noch dran arbeiten) ?

     
  25. 22

    In der Schule: 2 Wochenstunden Religion… 1 Stunde Informatik !? Na, da läuft doch was falsch im Digitalen Zeitalter!
    Und was ich festgestellt habe, in Religion werden unwahrscheinlich viel Hausarbeiten aufgegeben.

     
  26. 21

    Ich hatte mich im März letzten Jahres bereits aktiv mit dem Austritt beschäftigt. Vorausgegangen waren bereits ähnlich motivierte Überlegungen in den letzten 5 Jahren zuvor. Der Austritt gelang mir dann letztendlich im Oktober, Verzögerung genau aus den o.g. beschriebenen Gründen. Ein Unding!

    Ich erhielt dann einen Brief von meiner Pfarrei:

    Sehr geehrte Frau…

    (…) ob Sie den Glauben an Christus verloren haben, ob Sie durch Schwächen und Fehler von Amtsträgern enttäuscht worden sind, ob Sie die Kirche vielleicht auch nur wegen der Kirchensteuer verlassen haben: In jedem Fall ist Ihre Beziehung zur Kirche verletzt, vielleicht sogar zerstört. Auch, wenn es etwa nur ein äußerlicher Grund, wie die Kirchensteuer, zu Ihrem Austritt geführt haben sollte, ist dem ja eine innere Entfremdung vorausgegangen.

    Wenn ich etwas tun kann, damit Ihre Bindung an die Kirche heilen kann, würde mich das freuen. Zu einem Gespräch stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung und würde mich freuen, mit Ihnen zu sprechen. Die Tür bleibt von unserer Seite her immer offen, wie übrigens Ihre Taufe unauslöschlich ist.

    In allem Respekt vor Ihrer Entscheidung und mit den besten Wünschen für Ihre Zukunft erbitte ich Ihnen den Segen Gottes und verbleibe (…)

    M.E. zeigt dieser Brief deutlich den Kern des Problems. Ich habe mich von der Begeisterung für die Idee des Christentums nie entfernt, ganz im Gegenteil, mehr und mehr lebe ich mit einer Selbstverständlichkeit und Freude diese Idee. Davon entfernt hat sich m.E. die Kirche als Organisation an sich, respektive wird jetzt erst immer deutlicher, dass diese Organisation vielleicht noch nie ein legitimer Vertreter dieser tollen Idee überhaupt war!?

    Wird es wieder so sein, dass die Reform einer solch strukturierten, gewachsenen Organisation unmöglich ist, nur eine Implosion, der totale Reset Abhilfe schaffen kann?

    Eine Freundin engagiert sich sehr in der Kirche. Sie beschrieb mir, was sie alle Gutes tun, wie schön die Gemeinschaft wäre. Aber ist nicht genau dieses bedingungslose Engagement ein Garant dafür, dass sich nichts ändern kann?

    Die ZdK-Präsidentin Irene Stetter-Karp dazu in einem bemerkenswerten DLF-Interview vor:

    Zum Misstrauen: „Die Frage, wer sich da distanziert, rückt immer, immer näher“

    Florin: Das Thema ist jetzt in der Öffentlichkeit seit fast zwölf Jahren. Es war im Januar 2010. Es gab viele, viele Veröffentlichungen. Erst kürzlich noch eine Titelgeschichte im Spiegel. Und immer ist von Erschütterung die Rede. Aber die Dome stehen alle noch ziemlich fest. Also, so richtig erschüttert ist da nichts. Oder täuscht da meine Wahrnehmung?

    Stetter-Karp: Ich glaube, sie täuscht. In den Gemeinden, unter den aktiven Christen sind es doch sehr, sehr viele und nicht etwa nur die Jungen, sondern eben auch in meiner Generation und auch in der mittleren Generation, die ihrer Kirche nicht mehr ausreichend trauen. Insofern ist das schon eine Erschütterung oder eine Zerrüttung oder eine enorm gewachsene Distanz, auch ein Misstrauen. Ich habe zum Beispiel leitende Mitarbeiter, die in den vergangenen Jahren aus der Kirche ausgetreten sind, erlebt – jetzt nicht in der Caritas, sondern in dem Feld davor, in der Erwachsenenbildung. Ich denke, das gibt es nicht nur im Südwesten. Auf jeden Fall höre ich von vielen, die engagiert sind, dass die Frage, wer sich da distanziert, immer, immer näher rückt. Also, insofern, ich sehe schon eine sehr kritische Situation und die Dome stehen, ja, die Steine stehen.

    Florin: Sehr distanziert, das bedeutet, dass Menschen über Kirchenaustritt nachdenken, die sich das vor einigen Jahren noch nicht hätten vorstellen können? Das meinen Sie?

    Stetter-Karp: Ja, das meine ich.

    Florin: Dass es den Kern der Engagierten trifft?

    Stetter-Karp: Genau. Also, Menschen, die wie ich … Sie fragen mich ja unablässig und auch verständlich, sie fragen mich: Wie kann man so verrückt sein, noch dazu zu stehen? Also, es ist ja eine Frage, die bin ich eigentlich gewohnt. Ich kenne die Frage sehr als quälende Frage. Inzwischen gibt es eben Kolleginnen und Kollegen, die sagen: Jetzt ist es gut. Es reicht. Ich kann und will das nicht mehr.

    https://www.deutschlandfunk.de/irme-stetter-karp-zdk-interview-der-woche-100.html

    Bedingt durch die hierarchischen, undemokratischen Strukturen, eine daraus resultierende Reformunfähigkeit dieser Organisation, ist der Austritt m.E. ein sehr wirksames Mittel, der vielleicht einzige Weg für die, die keine anderen Möglichkeiten besitzen. Der schmerzliche Prozess hat längst begonnen, zeigt aber m.E. erste sehr erfreuliche Ergebnisse:

    125 nicht-heterosexuelle Mitarbeitende der katholischen Kirche outen sich. Einige Bischöfe äußern Verständnis, andere schweigen. Katholische Organisationen solidarisieren sich.

    https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/schwul-lesbisch-glaeubig-homosexualitaet-in-der-katholischen-kirche-swr2-glauben-2022-01-30-100.html

    Heute: Der Münchner Kardinal Marx:

    https://www.deutschlandfunk.de/kardinal-marx-fuer-abschaffung-der-pflicht-zum-zoelibat-100.html

    Insofern meine Empfehlung vorerst: „Macht kaputt, was euch kaputt macht“

    https://youtu.be/UwE8dlRnsio

     
  27. 20

    @19

    Abschaffung Zölibat gut und schön, aber was glaubst Du wird der bewegen ?
    Gar nix -> siehe evangelische Kirche.

    Ist natürlich trotzdem kein Grund ihn nicht abzuschaffen, ich warne nur vor später unerfüllter Hoffnung. Es wird keine Ausirkung auf die Mitgliederzahlen haben.

    Eher dann schon die Einführung des Frauenpriestertums. Aber durch die Decke schiessen werden die Mitgliederzahlen hier auch nicht.

     
  28. 19

    @ 14 rd: so ist es zumindest bei mir. Ich glaube, dass vor über 2000 Jahren es jemand gegeben hat, der aus der damalige Zeit gefallen ist. Wenn man sich damit ein wenig beschäftigt, hat er uns doch einen moralischen Kompass zur Verfügung gestellt.
    Das Problem dabei ist erstmal der Kompass nicht Ansicht, sondern die Institution, die Ihn „vertreibt“. Die Doppelmoral ist in meinen Augen das große Übel. Geschiedene dürfen nicht die hl. Kommunion erhalten, Priester, die Kinder missbrauchen werden geschützt, was ist das für ein Maßstab, in welchem Verhältnis steht es? Das weltliche Recht verurteilt den Kindesmissbrauch, aber nicht die Scheidung. Im Kirchenrecht ist es anders herum.
    Wie die Kirche schon damals mit den Missbrauchsfällen umgegangen ist, wird hier gut dargestellt:
    https://m.youtube.com/watch?v=wz_enJlgcy0 Es ist eine Reportage vom WDR.

    Um die Institution Kirche erstmal dazu zu bewegen, sich dieser ganzen Problematik zu stellen, müsste sie selber für Ihre finanzielle Versorgung sorgen, sprich selber aktiv werden. Wenn wir überlegen, was die Kirche monatlich einnimmt, ohne erstmal überhaupt einen Finger krumm gemacht zu haben, ist es schon erschreckend.

    Kardinal Marx aus München spricht sich nun öffentlich für die Abschaffung des Zölibats aus. Aber was möchte ein Einzelner gegen die Betonköpfe aus Rom schon ausrichten?

    Benno

     
  29. 18

    @17 Eichhörnchen Sehe es so, dass die Kirche vor allem um ihren Ruf gefürchtet hat und es weniger um Erleichterungen für Täter ging. Das Wort Täter wurde nicht ausgesprochen, so dass es auch keine gab in dem Sinne. Verfehlungen, aber keine Täter. Unter den Teppich kehren durch die übergeordnete Ebene ist für Betroffene immer schlimm und ein Kennzeichen für strukturellen Machtmissbrauch. Daraus ergibt sich ein Ohnmachts- und Schamgefühl, das sich durch das ganze Leben zieht und tiefgreifende Auswirkungen für die Betroffenen hat. Eine Anzeige ist dann für viele auch psychisch erstmal nicht möglich. Zu mächtig erscheint die Gegenseite.

    Man sollte die Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch abschaffen.

     
  30. 17

    @10. Hat die katholische Kirche nicht vor allem den Tätern in ihren Reihen das Leben erleichtert indem sie sie einfach woandershin versetzt hat und die Täter dort von neuem Straftaten begehen konnten?
    In einem Roman von Donna Leon geht es unter anderem auch um einen Priester, der ungehindert Straftaten im Schutze seines Amtes begeht. Es ist nicht möglich ihn der weltlichen Gerichtsbarkeit zuzuführen. Die Autorin hat sich aber eine Art überlegt wie der Priester daran gehindert wird künftig anderen Menschen Leid zuzufügen. Im Roman wird der Priester versetzt. Der neue Dienstort ist ein Hochsicherheitsgefängnis. Leider ist das nur Fiktion.

     
  31. 16

    Ich bin damals mit 16 schon Ausgetreten, hatte keinen Bock solchen Leuten auch noch Geld zu geben.

    Ich wurde dann darauf aufmerksam gemacht das man dann nicht in den „Himmel“ kommt. Ja genau, als wenn man mit solchen Leuten die ewigkeit verbringen will.

    Die Hölle könnte wenigstens zufrieren und man könnte Eishockey spielen. …

     
  32. 15

    @13
    „Die Missbrauchsdebatte ist wichtig, aber für mich nicht entscheidend. Der momentane Peak der Austritte wird nur kurzzeitig den langfristigen Trend der massenhaften Abkehr von der Organisation überlagern.“

    100%ACK, leider. Auch wenn die Kriche moentan aus freundlicher Distanz beobachtend, finde ich die Entwicklung nicht hilfreich. Die Kirchen im rheinland definieren einen nicht zu unterschätzdenden Teil der Heimat, Geborgenheit, Brauchtum und Tradition.
    Es ist bedrückend, dass die Amtskirche das nicht erkennt und fokussiert, sondern sich in uninteressanten theologischen Details wie der Jungfrauengeburt verdoktert und meint, die Mehrheit ihrer Mitglieder würde ihr das auch noch fürstlich bezahlen, statt dafür Sorge zu tragen dass Beerdigungen mit priesterlichem Beistand stattfinden, – DAFÜR zahlen die Leute.

     
  33. 14

    @Steez Man weiß es natürlich nicht, ich aber würde die meisten Menschen schon für gläubig halten, nur mit der Institution Kirche haben sie so ihre Probleme.

     
  34. 13

    Meinen eigenen Entschluss, aus der Kirche auszutreten, habe ich vor 50 Jahren gefasst, als ich mir die Zeit nahm, die innenräume und Kirchenschätze mehrerer franzöischer Kathedralen für viele Stunden auf mich einwirken zu lassen. Wenn allein der Wert des weltlichen Besitzes der christlichen Kirchen ausreicht, den Welthunger nachhaltig zu beseitigen – warum geschieht das dann nicht?

    Die Missbrauchsdebatte ist wichtig, aber für mich nicht entscheidend. Der momentane Peak der Austritte wird nur kurzzeitig den langfristigen Trend der massenhaften Abkehr von der Organisation überlagern. Einige der klügsten Köpfe vieler Zivilisationen haben sich seit über 2000 Jahren an einem Gottesbeweis versucht – vergeblich. Wie denn auch, wenn die Auswirkung der Existenz eines möglicherweise existierenden Höheren Wesens auf den Lauf der Welt noch nie festgestellt wurde?

    Ein Glaube und das Gefühl, unter ständiger Beobachtung zu stehen damit man das Gute tut und das Böse unterlässt, mag vielen Menschen ein moralisches und ethisches Grundgerüst geben. Das ist hilfreich. Jedoch dafür bedarf es nicht der Organisation ‚Kirche‘.

    Stattdessen per Edikt an die Schwängerung einer Jungfrau durch einen Geist glauben zu müssen? Ich bitte euch….

     
  35. 12

    Ob da wie in RD´s Beitrag „Gläubige“ in Scharen diese Institution verlassen, möchte ich bezweifeln. Näher liegt dass viele aus reiner Gewohnheit in dem Verein geblieben sind – und nun aus aktuellen Gründen endlich die Konsequenz gezogen haben.

    Selbst habe ich mich direkt nach meinem 18. Geburtstag (ist schon ziemlich lange her…) abgemeldet. Meine Beweggründe waren damals, dass ich neben diversen unerfreulichen Erfahrungen mit der Kirche nicht verstehen konnte, dass das „geistliche“ Bodenpersonal des Herrn nicht mit Geld umgehen konnte.

    Ein Freund brachte das mal auf den Punkt: Brot für Welt – und Kuchen für uns.

    Einige Auflagen der römisch katholischen Kirche betrachte ich als lebensfremd und menschenfeindlich.
    Wer z.B. an den Blödsinn glauben möchte, dass es einen Gott gibt, der angeblich will sexuell enthaltsam zu leben und nicht zu heiraten, der möchte sich doch mal in anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften umschauen.

     
  36. 11

    @1
    Am besten fände ich ein System wie in Belgien: Da gehören die Kirchengebäude den Kommunen, die sie dann aber auch in Schuss halten müssen, und jeder Amtsträger einer beim Staat akkreditieren Religion ist Staatsbeamter. Also nicht nur der Bsichof, sondern auch die einfachen Priester. Auch Rabbiner und Immane natürlich. Kirchensteuern gibt es nicht, – alles was die Kirche dann zusätzlich finanzieren will, muss sie aus Spenden nehmen.

     
  37. 10

    Serh komplexes Thema. Als selbst Betroffener bin ich der Meinung dass die Missbrauchsfälle nur eine Art Beschleuniger sind, aber nicht der Grund für die Probleme, sondern auch wenns zynisch klingt, bedauerlichste ( aber trotzdem natürlich nicht zu akzeptierende) Einzelfälle. Das gilt auch für die leider systemische Vertuschung der Fälle, bei denen aber -eigene Erfahrung- Eltern, Nachbarn, Dorfbewohner -sprich:das krichenvolk- durch Wegschauen nicht unschuldig sind.

    Ich sehe die Probleme aber auch nicht in einer angeblich verstaubten Kirche, sondern dass die Amtskirche an ihren eigenen Ansprüchen scheitert: Wenn ich der Meinung sein muss, nur Männer dürften das Priesteramt ausüben, dann muss ich mich aktiv bemühen, Männer für das Amt des Priesters zu gewinnen. (Und nicht die Hände in den Schoss legen und darauf warten, dass der 5. Sohn einer Grossfamilie automatisch Priester wird, wie früher)

    Denn viel gravierender noch als die Missbrauchsfälle dürften Kirchen ohne Pastor, Pfarrfusionen und Beerdiungen ohne Prietser sein. Denn da fragen sich die Menschen dann wirklich -speziell in Deutschland- zu Recht, wofür sie eigentlich zahlen, wenn ihnen das Kirchenleben im eigenen Dorf genommen wird.

    Mitbestimmung und Mitmachkirche sind keine zukunftsweisenden Konzepte. Die meisten arbeitenden Kirchensteuerzahler sind nicht daran interessiert, sich nach Feierabend auch noch permenet an der Basis engagieren zu müssen (während -momentan- die Chefetage auf der Kohle sitzt). Das ist letzlich der perfide wie durchschaubare Versuch der Amtskirche, auch noch die durch den Priestermangel zusätzlich anfallende Arbeit auf diejenigen abzuwälzen, die eh schon für den Laden zahlen, – ohne sie ans Geld zu lassen.

    Aus theologischen und natürlich Gerechtigkeitsgünden steht natürlich auch Frauen das Preisteramt zu, zumal die katholische Kirche im Gegensatz zur evangelischen Kirche mit den Nonnen und Äbtissinen so viele dafür geeignete Frauen schon in den eigenen Rreihen hätte, die schon ihr ganzes Leben bisher in den Dienst der Kirche gestellt haben und die sofort das Priesteramt übernehmen könnten.

    Allerdings wird nur das Frauenpriestertum (oder die Aufhebung des Zölibates) die Probleme nicht lösen, siehe evangelische Kirche mit der gleichen Mitgliederentwicklung. Die Menschen wollen eine/n Pastor/in im Dorf, das ist das Entscheidende, das istd er Kern der Probleme.

    Man sollte sich auch nicht verblenden lassen, dass die momentan umgesetzen Massnahmen wie Fusionen und stärkere Beteiligungen der Laien als grossartige theologische Ideen verkauft werden:
    Wenn das theologische Knallerkonzepte wären, warum hat man sie dann nicht schon in den 50er-Jahren eingeführt? Es sind reine aus der Not geborene Rationalisierungsmassnahmen: Die Amtskirche versucht -und schafft es hier teilweise auch- , Sch…e für Gold zu verkaufen.

    Vielleicht noch ein Wort zur Empörung über die Vertuschung: Das Problem an den Missbrauchsfällen ist, dass sie in der Regel nicht beweisbar sind und/oder zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens bei den Amtsträgern auch da schon juristisch verjährt waren.

    Hätte man die Taten alle konsequent zur Anzeige gebracht, wären in 99% der Fälle die Verfahren mangels Beweisbarkeit eingestellt worden oder schlimmstenfalls zum Freispruch geführt: Es steht Aussage gegen Aussage.

    Sie hätten nur zum Erfolg geführt, wenn beschuldigte Priester die Tat durch eigene Aussage zugegeben hätten. Das leistet aber der Gefahr Vorschub, dass dann auch grundlos jeder beschuldigt werden kann. Hier fängt dann die für alle belastende Frage nach der Glaubwürdigkeit des Opfers an, ausserdem gelten auch für Priester die Gesetze des Staates, sich als Beschuldigter nicht selbst belasten zu müssen und die Aussage zu verweigern oder die Tat zu bestreiten. Für ein Urteil muss der Staatsanwalt die Tat beweisen können. Nicht der Angeklagte muss beweisen dass er die Tat nicht begangen hat.

    Ergo -> staatliche Strafverfolgung hätte den Opfern nix gebracht ausser im schlimmsten Fall der schrecklichen Erfahrung der eigenen Wehrlosigkeit trotz Stattfinden der Tat. Von den stillen Verfahren in der Kirche haben sie definitiv mehr gehabt. Das wird oft übersehen.

    Das gilt natürlich nicht für die wenigen Fälle, in denen der Missbrauch nachweisbar war, aber das ist die Minderheit, -leider.

     
  38. 9

    Kommentar zurück
    Es hieß ja Spenden nicht zwangsabführen.
    Ich hab also keine Frage an Herrn Schuster.

     
  39. 7

    Herr Schuster.
    Habe ich was verpasst, oder zahlen alle Arbeitnehmer, die keine Kirchensteuer abtreten wollen bzw. müssen, eine vergleichbare verpflichtende Abgabe oder spenden einen Obulus in dieser Höhe?

     
  40. 6

    Bereits vor 30 Jahren erledigt…wenngleich ich trotzdem an etwas höherem Glaube und das wird wohl der Heiland sein, der mich und geliebte Menschen hoffentlich beschützt.
    Er selbst hat wohl nie Gebühren genommen.

     
  41. 5

    Zitat: „Was sagt der Blog denn zu der Höhe der zu erwartenden Notarkosten?“ Das wäre im Einzelfall zu klären. Wenn die Notargebühren den Kosten für eine normale Beglaubigung entsprechen, dürfte dieser Betrag allein durch die eingesparte Kirchensteuer gedeckt sein.

    Es wäre fair, eine darüber hinausgehende und monatlich eingesparte Kirchensteuer für gemeinnützige Zwecke zu spenden.

     
  42. 3

    Besten Dank für die doch hilfreiche Information.

    Habe des Öfteren die Seite aufgerufen und fühlte mich ehrlich gesagt „verarscht“!

    Dem Artikel entnehme ich, dass wohl auch ein Telefonat nicht hilfreich sein wird. Was sagt der Blog denn zu der Höhe der zu erwartenden Notarkosten?

     
  43. 1

    Erst wenn die Katholische Kirche in Deutschland sich vom Finanzamt trennt, werde ich diese wieder aufsuchen.