Das Grabenstraßen-Fiasko – jetzt meldet sich Harry Verkerk, der Architekt und Generalplaner des Großprojekts, das insgesamt 81 Wohnung umfasst, erstmals zu Wort. Seiner Ansicht nach sind die Geschehnisse „ein bisschen übertrieben dargestellt“, und er versichert: „Morgen ist alles abgestellt – bis auf die Tiefgarage, das dauert etwas länger.“ Bei den Elektroinstallationen habe es eine „falsche Verdrahtung“ gegeben, eine Gasleitung sei eigenmächtig verlegt worden, der zweite Rettungsweg sei vorhanden. Es handele sich seiner Meinung nach um „nichts Schlimmes“, was ein für Donnerstag angesetzter Rundgang auch belegen werde. „Morgen weiß ich mehr“, so Verkerk.
Die Mieter der Wohnungen sind indes schon heute bedient. Einer von ihnen ist vor drei Monaten in eine Wohnung an der Grabenstraße eingezogen, schon einige Monate später als geplant. In dem Brief an den Käufer räumt der Architekt die Verzögerungen ein, bedingt durch „verlängerte Lieferzeiten und zu starke Auslastung der Fachunternehmer“.Â
Für diesen einen Käufer stellte der Zeitverzug allerdings kein gravierendes Problem dar, weil er seinerseits mit seinem vorigen Vermieter einig geworden sei. Anders sei die Situation bei den Bewohnern, die ihre bisherige Wohnung im Vertrauen auf die Verlässlichkeit des genannten Einzugstermins gekündigt hätten.
Als der Mieter, der mit Rücksicht auf sein Alter eine barrierefreie Wohnung gesucht hatte, in die Grabenstraße einzog, traute er seinen Augen nicht: Der Aufzug funktionierte nicht (was sich bis heute nicht geändert hat), und die Treppen waren ohne Geländer (die wurden immerhin nachträglich montiert). Die Elektroinstallationen seien ebenfalls nicht in Ordnung gewesen. In der vergangenen Nacht sei er im Hotel Rilano untergekommen, wo er heute schlafe, wisse er noch nicht.Â
Insgesamt sind 28 Wohnungen in vier Häusern betroffen: Grabenstraße 8, 10 und 12 sowie Bahnhofstraße 9. Die meisten Mieter bezogen nach Auskunft der Stadt bei Verwandten oder Freunden ein Notquartier, zwei Parteien wurden im leerstehenden Altenpflegeheim Haus Maternus in der Oberstadt einquartiert. Die Stadt bat die Betroffenen, sich an die Vermieter zu wenden.
Einer der davon ist der Emmericher H. Ihm sei das Objekt durch die Immobiliengesellschaft der Volksbank Kleverland als fertig angeboten worden, berichtete der konsterniert und geschockt wirkende Eigentümer. „Ich sehe mich wie die Mieter als Geschädigter“, so der Mann. Die Schuld für das Desaster bei dem Architekten zu suchen. Der begegnete einem der Käufer heute vormittag vor dem Rathaus. „Als ich ihn zur Rede stellen wollte, lief er weg“, berichtet er.Â
Die Schuld für die nicht erfolgten Fertigstellungsanzeigen sieht Architekt Harry Verkerk bei den Käufern der Gebäude. Ins Rollen kam der Fall kleveblog-Informationen zufolge, weil ein Gutteil der Wohnungen nur mittels Wohnberechtigungsschein bezogen werden kann. Als eine städtische Sachbearbeiterin von einem Mieter zwecks Förderantrag die bereits bewohnte Adresse genannt bekam, stellte sie fest, dass diese noch gar nicht gemeldet war.Â
Es ist immer wieder das gleiche Geschäftsmodell. Aber offensichtlich verdienen die Banken (hier VOBA Kleverland) immer noch so gut daran, dass solchen „Geschäftsleuten“ Kredite gewährt werden. Leidtragende sind die Mieter und Käufer, die sich treugläubig verhalten haben. Man kann den Geschädigten nur empfehlen persönlich (am besten alle zusammen) an der Wohnadresse des „Geschäftsmannes“ zu klingeln. Dort wird er wohl nicht mehr wegrennen. Alles andere ist er seit Jahrzehnten bereits gewohnt und hat sein „Geschäftsmodell“ nicht geändert. P.S. Die nächsten Ãœberraschungen sind dann der Pfusch am Bau, der sich erst in ein paar Monaten oder Jahren zeigen wird.
Immerhin ist Wohnhaus Bahnhofstraße 11 zum 31.11. fertig 😬
Wie oft in der Juristerei ist nichts so, wie es erscheint.
Zwar gilt für die Bezugsfertigkeit https://de.wikipedia.org/wiki/Bezugsfertigkeit , und danach sind die Gebäude halt noch nicht bezugsfertig.
Aber der Brief, auch mit dem handschriftlichen Zusatz, ist juristisch in diesem Punkt nicht bindend, und zwar aus dem simplen Grund dass da das Futurum “wird zum” … bezugsfertig, was nichts anders als ein Versprechen ist.
Eine zugesicherte Eigenschaft müsste aber die Form “ist seit” … als Formulierung enthalten.
Wenn jetzt auch noch der beurkundende Notar von der Bank vermittelt wurde, hat der redlich denkende, aber mit zu viel Kapital ausgestattete Käufer so ziemlich alles falsch gemacht, was man in der Branche nur falsch machen kann.
Die Sache wird eine existenzsichernde Massnahme für viele Anwälte und einige Gerichte, aber was soll´s, Geld gibt ja doch keine Zinsen.
Ãœbrigens, die Architektenhaftpflichtversicherung wird vermutlich ebenfalls dankend ablehnen.