Eine kurze Geschichte der Hilfsbereitschaft in Kleve

Diese Geschichte schreibe ich unter Schmerzen. Ich liege auf dem Sofa, das rechte Bein hochgelegt, und hoffe, dass dieser Tag irgendwann ein Ende nimmt. Was ist passiert? Am Montag Abend habe ich Basketball gespielt und einen Schlag gegen den Oberschenkel bekommen. Eisbein, Pferdekuss, kommt vor, kein großes Ding. Dachte ich bis heute morgen. Auch der erste Schmerz beim Erwachen war ein vertrauter Begleiter. Nach einer Tasse Kaffee fühlte ich mich stark genug, die erste Herausforderung des Tages anzugehen – von zu Hause zum Parkplatz des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums zu gehen und das dort abgestellte Auto abzuholen. Die ersten Schritte waren schmerzhaft, aber – so dachte ich – das würde sich nach ein paar Metern geben. Also schleppte ich mich die Straße Grüner Heideberg lang, überquerte die Rahmstraße, und bewältigte hinkend die ersten Meter der Arntzstraße. In Höhe der Sozialwohnungen wusste ich: Das wird nichts mehr. Das Bein fühlte sich an wie kurz vor der Explosion. Nichts ging mehr. Ein paar Minuten sammelte ich meine Kräfte und entschied, irgendwie zu versuchen, wieder nach Hause zu kommen. Krankenwagen rufen? Taxi? Für 250 Meter Wegstrecke? Ich entschloss mich, einfach eines der stadteinwärts fahrenden Autos anzuhalten und um Hilfe zu bitten. Leider erlebte ich eine böse Überraschung – zehn Autos passierten mich, ohne mich zu beachten, obwohl ich sichtbar am Straßenrand per Handzeichen Hilfe ersuchte. Drei Frauen hielten an. Die erste sagte, ich solle bitte jemand anderen fragen. Die zweite sagte, sie fahre einen Dienstwagen, da dürfe sie niemanden mitnehmen, auch keine 250 Meter, sonst bekomme sie Ärger mit ihrer Chefin. Erst die dritte Frau, fragte nicht lange, nahm mich mit und setzte mich 250 Meter weiter vor der Haustür ab. Ihr gebührt mein herzlicher Dank. Den anderen aber möchte ich die Frage stellen: In welcher Welt leben wir eigentlich?

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24 Kommentare

  1. 24

    @ 23 M. Jean,

    stimmt und ich war zu doof, das zu erkennen! Wenn ich mich aber richtig erinnere, herrschte zeitweilig
    starker Nebel!

     
  2. 23

    @18 schü.- und schon kämen wir der Hofberichterstattung ein Stück näher.
    Nein, ich denke, es ehrt den admin daß er so wenig wie irgend möglich zensierend eingreift.

    Und wenn der Mensch Ralf Daute sich von anonymen Kommentaren, die der admin durchgelassen hat beleidigt fühlt steht es ihm ja offen, gegen den admin vor Gericht zu ziehen.
    Das wäre wahrscheinlich der erste Fall in Deutschland, wo der Gerichtsdiener ausrufen müsste „Im Fall Daute gegen Daute“ ohne daß es sich um eine Scheidungsangelegenheit handelt. 🙂

    Aber mal im Ernst, seid Ihr denn alle so verbissen und humorlos daß Ihr die Kommentare über Bart usw. nicht als erlaubtes „teasing“ („In human interactions, teasing comes in three major forms, playful, hurtful, and educative.“ Q:wiki) erkennt ?
    Hier ist Ersteres anzunehmen, und von rd auch wohl als solches erkannt worden.

     
  3. 22

    @21 otto
    @ 18 war jemand anders. So viel zum Thema Einfalt, Größe und wie weit man zählen kann.

     
  4. 20

    “ Markus van Appeldorn

    Ralf, ich fasse mal zusammen: „Niemand in Kleve, der es zu etwas gebracht hat, würde auf die Idee kommen, rd freiwillig in seinem Auto mitzunehmen” „Liegt am Salafisten-Bart” „Schau in den Spiegel und die Frage ist schnell beantwortet…” „Um mitgenommen zu werden bedarf es eines vertrauenswürdigen Aussehens. Noch Fragen?”

    Noch Fragen zum Charakter anonymer Kommentatoren?“
    —————————————————–

    Na na na, Herr van Appeldorn, wir setzen hintern den Aussagen ein Ironie-Zeichen und die Welt sieht
    ganz anders aus 🙂

     
  5. 19

    Ralf, ich fasse mal zusammen: „Niemand in Kleve, der es zu etwas gebracht hat, würde auf die Idee kommen, rd freiwillig in seinem Auto mitzunehmen“ „Liegt am Salafisten-Bart“ „Schau in den Spiegel und die Frage ist schnell beantwortet…“ „Um mitgenommen zu werden bedarf es eines vertrauenswürdigen Aussehens. Noch Fragen?“

    Noch Fragen zum Charakter anonymer Kommentatoren?

     
  6. 18

    @ Wer sich angesprochen fühlt: Eigentlich sollte der Admin respektlose Kommentare, die den Menschen Ralf Daute verletzen, konsequent aus dem Verkehr ziehen

     
  7. 16

    Willkommen in der Realität.

    Die Angst der Menschen davor, Opfer eines kriminellen „Strassenrand-Delikts“ zu werden scheint ebenso gross zu sein, wie die Angst vor Sanktionen, denen man sich aussetzt, wenn man durch Hilfeleistung in atypischer Weise über das Vermögen (hier der Dienstwagen) verfügt. Ein Stück weit kann ich diese Menschen verstehen, den es ist doch heute allzu oft Usus, schon kleinste Unzulänglichkeiten zu sanktionieren. Ja, es wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Nicht nur, dass sich die Ellenbogen Gesellschaft weiter entwickelt, auch das Netz an Regeln, Vorschriften, Verboten etc. wird zunehmend engmaschiger. Da wundert mich dieses Verhalten nicht mehr.

    Obschon ich selbst ein über aus hilfsbereiter Mensch bin, gebe ich zu, dass ich u.U. auch weitergefahren wäre. Unabhängig davon, wer dort gestanden hätte.

    In diesem Sinne jedoch, Mr. Daute: Gute Besserung und schnelle Genesung.

     
  8. 15

    Um mitgenommen zu werden bedarf es eines vertrauenswürdigen Aussehens. Noch Fragen?

     
  9. 12

    @rd erst mal möchte ich mich den Genesungswünschen anschliessen , ich hoffe es ist mit ein paar Tagen Ruhe erledigt.
    Zum Problem Hilfsbereitschaft, oder die Ermangelung derselben, das ist ein schwieriges Thema.
    Lassen Sie es mich erst mal lustig angehen : Mehrere Möglichkeiten bieten sich an.
    1. Um die Zeit sind normalerweise nur CDU- Anhänger unterwegs und die haben rd gefressen …. selbst schuld.
    2. Die Leute haben Sie nicht erkannt, oder vielleicht gerade weil sie Sie erkannt haben….
    3. Weit kann man an der Arntz-Strasse Richtung Innenstadt nicht wollen. Das Stückchen kann der auch laufen.
    4. Gibt`s die Drugsrunner, von denen man aus Eindhoven und Amsterdam gehört hat, jetzt auch schon in Kleve ?

    Aber jetzt mal seriös: man kann doch (fast) keinem mehr trauen.
    Mitten in der Nacht hat mal jemand bei mir geklingelt, er bräuchte Hilfe. Er wär`mit dem Auto aus Spritmangel gestrandet und müßte dringend einen Kanister mit Benzin haben, er würd`s auch mit 50 !!! Euro entlohnen.
    Ich habe ihm dann angeboten, die Polizei zu verständigen, schwupps saß er in seinem Auto und brauste davon.
    Soweit zum Spritmangel .Das stärkt nicht gerade das Vertrauen in die Menschheit.
    Anderes Beispiel: Einkaufswagen auf dem Parkplatz von jemand übernommen, der brauchte dann nicht extra zurückzulaufen.
    Klar hatte er ein Eurostück drin , sagte er. Als ich den Wagen dann wieder zurückbrachte war der Euro schon versteinert, oder genauer gesagt verplastickt. Mache ich das noch mal ?
    Und wenn ich mal den Advocatus Diaboli spielen darf, Ihr Auffindungsort und die Auffindungssituation sprachen wahrscheinlich für den ahnungslosen Passanten nicht gerade für eine akute Hilfsbedürftigkeit.
    Ihr Anliegen, nach Hause gebracht zu werden mal nicht kennend, denkt jeder „normale“ Mensch , der kann ja einfach irgendwo schellen um sich Hilfe zu erbitten.
    Fragen Sie mal Ihre Frau, wie die in gleicher Lage gehandelt hätte.
    Ãœbrigens, auch das Argument mit dem Dienstwagen kann ich nachvollziehen. Wer setzt gerne seinen Job auf`s Spiel ? Ein bisschen Pech, und Chefin wartet schon lange auf die Gelegenheit, die fristlose Kündigung aussprechen zu können.
    Résumé : audiatur et altera pars . Gute Besserung!

     
  10. 11

    Niemand in Kleve, der es zu etwas gebracht hat, würde auf die Idee kommen, rd freiwillig in seinem Auto mitzunehmen.

     
  11. 10

    In der Realität leben wir. Ellenbogengesellschaft. Partys, DSDS und die Ausstattung in Nappaleder oder Wurzelholz sind zu wichtigen Bestandteile des Lebens geworden.
    Aber die wirkliche Realität wird uns schneller einholen als uns lieb ist.
    Erst wenn wir uns wieder selbst als Menschen sehen und nicht als Person, (Kenner wissen wovon ich rede) wird das funktionieren. Was allerdings dazu führen wird will ich mir erst gar nicht ausmalen.

     
  12. 9

    Diese Erfahrung zu machen ist wichtig, sie sollte dich aber nicht abhalten, es den Vorbeifahrenden
    gleich zu tun.

    Gute Besserung und denke gelegentlich an dein Alter

    otto

     
  13. 8

    Empfehle.. (aus Erfahrung) Thrombophob 60.000 (Heparin)…gute Besserung.

     
  14. 7

    … letztendlich entscheidet aber auch das Bauchgefühl … käme mir etwas sehr komisch vor, würde ich auch nicht anhalten und aussteigen.

     
  15. 6

    Was ich wohl getan hätte, wenn ich dich nicht gekannt hätte: ich wäre ausgestiegen und hätte gefragt, was los ist. Dann hätte ich z.B. versucht, ein Auto mit Mann anzuhalten (das ist für eine Frau leichter) und hätte diesen Mann gebeten, dich mitzunehmen. Um die Ecke hätte ich aber auch jemanden gekannt, der, wenn er zu Hause gewesen wäre, dich gefahren hätte. Ich wäre jedenfalls nicht einfach weiter gefahren und fände das (mitten in Kleve) auch inakzeptabel.

     
  16. 1

    Gerade Hilfsbereitschaft und Kooperation sind dem Menschen angeborene Eigenschaften, die eine enorme Bereicherung vor allem für den Initiator, dem Gebenden darstellen. Es bedarf schon einiger Anstrengung, uns nachhaltig diese Kompetenzen abzugewöhnen, was offensichtlich immer besser gelingt.

    Oder warst Du unrasiert?