Noch Sir Isaac Newton war der Meinung, dass „die absolute, wahre und mathematische Zeit […] an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand“ verfließt, aber heute weiß schon jeder Grundschüler, dass die Zeit sich mit dem Raum zur vierdimensionalen Raumzeit vereinigen lässt, allerdings nicht in einem Euklidischen Raum, sondern im sogenannten Minkowski-Raum, der die Möglichkeit eines besonderen zeitlichen Verhaltens bei thermodynamischen Vorgängen erlaubt.
Der letzte thermodynamische Vorgang, der die Stadt Kleve betrifft, war die Bombardierung durch die Alliierten Luftstreitkräfte zum Ende des Zweiten Weltkriegs, der die Stadt in Schutt und Asche legte. Das besondere Verhalten der Zeit betrifft deren Unumkehrbarkeit. Es gibt ein Vorher, das sich nicht wiederherstellen lässt. Man wird älter. Man kann sein Leben nicht noch einmal von vorne anfangen. Man kann Kleve nicht wieder in die kleine Krämerstadt verwandeln, die es Mitte des vergangenen Jahrhunderts, vor dem Krieg, gewesen ist.
Daran hatten die Stadtoberen sich in Anerkenntnis der Gesetze der modernen Physik auch bisher weitgehend gehalten, der Wiederaufbau der Schwanenburg bis Mitte der Fünfzigerjahre ist eben auch nur eine Rekonstruktion, und für den ganzen Rest hat man in der Stadt Bodenplatten eingelassen, die daran erinnern: „Hier stand bis 1945 ….“
Doch nun, nach der längsten Einleitung in der Geschichte des modernen Journalismus, muss konstatiert werden, dass in der Marktstraße ein neuer Versuch unternommen wird, das alte Kleve wieder aufleben zu lassen, mithin ein wenig an der Unumkehrbarkeit der Zeit zu rütteln. Vor dem Geschäft des Antiquars Clemens Giesen wird derzeit von fachkundigen Handwerkern im Auftrag einer Privatperson (ist korrigiert, siehe Kommentar) eine sogenannte Zeitscheibe errichtet, so, als ließe sich ein Stückchen Zeit aus der Vergangenheit abschneiden wie eine Scheibe Wurst beim Metzger und in die Gegenwart transplantieren.
Zu dem Projekt gehört, dass auf rund 50 Quadratmetern der Asphalt vor der Straße weggerissen und durch das deutlich nostalgische Kopfsteinpflaster ersetzt wird, dass die Gehwegplatten durch solche im Berliner Format ausgetauscht werden und dass die Betonwand, die den Parkplatz der Galeria eingrenzt und an Schnödigkeit nicht zu überbieten ist, nun mit einem aufgemalten Foto verziert wird, das dem Betrachter in Erinnerung rufen wird, wie es dort einmal ausgesehen hat, bevor der Kaufhof dort seinen Kundenparkplatz errichtete, der ist nun auch schon lange nicht mehr ist. Auch der Kaufhof ist bekanntlich nicht mehr Kaufhof, aber man muss auch sagen, aus der Perspektive des Urknalls gesehen, sind das alles nur minimale Unwuchten in einem Minkowski-Raum sind.
@ 13 „DM“:
Das Eine tun und das Andere nicht lassen!
Meinen Glückwunsch an Clemens Giesen für seine wunderbare Idee!
Und Ihre Vorschläge:
„Grün! Pflanzen! Wasser! Sitzmöglichkeiten! Begegnungsmöglichkeiten!“
sind natürlich auch alle sinnvoll und richtig und wichtig und unterstützenswert!
Da sollten bitte keine Gegensätze aufgebaut werden!
Danke!
Wird auf dem Pflaster auch weiterhin kostenfreies Parken möglich sein? Wird eine weiße Markierung für die Parkfläche auf dem Pflaster aufgebracht oder werden dafür weiße Steine verlegt?
Hoffentlich hat man sich bei der Planung Gedanken gemacht, alles zu berücksichtigen und trifft nicht während der Durchführung auf Umstände, Überraschungen oder sogar auf eigene Planungsfehler, die womöglich einen Baustop mit sich ziehen und die Markstrasse für Monate blockieren (ähnlich Ampelanlagen Kleve).
So geschehen am Neubau des Gynasiums an der Riswicker Str., der für Monate still stehen wird während die Kosten für alle Handwerker weiter übernommen werden müssen.
Mich wundert es, daß hier im Kleveblog noch nicht darüber berichtet wurde.
Durch den Einbau dieses Kopfsteinpflasterabschnitts wird die Marktstraße für Radfahrer erst recht zur Hölle des (Klever) Nordens. Vielleicht kommt es dann sogar wieder einmal zu einem Radrennen auf der Rundstrecke, mit der die Teilnehmer eines (frühen) Klever Radrennens Ende der Achtziger geschockt wurden: zig Runden auf einem Rundkurs mit Großer Straße, Marktstraße, Rahmstraße und so. Wer weiß noch Genaueres über dieses Radrennen, z. B. die genaue Route?
@1
Wenn der Kopfsteinpflasterabschnitt so gebaut wird wie am Kloppberg wird es auf der Markstraße zukünftig – außer der regelmäßigen, akutischen Aufwertung des Durchfahrtslärms – ja zumindest ab und zu auch Überraschungsdrempel geben. Könnte gut sein, dass dann eines dieser Pizza- und Junkfoodtaxis, (die ja offensichtlich über Sonderrechte verfügen und) die (daher) oft noch weit nach der „Marktstraßen-Sperrstunde“ im kleinen Gang und mit hoher Motordrehzahl die Markstraße hochbrettern, mal den ein oder anderen, recht lose sitzenden Kopfsteinpflasterstein heraushebelt. Und vielleicht beschädigt sich dann dort auch einmal ein (ebenfalls mit viel Motorgeräuschen, aber ohne Verkehrszeichenkenntnisse) nachfahrender, nächtlicher Autoposer seinen Frontspoiler und seinen tiefergelegten Unterboden so richtig nachhaltig.
@13 DM: Nur zu, niemand hält Sie auf, Ihre Ideen in die Tat umzusetzen – ist halt „etwas“ Eigeninitiative gefragt.
Ich finde die Idee und vor allem den Einsatz, die „Zeitscheibe“ zu verwirklichen, toll! Endlich mal ein „Machen“ statt nur ständigem „meckern“ und darauf warten, dass jemand anderes „macht“. Und an die ewigen Kritiker: Kleve bietet noch sehr viel Platz, weitere Ideen zu verwirklichen – nur zu!
@13 Nicht von sich auf andere schließen. Gibt Leute mit anderen Interessen in allen Altersklassen.
Wer meint denn, das das ein Publikumsmagnet wird oder in 2 Monaten nach Erstellung noch irgendeine Beachtung findet? Ich schaue mir dann an , wie die Steinwüste Kleve vor x Jahren als damalige Steinwüste ausgesehen hat. Welcher Klever Einwohner unter 60 Jahren interessiert sich dafür?
Bitte Bitte Bitte gebt das Geld für etwas aus, was die Lebensqualität der Innenstadt hebt. Grün! Pflanzen! Wasser! Sitzmöglichkeiten! Begegnungsmöglichkeiten ! und und und.
@10 Helmut van Bebber
Von Helmuth zu Helmut
Ich schließe mich Helmut van Bebber, meinem „Nachbarn“, vollumfänglich an.
Auch interessant: das Zwillingsparadoxon und Hafele-Keating-Experiment
https://de.wikipedia.org/wiki/Zwillingsparadoxon
https://de.wikipedia.org/wiki/Hafele-Keating-Experiment
Ich finde es eine tolle Idee, und großes Lob an Clemens Giesen, der sich viel Mühe gemacht hat und es ihm schließlich gelungen ist, das Projekt realisiert und finanziert zu bekommen
Tolle Idee ! 👍👍 Hoffe nur, daß das Wandbild nicht irgendeinem Graffiti Sprayer versaut wird ! Gibt ja leider zu viele von diesen „schwach….“ Typen in Kleve !
Nachtrag: Aber vielleicht sind solche „Zeitstreifen“, bemalte Wände zusammen mit Kopfsteinpflaster, doch gut.
Btw: Zeit ist ein Kontinuum, das in beiden Richtungen in die Unendlichkeit reicht. Es kennt keine abgeschlossenen Zeitphasen. Manches Vergangene erscheint deshalb wie gerade erlebt. Und das Gefühl von Zeitlosigkeit, das wir manchmal erleben, in glücklichen Momenten meist, im Flow oder einfach in völliger Entspanntheit, hat auch mit diesem Kontinuum zu tun.
Die Idee ist gut. Ich weiß nur nicht, ob bemalte Wände das Richtige sind. Wie wäre es mit einer virtuellen 3D-Zeitreise-Tour in Kleves Vergangenheit?
Wie zum Beispiel in Köln
https://timeride.de/koeln/
Sentimental Journey Marktstraße ⏫ ! My way ! 😎 „Don Bosco Heim“ Musterung. Akademischer Finger im A…. 🤭 husten sie mal. 😳 Top Resultat 👍🏼 PI BTL 921 🤮 + ➡ Feind 😱🥶 im DDR Osten ,aber wie schön „Lucky me „,heute ist er ( der 🔴 Feind ) in den schönen BRD Parlamenten. 👍🏼 ALLES WURDE GUT ! 😂 🍻
Geschichtlich wirklich interessant fand ich z.B., die Grabung Minoritenplatz, „Die Motte von Kleve“ und Freilegung der Reste der alten Stadtmauer von Kleve.
Nette Idee, wirklich! Aber auch perverse Geldverschwendung.
Auftraggeber ist nicht die Stadt Kleve, sondern ein Privatmann.
Nein, das ist so geplant.
Guten Tag rd,
das ist ein Aprilscherz oder?
Der ganze Aufwand für das, echt?
Dann baut wenigstens einen Drempel dort ein damit das rasen dort auf der Marktstraße aufhört!