Beiträge zur Auflösung des Journalismus

Platz für 500 Gäste ist im Terminal des Flughafens Weeze – Fluggäste werden das Event nicht stören (Foto: Udo Kleinendonk)

Beginnen wir mit der guten Nachricht: Die Veranstaltung wird nicht durch Fluglärm beeinträchtigt. Das letzte Flugzeug, das am Dienstag, 10. März, den Flughafen Weeze verlassen wird, ist der Ryanair-Flug 5714 nach Thessaloniki. Die Maschine hebt um 15:40 Uhr ab, danach ist auf dem Regionalflughafen bis zum nächsten Morgen kein Lärm eines startenden Jets mehr zu hören.

Akustisch also die besten Voraussetzungen für ein Treffen, das heute im Lokalteil der Rheinischen Post angekündigt wird. Die Veranstaltung heißt „Kreis Kleve konkret“, man könnte sie KKK abkürzen, aber das lassen wir mal lieber. Es handelt sich, so lesen wir, um ein „Netzwerkevent der Rheinischen Post Mediengruppe“, zu dem 500 Gäste geladen sind – und zwar in den Terminal des Flughafens Weeze.

Stargast ist der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU), der vom Leitenden Politikredakteur des Blattes, Martin Kessler, interviewt werden soll. Landrat Spreen jubiliert: „Ich freue mich sehr, dass die Rheinische Post mit dem Kreis Kleve konkret [sic!] den wirtschaftlichen und politischen Engagierten im Kreisgebiet eine besondere Möglichkeit zur Pflege von Geschäftskontakten bietet.“ Wirtschaftsförderer Kuypers sekundiert: „Die Region und ihr Airport Weeze kann das zu erwartende Scheinwerferlicht gut gebrauchen, dass die Rheinische Post ihr mit der neuen Veranstaltungsreihe bescheren möchte. Für diese Anstrengungen sagen wir als Wirtschaftsförderung Dank.“

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass Menge der heißen Luft, die an diesem Abend im Terminalgebäude ausgestoßen wird, die eines startenden Ryanair-Jets locker übertreffen wird. Denn es soll auch über die Zukunft des Flughafens gesprochen werden – einer klinisch toten Unternehmung, die immer noch als „Leuchtturm“ verkauft wird und deren Siechtum Ende vergangenen Jahres per Kreistagsbeschluss mit zwei Millionen Euro künstlich verlängert wurde.

Nun bejubelt der politisch dafür verantwortliche Landrat das neue RP-Format, und auch der Mann der Grünkohlwochen ist voll des Lobes – da darf die Frage gestattet sein, wer sich da wem in größerer Not an den Hals schmeißt: die kriselnde Zeitung der Politik oder die verzweifelte Politik den Medien? Der Wirtschaftsförderer konfabuliert von „entspannenden Lösungsansätzen“ – was soll das heißen? Und wie wird die RP künftig unabhängig über die Lage des Flughafens berichten können? Aber womöglich ergibt vor diesem Hintergrund die soeben eingeführte Bezahlschranke auf eine ganz eigentümliche Weise ihren Sinn – die Öffentlichkeit bleibt von den zu erwartenden Jubelberichten verschont.

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7 Kommentare

  1. 7

    M.E. finden wir in Deutschland immer noch eine große Vielfalt von Informationsquellen. Die klassischen Tageszeitungen sind längst nicht mehr die einzig relevanten Anbieter von qualitativ guten, relevanten Informationen, wie dieser Blog es auch zeigt.

    Explizit die RP bzw. die RP-Mediengruppe insgesamt fallen immer mehr als ideologisch (oder wodurch auch immer) geprägte Meinungsmaschine auf. Sei es der unkritische Umgang mit dem Flughafen NRN oder beispielsweise ein nach Rose duftenden Seifenblasen-Lobhudel-Werbe-Artikel zu einem Auftritt von dem aktuell stark in der Kritik stehenden Dieter Nuhr. Man fühlt sich von dieser Mediengruppe einfach nur hinter die Fichte geführt, geleitet, flankiert, hypnotisiert.

    So habe ich schon vor Jahren mein Abo gekündigt, mindestens drei weitere Abo-Kunden zur Kündigung bewegen können.

    Hört man täglich morgens den Deutschlandfunk mit Presseschau und bindet die eine oder andere Webseite unabhängiger, freier Journalisten mit ein, folgt auf Twitter (auf Facebook findet man relevante Personen i.d.R. gar nicht!) einer gut gestreuten Zahl von Wissenschaftlern und Journalisten, reicht das m.E.

    Lokal liest man kleveblog.de, setzt sich gelegentlich an eine Theke und hört den Gästen zu, spricht hier und dort mit Stadtverordneten VERSCHIEDENER Parteien (ggf. auch an einer oder der selben Theke) oder der/dem einen oder anderen Angestellten einer Verwaltung (ggf. auch an einer Theke oder genau dieser), vervollständigt sich das Bild weitaus mehr als durch die tendenziösen Versuche der einen oder anderen Lokalredaktion.

    Spätestens nach diesen Maßnahmen der Informationsquellenstreuung, wenn man dies so einige Zeit aufrecht erhält, sollte sich klar herauskristallisieren, dass die RP wenig hilfreich ist… es sei denn, man sucht jemanden, der genau das schreibt, was man gerne hören will (…). Ich denke, dies ist der Kern des Problems überhaupt, dass sich diverse Medien, wie die RP, gar nicht an der Aufgabe messen zu informieren, sondern sich Kreise von Lesern suchen und diese mit dem Versorgen, was diese gerne hören möchten, damit ihr „Welt-Bild“ nicht in Schieflage gerät.

    In dem o.g. Fall kommt erschwerend hinzu, dass offensichtlich ein Hinterzimmer-Netzwerk wieder sein Unwesen treibt. Wie war das noch mit der schon peinlich anmutenden Aktion und der Volksbank vor einigen Jahren? Die „Zukunftswerkstatt“ war das, richtig?

     
  2. 6

    3.
    Ich respektiere Ihre Meinung, bin jedoch der Ansicht, dass die Anwohner der Emmericher Straße und der alten B 9 Kleve-Wyler Entlastung erwarten können.
    Der linksrheinische Eisenbahnverkehr ist seit Jahrzehnten ein ungelöstes Problem. Die div. Rückbauten auf der Stecke haben den Missstand noch erhöht. Wer letzthin das Interview des Bahnvorstands Pofalla (Niederrheiner) gehört hat, muss erkennen, dass sich hier sobald nichts verbessert. Traurig, aber wahr. In diesem Block wird das tägliche Geschehen auf der linksrheinischen Bahnstrecke umfassend dargestellt. Die Bundesbahn unternimmt nichts.

     
  3. 5

    @Feine Sahne Die Vorstellung, dass die RP-Abo-Kosten dafür (mit-)verwendet werden, dürfte für Verdruss sorgen.

     
  4. 4

    Das ist ja ein Trauerspiel mit der RP: jetzt biedert sich der Journalismus der Politik auf noch plumpere Art und Weise an! War da nicht mal was mit der sogenannten „4. Gewalt“ des Journalismus und der offenen Meinungs- und Willensbildung für alle Bürger, nicht nur Geklüngel von 500 (echt jetzt? Wer bezahlt das eigentlich?!) Gästen?! Von wem sollte man eigentlich noch Anstand erwarten: von der RP und einem Herrn Kessler, der offenbar journalistische Grundsätzen vergessen hat oder von einem CDU Landrat, der das Gemeinwesen vertritt und sich die RP einkauft. Offenbar geht da gar nichts mehr.

     
  5. 3

    Mmubuuuh, neue Straßen lösen keine Probleme, sondern vergrössern sie letzteendlich nur, mmuubuuuuh!
    Neue Straßen brauche ich daher nicht, mmuuuuh! Und schon gar nicht mitten durch meine grünen Wiesen, mmuubuuh!
    Ãœber das, was viel dringender erforderlich ist und voll im Trend der Zeit liegt, also die Instandsetzung und die Modernisierung derlinksrheinischen Bahnverbindungen wird in Weeze allenfalls am Rande und dann auch nicht mit den Richtigen gesprochen werden, mmuuubuuuh. Da müssen sich alle RP-Abonnementen doch fragen, warum sie angesichts des Anspruchs der geplanten Veranstaltung eine solche Art der Stimmenbeschränkung letztendlich finanziell fördern, mmuuubuuuh. Allein schon, weil so auch ganz schön heftig gegen Gleichheitsgrundsatz verstösst, mmuuubuuuh! Demokratie statt Ausgrenzung, mmuuuuh!

     
  6. 2

    Kevelaerer Politiker schaffen es, dass der Landesverkehrsminister wegen der Umgehung Winnekendonks mit seiner Truppe vor Ort erscheint.

    Der Landrat schafft es unter Einschaltung der Presse, dass der Landesverkehrsminister zum Flughafen Weeze kommt, um auch über dessen Probleme zu sprechen.

    Wer schafft es, dass der Landesverkehrsminister nach Kleve kommt, um über die dringend notwendigen Straßenbauvorhaben B 220 n und B 9 n zu verhandeln?

     
  7. 1

    Toll, wieviel steuert der Kreis denn zu den Kosten dazu ?
    Und wer steht auf der Gästeliste ?