Zum Jahresausklang natürlich auch noch ein Großeinsatz der Feuerwehr bei der Union

Bekannte Klever Postkartenansicht: Union-Gebäude mit Einsatzwagen

Der passende Abschluss für ein in vielerlei Hinsicht murksiges Jahr war am Mittwoch ein Großeinsatz der Klever Feuerwehr, die zur leerstehenden Union-Werkshalle gerufen wurde – zum neunten Mal in diesem Jahr, wobei es fünf Einsatz gab, die direkt mit dem Gebäude zu tun hatten. Es ist schon bemerkenswert für eine Stadt wie Kleve, die so viel auf sich hält, dass sie diese Zustände inmitten eines angesagten Wohngebiets mit einem Stoizismus toleriert, der seinesgleichen sucht.

Bekanntlich gehörte das Gebäude wie der umliegende Grund einmal dem Klever Unternehmer Bernd Zevens. Es gab Pläne. Sie zerstoben. Dann fand sich die einfachste aller Lösungen: Das Gebäude wurde verkauft, und zwar an einen Unternehmer aus Mülheim. Er hatte Pläne. Das einzige, was er je zuwege brachte, war das Anbringen eines großen Vermietungsbanners an der Fassade. Es sollte zu einer Zwangsversteigerung kommen. Doch dann verkaufte der Unternehmer das Gebäude angeblich, und dann verliert sich die Spur.

Das Gebäude, das in jeder Großstadt ein angesagter Ort für Start-ups wäre, kann aufgrund seiner mangelhaften Sicherung nahezu mühelos von allen betreten werden. Obdachlose finden sich ein, machen ein Feuerchen – die Kosten für die sich daran anschließenden Einsätze bezahlt die Allgemeinheit, so what?

Betriebsbesichtigung (Foto: Udo Kleinendonk)
Verwahrlosung, allseits toleriert (Foto: Udo Kleinendonk)
Zeichen an der Kachelwand (Foto: Udo Kleinendonk)

Zum aktuellen Einsatz teilte die Feuerwehr folgendes mit: „Es wurde eine Rauchentwicklung in einem ehemaligen Industriegebäude gemeldet. Die Feuerwehr kontrollierte das verrauchte Gebäude und fand eine bereits gelöschte Feuerstelle auf. Es wurden mehrere Personen angetroffen, die der Polizei übergeben wurden.“

Der größte Einsatz war im Sommer am 18. August. Damals meldete die Feuerwehr: „Zu einem erneuten Brand in einem ehemaligen Fabrikgebäude an der Straße Op de Botter wurden heute Nacht (18. August 2021) gegen zehn nach zwei die Löschzüge Kleve, Kellen und Nord-Ost (Griethausen/Schenkenschanz/Warbeyen) alarmiert. Das Feuer im Erdgeschoss konnte gelöscht werden. Das Gebäude wurde anschließend intensiv kontrolliert. Zwei Personen wurden dem Rettungsdienst übergeben. Es handelte sich um den dritten Brand in diesem Gebäude innerhalb einer Woche.

Auf der Rückseite des Fabrikgebäudes brannte es beim Eintreffen der Feuerwehr in einem Raum im Erdgeschoss. Die Flammen schlugen aus einem Fenster die Fassade hoch. Brandrauch hatte sich in großen Teilen des Gebäudes verteilt und drang bereits aus Fenstern an einer anderen Gebäudeseite ins Freie. Fünf Trupps unter Atemschutz gingen zur Brandbekämpfung von innen und außen vor und konnten den Brand schließlich löschen.

Wegen der starken Verrauchung wurde das Gebäude ausgiebig nach Personen durchsucht. Dies geschah mit Hilfe der Drehleiter und vier weiterer Atemschutztrupps. Im zweiten Obergeschoss konnten tatsächlich noch zwei Personen schlafend vorgefunden werden. Diese hatten in einem leicht verrauchten Gebäudeteil gelegen und wurden vom Rettungsdienst kontrolliert. Sie waren aber unverletzt und mussten nicht behandelt werden.

Im Einsatz waren drei Löschzüge der Feuerwehr Kleve unter der Leitung von Stadtbrandinspektor Daniel Scholz.“

Deine Meinung zählt:

9 Kommentare

  1. 9

    Ca. ein Dutzend Brände später: „Die Verantwortlichen für die Immobilie haben sich zusammengesetzt. Sie bereiten einen Ortstermin fürs Absichern der leerstehenden Fabrik vor“, meldet die NRZ. LOL.

     
  2. 8

    Wie ist denn der Zustand besagten oder besser angesengten Gebäudes? Solide Bausubstanz oder Bröckelkram? Wenn sich der derzeitige Eigentümer noch nicht mal die Sicherung des Gebäudes leisten kann… oder steht die Absicht dahinter das Gebäude verkommen zu lassen bis es nicht mehr zu retten ist? Abreißen und das Grundstück ausschlachten ????

     
  3. 6

    Vielleicht sollte man es der Hochschule überschreiben, dort soll es ja findige Immobilienentwickler geben und Platzbedarf hat die Hochschule sicherlich, Büros, Hörsäle, Werkhalle… direkt am Bahnhof ist es auch.

     
  4. 5

    @4

    Zumindestens die Arbeitgeber der Feuerwehrleute werden für den Verdienstausfall entschädigt, wenn sie es beantragen. Je nach Job kommen da auch schöne Summen zusammen.

    Bei meinem Arbeitgeber sind auch einige Feuerwehrleute. Wir stellen die natürlich sehr gerne für EInsätze und auch Übungen frei. Denn das Ehrenamt ist wichtig. Allerdings sehen das mittlerweile immer weniger Arbeitgeber so.

    Zu dem Gebäude. Das ist ein Schandfleck. Da ist nichts erhaltenswertes mehr dran, dafür braucht man kein Denkmalschutz mehr. Abreissen, und den Abriss dem Eigentümer in Rechnung stellen

     
  5. 4

    @2. Ingo Münstermann „bekommen die geld dafür oder ist das ehrenamtlich?“

    Sehen Wir`s doch einfach als Wehrübung. Knochen und Material sollen ja nicht einrosten.
    Zu Ihrer Frage: Soweit ich weiss, hat Kleve keine Berufswehr, also, Alles pro deo.

     
  6. 3

    „Doch dann verkaufte der Unternehmer das Gebäude angeblich, und dann verliert sich die Spur.“

    Das ist nicht möglich?

    Der von Zevens kaufende Unternehmer war ein Visionär. Mit schlecht gefälschten Photoshop-Fotomontagen von seinen Erfolgsprojekten in Bottrop versuchte er in Kleve Mieter / Investoren zu finden. Der Unternehmer hatte sich das Geld für den Erwerb zusammengeliehen und stand mit der Ruine völlig mittellos dar. Versuche bei lokalen Banken Mittel zu bekommen, wurden mit einem Lächeln abgetan, völlig zu Recht. Natürlich stiegen auch damals die Zeitungen mit großen Story´s über Erfolgsgastronomen aus dem Ruhrgebiet ein, Wahnsinns Konzepte – flankiert von namhaften Architekten….alles heiße Luft.

    Das Gebäude ist völlig wertlos und absolut ungebräuchlich. Schon baulich. Das war es schon, als die Margarineproduktion abgezogen wurde und die Maschinen ausgebaut wurden. Zuletzt hielt sich der Unternehmer aus Mülheim noch über den Verkauf der verbliebenen Raffinat-Tanks und Kältemaschinenanlagen (demontiert in lebensgefährlichen Aktionen von osteuropäischen Hilfsarbeitern, die vollkommen ungesichert die Tanks kurzerhand zerschnitten) kurz über Wasser, dann war das Gebäude endgültig entkernt und umfänglich wertlos. Bei allem Verständnis für den Denkmalschutz, aber dieser Schandfleck gehört abgerissen. Das Schicksal um dieses Gebäude war 2006 besiegelt. Chapeau an Zevens Grundbesitz – alles richtig gemacht.

     
  7. 1

    Vielleicht sollte man ehrlicherweise mal sagen: Diese tristen Zustände sind das Ergebnis des Beitrags Kleves zur deutschen Wiedervereinigung, ein echter Kraftakt.

    Ohne die massiven Fördergelder aus unser aller Steuerzahlungen wäre Unilever nicht aus Kleve weggegangen. (Ähnliches gilt für MüllerMilch)

    Aus gesamtdeutscher Bruttoinlandsproduktsperspektive hat das gar nix gebracht, ob die Magarine statt in Kleve jetzt im Osten hergestellt wid, ist fürs Gesamtergebnis egal.
    Letzlich wurde aus Steuergeldern einem privaten Unternehmen ein teurer Umzug mit Arbeitsplatzverlagerung bezahlt, den -jetzt werde ich polemisch, aber es ist meine Meinung- die Ostdeutschen noch nicht mal zu schätzen wisssen. Auch die Wessis erbringen ihren Beitrag zur Wiedervereinigung, aber es wird nicht gesehen.