Wie weit sind wir mit dem Impfen? Das ist gar nicht mehr so leicht zu beantworten

Lässt sich gerne aufziehen: Biontech-Vakzin (Foto: KKLE/Thomas Momsen)

(Aktualisiert, nun auch mit der Zahl der Impfdosen in den nächsten Wochen, was nicht unbedingt zu Optimismus beiträgt, im Text der fett gesetzte Absatz) Wie viele Kreis Klever Bürger sind schon geimpft, wie weit ist es noch bis zur Herdenimmunität? Das ist derzeit gar nicht so leicht zu beantworten, in der letzten Pressemitteilung des Kreises Kleve, gestern versandt, hieß es dazu nach einer längeren Auflistung: „Somit wurden bis zum 28. Februar im Kreis Kleve insgesamt 22.326 Impfdosen verimpft.“

Wenn jeder schon beide „Schüsse“ bekommen hätte, also 11.163 Menschen, wenn jeder nur die Erstimpfung erhalten hätte, alle 22.326. Die Wahrheit liegt logischerweise irgendwo in der Mitte – irgendwo ist allerdings ein schwaches Wort, um den Impffortschritt angemessen verlässlich zu dokumentieren, wie kleveblog das in der vergangenen Woche bereits getan hatte (siehe hier: Impfen – die aktuelle Übersicht).

Sicher ist, dass im Impfzentrum bisher 3882 Personen aus der Gruppe der Über-80-Jährigen eine Impfung erhalten haben und weitere 2930 von priorisierten Berufsgruppen (allesamt Erstimpfungen, da es aufgrund der Tatsache, dass dort erst ab dem 8. Februar geimpft wird, noch gar keine Zweitimpfungen gab). Diese beiden Zahlen lassen sich mit denen vom 21. Februar vergleichen: Damals waren es erst 2496 über 80 Jahre alte Menschen (plus 1386, ein Anstieg um über 50 %) bzw. 1860 der bevorzugt versorgten Personen (plus 1070, ebenfalls ein Anstieg von mehr als 50 %).

Aus den Altenpflegeeinrichtungen werden insgesamt 12.669 Impfungen gemeldet, das dürften allerdings fast vollständig Erst- und Zweitimpfungen sein. Die Zahl der geimpften Personen dort betrug vor einer Woche 6533, was passenderweise auch grob der Hälfte entspricht. Diese Zahl ist in der Gesamtrechnung aber nur ein Näherungswert.

Stochern im Nebel muss man auch bezüglich der in den Krankenhäusern verabreichten Impfungen. Vor einer Woche wurden 1591 Erstimpfungen vermeldet, gestern nun 2845 Erst- und Zweitimpfungen. Man kann sich nur mit der Schätzung behelfen, dass die Hälfte der 1254 neuen Impfungen auf neue Personen entfielen und die andere Hälfte auf Zweitimpfungen. Also rechnen wir 627 neu geimpften Personen aus Krankenhäusern hinzu.

Somit sind zu addieren: 3882 + 2930 + 6533 + (1591 + 627). Das ergibt: 15.563 bisher geimpfte Menschen, gegenüber der Zahl vom 22. Februar (12.480) also ein Zuwachs von 3083 Menschen. Der Zuwachs in der Woche davor betrug 2236, das ganze Programm gewinnt also mählich an Fahrt.

Bekanntlich setzt kleveblog die Herdenimmunität bei 250.000 Einwohnern an. Die Summe der Erkrankten (aktuell 6771) und der Geimpften (15.563) beträgt 22.334, das heißt, es fehlen noch 227.666 Menschen. Die aktuelle Geschwindigkeit gerechnet, sind es noch 83 Wochen bis zum Ziel. In der vergangenen Woche ergab die gleiche Rechnung noch 106 Wochen. Es gibt eine Beschleunigung, und es ist natürlich damit zu rechnen, dass das Programm auch in den kommenden Wochen weiter an Fahrt gewinnt.

kleveblog liegt nun übrigens auch eine Aufstellung vor, wie viele Impfdosen dem Kreis Kleve im März zugeteilt werden (mit Dank an den Einsender). In der laufenden Woche erhält der Kreis 1739 Impfdosen des Biontech-Impfstoffs und 1390 des Vakzins von AstraZenenca, was insgesamt 3129 Impfungen möglich macht. Die Menge läge also etwa auf dem Niveau der Vorwoche. In den drei Wochen danach sind in der Tabelle jeweils 1741 Dosen des Biontech-Impfstoffs pro Woche aufgeführt, die in den Impfzentren an die Über-80-Jährigen verabreicht werden sollen, und nichts von AstraZeneca. Bleibt es dabei, wäre das ein starker Rückgang des Impf-Tempos. (Interessanterweise führt die Tabelle auch noch nicht das Personal von Schulen und Kitas auf, die in NRW ab 8. März geimpft werden sollen.)

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein hat übrigens auch mitgeteilt, wer im Impfzentrum bisher welchen Impfstoff bekommen hat (wirksam sind sie ja alle): 9491mal wurde Biontech verabreicht, 3081mal AstraZeneca und 20mal Moderna.

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8 Kommentare

  1. 7

    Es war mal, müßte so Ende Dezember 20 gewesen sein,die Rede von ca. 1.000 Impfungen am TAG. Das liest sich gut, das beruhigt die Bevölkerung…
    Nicht nur, dass es bei der Termininierung, nach wie vor, unendlich hakt. Man kriegt nicht mal 50% der einst vermeldeten Leistung hin…
    Wenn uns schon Serbien belehrt, wie man es besser hin kriegt: Gute Nacht Deutschland!https://www.t-online.de

    /nachrichten/panorama/id_89583712/impfung-gegen-corona-wie-serbien-die-eu-hinter-sich-laesst.html

     
  2. 6

    @ Stefan Schuster – Danke für die Teilnahme der Erkenntnis, dass besondere Situationen – hier die Seuche – eben auch besondere, kreative und effektive Maßnahmen erfordern dürften! Und eben nicht ein „weiter so“! , “ Dienst nach Vorschrift“ etc.
    Wir sind in einer extremen Lage – und das erfordert (nicht extreme, sondern..) lösungsorieintierte Ansätze/ Maßnahmen – wovon wir aber noch weit, weit weg sind….leider!

    Zum Beispiel haben etliche Kreise schon im Frühjahr/ Sommer 20 Kristenstäbe eingerichtet, die Infektionsketten verfolgen etc. – sehe ich hier bei uns eher nicht..?
    Herausforderungen, gerade mit solchem Ausmass, muss man doch annehmen7 entgegnen und nicht nur „verwalten“..?

     
  3. 5

    Her mit den Fleißkärtchen für alle denen es gelingt, die Impfquote real deutlich nach oben zu bringen! 💯

     
  4. 4

    Laut KVNO sind im Impfzentrum bisher sogar 10.329 Menschen geimpft worden (1. Impfung). Das eingerechnet, könnte man sogar auf rund 19.000 bisher geimpfte Menschen kommen.

     
  5. 3

    Sehe ich ähnlich @rd.
    Man muß den Zahlen noch nicht mal mißtrauen – auch auf Grundlage der vorhandenen Statistiken ist einfach zu erkennen, dass unser Bundesgesundheitsminister in einer ganz eigenen Traumwelt lebt und Wünsche als Realität verkauft. Der hatte vor etwa 2 Wochen vor laufender Fernsehkamera erzählt, dass die Impfkampagne nun endlich Tempo aufnehme. Ohne dass die (zum Zeitpunkt seiner Behauptung) vergangene bzw. aktuelle Entwicklung der Impfrate, und auch nicht die zwischenzeitliche Entwicklung bis heute, seine steile These in irgendeiner Weise stützen.

    Allerdings hat @Jens-Uwe Habedank in einem Punkt Recht. Auch ich hätte gerne den Eindruck, dass der Kreis Kleve stets präzise und aktuelle Zahlen liefert. Stattdessen arbeitet die Kreis-IT im Stotterbetrieb, und nicht rund um die Uhr. Damit ist nicht die Sonntagsanwesenheit von Personal gemeint, sondern das Fehlen automatisierter Datenerfassung und Weiterverarbeitung. Haben wir eine Seuche, oder können wir es uns leisten ohne Sondermaßnahmen so weiterzumachen wie noch vor anderthalb Jahren?

     
  6. 2

    @Jens-Uwe Habedank Es gibt aber keinen Grund, den Zahlen zu misstrauen. Sie sind im übrigen auch deckungsgleich mit den Werten für ganz NRW.

     
  7. 1

    Ich hab’s schon mal gesagt – den Zahlen/ Aussagen vom Kreis traue ich nicht. Wohl der Kreis selber nicht – sonst würde man nicht so nebulös liefern…

    5% geimpft in 9 Wochen – wäre nach 3-Satz 180 Wochen = 3,4-3,5 Jahre bis man mit Impfen durch ist!
    Sicherlich mag oder wird es eine exponentielle Funktion beim Impfen geben ( hoffe ich mal nach wie vor). Die Frage ist jedoch ob diese Steigerung mit der Steigerung der Corona-Verbreitung mithalten kann und ob man gewillt und fähig ist die bisher peinlichsten Pannen endlich mal effektiv zu beseitigen? Ich denke z.B. daran, dass über 80-jährige ( bzw. deren Verwandte u.Ä.) bis zu 8 Werktage ( = 1,6 Wochen, da SA +SO keine Termine vergeben werden) oder gar länger brauchen um für einen Impftermin durchzukommen – wenn ich 20.000 Leute anschreibe, muss ich wohl auch damit rechnen, dass 20.000 Leute anrufen…?