Weil das WLAN unter Putz verlegt wird: Museum Kurhaus schließt für drei Monate

W-LAN und Kunst – was zu Hause eine einfache Kombination ist, gestaltet sich in einem Museum weitaus schwieriger

Der Festakt zum zweihundertjährigen Bestehen der Sparkasse Rhein-Maas (gegründet als Sparkasse Cleve) in der vergangenen Woche war auf absehbare Zeit die letzte Möglichkeit, das Museum Kurhaus zu besuchen – seit dem 2. Juli hat das kulturelle Aushängeschild der Stadt geschlossen. Der Grund: Es wird (endlich!) ein Drahtlosnetzwerk installiert.

Doch was Zuhause ein guter Freund in der Regel innerhalb eines Nachmittags vollbringt (und dafür für mit einem Bier entlohnt wird), dauert im Museum ungleich länger: Drei Monate bleibt das Kurhaus für die Öffentlichkeit gesperrt. Der Grund mutet etwas kurios an: Das WLAN wird unter Putz verlegt. Unter Putz? Heißt es nicht „Wireless Lokal Area Network“, also kabelloses lokales Netzwerk? Was genau soll das verlegt werden? Die elektromagnetischen Wellen im Frequenzbereich zwischen 2,4 Gigahertz und 5 Gigahertz jedenfalls flirren frei durch den Raum und sind nur mit höchsten Kraftaufwand unter den Putz zu schubsen.

Doch das Museum ist ein großes Gebäude, und ein Router unten beim Empfang würde nicht ausreichen, um alle Säle mit den Wellen zu bespielen – es müssen Erweiterungen her, um den Besuchern einen perfekten Empfang zu bieten. Dafür wiederum müssen dann doch zusätzliche Geräte installiert werden. Diese Kästen einfach an irgendeine vorhandene Steckdose zu hängen, halten sowohl die Stadt wie auch Museumsdirektor Harald Kunde für keinen gangbaren Weg. Um den großen Aufwand zu verstehen, so Kunde, sei es wichtig darauf hinzuweisen, „dass die Schönheit und der Purismus der Räume und Wandflächen unter keinen Umständen zerstört werden darf“. Schon jetzt beeinträchtigten technische Gerätschaften wie Lüftungsklappen und Feuerlöscher den ästhetischen Genuss beim Betrachten der Kunstwerke, da dürfe – so Kunde – nicht noch mehr an Ablenkung im Sinne von elektronischen Kleinteilen hinzukommen.

Dass die Technik in der Tat abzulenken imstande ist, bewies im vergangenen Jahr eine Installation, die aufgrund eines Lochs im Dach im Hauptsaal zu bestaunen war – ein Putzeimer, fachmännisch abgetrennt. Die Besucher wussten nicht, ob es sich um das Werk eines Künstlers oder eines Klempners handelte, die Unterschiede sind vielleicht auch nicht so groß, wie man gemeinhin denkt. Nun also das WLAN als Installation, die im Nicht-Sichtbaren ihr Schattendasein fristen soll. Kunde: „Ein klares Ja zum Netz, aber ohne sichtbare Spuren.“

Das Netz selbst soll den Besuchern den Zugang zur gezeigten Kunst vereinfachen, beispielsweise, indem mittels neben den Kunstwerken angebrachten QR-Codes zusätzliche Informationen schnell und in mehreren Sprachen abgerufen werden können. Zusätzliche Handzettel müssten nicht mehr eigens gedruckt werden. Zudem ist das Drahtlosnetzwerk auch bei Veranstaltungen aller Art hilfreich, und auch die digitalen Klimamessgeräte zur Überwachung der Raumluft funktionieren nur in einem Netzwerk. Während des Umbaus wird mit den Kunstwerken eine Art „Reise nach Jerusalem“ gespielt – sie wandern immer von den Räumen, in denen es gerade staubt und kracht, in diejenigen Säle, die noch nicht von den Bauarbeiten betroffen sind.

Die Wiedereröffnung des Museums Kurhaus Kleve erfolgt am 30. September – mit einer neu strukturierten und um einige neue Werke ergänzten Schau der Sammlung.

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6 Kommentare

  1. 6

    Da bin ich Mal gespannt.. 3 Monate ist natürlich eine Hausnummer …
    Ich hoffe ja dass vernünftige Technik zum Einsatz kommt.. oder wird diese dann regelmäßig ausfallen?
    Sicherheitsmaßnahmen ?

     
  2. 5

    @3. Steve Bay 2025

    Ja, stimmt ….. man könnte die nötigen Materialien auch werfen, lose auf dem Boden verteilen, stapeln, legen oder eben fest verlegen, und nach Fertigstellung des Kunstgenusses kann der künstlerische Restmüll weggefegt, aufgesaugt und entsorgt werden …….. es muss aber nach genauer Planung und mit großer Sorgfalt gehandelt werden!

     
  3. 3

    Die Verlegung des WLAN, könnte meiner Meinung nach, auch schon als eigenständige Kunst, angesehen werden ?!

     
  4. 2

    Hmmm ……. da drängt sich bei mir die Frage auf, ob der Zeitpunkt, genau in der Ferienzeit, in der man Touristen erwartet, richtig gewählt wurde?
    Touristen bringen Einnahmen!
    Wer bezahlt das alles???

     
  5. 1

    Drei Monate, ich hab mir letztens echt die Augen gerieben…

    Aber die Spurenlosigkeit ist ein Argument.