„Tag der richtigen Berufswahl“

Kannte ich noch nicht. War gestern. Schnack unter Lehrern zum Beginn der Sommerferien.

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8 Kommentare

  1. 8

    Interessantes Thema.
    Es ist mitunter schon recht dummdreist, wie sich „der Staat“ – hier die zuständigen Schulbehörden – den Unsitten der Wirtschaft zunehmend anpassen, während andernorts gegen genau dieses Verhalten der Wirtschaft werbewirksam gewettert wird.
    Lehrkräfte mit Beginn der Ferien zu entlassen und zum Schuljahresbeginn wieder einzustellen spart Geld? Wo denn?
    Es findet doch nur eine Umverteilung der Lasten statt? Sind das denn von vornherein befristete Arbeitsverträge, oder handelt es sich um unbefristete Arbeitsverträge? Bei Befristung gelten ja Vorschriften darüber, wie oft ein befristetes Arbeitsverhältnis zwischen den jeweils gleichen AG und AN geschlossen werden darf und ab wann die Festanstellung vorgeschrieben wird.
    Im Bereich Schule wird Vieles schön gerechnet, beispielsweise bei den Planstellen. Ob Lehrkräfte nun physikalisch tatsächlich an der Schule unterrichten, oder ob diese nur auf dem Papier „anwesend“ sind interessiert niemanden – denn auch bei längerfristigem Ausfall haben die Schulen quasi keine realen Möglichkeiten den Ausfall zu kompensieren. Wenn Schulen einen Personalschlüssel erhalten und diesen nicht zu 100% nutzen können, weil bspw. überhaupt nicht genug (geeignete) Bewerber zur Verfügung stehen, dann können die Schulen die unbesetzten Stellen indirekt anderweitig verwenden. Wenn sich aber Bewerber wiederholt vorstellen und trotz Eignung nicht angestellt werden, müssen diese m.W. beim dritten Anlauf eingestellt werden so lange keine anderen Bewerber auf diese Stelle vorhanden sind.
    Dieses ganze Geschachere ist einfach unerträglich – für die Lehrkräfte ebenso wie für die SuS und deren Eltern.
    Zu „meiner“ Zeit waren Lehrkräfte feste Instanzen, welche uns das gesamte Schulleben hindurch begleitet haben.
    Unsere Kinder erleben den häufigen Lehrkräftewechsel – und angesichts der desolaten Umstände hinsichtlich Planungssicherheit, Zukunftsorientierung und Zielsetzung im gesamten Schulwesen verwundert das auch nicht.
    Jedes Bundesland kocht sein eigenes Süppchen und jedes dieser Länderministerien in Sachen Bildung experimentiert völlig ungehemmt und ohne Rücksicht auf Verluste.
    Unsere Kinder und Jugendlichen sollen in immer kürzerer Zeit immer mehr lernen, unabhängig von der persönlichen Eignung und Neigung. Alle SuS sollen quasi über einen Kamm geschoren werden – mit Ausnahme der an den Gymnasien unterrichteten SuS. Das verlangt von den Lehrkräften immensen Einsatz, viel Energie und eine gehörige Portion Nerven. Dann noch das ständige Evaluieren … also viel Papierkram und Leistungsnachweise.
    Nebenher Helikoptereltern, die ihre Kinder im Schweinsgalopp zu elitären Universalgenies ausgebildet wissen wollen und zur Not gegen Schulen und Lehrkräfte klagen.
    Von den zahlreichen finanziellen Nachteilen will ich überhaupt noch nicht schreiben, aber als Stichworte sollten die Begriffe Klassenfahrt, Unterrichtsmaterial, Arbeitsvorbereitung oder Altersvorsorge genügen.
    Viel Text und am Ende meine Meinung:
    Lehrkraft bedeutet, man braucht wirklich Massen von Kraft um im Haifischbecken Schulsystem nicht unterzugehen.

     
  2. 7

    Es erlaubt:
    Wilhelm Busch; Lehrer Lämpel :

    Also lautet der Beschluß,
    Daß der Mensch was lernen muß.
    Nicht allein das Abc
    Bringt den Menschen in die Höh‘;
    Nicht allein in Schreiben,Lesen
    Ãœbt sich ein vernünftig Wesen;
    Nicht allein in Rechnungssachen
    Soll der Mensch sich Mühe machen,
    Sondern auch der Weisheit Lehren
    Muß man mit Vergnügen hören.
    Daß dies mit Verstand geschah,
    War Herr Lehrer Lämpel da.

    Mit ihm trieben dann die Buben Max und Moritz ihre _Streiche.

    Bei aller Ernsthaftigkeit, die Bildung unf Beruf erfordern, sollte man auch Sinniges aus der Literatur lesen.

     
  3. 5

    Das Land Baden-Württemberg hier das Schulministerium argumentierte in einem Bericht vom Fernsehmagazin „Report“, dass sie durch das ausgliedern von nicht verbeamteten Lehrern für 6 Wochen letztlich 11 Millionen Euro einsparen könnten.
    Das wäre Ihnen das Ausgliedern der mittels Zeitverträgen angestellten circa 440 Lehrern, aber auch wert (so kann man es auch sehen), die Lehrer würden ja schließlich auch ihr Arbeitslosengeld für die 6 Wochen bekommen.
    Nur hat das Land Baden-Württemberg sowieso schon Schwierigkeiten die benötigten Lehrerstellen an ihren Schulen zu besetzen und macht es durch dieses Verhalten sicherlich nicht besser.

     
  4. 4

    @ 3. Chewgum :
    In der Tat ist die Lage für viele, die sich zum LehrerBeruf berufen fühlen,
    heutZuTage wortWörtlich beschissen.
    Mein Kommentar #2 bezog sich jedoch auf all jene,
    welche den Beruf ausschließlich oder vorrangig der Ferien halber gewählt haben.
    ( So wie es rd zum Anlaß für diesen thread nimmt. )

    Beide Sorten habe ich erlebt bzw. erlitten.

    4 Jahre Französisch hatte ich bei 4 verschiedenen Lehrern.
    Den ersten beiden, Frau Samel und Frau Strijd, verdanke ich wichtige GrundLagen in dieser schwierigen Sprache.
    Nach dem 3. Jahr, bei Frau Rundt, waren wir im Buch fast wieder soweit gelangt,
    wie wir nach dem 2. Jahr bereits gewesen waren.
    Im 4. Jahr habe ich zum Glück den „Unterricht“ weitGehend ignoriert,
    denn sonst wüßte ich rein gar nichts mehr über Französisch.
    Herr Degen vollbrachte die – zum Glück seltene – Leistung,
    eine Sprache zu VERleeren.
    Alles, dessen wir uns nach dem 2. Jahr sicher gewesen waren,
    radierte er systematisch aus.

    Einer meiner DeutschLeerer „bereitete“ seinen „Unterricht“ dadurch „vor“,
    daß er das Buch einpackte.
    Er ließ uns einfach daraus vorlesen.
    Nicht als iDötzkes sondern als TeeNager.

    Ein anderer hingegen akzeptierte schließlich meine Interpretation
    weil ich sie ihm begründen konnte
    obwohl sie der seinen entgegenStand.

    Herrn Riedel ( Fysik-LK ) und Herrn Crommentuin ( Chemie-GK ) verdanke ich nicht nur profundes Wissen
    sondern auch Freude am und Einsatz für das jeweilige Fach.

    Herr Bleisteiner hingegen hätte mein ursprüngliches Interesse an Geschichte beiNahe vernichtet,
    wenn wir ihn länger als nur das halbe Jahr gehabt hätten.
    Einem meiner MitSchüler verkündete er bereits im September !,
    daß er vorhabe, ihn am Ende des SchulJahres sitzenZuLassen.

    Frau Dr. Coesfeld ( Bio ) fühlte sich bemüßigt, mir zu begründen, warum ich nur eine „2“ bekommen hatte :
    Weil ich mich zu sehr für das Fach interessierte und deshalb zu viel aus eigenem Antrieb gelernt und ausgearbeitet hatte.
    Als ich mich Sekunden vor dieser Beleerung für einen MitSchüler freute,
    daß dieser es endlich mal von seiner üblichen „4-“ weg auf eine „1“ geschafft hatte,
    erklärte sie mir das so :
    ### Ja, der hat diesmal ne „1“, denn der hat bei Frank Biester abgeschrieben – und der hat ja auch ne „1“ ! ###

    Meine Mutter ( JahrGang 1919 ) kommentierte das alles seinerZeit ( in den 70ern ) :
    ###
    Zu meiner Zeit hieß es :
    “ Der kann was – der kann Lehrer werden ! “
    heute muß es wohl heißen :
    “ Der kann nix – der muß Leerer werden ! “
    ###

     
  5. 3

    Blödsinn, habe während meiner Studienzeit die meiste Zeit in WGs mit LehramtsstudentInnen verbracht, von denen einige verbeamtet wurden, andere nicht. Vom Traumberuf Lehrer/in redet kaum noch jemand – und ein Freund, der als angestellter Lehrer an einem Berufsbildungswerk beschäftigt ist, sagte letztens: ‚Wenn ich in Rente bin, ist die Wohnung, die ich jetzt habe, nicht mehr bezahlbar‘.
    Dann gibt es noch die vielen Lehrer/innen an öffentlichen Schulen, die nur befristete Verträge bekommen – der Vertrag endet dann genau zu Beginn der Sommerferien. Einen neuen Vertrag gibt es erst wieder mit Schulbeginn.
    Da lässt sich prima Ferien machen.

     
  6. 2

    @ 1. ??? :
    ### Berufswahl ### Berufung ###
    Sie haben Recht !
    Lehrer, die ihren Beruf ausschließlich der Ferien wegen wählen,
    sollten für den Rest ihres Lebens Ferien bekommen.
    Das wäre besser für die Schüler.

    Für solche Leerer gilt das Plakat
    “ Schule hat begonnen – überfahrt keine Schüler ! “
    nur mit der Ergänzung :
    “ Wartet auf die Lehrer ! “

    @ rd :
    In den 70ern wurden die wesentlichen Stationen im Leben eines Lehrers noch umständlicher beschrieben :

    Er wurde geboren,
    wurde Lehrer,
    bekam Ferien
    und starb.