Mitarbeiter von 40 Firmen wirbeln derzeit im Sternbusch, damit das neue Freizeitbad termingerecht in der zweiten Jahreshälfte eröffnet werden kann. Unter anderem sind einige Spezialisten damit beschäftigt, das neue Außenbecken zu montieren. Das Mammutprojekt liegt zwar im Zeitplan, doch kurz vor Fertigstellung des Bassins ist ein brisanter Streit entbrannt – mit möglicherweise gravierenden Folgen. Es geht um die Qualität des Edelstahls, aus dem das Becken gefertigt ist. Nachdem die Stadtwerke eine eigene Messung der Metallqualität vorgenommen hatten, musste Rolf Hoffmann, Geschäftsführer der Stadtwerke, feststellen: „Wir haben Abweichungen im Edelstahl.“
„Edelstahlbecken sind heute state of the art“, so Hoffmann. Die Stadtwerke Kleve, unter deren Federführung das 20-Millionen-Euro-Projekt am Stadtrand von Kleve steht, hatten dieser Variante den Vorzug gegeben, weil der Wartungsaufwand deutlich geringer ist. Bekanntlich setzte die Witterung dem Vorgängerbecken mit seiner gefliesten Hülle so zu, dass jeweils zu Beginn der Schwimmsaison ein Handwerksbetrieb gut damit beschäftigt war, schadhafte Kacheln auszutauschen.
Beim Edelstahl entfällt diese alljährliche Reparaturaktion. Dafür aber muss der Stahl eine besondere Güte aufweisen, um den Belastungen eines Schwimmbadbetriebs dauerhaft standzuhalten (Chlor, Pipi). Dafür werden dem Eisen einige zusätzliche Elemente beigefügt, um ihm besondere Eigenschaften zu verleihen, am wichtigsten darunter natürlich die Korrosionsbeständigkeit. Die Kontrollmessung der Stadtwerke am Metall ergab nun, dass die beiden chemischen Elemente Chrom und Molybdän nicht in der Menge, die laut Spezifikation verlangt wird, vorhanden sind. Allerdings hatte der Lieferant andere Werte präsentiert. Das Unternehmen lässt die Metallsegmente auch unverdrossen weiter einbauen.
Doch die Stadtwerke nehmen das Problem nicht auf die leichte Schulter. In Verhandlungen mit dem Lieferanten einigte man sich zunächst auf eine weitere Messung des Beckenmaterials durch einen unabhängigen Experten. Hoffmann: „wir haben uns als neutralen Gutachter die Bundesanstalt für Materialprüfung aus Berlin ausgesucht.“
Von diesem Gutachten wird abhängig sein, wie es weitergeht. „Es wird vermutlich keine schnelle Lösung geben“, sagt Hoffmann. „Natürlich hofft niemand, dass das Becken wieder ausgebaut werden muss.“ Das wäre die schlimmste Variante, die natürlich erhebliche Verzögerungen nach sich ziehen würde.
Möglicherweise lösen die Messungen auch eine kostspielige Kettenreaktion aus, denn wenn sich die Messungen der Stadtwerke bestätigen, muss die Frage beantwortet werden, wer für die mindere Qualität des Stahls verantwortlich ist – hat da jemand (absichtlich?) die falsche Qualität bestellt, um Kosten zu sparen, oder hat der Stahlhersteller einfach (absichtlich?) ein anderes Material geliefert?
Die geplante Eröffnung des Hallenbades ist von dieser Entwicklung nicht berührt. Sie soll in der zweiten Jahreshälfte erfolgen (ob jedoch noch im Sommer, kann jetzt nicht sicher gesagt werden). Die Inbetriebnahme des Außenbereichs war ohnehin erst für die kommende Saison geplant, derzeit sieht das Gelände aufgrund der regen Bautätigkeit Hoffmann zufolge ohnehin noch aus „wie eine Mondlandschaft“.
Info Edelstahlbecken: Der standardmäßig für Beckenauskleidungen eingesetzte nichtrostende Stahl ist zurzeit der Werkstoff 1.4404. Dabei handelt es sich um einen austenitischen rostfreien Stahl mit ausgezeichneter Korrosionsbeständigkeit. Laut DVGW-Arbeitsblatt W541 (Grundlage für die Anforderungen an Rohre aus nichtrostenden Stählen für die Trinkwasser-Hausinstallation) wird der Stahlwerkstoff 1.4401 (neben 1.4571) am häufigsten eingesetzt. Es handelt sich hier um einen Chrom-Nickel-Stahl mit Molybdänzusatz. Dieser Stahl ist gut kalt umformbar (biegen, stanzen, tiefziehen), allerdings nicht leicht zerspanbar. Wegen seiner starken Verfestigung bedarf es entsprechender Werkzeuge. Eine starke Verformung kann den Stahl etwas magnetisieren. Wird der Stahl bei Temperaturen zwischen 500 °C und 900 °C gehalten, können sich Chromkarbide in den Korngrenzen ausscheiden, was die Beständigkeit gegenüber interkristalliner Korrosion katastrophal verschlechtern kann. Ein Lösungsglühen ist dann nötig, um die Karbide aufzulösen, gefolgt von einem raschen Abschrecken, um jegliche neue Ausscheidung zu verhindern. Ein Abschrecken nach einer thermischen Behandlung wird in jedem Fall empfohlen. Dieser Stahl ist mit allen gängigen Methoden leicht schweißbar, mit Ausnahme der Sauerstoff-Acetylen Flamme. Nach dem Schweißen sollte ein Lösungsglühen mit anschließendem Abschrecken erfolgen, um das Risiko einer interkristallinen Korrosion auszuschließen.
Info Legierungselement Chrom: Chrom senkt als Legierungselement in Eisen die kritische Abkühlgeschwindigkeit, steigert Verschleißfestigkeit, Warmfestigkeit Zunderbeständigkeit. Es erhöht die Zugfestigkeit, da es als Carbidbilder wirkt. Da es ab einem Massegehalt von 12,2% die Korrosionsbeständigkeit steigert, wird es zu Herstellung von Edelstahl verwendet (V2A, V4A). Außerdem wirkt es ferritstabilisierend und schnürt das γ-Gebiet ein. Chrom hat eine nachteilige Wirkung, indem es die Kerbschlagarbeit und Schweißeignung verringert. Es senkt die Wärmeleitfähigkeit und die elektrische Leitfähigkeit. Chrom verschiebt den Punkt S (Eutektoid) im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm weiter nach oben in den Bereich höherer Temperatur und den Punkt E nach oben links in den Bereich höherer Temperatur und geringeren Kohlenstoffgehalts.
Info Legierungselement Molybdän: Molybdän verbessert in Eisen-Legierung die Härtbarkeit, Zugfestigkeit und Schweißbarkeit. Negativ ist, dass der Haltepunkt A1 leicht nach oben verschoben wird. Außerdem senkt Molybdän die Schmiedbarkeit und Dehnbarkeit. Molybdän verschiebt den Punkt S (Eutektoid) im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm weiter nach oben in den Bereich höherer Temperatur und den Punkt E nach oben links in den Bereich höherer Temperatur und geringeren Kohlenstoffgehalts.
R.Hoffmann bittet um Geduld.
Frei.bad.BER.eich eröffnet erst 2019
Mmuuuh, Müller (aber doch nicht der von Müller-Milch?), mmuuuh!
Ich glaube, der User Jean B. steht dem Juristenhandwerk sehr nahe und denkt schon an den hohen Streitwert, der ihm dann möglicherweise eine schönes Honorar laut RVG (oder noch höher) einbringen könnte, mmuuuuh!
Das ist im Prinzip so bei mir, der auch stets frohgemut an jede Chance denkt, irgendwo eine Extraration Kraftfutter zu erhalten, mmmuuuuh!
Wer sagt denn, dass dem Auftraggeber kein Chinesenstahl untergejubelt wurde, wie es bei anderen Baumaßnahmen in NRW geschehen ist?
Ach jean baptiste, wenn alles so einfach wäre wie Sie schreiben.
was soll das ganze Lamentieren.
Ein Blick in die Ausschreibung.
Ein Check, ob man sich dort keinen Fehler geleistet hat.
Und dann ab zum Anwalt.
@René Ein paar Infos serviert zu bekommen ist doch immer gut 🙂 Außerdem hat rd ein Vorliebe für so genaue Angaben. – Mir wird gerade wieder klar, warum ich damals Chemie schnell abgewählt habe
@René Ist ja nicht nur Wikipedia, sondern auch anderes, und ich fand, es gab dem ganzen Artikel noch so ein Edelstahlfinish…
Immerhin fällt das mal vorher auf, nicht in 10 Jahren
Hätte für die zweite Hälfte des Artikels nicht einfach ein Link zu Wikipedia gereicht? 🙈 Alternativ die Begriffe direkt verlinken…
Berlin ,hey Big City, Air Port Feeling auch in Kleve ? Wie schön,Experten vor Ort die nicht wissen wo der Hammer hängt.Dann bleibt da noch evtl.als böses letztes Handicap eine geschützte,grün /rot karierte Fledermaus die von Ausstrahlungen der verwendeter Materialien in ihrem Geschlechtsleben massiv gestört wird.Das geht dann gar nicht.