Derbystar (Goch) liefert künftig den Bundesliga-Ball, Adidas raus

Ist der Ball wirklich rund? Oder doch nur eine
Ist der Ball wirklich rund? Oder doch nur eine „originale 32 Panel Ball Konstruktion“? Das müssen die Spieler der Fußball-Bundesliga ab der Saison 2018/19 ergründen

Herzogen-Au!-r-Ach!

Das neue Spielgerät der Fußball-Bundesliga kommt ab der übernächsten Saison aus — Goch! Und nicht mehr aus Herzogenaurauch, dort, wo die Adidas-Dynastie beheimatet ist, die der Deutschen liebstem Sport seit Jahrzehnten ihren dreistreifigen Stempel aufdrückt. Ab der übernächsten Saison stellt die Gocher Firma Derbystar den offiziellen Spielball der ersten und zweiten Bundesliga – und dann gleich für vier Jahre. Das gab die DFL Sports Enterprises (DFL SE) am Montag in Frankfurt am Main bekannt. Zahlen wurden erwartungsgemäß nicht bekannt gegeben, aber man darf von einem Millionengeschäft für das am Niederrhein ansässige (und zu einem dänischen Konzern gehörende) Unternehmen ausgehen.

Rein rechnerisch kommt man zwar nicht so weit – pro Bundesligaspiel liegen rund 30 Bälle bereit. Da die Bälle meines Wissens nicht von einem Ort zum anderen transportiert werden, also 18 x 30 Bälle. Ergebnis: 540. Rechnen wir großzügig 100,– € pro Ball, landen wir für die erste Bundesliga bei 54.000 Euro. Dann kommt die zweite Bundesliga hinzu, sodass das bloße Ballverkaufsvolumen bei rund 100.000 Euro liegen dürfte. Aber bei dem Deal geht es um ganz andere Dimensionen!

„Mit Derbystar haben wir einen Partner gewonnen, der seit langer Zeit für höchste, von den Clubs und Spielern anerkannte Produktqualität steht. Darüber hinaus schätzen wir das internationale Vertriebsnetz, über das das Unternehmen zusammen mit der Mutterfirma Select Sport verfügt“, sagt Jörg Daubitzer, Geschäftsführer der DFL SE. Bereits ab 1970/71 war Derbystar durch zahlreiche Club-Kooperationen in der Bundesliga vertreten. In der Saison 1979/80 wurden sogar alle 306 Bundesliga-Begegnungen mit den Bällen aus dem Hause Derbystar ausgetragen. Die Firma behauptet, dass sich deren Bälle durch „exzellentes Sprung- und Flugverhalten“ auszeichnen, sodass die Spieler „niemals die Kontrolle über den Ball verlieren“. Das ist meiner Meinung nach etwas dick aufgetragen, aber so spricht halt das Marketing.

„Mit der Rückkehr in die Bundesliga und 2. Bundesliga unterstreichen wir unsere starke Position im Markt und die sehr positive Unternehmensentwicklung der letzten Jahre“, sagt Andreas Filipovic, Geschäftsleitung Verkauf & Sponsoring von Derbystar. „Wir haben unseren Umsatz seit 2010 verdoppelt. Die Präsenz in der Bundesliga und 2. Bundesliga wird unsere Marke weiter stärken“, sagt Joachim Böhmer, der in der Geschäftsleitung Marketing und Einkauf verantwortet. Klever Unternehmerpreis, ick hör dir trapsen!

Derbystar ist seit der Unternehmensgründung im Jahr 1968 auf die Produktion von handgenähten Bällen spezialisiert und gehörte zur den ersten Produzenten, die synthetische Materialien für die Herstellung der Bälle einsetzten. Diese Entscheidung galt Mitte der 1970er Jahre als richtungsweisend und setzt bis heute Standards in punkto Innovation. Seit 1991 gehört die DERBYSTAR Sportartikel GmbH zu SELECT Sport A/S (Select), einem dänischen Unternehmen, das bereits seit 1947 als reiner Ballspezialist Maßstäbe setzt. So entwickelte Select unter anderem 1962 den ersten 32-teiligen Fußball und 1974 den ersten handgenähten Polyurethan-Fußball. 1996 beriet Select die FIFA bei der Festlegung universeller und moderner Fußballstandards. Die Fußball-Ligen in den Niederlanden, Finnland, Schweden, Island, Dänemark und Belgien setzen auf offizielle Spielbälle von Derbystar/Select.

Das Unternehmen DERBYSTAR/SELECT nimmt seine soziale Verantwortung ernst und setzt bei der Produktion der Bälle in Pakistan nicht nur auf höchste Qualitätsansprüche, sondern auch auf faire Bedingungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter. Die jährlich rund drei Millionen Bälle werden exklusiv bei Anwar Khawaja Industries (AKI) in Pakistan hergestellt, einem von Fairtrade zertifizierten Unternehmen. Die rund 7.500 Näher und ihre Familien profitieren seit 1996 auch von einem umfassenden Gesundheits- und Bildungsprogramm.

Einer der bekanntesten Werbeträger der Marke Derbystar war Fleming Lund, ein früherer Außenstürmer von Fortuna Düsseldorf. In meiner Fotokiste liegt noch eine Autogrammkarte von ihm. Lund, 1,70 m groß, erzielte in 96 Bundesligaspielen für Rot-Weiß Essen und dann für Düsseldorf sieben Tore. Sieben! Aber er war ein sympathischer Däne, der heute vermutlich in seiner üppig bemessenen Tagesfreizeit Scandi-Noir-Krimis schaut und seine beiden Töchter, beide Springreiterinnen, zu ihren Turnieren begleitet. Es kann aber sein, dass meine Erinnerung mich täuscht und Lund in Wahrheit für die Sportschuhmarke Hummel geworben hat.

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